Deutsch: Durch Empathie zur kritischen Reflexion

Shownotes

Ziel schulischer Bildung ist es, kritische, couragierte und unabhängige Persönlichkeiten zu fördern. Gerade der Fachunterricht und insbesondere der Deutschunterricht kann die Aufgabe übernehmen, die Bedeutung der Demokratie und ihre Grundwerte zu vermitteln. Über die Auseinandersetzung mit literarischen Texten lernen Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Perspektiven kognitiv und emotional nachzuvollziehen. Gleichzeitig müssen sie auch Möglichkeiten der Partizipation und organisatorische Strukturen kennen, die sich sowohl an fiktionalen wie auch anhand von Sachtexten vermitteln lassen. So entwickeln die Schüler:innen ein Demokratieverständnis, das sich auf Wissen und Empathie stützt.

  • Nutze Lektüren, um Aspekte der Demokratiebildung zu vermitteln und in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung zu stellen.
  • Lasse die Schüler:innen anhand passender Beispiele erarbeiten, wo und warum nicht immer alle an Entscheidungen beteiligt sein können.
  • Setze literarische Texte der Aufklärung ein, um die Wurzeln unseres Demokratieverständnisses zu vermitteln und ihre Bedeutung für die Gegenwart.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 85 "Demokratiebildung im Literaturunterricht" von Deutsch 5-10, erschienen im Friedrich Verlag.

Im Podcast hörst du Moderatorin Veronika Obermeier im Gespräch mit Dr. Ines Heiser, abgeordnete Studienrätin an der Philipps-Universität Marburg für die literaturdidaktische Lehramtsausbildung im Fach Deutsch. Veronika Obermeier/Ines Heiser

Transkript anzeigen

00:00:03: Einfach unterrichten.

00:00:05: Der Podcast von Friedrich

00:00:06: Plus aus dem Friedrich

00:00:08: Verlag.

00:00:09: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte

00:00:12: auf den Punkt.

00:00:15: Herzlich willkommen beim Podcast Einfach Unterrichten vom Friedrich Verlag mit Veronica Obermeier vom Institut für Digitales Lernen.

00:00:22: Heute nehmen wir uns mal ein ganz kleines Thema vor, die Demokratie.

00:00:27: Nein, um Ernst.

00:00:28: Eines der ziele schulischer Bildung ist, der kritische und courageierte Persönlichkeiten zu fördern.

00:00:33: Und dazu gehört auch ein fundiertes Verständnis der Bedeutung der Demokratie und ihrer Grundwerte.

00:00:39: Und ja, natürlich ist das auch Auftrag des Politik- oder Gemeinschaftskundeunterrichts.

00:00:44: Aber auch im Deutschen Unterricht merken wir ja immer wieder, dass wir über die Auseinandersetzung mit unserer Sprache und Literatur, historisch oder auch thematisch an das Thema Demokratie geraten.

00:00:55: und vielleicht ganz nebenbei zur Demokratiebildung beitragen.

00:00:59: Darum wollen wir dieses Thema heute speziell für den Deutschunterricht aufs Tablett bringen.

00:01:03: Bei mir ist dafür heute Ines Heiser von der Uni Duisburg Essen, einer der Herausgebenen dieser Ausgabe.

00:01:09: Und sie befasst sich schon lange mit Literaturdidaktik und ist da eine echt Expertin und ich freue mich sehr auf unser Gespräch.

00:01:15: Hallo Ines.

00:01:16: Ja, herzlichen Dank für die Einladung.

00:01:18: Ich freue mich hier zu sein.

00:01:19: Ines, lass uns doch gleich mal mit einem ganz großen Thema so von der wissenschaftlichen Seite her beginnen, bevor wir dann uns konkret anschauen, wie wir es im Unterricht machen können.

00:01:29: Demokratiebildung im Deutschunterricht.

00:01:31: Welche Dimensionen hat dieses Thema denn?

00:01:34: Wir haben uns für das Heft mein Mitherausgeber Gunnar Fricke, der heute nicht dabei ist und ich darum bemüht, das so ein bisschen zu systematisieren.

00:01:45: Und gerade dabei ist uns eigentlich aufgefallen, dass das in ganz ganz vielen Bereichen implizit drinsteckt, ohne dass es immer so ganz genau mit dazu gesagt wird.

00:01:55: Wir würden das ein bisschen aufteilen in vier Bereiche und möglicherweise ist das noch nicht so ganz vollständig.

00:02:03: Das eine ist ganz klar kritische Reflexion von Sprache, denn Sprache ist ja immer ein politisches Instrument gleichermaßen.

00:02:14: Das bildet allerdings jetzt in diesem Heft nicht so komplett in Schwerpunkt, weil es eher ein Literaturheft ist.

00:02:20: Trotzdem haben wir uns bemüht, dazu auch was unterzubringen.

00:02:24: Was ganz klassisch ist und in der Vergangenheit zum Teil ausführlich besprochen wurde, ist, dass Literatur selbst politische Inhalte tradiert.

00:02:39: Es ist politisch, welche Texte wir für den Unterricht aussuchen und in den Texten werden politische Machtverhältnisse und auch Beteiligungsmöglichkeiten abgewogen.

00:02:48: Also, dass Literatur kritisch rezipieren ist ein sehr großer Bereich.

00:02:55: Und dann hat man noch so eine technische Ebene, bei der ich glaube, dass sie in der Vergangenheit manchmal so ein bisschen weniger berücksichtigt worden ist, obwohl die auch wichtig ist.

00:03:05: Denn man muss ja sagen, dass System Literatur oder das System Unterricht hat ja auch Entscheidungswege und Beteiligungsmöglichkeiten und es gibt da Machverhältnisse und so.

00:03:16: Und da würden wir sagen, dass man auch noch so einen Bereich hat, wo man eigentlich kritisch und transparent mit der eigenen Fachpraxis umgehen muss.

00:03:26: Da haben wir zum Beispiel ein Unterrichtsmodell, wo es um... Literaturpreise geht.

00:03:32: Die werden ja auch vergeben und natürlich entscheidet jemand, wer das macht.

00:03:35: Aber wie laufen diese Entscheidungen eigentlich?

00:03:37: Und wer darf das entscheiden?

00:03:40: Und ganz konkret in der Schule selber hat man eben auch Entscheidungen, wo gesagt wird, was wird im Unterricht gemacht?

00:03:48: Welche Prüfungslektöne gibt es?

00:03:49: Und was dürfen die lernen während des Unterrichts eigentlich mitentscheiden?

00:03:53: Und wir denken, dass das alles ein bisschen ineinandergreifen muss, um letztendlich ein überzeugendes demokratisches Konzept zu vertreten.

00:04:03: Es ist ein bisschen ungut, wenn man jetzt sagt, ich spreche die ganze Zeit darüber, dass in den Texten total viel Gleichberechtigung vorhanden ist und gleichzeitig ist der Unterricht aber sehr stark hierarchisch angelegt.

00:04:15: Dann passt was nicht zusammen und ja, insofern ist das alles irgendwie schon auch wieder um ne Ecke herum miteinander vernetzt.

00:04:22: Dann darf man das ja auch thematisieren.

00:04:24: Und ich glaube, ich spreche für alle meine Kolleginnen und Kollegen in den Schulen.

00:04:30: Wir sind ja im Grunde alle mit einer demokratischen Grundhaltung ausgestattet.

00:04:35: Hoffe ich jetzt zumindest.

00:04:37: Und das sollten wir sein.

00:04:39: In dem Moment, wenn man sich an der staatlichen Schule verpflichtet, ist das ja eine der Sachen, die man zu der man sich offiziell vertraglich verpflichtet, dass man die demokratische Grundordnung unterstützt.

00:04:54: Und das spiegelt sich ja nicht nur in den Inhalten, sondern auch in unserem Umgang wieder drum.

00:05:01: Find ich, diese Viedemensionen, die ihr da gefunden habt, sehr, sehr gut.

00:05:04: Da gibt es auch ein tolles Schaubild in der Ausgabe dazu, dass das noch mal schön verdeutlicht.

00:05:12: Wollen wir uns diese Bereiche mal noch genauer anschauen?

00:05:15: Die Literatur über die werden wir jetzt hauptsächlich sprechen.

00:05:18: Aber ich fand es eben sehr schön, dass ihr auch das Handeln im Unterrichtsalltag in den Fokus genommen habt, weil wir können, es sollten ja auch gar nicht vorgaukeln, dass es echte Entscheidungsmöglichkeiten gibt, wo es gar keine gibt.

00:05:33: Ich glaube, dass das so ein bisschen die große Kunst ist, dass man auf der einen Seite so viel echte Entscheidungsmöglichkeiten schafft, wie möglich.

00:05:45: Und es gibt viele Stellen, an denen das ja durchaus machbar ist.

00:05:48: Das heißt also, zum Beispiel, wenn es darum geht, jetzt ein Jugendbuch für eine normale Unterrichtseinheit auszusuchen, dann spricht sehr wenig dagegen, mindestens fallweise zu sagen, ich gebe nicht ein einziges Buch vor, sondern es gibt einen Pool von zwei oder drei Büchern, die gleich gut geeignet werden oder ähnlich gut geeignet werden und dann den Lernenden die Auswahl zu geben und zu sagen wir suchen jetzt gemeinsam aus.

00:06:15: was möchtet ihr denn gerne lesen?

00:06:17: oder es gibt auch ganz oft Situationen wo unterschiedliche lernen wir gedenkbar sind und wo man dann auch den Lernenden einfach eine Beteiligungsmöglichkeit einräumen kann.

00:06:28: Ich glaube das ist auch.

00:06:30: Das knüpft auch sehr an die Erfahrungswelt unserer Schülerinnen und Schüler an, die sich vielleicht mal als Klassensprecher zur Wahl gestellt haben und dann verloren haben und sehr enttäuscht waren oder eben bei irgendwelchen Abstimmungen vielleicht auch nicht das gewonnen hat, was am besten war, sondern was gerade vielleicht im Trend der Klasse lag.

00:06:48: Und das dann zu reflektieren ist natürlich sehr, sehr schön, vor allem wenn wir es an irgendeinem Objekt machen können, wie es in den Modellen vorstellt.

00:06:57: dann geht das so aus der persönlichen Ebene raus und geht eher, finde ich, auf die Verständnis-Ebene.

00:07:05: Ich habe mir ein Zitat aus eurem Basisartikel markiert.

00:07:09: Wir nehmen ja die Fähigkeit der Bürgerinnen gegebenen Ordnung, zu durchschauen, zu hinterfragen, zu verändern und zu kritisieren in den Fokus.

00:07:19: Weißt du, warum das Verändern nicht am Ende steht?

00:07:23: sondern das Kritisieren am Ende steht.

00:07:26: Das ist eine sehr gute Frage.

00:07:29: Also es ist ein Zitat, wir haben es nicht selber so formuliert.

00:07:33: Glaube, dass das alles ähnlich wichtige Aspekte sind.

00:07:38: Wenn man jetzt über die Realität in Schule spricht, dann muss man vielleicht ehrlicherweise sagen, dass es für die Schülerinnen und Schüler auf ihrer Mikro eben... an mehreren Stellen zwar Möglichkeiten gibt, was zu kritisieren, was sie aber nicht unbedingt verändern können oder zumindest nicht in der konkreten Situation, sondern was sich dann vielleicht erst im Verlauf ändert.

00:07:59: Möglicherweise soll damit ausgedrückt werden, dass Kritik und kritisches Hinterfragen immer wichtig ist, auch dann, wenn vielleicht nicht sofort ein greifbares Ergebnis am Ende steht.

00:08:12: Aber das ist jetzt eine Unterstellung, wie gesagt, der Satz war nicht von mir.

00:08:16: Mir ist es nur aufgefallen oder, dass man auch nach einer Veränderung noch weiterhin kritisch hinterfragen sollte und kritisieren sollte, selbst wenn man die vielleicht selbst angestrebt hat.

00:08:25: Spannend.

00:08:27: Gut, ihr habt ja in dieser Ausgabe für die Modelle dann zwei Schwerpunkte gesetzt.

00:08:32: Welche sind das denn?

00:08:35: Ja, der erste ist Machtverhältnisse und demokratische Prozesse in literarischen Texten reflektieren oder untersuchen.

00:08:43: Das ist tatsächlich so der klassischere Schwerpunkt, das, was die deutsche Daktik seit vielen Jahren ja immer wieder macht und in bestimmten Farben vielleicht intensiver als in anderen.

00:08:56: Und der zweite Schwerpunkt ist Entscheidungsfindung und Meinungsbildung im literarischen Feld.

00:09:02: Das ist etwas, Zudem wir den Eindruck haben, dass das weniger stark im Fokus stand.

00:09:10: Bislang.

00:09:11: Ja, das glaube ich auch zu unserer Verteidigung.

00:09:14: Wir haben uns ja auch um viele andere Themen gekümmert in den letzten Jahren.

00:09:18: Also ich finde zu diesem großen Thema Demokratiebildung gehört ja auch alles Mögliche kleinere sozusagen.

00:09:24: Also auch wenn es leider vom Problem her nicht klein ist, Rassismus, Genderthemen und so weiter.

00:09:31: Von dem her finde ich das schön, dass wir jetzt wieder das große Ganze da auch mal in den Blick nehmen.

00:09:36: Wollen wir uns mal diesem ersten Themenfeld widmen, also dem klassischen, bevor wir dann auf das ein bisschen, wie soll ich sagen, dass man nicht zuerst in den Blick hat, vielleicht zuwenden, also die Literatur.

00:09:48: Ihr habt ja Modelle für alle Jahrgangsstufen oder für alle Altersklassen, sagen wir mal so.

00:09:56: Was glaubst du, wie können wir da Kompetenzen und Wissen aufbauen.

00:10:01: Also ich denke, dass das ganz grundsätzlich schon möglichst früh ansetzen sollte und es gibt sowohl in der Grundschule Pädagogik als auch in der Pädagogik für die frühkindliche Erziehung auch schon Ansätze, die demokratisches Lernen unterstützen sollen und anbahnen sollen und insofern ist Klasse fünf sechs auf gar jeden Fall zu früh.

00:10:26: Es kommt natürlich immer ein bisschen drauf an, auf welche Ebene man sich gerade bezieht.

00:10:30: Sicherlich müssen, muss das in Klasse fünf, sechs in der Unterstufe anders angebahnt und aufgebaut werden, weil die über weniger psychosoziale Reife verfügen, weil die vielleicht auch noch weniger Weltwissen haben, als jetzt Personen, die in Klasse zehn sind oder jemand, der kurz vor Auditur steht.

00:10:50: Aber... So Grundsatz fragen wie was darf ich eigentlich entscheiden oder wie werden Sachen entschieden oder was sind die richtigen Mittel um eine bestimmte Entscheidung herbeizuführen.

00:11:01: Das sind ja Sachen die Kinder jeden Alters betreffen.

00:11:04: Absolut ich fand es ganz toll dass ihr auch eben für Jahrgangsstufen fünf sechs schon so den Umgang mit den eigenen Annahmen und den eigenen sozusagen.

00:11:16: Vorstellungen, die man hat, das macht ihr an dem Märchen.

00:11:19: Das passt ja auch sehr gut in den Lehrplan.

00:11:22: Dass man mit denen erst mal bricht und sagt, es gibt ja noch ganz andere.

00:11:26: Und was siehst du denn?

00:11:28: Also, was kannst du im Text eigentlich lesen?

00:11:30: Genau, das ist ein sehr schönes Modell von Andi Sudermann, wobei wir das eher so ein bisschen in diesen zweiten Bereich Meinungsbildung im literarischen Feld eingeordnet hatten.

00:11:39: Entschuldige.

00:11:40: Bei den Märchen.

00:11:41: Nein, das macht gar nichts, aber wir können gerne auch darüber reden.

00:11:45: Bekanntermaßen geht es bei dem Froschkönig ja jetzt nicht unbedingt um politische Machstruktur in den größeren Sinne.

00:11:56: Nee, das Modell baut so ein bisschen darauf auf, dass in vielen neueren Adaptionen zu diesen Märchen irgendwie davon ausgegangen wird, dass der Frosch in den Prinzen verwandelt wird durch einen Kusten.

00:12:13: Diejenigen, die Jetzt Grimm-Experten sind und den Original Text gelesen haben, wissen allerdings, dass das gar nicht der Auslöser für die Verwandlung ist, sondern in dieser ersten Variante der Brüder Grimm wird der Frosch gegen die Wand geworfen.

00:12:31: Und Anisuda Mann hat dann das Modell so aufgegaut, dass man eben erst diese Vor-Erwartungen abfragt und sagt so ... Ihr kennt doch das Märchen alle und auch am Beispiel von solchen modernen Adaptionen und dann auf diesen Unterschied hinweist, dass es aber eigentlich in dem Märchen tatsächlich anders drin steht.

00:12:53: und die Lernenden können dann am Beispiel dieser Texte untersuchen, wie es dazu kommt, dass man diese andere Annahme hat.

00:13:01: Das ist natürlich eher ein spielerischer und niederschwelliger Einstieg.

00:13:08: Vielleicht leitet das so ein ganz... bisschen schon auch auf die Auseinandersetzung mit sowas wie Fake News oder so hin, dass man eben häufig meint, irgendwas sehr genau zu wissen und es dann gar nicht mehr überprüft.

00:13:21: Und jetzt muss man natürlich sagen, dass irgendein neuer Spielfilm, Animationsfilm ist das, mit dem er arbeitet.

00:13:32: Das sind natürlich keine Fake News, die wollen auch nicht betrügen oder so, sondern in diesen Adaptionen geht man ja kreativ mit dem Ausgangsstoff um.

00:13:40: Das heißt, es ist eine vollkommen legitime Form, sich diesem Thema dann zu nähern.

00:13:48: Gleichzeitig ist das aber, glaube ich, auch etwas, was Lerende dann erfahren können, dass sie sehen, im Bereich Literatur ist es okay, dass ich mir da... Eine eigene Variantestricke.

00:13:58: in anderen Bereichen wäre das aber vielleicht jetzt nicht so gut.

00:14:01: Oder da passt es eben nicht, weil ich nicht mit irgendeinem freien künstlerischen Material arbeite, sondern weil es einen ganz anderen Realitätsbezug hat, wenn ich mit Sachtexten zum Beispiel arbeite.

00:14:13: Die

00:14:13: gemachtheit durchschauen.

00:14:15: Das, was mir vorgesetzt wird, hat jemand sich so überlegt und ist nicht so eine allgemeingültige Wahrheit.

00:14:22: Das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Erkenntnis in dieser Altersstufe.

00:14:26: Gut, dann gehen wir aber jetzt trotzdem wieder zum ersten Themen-Schwerpunkt zurück nach meinem kleinen Exkurs auf die andere Seite.

00:14:35: Den Kinderroman, mein Freund Otto, das blaue Wunder und ich.

00:14:38: Genau, was, wie geht ihr da vor?

00:14:41: Ja,

00:14:41: Silke Lambeck, das ist so ein ganz toller Kinderroman, den wir allen unterrichtenden sehr herzlich empfehlen möchten.

00:14:51: Da ist, glaube ich, so ein, also das ist so ein Text, wo die politische Reflexion schon in der Handlung drin steckt.

00:14:59: Da geht es nämlich darum, dass zwei Jungs am Beginn der Sommerferien feststellen müssen, dass ihr Lieblings-Sommerferienort, der die Antwort auf alle Sommerfragen ist, das ist so ein schönes Zitat aus dem Text, geschlossen wurde, weil kein Geld dafür vorhanden ist.

00:15:20: dass sie dieses, also das ist bauffällig, das Freibad, das muss saniert werden und die Finanzierung ist nicht gesichert.

00:15:27: Und Mathi und seine Schulfreunde, die er dann so zusammen ruft, so mühen sich dann sehr auf allen möglichen Wegen dieses Schwimmbad zu retten und am Ende gelingt sie natürlich auch, ist ja ein Kinderroman, so ein bisschen gegen anzhängliche Widerstände von Erwachsenen, die irgendwie sagen, ja, das hat ja eh keines weg und das kann man jetzt eh nicht mehr schaffen.

00:15:50: Und das ist ein Roman, der auf der einen Seite natürlich was sehr ermutigendes hat, dass man dann irgendwie sieht, mindestens so in dieser Fiktion kann das tatsächlich funktionieren, was zu bewirken, auch wenn man noch nicht achtzehn ist.

00:16:04: Auf der anderen Seite werden da ja auf verschiedene Strategien gezeigt, wie man eben sich für seine Anliegen einsetzen kann.

00:16:12: Und das Ganze ist, finde ich, deswegen... besonders schön, weil es sich auf so einer lokal kommunalen Ebene bewegt.

00:16:19: Das heißt also, das ist so ein Nahbereich, in dem Kinder sich auch auskennen.

00:16:23: Und das trifft sich, glaube ich, mit Erfahrungen, die viele von denen haben.

00:16:27: Dass sie zum Beispiel wissen, wir hätten gerne noch einen Spielplatz oder, was weiß ich, unser Skateplatz ist in keinem guten Zustand oder vielleicht auch, dass in der Schule bestimmte bauliche Dinge nicht sind, wie sie das gerne hätten.

00:16:39: Und da parkt das Ganze einfach sehr gut ein.

00:16:43: Und das Modell ist auch so angelegt, dass im Grunde diese unterschiedlichen Formen von Engagement, also zum Beispiel, wie halte ich eine Überzeugungsrede oder auch an einer Stelle sollen so slogans gedichtet werden, die greifen also das auf, was man jetzt da unternehmen kann.

00:17:06: Es gibt ja da noch mehrere Vorschläge, die würde ich jetzt mal aus Zeitgründen überspringen und wollen wir vielleicht noch mal in den zweiten Schwerpunkt reinschauen, weil ich glaube, der erste ist uns schon ganz gut bewusst und da gibt es einfach sehr schöne Vorschläge.

00:17:24: Magst du uns noch eins aus dem zweiten Bereich vorstellen?

00:17:26: Also da haben wir uns eben mit der Frage beschäftigt, wie im Bereich Bildung, Schule, Literatur, Vermittlung eigentlich Entscheidungen getroffen werden.

00:17:39: Wir haben eins zu den Literaturpreisen, das war irgendwie gerade schon einmal kurz aufgegriffen worden von Jana Mikota.

00:17:45: Das dreht sich vor allen Dingen um die Frage, ob eigentlich junge Lesende, also Kinder oder Jugendliche tatsächlich an der Auswahl von Texten für Jugendliteraturpreise beteiligt sind.

00:17:59: Und da können dann die Lernenden sich in dem Modell mit der Frage auseinandersetzen, wie diese Jury zusammengesetzt sind und so.

00:18:06: Und im Grunde nach verziehen, dass diese Juries halt, also beim deutschen Jugendliteraturpreis beispielsweise gibt es eine erwachsene Jury.

00:18:16: Es gibt eine Jugendjury, die arbeiten aber nicht zusammen, sondern sie empfehlen verschiedene Titel.

00:18:22: Und das ist natürlich schon eine Aussage, und es wird dann verglichen mit dem Buch zu guter Bullen, wo eine gemischte Jury zusammengesetzt wird jedes Jahr neu, wo dann die Jugendlichen und die Erwachsenen gemeinsam entscheiden.

00:18:34: Und ich glaube tatsächlich, dass man an der Titelauswahl hinterher häufig auch so ein bisschen sieht, dass da andere Texte vorkommen.

00:18:43: Also die haben zum Beispiel mal die Inheritance Games ausgezeichnet, was auch eine ganz tolle Romanreihe ist.

00:18:49: Bei der ich aber davon ausgehe, dass die wahrscheinlich, dass sich da wahrscheinlich die Jugendlichen gegen eher pädagogisch orientierte Erwachsene durchgesetzt haben mit sehr guten Gründen.

00:18:59: Es ist eine wirklich ganz toll gestrickte Reihe, die sich super gut lesen lässt.

00:19:03: Aber halt nicht unbedingt jetzt diesen pädagogischen Anspruch so hat, den sonst manchmal Text auf Empfehlungsliften beinhalten.

00:19:11: Das ist eine großartige Idee und ich frag mich, warum ich das nicht schon längst mal gemacht habe im Unterricht.

00:19:18: Dass man dahinter schaut und eben nicht einfach nur so, ah ja, das ist jetzt dieser Preis, der wird schon ordentlich vergeben sein und so weiter, sondern dass man mal reinschaut.

00:19:27: Und eben da infrage stellt wie und man liest nebenbei noch ganz viel und kann sich das Begründungen angucken.

00:19:33: Also da kommen ja alle Bereiche des deutschen Unterrichts zusammen.

00:19:36: Das

00:19:36: stimmt.

00:19:37: Also ich will jetzt auch nicht die Arbeit der Erwachsenen und Juris komplett infrage stellen.

00:19:41: Darum geht es gar nicht, sondern tatsächlich eher um darum, dass möglicherweise unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden und man sich darüber halt im Klaren sein sollte.

00:19:50: Und.

00:19:51: Für alle, die sich das jetzt anhören, nochmal so ein bisschen zur Beruhigung, das Modell setzt nicht voraus, dass man sämtliche Bücher auf der Empfehlungsliste bei der Jury gelesen hat oder zur Verfügung hat, sondern es ist so klein gearbeitet, dass man auch mit den Begründungen für die Auswahl usw.

00:20:10: arbeiten kann.

00:20:10: Also es ist zuhandhabend in der Praxis.

00:20:13: Das ist das Schöne.

00:20:13: Es sind wirklich sehr, sehr praxisnahe Modelle, die ihr habt.

00:20:17: Die Aufklärung wird noch in den Fokus genommen mit dem historischen Bezug, dass man diese Entwicklung sehen kann.

00:20:22: Also ich kann es nur empfehlen, wie immer, muss ich jetzt auch dazu sagen.

00:20:28: Lieber Ines, habe ich dich jetzt irgendwas nicht gefragt, was du gerne noch erwähnt hättest?

00:20:32: Wir wünschen uns halt, dass bei diesem sehr wichtigen Thema Leerkräfte auf dem Schirm haben, dass es auch im Unterricht, auch im Fach Deutsch, so rum.

00:20:43: regelmäßig mit bedacht werden sollte.

00:20:45: das ist vielleicht so eine Abschlussbemerkung.

00:20:47: in den Curricula und in den Verlautbarung der Kultusminister Konferenz steht es halt als Querschnittsaufgabe drin.

00:20:54: Und diese Bezeichnung Querschnittsaufgabe ist was es gibt ja für Teamarbeit immer diese etwas gemeine Übersetzung toll ein Antrag macht.

00:21:03: bei Querschnittsaufgabe habe ich manchmal so ein bisschen die Befürchtung dass die Übersetzung ist super niemand muss es machen und.

00:21:10: Unser Anliegen wäre auch über das Heft dazu beizutragen, dass sich Lehrkräfte einfach darüber bewusst werden, dass das teils gar keinen großen Aufwand macht, das zusätzlich bewusst mitzureffektieren und dass es eben auch im Deutschunterricht unbedingt als Dimension mitgedacht werden sollte.

00:21:26: Und dass man es auch stemmen kann, wenn man eben nicht noch Politik als Zweitfach hat, sondern dass man es auch stemmen kann, wenn man... aus anderen Fächern noch kommt.

00:21:35: Ich glaube, diese Ermutigung dürfen wir allen hier gerne mitgeben.

00:21:40: Und ich bedanke mich für das tolle Gespräch.

00:21:42: Ja, sehr gerne.

00:21:43: Ich hab mich gefreut, dass ich das heftig vorstellen durfte.

00:21:50: Das war Einfach Unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag.

00:21:56: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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