Identität: Zwischen Individualität und Zugehörigkeit

Shownotes

Jugend klingt nach Aufbruch und Freiheit, aber auch nach Unsicherheit und nach vielen Entscheidungen, die zu treffen sind. Diese Lebensphase ist intensiv, fordernd und voller Fragen. Wie finden Jugendliche ihren Weg zu Eigenständigkeit und Unabhängigkeit und entwickeln Positionen zu Fragen wie: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Was will ich vom Leben – beruflich, persönlich, gesellschaftlich? Die Antworten hängen stark davon ab, aus welchem sozialen, kulturellen oder ökonomischen Umfeld ein junger Mensch kommt – der Spielraum für Selbstfindung ist nicht überall gleich groß. Erhalte Einblicke darin, wer Jugendliche sind und wie sie sein wollen, was ihnen wichtig ist und wer für sie Bedeutung hat. Erfahre, wie es gelingt, die Vielfalt der Lebenswelten von Jugendlichen und ihre Identitäten anzuerkennen und sie in pädagogisches Handeln zu übersetzen. Reflektiere, wie Schule mit ihren Regeln Identität formt – und was das mit Ausgrenzung zu tun hat. Entdecke jugendliche Lebensrealitäten und deren Spannungsfelder und erhalte Anregungen für ein verstehendes, unterstützendes, differenzsensibles Handeln.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 31 "Identität" von Schüler:innen, erschienen im Friedrich Verlag.

Im Podcast hörst du Moderatorin Kati Ahl im Gespräch mit Prof. Dr. Gudrun Quenzel (Professorin für Bildung und Gesellschaft an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und Mitautorin der Shell Jugendstudien).

Transkript anzeigen

00:00:00: Herzlich Willkommen zum Podcast Einfach Unterrichten.

00:00:03: Heute zu dem Thema Identität.

00:00:06: Denn das ist das aktuelle Schülerinnenheft, die Ausgabe des Jahresheftes, die sie zum Abonnement dazu bekommen.

00:00:15: Jugend klingt nach Aufbruch und Freiheit, aber auch nach Unsicherheit und nach vielen Entscheidungen, die man treffen muss.

00:00:22: Diese Lebensphase ist besonders intensiv und fordernd und voller Fragen.

00:00:27: der Podcast einfach unterrichten zur Ausgabe Schülerinnen Identitäten, beschäftigt sich damit, der Podcast einfach unterrichten zur Ausgabe Schülerinnen Identität, beschäftigt sich damit, wie Jugendliche ihren Weg zur Eigenständigkeit und Unabhängigkeit finden, sowie Positionen und Haltungentwickling zu fragen, wie, wer bin ich, wo gehöre ich hin, was will ich vom Leben, beruflich, persönlich, gesellschaftlich?

00:00:58: Die Antworten hängen stark davon ab, aus welchem sozialen, kulturellen oder ökonomischen Umfeld ein junger Mensch kommt.

00:01:05: Der Spielraum für Selbstfindung ist nicht überall gleich groß.

00:01:10: Herzlich willkommen, liebe Frau Professorin Quenzen.

00:01:14: Danke für die Einladung.

00:01:16: Sie sind Professorin an der pädagogischen Hochschule in Vorarlberg und leiten das Institut für Bildungssoziologie Und Sie sind der erste Mensch, mit dem ich sprechen darf, der einen Wikipedia-Eintracht hat.

00:01:31: Jetzt sprechen wir über das Thema Identität.

00:01:34: Es gibt ja die Sinus-Jugend-Studie, und es gibt jetzt dieses Jahresheft.

00:01:40: Wie ticken Jugendliche?

00:01:41: brauchen wir?

00:01:42: Hefte?

00:01:43: brauchen wir Studien, um Jugendliche zu verstehen?

00:01:47: Ja, ich glaube die brauchen wir schon, denn wir kennen schon Jugendliche, wir sind Eltern oder wir haben Nachbars Kinder oder wir haben Jugendliche in der Verwandtschaft oder man arbeitet als Lehrperson und hat Jugendliche vor sich, aber trotzdem... gibt es ja ganz viele verschiedene Gruppen von Jugendlichen.

00:02:04: Und jeder einzelne Jugendliche ist ja auch nochmal anders.

00:02:07: Und das zu verstehen, was Jugendliche unterscheidet oder was sie vielleicht auch von Jugendlichen vor zehn Jahren unterscheidet, dafür brauchen wir tatsächlich Jugendforschung und wir brauchen solche Podcasts, damit Menschen sich damit auseinandersetzen können, was bedeutet es heute Jugendlich zu sein.

00:02:24: Und war das in meiner Jugend vielleicht anders?

00:02:27: Das heißt, es reicht nicht aus, selber Jugendlich gewesen zu sein, um sich daran zu erinnern, okay, man wird ein bisschen rebellisch, man geht durch die Pubertät, man hat sich das erste Mal verliebt und dann sucht man sich irgendwann einen Job.

00:02:38: Das reicht nicht aus.

00:02:40: Nee, das reicht bei Weitem nicht, weil Jugendlich zu sein heute ist ja ganz anders.

00:02:44: Man hat ja andere Möglichkeiten.

00:02:46: Es gibt viel, viel mehr Schulformen, es gibt mehr Berufe, es gibt mehr Ausbildungsmöglichkeiten, es gibt neue Medien, es gibt ganz viele Sportarten, die es vor zwanzig, dreißig, vierzig Jahren noch nicht gab.

00:02:58: Es gibt andere Herausforderungen.

00:03:00: Die Gesellschaft hat sich ja auch verändert.

00:03:02: Also was Jugendjahr heute ganz stark charakterisiert ist ein unglaublicher Möglichkeitenraum.

00:03:07: Also so viele Möglichkeiten, so eine offene Zukunft und gleichzeitig ein unglaublicher Druck aus diesen gesammelten Möglichkeiten.

00:03:16: die Richtige für einen selber auszuwählen.

00:03:19: Also die richtigen Entscheidungen zu treffen, weil immer, ich stelle mir das immer so vor, als gäbe es tausend Türen, aber wenn ich durch eine gehe, verschließen sich ja neunhundertneunhundertneunzig.

00:03:28: Und für die Leichtigkeit kann ich noch mal zurück, vielleicht öffnet sich noch eine, aber trotzdem gibt es ja so eine Pfadabhängigkeit von Entscheidungen.

00:03:34: Und diesen Druck spüren Jugendliche und dadurch, dass es so viele Möglichkeiten gibt.

00:03:40: Also allein wirklich, wenn man sich die Ausbildungsberufe anguckt und die Studiengänge, Dadurch erhöht sich so ein Stück weit der Druck, die richtige Entscheidung zu treffen.

00:03:50: Wir haben vorhin kurz den Sport erwähnt.

00:03:53: Ich möchte auf diesen Fitness-Sport mal eingehen.

00:03:55: Warum hat das so eine große Bedeutung?

00:03:58: Sind Jugendliche vielleicht durch TikTok, vielleicht durch Instagram, durch dieses Visuelle, durch die Reize oberflächlich?

00:04:06: Sind sie eitler geworden?

00:04:09: Oberflächlicher würde ich nicht sagen.

00:04:11: Ich glaube, Sport hat schon immer eine große Rolle für einige Jugendliche gespielt.

00:04:15: Andere wollen ja in der Jugend wirklich wenig mit Sport zu tun haben.

00:04:19: Weil Jugendlich sein ja auch eine ganz körperliche Erfahrung und eine körperliche Phase ist.

00:04:24: Also man ändert sich ja von der Kindheit, also von dem Kinderkörper zum Erwachsenenkörper.

00:04:29: Und das alles in ein paar Jahren wächst.

00:04:32: Man verändert sich komplett.

00:04:35: man die sexuelle Reifung tritt ein, man fängt an sich zu verlieben und diesen veränderten Körper, den muss man ja neu wahrnehmen und neu entdecken.

00:04:46: Und das eine Möglichkeit, das zu tun, ist über den Sport.

00:04:49: Also was kann ich, was kann ich leisten, was passiert, wenn ich mich total auspauere, aber auch wie kann ich meinen Körper vielleicht shapeen?

00:04:56: Also wie kann ich ... So aussehen, wie ich vielleicht aussehen möchte.

00:05:00: Und das hat immer eine Rolle gespielt.

00:05:02: Also Sport war immer wichtig im Jugendalter.

00:05:05: Und heute gibt es einfach Möglichkeiten, das nochmal viel gezielter zu machen.

00:05:09: Also Sie können ins Fitnessstudio gehen und sagen, ich möchte gerne so und so aussehen und die und die Muskeln aufbauen.

00:05:14: Das ist vielleicht gezielter.

00:05:16: Aber ich glaube nicht, dass es wichtiger geworden ist.

00:05:19: Okay, also der Bezug zum Körper, das leuchtet mir ein.

00:05:22: Gleichzeitig ist ja die Generation, die jetzt Jugendlich ist, eine, die mit dem Handy aufwächst, was es vor mehreren Generationen so nicht gab.

00:05:32: Also das ist ja jetzt relativ neu, mit Handy groß zu werden.

00:05:37: Ja,

00:05:38: ich höre von vielen Eltern, dass Handy wegnehmen ist keine Option mehr, weil unsere Kinder dann sagen, dann sind wir ausgeschlossen.

00:05:46: Sehen Sie das auch so?

00:05:48: Ist dazugebören eine Erfahrung, die über das Handy stattfindet?

00:05:53: Na, auf alle Fälle.

00:05:54: Also bei Jugendlichen passiert ja eigentlich kaum irgendetwas, ohne dass das Handy dabei wäre.

00:06:00: Also man sieht ja auch auf Jugendliche zusammenstehen und alle schauen auch in ihre Handys.

00:06:03: Mal sehen sie auch untereinander.

00:06:06: über ihre Handys, obwohl sie im selben Raum sind.

00:06:09: oder sie spielen gemeinsam etwas über Handys oder sie tauschen sich aus.

00:06:12: Also das Handy ist einfach so ein bisschen wie das Fenster zu well, das Kommunikationsfenster.

00:06:17: Es bietet viele Möglichkeiten, es bietet, im Kontakt zu bleiben.

00:06:21: Es macht aber auch Druck gerade über die sozialen Medien, weil diese Vergleiche doch sehr stark sind.

00:06:27: Also wenn man sich darauf einlässt, wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen möchte oder besonders gut aussehen möchte, besonders sportlich sein möchte, dann findet man dort mehr Vergleichsmöglichkeiten, mehr perfekte Inszenierungen, als man das vielleicht vor zwanzig, dreißig Jahren bekommen hat.

00:06:48: Und wegnehmen ist schon, es ist schwierig, weil also die meisten Jugendlichen verbringen zu viel Zeit mit dem Handy und alles, was Medien ist, bedeutet meistens, dass man sich zum Beispiel nicht bewegt, nicht draußen ist und nicht mit realen Menschen redet.

00:07:04: Und gleichzeitig findet ganz viel über das Handy statt, dass wenn man Jugendliche das Handy komplett wegnehmen würde, würde man sie tatsächlich ausschließen aus wichtigen Kommunikationen.

00:07:15: Dieses Jahresheft deckt verschiedene Themenbereiche ab.

00:07:19: Also dazu gehören ist ein Themenbereich, es gibt sogar einen Artikel zum Fitness-Sport.

00:07:26: Und gleichzeitig frage ich mich, was würden Sie denn gerne?

00:07:30: Lehrkräften mitgeben, die kennen sich doch mit Jugendlichen eigentlich gut aus, oder?

00:07:34: Nicht.

00:07:36: Na die Lehrkräfte kennen sich sehr gut damit aus, wie junge Menschen lernen und wie junge Menschen sich in Bezug zur Schule verhalten.

00:07:45: Aber dieser gesamte Bereich, das aufwachsen, also was es heißt, sich innerhalb von vier Jahren körperlich komplett zu verändern, das Hirn verändert sich ja auch, die Bedürfnisstruktur verändert sich, diese Abgrenzungsprozesse und diese geballte Identitätsfindung.

00:08:05: Also wer bin ich?

00:08:06: Wer bin ich mit anderen?

00:08:07: Wer bin ich in einer Klasse?

00:08:09: Wer bin ich in einer Gruppe?

00:08:10: Also diese gesammelten Tragen vor einer sehr komplexen Welt, die sind sehr herausfordernd und oft Denken Lehrkräfte, wenn Jugendliche schulische Probleme haben, dass diese Probleme an der Schule liegen oder dass es um sich um diese schulischen Probleme handeln.

00:08:26: Häufig sind schulische Probleme, aber haben ihre Ursachen woanders.

00:08:30: Im Elternhaus mit Problemen, mit Gleichealträgen, Probleme mit sich selber.

00:08:35: Und ganz oft wäre es sinnvoller, sich auf die Jugendlichen einzulassen und diese Probleme mit ihnen zu lösen.

00:08:42: Und dann läuft es auch an der Schule wieder relativ gut.

00:08:45: Also Lehrkräfte sehen Jugendliche, aber sie sehen einen Aspekt von Jugendlichen, einen wichtigen Aspekt von Jugendlichen, aber es ist eben nur ein Aspekt von Jugendlichen.

00:08:53: Und wenn wir jetzt Jugendliche verbringen ja mehr Zeit in der Schule, also über die Jahre, die Ausbildungswege werden länger, aber sie verbringen auch mehr Zeit an einem Tag in der Schule im Schnitt.

00:09:04: Und das heißt, alles, was früher in der Freizeit, in der Familie, diese ganzen Prozesse, die dort stattgefunden haben, finden vermehrt in der Schule statt.

00:09:11: Und deswegen ist es auch wichtig, dass es dort mehr Räume dafür gibt.

00:09:15: Also, dass es mehr Freizeitpädagogen gibt, mehr Sozialarbeiter, mehr Sozialpädagogen, die mit Jugendlichen auch diese anderen Facetten des Seins, also nicht nur die schulischen Seins, sondern die Schülerinnenseins, sondern diese ganzen anderen Identitätsfragen mit thematisieren können.

00:09:32: gehört jetzt zur Jugend auch so eine gewisse rebellische Seite.

00:09:37: Also für unsere Hörerschaft, die Hörerinenschaft bietet sich da vielleicht der Vergleich zur achten sechziger Generation an, weil manche das noch entweder erlebt haben oder zumindest davon gehört haben.

00:09:51: Ist die Jugend heute überhaupt politisch?

00:09:55: Ja, politisch ist die Jugend inzwischen wieder, aber rebellisch nur in Aber.

00:10:02: wir haben immer die Achtendsechziger vor Augen als rebellische Jugendgenation, was sie damals wirklich war, also zumindest die Teile, von denen wir immer hören.

00:10:14: Jugendliche Leute sind anders, sie sind zum einen eine viel kleinere Gruppe, also die Erwachsenen sind die Mehrheit und bei den Achtendsechzigern waren Jugendliche eine viel größere gesellschaftliche Gruppe und sie wurden da viel bedrohlicher.

00:10:28: weil sie einen gesellschaftlichen Wandel initiieren konnten, der Jugendlichen heute kaum möglich ist, weil sie so eine kleine Gruppe ist, die dazu kaum wählen darf, weil sie noch nicht achtzehn sind und weil viele Migrationshintergrund haben und keinen deutschen Pass haben.

00:10:42: Und weil die Alten einfach wirklich sehr stark in der Mehrheit sind politisch.

00:10:45: Das heißt, die Jugendliche sind politisch ganz stark auf die älteren Generationen angewiesen, wenn sie etwas verändern wollen.

00:10:53: Und Jugendliche verstehen sich eigentlich, oder die Jugendlichen, die heute aufwachsen, also gut wie kaum eine Generation davor mit ihren Eltern und Erwachsenen.

00:11:01: Also das Verhältnis ist einfach unglaublich gut.

00:11:05: Man könnte sagen, die Achtundsechziger sind inzwischen Eltern und Großeltern geworden.

00:11:13: bieten Jugendlichen einfach auch eine andere, gleichberechtigte Erziehungsform an.

00:11:18: Das heißt, diese Rebellion, diese Starke gegen die Eltern und auch gegen die Institutionen, die gibt es heute nicht mehr.

00:11:25: so stark, weil Jugendliche sich besser mit Erwachsenen verstehen.

00:11:30: Aber politisch sind sie wieder interessierter, deutlich interessierter als noch vor zwanzig Jahren.

00:11:36: Aufgrund der Krisen, aufgrund der Corona-Krise, aufgrund der Umweltverschmutzung und der Klimakrise gibt es vermehrt wieder ein politisches Bewusstsein und das Bedürfnis, sich in Politik einzumischen.

00:11:49: Ich will noch mal zurück zu dem Punkt, dass Sie sagen, Jugendliche verstehen sich tendenziell besser mit Ihren Eltern und Großeltern.

00:11:58: Das ist tatsächlich so ein positives Phänomen.

00:12:01: Wenn die Eltern selbst so auf Jugendlich machen, sich auch optisch kaum unterscheiden von ihren eigenen Jugendlichen Kindern, wo bleibt denn da die Möglichkeit zur Abgrenzung?

00:12:13: Müssen Jugendliche sich nicht stark abgrenzen und vielleicht dafür auch rebellieren?

00:12:19: Ja, Jugendliche grenzen sich ja auch ab und sie ziehen sich ja auch zurück vor den Eltern.

00:12:24: Also die sozialen Medien sind ja genau ein Bereich oder alles, was mit Medien zu tun hat, wo Erwachsene ja eine sehr, sehr limitierte Kontrolle haben.

00:12:33: Und das macht sicherlich auch ein Teil der Attraktion aus, das ganze Gaming auch.

00:12:39: Aber dieses Das weiß ich gar nicht, ob das notwendig ist, eine emotionale Ablösung von den Eltern oder eine Umgestaltung der Beziehung zu einer mehr gleichberechtigten Beziehung.

00:12:52: Das ist charakteristisch für das Jugendalter.

00:12:55: Das passiert ja auch.

00:12:56: Es ist ja nicht konfliktfrei, Pubertierende im Haus zu haben.

00:13:01: Aber gleichzeitig verläuft es anders und gleichberechtigter als früher, weil... Autoritäre Erziehungsformen inzwischen in der Minderheit sind, gegen die man so klare belieren könnte und weil Erziehung einfach viel, viel demokratischer und viel, viel dialogischer geworden.

00:13:21: ist in allen Bevölkerungsgruppen besonders unter den Hochgebildeten.

00:13:27: Und die Jugendlichen finden das gut.

00:13:28: Also sie verstehen sich wirklich so gut mit ihren Eltern wie immer zuvor.

00:13:32: Und das heißt ja nicht, dass Freunde und Gleichaltrige nicht wichtig sind.

00:13:35: Viele Probleme werden mit Gleichaltrigen besprochen.

00:13:37: Das ist sogar oft die erste Adresse, wenn Probleme da sind.

00:13:41: Aber gerade ernsthafte Probleme... Ausbildungswege, Studiengangswahl, die werden häufig mit den Eltern besprochen.

00:13:51: Und da sind Eltern eher die erste Adresse.

00:13:55: Jetzt noch mal zurück zur politischen Dimension.

00:13:58: Da gibt es ja Elma Rallani, der mit anderen zusammen das Buch Kinder Minderheit ohne Schutz geschrieben hat.

00:14:04: Haben Kinder und Jugendliche überhaupt die Möglichkeit mitzugestalten, wenn sie politisch werden wollen?

00:14:13: Das ist eine schwierige Frage.

00:14:15: Also haben Sie natürlich schon, aber formalrechtlich eben nur bedingt.

00:14:22: Also in den meisten Demokratien, also in Österreich darf man zum Beispiel ob sechzehn wählen, in Deutschland bei den meisten Wahlen, zum Beispiel bei der Bundestagswahl ist es ja eher ab achtzehn.

00:14:34: Und es gibt ja auch kein Familienwahlrecht, dass Familien jetzt für ihre Kinder die Stimme nehmen würden.

00:14:40: Es gibt aber Polizist-Jugend-Organisationen und verschiedene andere Sachen, wo Jugendliche sich einbringen können.

00:14:46: Aber dadurch, dass sie so wenige sind, ist es meistens... Demokratien richten sich an Wählerstimmen aus und sie richten sich an Mehrheiten aus.

00:14:56: Und es ist wirklich schwierig, wenn man zu einer Bevölkerungsgruppe gehört, die so klein ist und die größtenteils nicht wählen darf.

00:15:04: Das heißt, da wäre es sinnvoll, das zu ändern.

00:15:07: Und das andere ist aber, dass... Die, also seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... seit ... und Kinder ihre Welt immer stärker mitgestalten können und dort immer ernster genommen werden.

00:15:46: Klingt erfreulich.

00:15:48: Gleichzeitig werden ja Jugendliche in einer Zeit groß, in der es besonders viele Krisen gibt.

00:15:54: Jetzt nochmal die Klimakrise als ein Beispiel genannt.

00:15:57: Ich erinnere mich an eine Zeit, in der meine Tochter davor, der in der Grundschule gehört hat, mich gefragt hat, wird Deutschland untergehen?

00:16:05: Also werden wir hier unter Wasser?

00:16:07: sein und es hat ihr wirklich Angst gemacht, bis ihr das so ein bisschen besser einordnen konnte.

00:16:13: Ist das nicht eine Zeit, die viele Jugendlichen auch viel Angst macht?

00:16:17: Ja, sehr.

00:16:18: Also die Ängste, gerade die Gesellschaftswitzungen, Ängste sind sehr gestiegen.

00:16:22: Wir haben das in der letzten Stelle Jugendstudie erhoben, also die Angst vor Krieg, die Angst vor wirtschaftlichen Rezensionen, die Angst.

00:16:34: vor Armut und aber auch vor Polarisierung in der Gesellschaft.

00:16:37: Also all das hat deutlich zugenommen.

00:16:42: Das heißt, die Ängste sind da.

00:16:45: Und trotzdem und trotz der steigenden Ängste ist die Mehrheit der Jugendlichen erstaunlich positiv, dass man, wenn man jetzt als Gesellschaft zusammenhalten würde, dass man etwas bewirken kann.

00:16:59: Das ist, glaube ich, wieder dieses politische.

00:17:03: Das ist, also die Angst ist da, die Unsicherheit ist da.

00:17:07: Und gleichzeitig gibt es so einen Zukunftsoptimismus unten Glauben.

00:17:11: Der ist jetzt nicht riesig und er ist nicht euphorisch, aber er ist da und er hat, er bezieht Erwachsene mit ein.

00:17:18: Also er ist jetzt nicht gegen die Erwachsenen gerichtet, sondern das Gefühl, wir könnten es gemeinsam schaffen, wenn wir jetzt fangehen, wenn wir das gemeinsam machen.

00:17:26: Das heißt... Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir uns mit den Jugendlichen auf den Weg machen, diese Gesellschaft zu verändern.

00:17:35: Es ist ja eigentlich eine ganz tolle Jugend, eine ganz offene, eine ganz handlungsbereite Jugend.

00:17:43: Jetzt nicht alle, alle, aber viele.

00:17:45: Das klingt sehr einladend.

00:17:49: Gibt es da eine große Einigkeit unter den Jugendlichen oder gibt es da genauso große Unterschiede wie bei den Milieustudien?

00:17:57: Also einig sind sich Jugendliche darin, dass sie vieles kritisieren und dass sie das Gefühl haben, in Deutschland läuft vieles nicht so, wie sie es gerne hätten.

00:18:06: Und relativ einig sind sie sich auch, dass sie gerne mehr mitbestimmen möchten, zum Beispiel in der Schule und da vor allem im Unterricht, wo sie am wenigsten mitbestimmen können und dass insgesamt Jugendliche mehr zu sagen haben sollten.

00:18:19: Und sie sind sich einig darin, dass was getan werden muss.

00:18:23: Was jetzt genau getan werden muss?

00:18:26: Ob das mehr in Richtung mehr Klimaschutz geht, ob das mehr in Richtung... stärkere Grenzen geht, ob das mehr in Richtung Europäisierung geht, da sehen Sie sich nicht unbedingt einig.

00:18:40: Also da haben wir das ganze politische Potpourri, das wir auch bei den Erwachsenen haben, haben wir auch bei den Jugendlichen.

00:18:47: Aber dieses Gefühl, wir sollten jetzt handeln, wir haben Probleme und wir diskutieren sie nicht stark genug.

00:18:52: Wir reagieren nicht stark genug darauf.

00:18:54: Das zieht sich eigentlich durch die Milieus und durch die politischen Richtungen.

00:19:00: Die Zeit als jugendlicher Mensch scheint eine wunderbare Zeit zu sein, weil sich Menschen ganz neu erfinden, sowohl körperlich als auch in ihrer Persönlichkeit, die entwickeln sich neu.

00:19:14: und wie sie als Lehrkraft, wie du als Lehrkraft darauf gut eingehen kannst, das erfährst du natürlich im Jahresheftschülerinnen.

00:19:25: Identität.

00:19:27: Erhalte Einblicke darin, wer Jugendliche sind und wie sie sein wollen, was ihnen wichtig ist und wer für sie Bedeutung hat.

00:19:35: Erfahre, wie es gelingt, die Vielfalt der Lebenswelten von Jugendlichen und ihre Identitäten anzuerkennen und sie im pädagogisches Handeln zu übersetzen.

00:19:44: Reflektiere, wie Schule mit ihren Regeln Identität formt und was das mit Ausgrenzung zu tun hat.

00:19:50: Und entdecke Jugendliche Lebensrealitäten und deren Spannungsfelder und erhalte Anregungen.

00:19:56: für ein verstehendes, unterstützendes und differenzsensibles Handeln.

00:20:02: Eine letzte Frage, Frau Quinzel.

00:20:05: Gibt es Identitäten?

00:20:08: Ist das ein Plural?

00:20:12: Ja, immer.

00:20:12: Also früher dachte man Identität, da arbeitet man mal dran und dann probiert man sich aus und dann hat man so eine abgeschlossene Identität.

00:20:20: Aber heute glaubt man das nicht mehr und die Identitätsarbeit ist auch nicht abgeschlossen.

00:20:24: Man ändert sich ja sein ganzes Leben lang.

00:20:27: Und man ist ja auch, man weiß es, man ist ja auch bei verschiedenen Menschen immer so ein bisschen anders, weil man mit verschiedenen Menschen in verschiedenen Gruppen andere Aspekte der Identität ausleben kann.

00:20:38: Deswegen gibt es Identitäten und die Herausforderung ist, diese verschiedenen Facetten herauszubilden, aber auch sie zu jamblieren mit sich selber, also sie auszutabieren, dass man das mit sich dass man manchmal vielleicht ein bisschen spießig und ordnungslebend ist, aber auf der anderen Seite auch ganz freiheitslebend und ein bisschen chaotisch.

00:21:00: Und das ist man nicht überall in allen Bereichen.

00:21:03: Und das muss man vielleicht so ein bisschen austarieren, wann man was wie ist und so und auch aushalten.

00:21:08: Es gibt auch Spannungsfelder in den Identitäten.

00:21:11: Also ich würde schon im Plural von Identität sprechen oder von Identitäten.

00:21:16: Liebe Lehrkraft, wenn du deine eigenen Identitäten im Spiegel der Jugendlichen sehen willst, dann ist dieses Heft diese Ausgabe genau das Richtige für dich.

00:21:25: Vielen Dank, Frau Professorin Quenzel.

00:21:28: Danke auf.

00:21:32: Das war Einfach Unterrichten,

00:21:34: der Podcast von Friedrich Plus

00:21:36: aus dem Friedrichverlag.

00:21:38: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte

00:21:42: auf den Punkt.

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