Keine Angst vor Eltern

Shownotes

In diesem Podcast geht es um das Spannungs- und Beziehungsverhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern. Dieses Verhältnis ist auf beiden Seiten von unterschiedlichen Erwartungen, aber auch Vorurteilen und Ängsten geprägt, die sich nicht negativ verfestigen sollten. Wie Sie mit Eltern konstruktiv ins Gespräch kommen, sich über Ihre gegenseitigen Erwartungen austauschen und die Potenziale einer gelingenden Elternarbeit erleben können, davon berichtet dieser Podcast.

Die wichtigsten Praxistipps: • Erfahre, wie du schwierige Elterngespräche vorbereiten und lenken kannst. • Lerne Eltern als Ressource für den eigenen Schulalltag schätzen. • Nutze die Vorteile multiprofessioneller Elternarbeit


Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 31 von Klasse leiten, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Dr. Christopher Muhler (Gymnasiallehrer, Autor und Mitherausgeber der Zeitschrift Klasse leiten)

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich verleiht. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen bei Einfach unterrichten.

00:00:17: Heute zur Ausgabe 31 von Klasse Leiten und bei mir ist Dr. Christopher Mula. Herzlich willkommen,

00:00:24: Chris. Vielen Dank für die Einladung. Du bist Gymnasialehrer, hast Pädagogik studiert,

00:00:30: hast Deutsch, Geschichte, Politik, Wirtschaft und Psychologie als deine Fächer und gleichzeitig

00:00:35: bist du Mitherausgeber bei Klasse Leiten und dieses Heft hier, keine Angst verältern oder diese

00:00:42: Ausgabe, daran waren wir beide beteiligt, deswegen freue ich mich besonders auf das Gespräch mit dir.

00:00:47: Dankeschön, ich mich auch. Mein Name ist Kathi Al, ich war Mitherausgeberin bei Klasse Leiten und darf

00:00:55: heute dieses Gespräch mit dir führen. Chris, wann war eigentlich dein letztes Elterngespräch?

00:01:00: Tatsächlich hatten wir ihn, was mich überlegt, Anfang März, Elternsprechtag bei uns an der

00:01:05: Schule, aber ich hatte nur eines, weil ich fast eine Oberstufe habe, deshalb war es ein bisschen

00:01:10: entspannter als sonst. Und du hast in der Ausgabe keine Angst vor Eltern, ein Modell in einem

00:01:18: Beitrag vorgestellt, das PELZ, P-E-L-Z-Modell, erklär doch mal, wie das funktioniert. Genau,

00:01:26: also das Modell ist schon eine Ecke, ich glaube mittlerweile fast 20 Jahre und das hat einfach

00:01:31: die übergeordnete Orientierung, dass man konstruktiv sowohl in der Vorbereitung, in der

00:01:36: Durchführung als auch in der Nachbereitung damit arbeiten kann, fokussiert zu vier Kategorien,

00:01:41: den Problemansatz, also worum geht es eigentlich, die Erklärungsversuche, dann mögliche Lösungsparameter

00:01:48: und die Zielvereinbarung, die man am Ende daraus gemeinsam zieht, also das Modell ist auf Kooperation

00:01:55: ausgelegt und es ist ja auch ein Schwerpunkt, der im Heft rauskommt. Eltern sind ja eine

00:01:59: Ressource, Eltern sind ein Kooperationspartner in der Schule, und zwar nicht nur rechtlich, sondern

00:02:05: insgesamt und das PELZ-Modell kann da wunderbar dazu beitragen, so auf Augenhöhe miteinander Themen

00:02:10: zu besprechen, seien es Disziplinarprobleme, seien es Notengespräche, seien es Reflexionsgespräche

00:02:16: generell, natürlich der Fokus auf Problemlösung, also wenn es Probleme gibt, die ja doch relativ

00:02:22: häufig in Schulen auftreten und danach kann man transparent mit den Eltern einfach den Ansatz

00:02:27: durchgehen, denn es auch zeigen verschiedene Fragestellungen durchgehen und hat danach so ein

00:02:33: gemeinsames Setting, in dem man sich befunden hat und auf das man immer wieder referieren kann und

00:02:38: das ist für mich der große Ansatz. Jetzt frage ich dich mal aus der Perspektive der früheren

00:02:45: Lehrkraft. Wenn ich doch sehr erfahren bin, muss ich da wirklich Elterngespräche vorbereiten?

00:02:50: Ich denke, das ist auch immer so ein bisschen Typssache und vielleicht auch eine Frage vom

00:02:55: Zeitmanagement. Ich sehe den großen Vorteil einfach darin, dass man nochmal das Problem fokussiert,

00:03:01: dass nicht beliebig wird, weil natürlich im Elterngespräch ich Führungserfahrung er werde

00:03:06: und sicherlich ist es kein Must-Have, aber auf jeden Fall habe ich was dokumentiert, ich habe

00:03:11: was, woran ich mich orientieren kann, man weiß ja nie, welche Dynamik ein Elterngespräch entwickeln

00:03:16: kann und der Vorteil ist, es sind ja oft auch noch weitere Mitglieder dabei, seien es Teil der

00:03:23: Schulleitung, Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräfte oder ähnliches, gerade bei größeren Fällen und

00:03:28: da ist natürlich schon ein Vorteil, wenn man sich an einem Kriterienrast orientieren kann.

00:03:32: Okay, jetzt impliziert der Titel "Keine Angst vor Eltern" ja schon, dass das Verhältnis ein bisschen

00:03:40: angespannt sein kann. Lehrkräfte berichten in Umfragen, zum Beispiel beim deutschen Schulbarometer,

00:03:46: dass Elterngespräche mit das Stressigste sind in ihrem Beruf. Aber was macht eigentlich dieses

00:03:52: Verhältern Lehrkräfte Eltern so angespannt? Ich glaube, weil da verschiedene Perspektiven auf

00:03:58: ein und dieselbe Sache letztlich kommen, ich glaube die Elternperspektive ist natürlich auch

00:04:02: vielleicht stärker oder was heißt vielleicht sicherlich stärker emotional auch geprägt,

00:04:07: es geht schließlich ums Kind. Oftmals sind in der Darstellung, sehen wir auch in Medien,

00:04:12: in Filmen, in Serien oder ähnlichem Elterngespräche immer stressige Veranstaltungen und weniger

00:04:17: Austausch, sondern eher ich habe ein Problem und ich finde Sie machen das falsch und das ist ja

00:04:21: oft das Narrativ, das dominiert und ich glaube das prägt sich bei vielen auch ein. Also wenn ich an

00:04:26: meine Studienzeit zurückdenke, wenn es um Eltern ging, dann war es immer nur, wie gehen Sie mit

00:04:31: problembehaftigen Gesprächen und da ging es nie darum, wie können Sie sich konstruktiv über das

00:04:35: Kind austauschen und ich glaube diese Perspektive darauf, dass das bestimmte Szenarien vorherrschen

00:04:41: macht, schwierig da Kooperation wirklich auf Augenhöhe auch zu etablieren. Oft entsteht ja auch so

00:04:48: was wie im Ping-Pong-Spiel der Verantwortung, dass die Eltern sagen, das Problem muss in der

00:04:52: Schule gelöst werden und die Schule sagt, das müssen jetzt die Eltern lösen. Eins der heißen

00:04:57: Eisen dabei ist das Thema Digitalisierung. Da gibt es ja in der Ausgabe auch eine Empfehlung,

00:05:04: kannst du uns kurz erklären, was kann ich als Lehrkraft tun, um Eltern besser einzubinden oder

00:05:11: um mehr Verständnis für deren Medienbildung zu bekommen? Ich plädiere da immer ganz stark für

00:05:18: gemeinsame Veranstaltungen, für eine gemeinsame Teilnahme an Gremien, an Workshops, an Projekten

00:05:25: oder Ähnlichem und klar haben wir das Problem, das ist was, was sicherlich wieder on top in der

00:05:29: Schule läuft. Sowohl für Lehrkräfte als auch für Eltern, aber es ist doch sehr gewinnbringend, wenn

00:05:34: man zum Beispiel zum Thema künstliche Intelligenz war, sehr gerade sehr stark dominiert, sagt okay,

00:05:39: wir haben hier Lehrkräfte, die haben sich da fortgebildet, die kennen sich da aus, die nutzen

00:05:43: das im Unterricht. Viele Eltern haben vielleicht Angst, was passiert denn da, lernt mein Kind jetzt

00:05:48: gar nicht mehr und so weiter und da kann man recht früh einfach mal gemeinsam ein Workshop machen und

00:05:53: gemeinsam ausprobieren, mal zeigen, was überhaupt geht, wo die Chancen und Grenzen sind und gemeinsam

00:05:58: auslohen und ins Gespräch kommen und das empfande ich immer als sehr gewinnbringend, weil viele Eltern

00:06:03: hatten so eine, sag ich mal, ein bisschen Technikangst. Was macht das jetzt auch mit Schule? Wird mein

00:06:09: Kind jetzt abgehängt, hängt jetzt nur noch für ein Bildschirm, weil hier auch so schwarz-weiß

00:06:13: Szenarien finde ich sehr oft dominieren, entweder ganz oder gar nicht und dabei geht es ja bei

00:06:18: Digitalisierung gar nicht drum, jetzt den ganzen Tag vom Bildschirm zu setzen, sondern ja, zweckorientiert

00:06:24: das Ganze zu nutzen, also ich muss als Lehrkraft der Verantwortung gerecht werden, dass ich einen

00:06:28: Sinn und Zweck in dem Ganzen habe und dass ich es nicht nur als Spielerei benutze und ich glaube,

00:06:32: wenn man da versucht, die Eltern mit ins Boot zu holen, mit einbindet, vielleicht auch in

00:06:36: Steuerungsgruppen, so Digitalisierung, wo man gemeinsam ja ein Schulbild, eine Schulkultur

00:06:42: etablieren kann, dann hat man dann schon viele gewonnen und vermeidet Konfliktpotenzialen.

00:06:46: Jetzt hast du gerade die Eltern angesprochen, die vielleicht eher nicht so technikaffin sind,

00:06:53: als ich Beschulleiterin war, habe ich erlebt, dass es, also die einen habe ich erlebt und die

00:06:57: anderen, die Forderungen hatten in Richtung Digitalisierung. Jetzt fang doch mal an,

00:07:02: jetzt müsst ihr doch endlich mal das oder das umsetzen, dass ich wiederum ins Dilemma gekommen

00:07:07: bin mit meinen Lehrkräften, die vielleicht auch nicht für alles so aufgeschlossen waren zum Teil.

00:07:12: Erlebst du diesen Spagat auch? Mein Eindruck ist, die Elternschaft wird immer heterogene.

00:07:16: Absolut, also ich finde, was man in der Lehrerschaft hat, hat man auch bei den Eltern, plus muss ich

00:07:22: jetzt sagen, wenn ich jetzt mal aus Erfahrung sprechen kann, ich fand es sehr prägnant beim letzten

00:07:26: KI Workshop, den ich mit Eltern an meiner Schule gemacht habe, war auch ein Elternteil dabei,

00:07:31: der sehr kritisch beim Projekttagen auch war, also eine sehr motivierte Person und auch mit

00:07:36: großem Engagement, was muss ich ja wünschen. Und die war sehr kritisch gegenüber Digitalisierung,

00:07:41: gegen KI sowieso. Und dann habe ich da den Vortragsabend gemacht mit ausprobieren, mit reflektieren und

00:07:48: vor allem mit der Fokussierung mit bereiten auf eine ungewisse Zukunftsvorge, vonmitteln

00:07:52: hier Zukunftskonferenz. Bähigkeiten und Fertigkeiten, egal ob man es gut oder schlecht findet,

00:07:57: das Kind braucht es. Und wenn man das nicht macht, ist man auch schnell abgehängt, zum

00:08:01: wohl aber auch als Lehrkraft als auch als Elter. Und die Person hat sich am Ende dann vor

00:08:06: versammelter Mannschaft gemeldet und sich bedanken und hat gemeint, sie hat jetzt erst

00:08:09: gefühlt, sie muss ihren Sohn dringend ein Tablet kaufen, weil sonst ist der ja völlig raus

00:08:13: bei allem. Man muss ja sehen, Digitalisierung, gerade durch künstliche Intelligenz, es geht

00:08:17: ja rauf. Affenzahnmäßig, schnell voran gerade, ständig ändert sich was. Und wenn man da nicht

00:08:23: schon möglichst früh anfängt, dann hat man einfach, wäre da die Möglichkeit konstruktiv

00:08:27: und so ein bisschen Schritt für Schritt dran zu gehen, sondern hat dann irgendwann vielleicht

00:08:32: in Klasse 8, 9, 10 das Problem, dass man alles auf einmal vermitteln muss und das überfordert

00:08:36: dann alle. Und demherr geht es darum, dass man da früh ansetzen kann.

00:08:40: Das würde für den Bereich Digitalisierung, KI und vielleicht auch vorbereiten auf eine

00:08:45: ungewisse Zukunftsjahr bedeuten, dass Elternbildung ein Stück mehr Aufgabe der Schule wird als

00:08:52: bisher.

00:08:53: Sicherlich. Also wir haben ja, ich weiß nicht, natürlich für jedes Bundesland, aber in

00:08:57: Baden-Württemberg haben wir natürlich hier schon auch die Aufgabe der Lehrkräfte der

00:09:01: Schule Eltern abzuholen und die Förderung, die Integration anzubieten, sage ich jetzt

00:09:06: mal, sich ergebend aus der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft, die ja festgeschrieben

00:09:10: ist. Und man muss da, glaube ich, immer den Spagats schaffen zwischen dem, was eine Schule

00:09:15: leisten kann und was man vielleicht auch als Impuls zum Selbe weitermachen setzen kann.

00:09:20: Also Eltern und Schüler eins zu eins über den Schulalltag hinaus begleiten wird sicherlich

00:09:24: nicht möglich sein. Aber die Eltern mit ins Boot holen vielleicht auch so eine konstruktive

00:09:28: Feedback-Kultur zu schaffen, um Fragen zu KI zu machen und dann gegenseitig sich vorzustellen

00:09:34: und auszutauschen. Ich glaube, das kann man auf jeden Fall machen und das muss schon

00:09:38: auch Aufgabe der Schule sein, weil es geht ja nicht nur darum, die Kinder vor Ort zu

00:09:42: beschulen, sondern es als soziales System auch wirklich wahrzunehmen. Und da gehören

00:09:46: Eltern einfach dazu, auch wenn man sicherlich nicht alle ins Boot kriegt.

00:09:53: immer heterogener wird, das trifft sicherlich auch auf die kulturellen Hintergründe zu. Wenn Eltern

00:10:01: immer heterogener werden, wie kann denn dann eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft aussehen,

00:10:07: die kulturelle Barrieren überwindet? Da haben wir ja auch einen ganz interessanten Beitrag in der

00:10:12: Ausgabe. Und auch ein sehr wichtigen, finde ich. Ich glaube, das ist auch sehr schwierig vor Ort. Also,

00:10:18: wenn man jetzt zum Beispiel manche Schulen anguckt, die sind so ein bisschen in der Bubble, vielleicht

00:10:22: trifft es zum Beispiel manchmal auch jetzt Privatschulen, da gibt es viele Fragestellungen, die

00:10:26: vielleicht in Brennpunktschulen oder in Großstädten von Relevanz sind, die spielen vielleicht im ländlichen

00:10:31: Bereich weniger eine Rolle. Da muss vielleicht schon mal den einen Punkt, dass Lehrkräfte gar nicht

00:10:35: mit so viel in Berührung kommen, um Erfahrungen zu sammeln. Dann die Professionalisierungsfrage

00:10:40: finde ich immer schwierig. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jetzt lang und breit im

00:10:44: Referentariat darüber in jedem Fach in Pädagogik immer wieder darüber gesprochen haben. Klar war

00:10:48: das immer wieder mal Thema. Aber ob man das vertieft hat, war auch ein bisschen abhängig davon,

00:10:53: ob ich zu meinem Referentariatskurs das wollte, ob ich das wollte und ob ich überhaupt die Ressourcen

00:10:58: hatte, mich da reinzuarbeiten. Und ich glaube, man braucht auf jeden Fall mehr Unterstützungsmöglichkeiten

00:11:02: angefangen bei Dolmetschern, übertragen darauf, dass man sich mit vorherrschenden kulturellen

00:11:07: Dimensionen an der Schule auch befassen muss. Wenn ich an meine Referentariatsschule denke,

00:11:12: da waren sehr viele Personen, sehr viele Tamilinnen und Tamilen. Das heißt, besondere Fokus, den

00:11:19: ich einfach berücksichtigen musste, was Feiertage angehen, was das Verständnis, bestimmte Werte

00:11:23: angehen. Da muss ich mich als Lehrkraft natürlich dort, wo ich Unterricht auch ein bisschen einlesen

00:11:29: und vielleicht auch das Gespräch suchen. Und man sieht es immer mehr. Meine Tochter kommt jetzt in

00:11:33: die Grundschule. Da gab es vorab schon einen Formular, wenn Dolmetscher und Co. benötigt werden,

00:11:37: darf man sich gerne melden und wird versucht, jemanden zu organisieren. Das klingt danach,

00:11:41: wie es ist gar nicht unbedingt gegeben, dass man sich auf alle Situationen vorbereiten kann,

00:11:48: sondern ich muss mich mit den Eltern auseinandersetzen, die an meiner jeweiligen Schule da sind. Und dazu

00:11:55: fällt mir ein, in Kanada habe ich ja Schulen besucht, die haben das zum Beispiel so genutzt,

00:12:00: Eltern als Ressource unter dem Stichpunkt, dass sie Eltern miteinander in Kontakt gebracht haben,

00:12:05: absolut nicht Eltern, die schon gut das Schulsystem verstanden hatten und wo was zu finden ist und

00:12:11: die neu angekommen sind und die gleiche Sprache gesprochen haben. Hier haben sie zusammengeführt,

00:12:16: mehr Möglichkeit für Ressourcen durch Eltern. Absolut. Du hast deine Tochter erwähnt. Verändert

00:12:25: es dein Verhältnis zu Eltern, zur Elternarbeit selbst Elternteil zu sein? Also man gewinnt sicherlich

00:12:32: noch mal ein bisschen mehr Verständnis dafür, wenn Eltern vielleicht ein bisschen emotionaler

00:12:36: sind, sich vielleicht auch angegriffen fühlen, weil natürlich wir sind als Lehrkräfte, wenn es

00:12:41: nicht unsere eigenen Kinder vor Ort sind, emotional mit einer gewissen Distanz da. Man hat einen

00:12:47: reflektierteren Blick, man hat Erfahrung und weiß, ja das wird schon laufen oder da gibt es das und

00:12:51: das und weiß in welche Richtungen das gehen kann. Bei mir selbst muss ich auch sagen, natürlich

00:12:57: denken man, oh Gott, was bedeutet das jetzt für meine Tochter, wenn der und der Fall eintritt. Welchen

00:13:01: Einblick, Einfluss hat es vielleicht auf die ganze Schulkarriere oder ähnliches je nachdem um was es

00:13:06: geht. Also ich merke schon, dass ich vielleicht ein bisschen empathischer werde, was so die Sorgen

00:13:11: und Ängste angeht, einfach weil ich es jetzt nicht nur verstehen kann, sondern auch nachvollziehen,

00:13:15: muss man ganz ehrlich sagen. Ich glaube, es wird mir gut tun. Ja, das habe ich auch so erlebt,

00:13:21: dass es wirklich die Empathie in Elterngesprächen bereichert, selbst Elternteil zu sein, weil man

00:13:29: plötzlich merkt, das Kind ist ja wie ein Teil von einem selbst. Es gehört von einem Leben sehr

00:13:33: stark dazu. Man hat es seit der Geburt begleitet und ist da ganz anders verbunden. Andere Perspektive,

00:13:40: Lehrkraft, warst du schon mal total angespannt und bist mit Bauchschmerzen in ein Elterngesprich

00:13:45: reingegangen? Ja, also da gab es schon die eine oder andere Situation. Das hatte oft damit zu tun,

00:13:52: wenn vor allem Eltern und die Kinder andere Perspektiven darauf hatten, wie mit beispielsweise

00:13:58: Stichwort Neurodiverganz umzugehen sein. Die eine Partei war völlig dagegen. Die andere war

00:14:04: das sehr dafür, dass das entsprechend kommuniziert wird. Dann kamen noch Perspektiven von Medizinern

00:14:10: und Psychologen dazu und dann war das oft so ein bisschen so eine Kampfsituation zu Beginn,

00:14:15: bis sich da so ein gemeinsames Konklamorade entwickelt hat. Und das war schon immer schwierig,

00:14:19: weil man wusste, okay, ich muss jetzt das berücksichtigen und das dann gibt es ja noch

00:14:22: schulberechtliche Aspekte mit Nachteilsausgleichen alleine. Und das ist noch die kleinste Sache

00:14:28: bei dem allem, weil man will schon auch den Schülern gerecht werden, aber gleichzeitig muss man

00:14:33: auch realistisch sein. Inklusion ist einfach manchmal sehr schwierig bei dem Themenbereich. Und

00:14:38: bei diesen Gesprächen da ist schon immer so ein bisschen Bauchkrummel, da ob man es allen

00:14:42: Seiten auch gerecht werden kann und ob man vor allem transparent genug ist. Stichwort Mitschüler

00:14:47: gibt es ja auch noch, wie vielleicht sonst das Gefühl entwickeln, oh Schülerin, Schüler A oder

00:14:51: B, hat jetzt ja immer so eine extra Wurscht und kann sich da sonst was leisten und man würde am

00:14:55: liebsten sagen, ja, aber es hat ja einen Grund. Und darf nicht. Und wenn man dann konstruktive Eltern hat,

00:15:01: die sagen, okay, ich bin jetzt vielleicht dazu bereit, das Offen zu kommunizieren, wird es viel

00:15:06: leichter davor. Es ist immer extrem schwierig da, gerade die Kinder das angemessen verstehen zu lassen,

00:15:13: vor allem die Kinder, die selbst betroffen sind, weil die sind natürlich oft auch in so einem

00:15:17: Kreislauf, wo sie gar nicht selber rauskommen. Ja, in der Ausgabe Klasse leiten 31, keine Angst vor

00:15:24: Eltern gibt es ja auch Hinweise, wie man sich gut auf Elterngespräche vorbereiten kann, gerade

00:15:30: um die 70 Prozent laufen vielleicht gut, aber gerade auf die 20 oder 30 Prozent, wo man so ein

00:15:35: bisschen mit Bauchkrumeln reingeht. Was hilft dir ganz persönlich, nicht gut vorzubereiten?

00:15:42: Also tatsächlich, ich habe, ich benutze sehr gerne diese Pelzvorlage, die wir jetzt auch im

00:15:48: abgewandelten Variante im Heft haben. Einfach, dass ich nochmal schauen kann, was haben wir

00:15:52: denn besprochen, welche Perspektiven gab es aus Elternsicht, welche aus unserer Perspektive,

00:15:56: welche Dimensionen habe ich vielleicht angesprochen, ob das habe ich vielleicht beim letzten Mal

00:16:00: vergessen, dann kann ich mir einfach noch ein paar Notizen dazu machen und nochmal darauf

00:16:04: zurückgreifen. Und ich persönlich schickte es immer auch den Eltern per E-Mail, dass jeder immer

00:16:09: auf dem gleichen Stand ist, dass nachher niemand sagen kann, dass haben wir doch so nie besprochen

00:16:12: oder ähnliches. Und das fand ich immer ganz groß für mich, weil dann konnte ich einfach viele

00:16:17: und spannend sein. Ich wusste, ich habe nichts vergessen. Ich hatte schwarz auf weiß, ich hatte

00:16:21: irgendwo die E-Mail, dass die Eltern bestätigt haben, dass sie es bekommen und gelesen haben. Und

00:16:25: das fand ich ganz fruchtbar. Und davor einmal kurz durchatmen und in Zweifel auch mal kurz

00:16:31: irgendwo Dampf ablassen, wenn man weiß, okay, jetzt könnte es schwierig werden oder es war schwierig,

00:16:35: muss man ja auch einfach mal sehen. Es ist immer etwas Emotionales ein Stück weit. Das hilft

00:16:39: ganz gut. So Atemübungen finde ich immer ganz angenehm. Und das macht einem dann ja auch stärker

00:16:44: bewusst, okay, das ist jetzt hier für mich eine herausfordernde Situation, keine Alltagssituation.

00:16:50: Ich darf mir hierfür mal ein bisschen Zeit nehmen, damit ich ja auch auf Dauer gesund bleibe. Ja,

00:16:57: das bietet sich ja auch immer an, wenn man Gespräche nicht allein führt. Das ist bei

00:17:00: uns an der Schule recht verbreitet, dass immer noch jemand dabei ist, den es auch tangiert oder

00:17:04: der Kroklassen Lehrer oder der Klassenlehrer oder ähnliches. Einfach, dass man auch weiß,

00:17:09: okay, ich nehme mich jetzt nicht in meinem eigenen Saft und komme gar nicht mehr raus. Das fand ich

00:17:13: immer sehr gewinnbringend. Du hast es gerade angesprochen. Wir haben in der Ausgabe ja auch

00:17:18: die multiprofessionelle Elternarbeit erwähnt. Das bedeutet, Lehrkräfte sind zwar gewohnt,

00:17:25: Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen zu sein, aber Elterngespräche könnten Situationen sein,

00:17:31: wo es sinnvoll ist, mehr Perspektivität durch die verschiedenen Professionen einzubringen.

00:17:36: Wen hätte man am besten wann dabei? Ich glaube, ich bin immer sehr stark

00:17:42: situationsabhängig. Also ich denke, in der Regel, man kennt ja auch die Eltern und wenn man weiß,

00:17:46: es wird jetzt relativ entspannt, dann müssen da auch nicht immer fünf Leute da sein. Gerade

00:17:50: bei größeren Problemen finde ich immer eine Schulsozialarbeit, immer eine sehr, sehr große

00:17:55: Hilfe. Die haben in der Regel viel Erfahrung, können da nochmal ganz perspektivisch anders

00:18:00: rangehen, haben natürlich auch im Gespräch viel mehr Kompetenzen, als ich als Lehrkraft leisten

00:18:04: kann und auch darf einfach rechtlich. Das heißt, da kommen gerade vielleicht im Vorgespräch

00:18:09: nochmal neue Dimensionen dazu, die ich berücksichtigen kann. Und ich finde ab einem gewissen Punkt immer

00:18:14: eine sehr große Erleichterung und da muss ich bei meiner Schule sehr positiv sein, dass die

00:18:18: Schulleitung sich immer anbietet, mitzukommen. Einfach, dass auch nicht unbedingt jetzt um

00:18:23: Eltern Angst einzuflösen, das kommunizieren wir auch immer, sondern einfach, weil es ein Bereich

00:18:27: ist, wo meine Kompetenz als Lehrkraft vielleicht einfach überschreitet. Und die Schulleitungen,

00:18:33: dass sicherlich vor allem rechtlich pädagogisch nochmal eine andere Perspektive einnehmen

00:18:37: kann. Und gleichzeitig den Eltern aber auch zeigt, hey, es ist uns wirklich wichtig. Wir

00:18:41: wollen es jetzt nicht einfach so und um ein paar darf liegen lassen. Ich habe es auch im

00:18:44: Blick. Und das bedeutet natürlich Zusatzarbeit für die Schulleitung, muss man auch ganz

00:18:48: klar sagen. Und ich fand es aber die letzten knapp acht Jahre wirklich eine große Hilfe,

00:18:53: und ich wusste, es könnte problematisch werden. Aber das ist problematisch, dass einer oder

00:18:57: drei Schulleitungsmitglieder eigentlich immer dabei war.

00:18:59: Liebe Lehrkraft, in der Ausgabe 31 von Klasse Leiten keine Angst vor Eltern. Erfährst du,

00:19:08: wie du schwierige Elterngespräche vorbereiten und steuern kannst? Du bist dabei nicht alleine,

00:19:14: du kannst die Vorteile multiprofessioneller Elternarbeit nutzen. Und du lernst Eltern

00:19:21: als Ressource für die eigene Arbeit schätzen. Vielen Dank, lieber Christopher Moeller.

00:19:28: Gerne, danke schön.

00:19:30: Das war "Einfach unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag.

00:19:40: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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