Deutsch: Wortschatz - Wie gelingt es ihn auszubauen?

Shownotes

Wortschatz ist weit mehr als eine alphabetisch geordnete Sammlung von Begriffen – er umfasst all die sprachlichen Mittel, mit denen wir die Welt verstehen und mit anderen darüber kommunizieren – vom Verstehen über das Sprechen bis hin zum Denken und Schreiben. Diese Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern und sinnvoll miteinander zu verknüpfen, gehört zu den Kernaufgaben des Deutschunterrichts. Wir sprechen mit Kerstin Kiefer und/oder Jörg Kilian darüber, ˗ Welche diagnostischen Verfahren und Fördermaßnahmen dich bei der Wortschatzarbeit unterstützen. ˗ Wie du im Unterricht systematisch die Erschließung unbekannter Wörter anregst. ˗ Und wie deine Schüler:innen lernen, ihren Wortschatz selbstständig einzuschätzen und auszubauen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 312 von Praxis Deutsch erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du Moderatorin Veronika Obermeier im Gespräch mit Prof. Kerstin Kiefer und Prof. Jörg Kilian (Deutsch-Didaktiker:innen und Herausgeber).

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00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

00:00:14: Wortschatz ist weit mehr als eine alphabetisch geordnete Sammlung von Begriffen. Er umfasst

00:00:20: all die sprachlichen Mittel, mit denen wir die Welt verstehen und mit anderen darüber

00:00:23: kommunizieren. Vom Verstehen über das Sprechen bis hin zum Denken und Schreiben. Diese

00:00:29: Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern und sinnvoll miteinander zu verknüpfen gehört zu den Kernaufgaben

00:00:35: des Deutsche Unterrichts. Oder allesherum, dass nicht Verstehen von Wörtern, Wortfindungsschwierigkeiten,

00:00:41: aber auch Probleme mit der Lesepflüssigkeit und dem Leseverständnis deuten daraufhin,

00:00:46: dass Wörter im mentalen Lexikon ihrer Schüler*innen nicht gespeichert oder nicht ausreichend

00:00:51: verknüpft sind und dass Lernen dadurch behindert wird.

00:00:54: Ich spreche mit Kerstin Kiefer und Jörg Kilian darüber, welche diagnostischen Verfahren

00:01:01: und Fördermaßnahmen sie bei der Wortschatzarbeit unterstützen, wie sie im Unterricht systematisch

00:01:06: die Erschließung unbekanter Wörter anregen und wie ihre Schüler*innen lernen, ihren

00:01:11: Wortschatz selbstständig einzuschätzen und auszubauen.

00:01:14: Aber erst mal herzlich willkommen, ihr zwei! Schön, dass wir über dieses Thema sprechen

00:01:20: können. Ihr schreibt ja in eurem Basisartikel in der Praxis-Deutsch-Ausgabe, dass sich der

00:01:27: Wortschatz gar nicht automatisch im Unterricht, in einer Bildungsbiografie, in der Schule ganz

00:01:33: automatisch erweitert und vertieft. Das fand ich ein bisschen schade, weil das wäre so praktisch

00:01:38: gewesen. Wenn ich jetzt als Lehrkraft gerne dem Thema Wortschatz mehr Raum einräumen

00:01:46: möchte, welche Grundlagen brauche ich? Was muss ich dann verstanden haben?

00:01:50: Vielen Dank, dass wir eingeladen wurden. Uns liegt der Wortschatz sehr am Herzen. Wir

00:01:55: hoffen, dass wir etwas von der Begeisterung auch rüberbringen können heute. Ja, die

00:02:00: gute Nachricht gleich mal vorweg. Zumindest meine Meinung, Wortschatz ist eigentlich recht

00:02:05: einfach. Es ist nichts Rezeptartiges, sondern man braucht wirklich nur ein ganz kleines

00:02:10: bisschen Hintergrundswissen, wie Wörter im mentalen Lächsikon gespeichert sind und

00:02:15: wie man beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Zuhören auf diese Einträge zugreift. Jetzt

00:02:20: haben wir schon das Wort "mentales Lächsikon", sozusagen der individuelle Wissensbesitz, wo

00:02:26: die Wörter gespeichert sind. Und zur Speicherung, da geht die Forschung zwar auch immer noch

00:02:33: ein bisschen auseinander, aber weitgehend ist schon Einigkeit darüber, dass in unserem

00:02:39: mentalen Lächsikon die Grundformen gespeichert sind. Machen wir mal ein Beispiel, an einem

00:02:44: Satz, wie alle akzeptieren die Entscheidung, da werden die Grundformen von dem Verb einfach

00:02:49: das akzeptieren. Und dieser Eintrag im mentalen Lächsikon enthält jetzt ein Bündel an Informationen,

00:02:56: das sind zum einen Bedeutungsinformationen, semantische Informationen, also zum Beispiel

00:03:02: so im Sinne akzeptieren, etwas gut finden oder etwas mittragen oder syntaktische, grammatische

00:03:08: Informationen, das finde ich immer ganz wichtig, das gehört tatsächlich auch zu einem Wort

00:03:12: im Wortschatz dazu, zum Beispiel, wie ich dann mit dem Wort akzeptieren auch einen kompletten

00:03:17: Satz bilden kann. Also da brauche ich eben noch jemand, der die Entscheidung, der das akzeptiert

00:03:23: und etwas, das akzeptiert wird. Und dann noch auf der Wortformseite "Informationen

00:03:29: zur Morphologie", also zu den Wortbausteinen, in dem Fall haben wir akzeptieren ein Verb,

00:03:34: das die Nachsilbe irren hat und auch noch auf der phonologischen Ebene, also lautlichen

00:03:40: Ebene, es ist ein viersilbiges Wort, akzeptieren mit einer Betonung auf der dritten Silbe und

00:03:48: danach auch noch die graphomatische Informationen, dass man das irren mit EE schreibt. Das wäre

00:03:53: so mal so der Grundeintrag im mentalen Lächsikon. Erstmal Moin auch aus Norddeutschland, in

00:03:57: die gesamte Runde, also damit die beiden Süddeutschen hier im Raum eben auch wissen, wir können Moin

00:04:02: sagen und ich weiß nicht, ob im mentalen Lächsikon überall Moin hinterlegt ist, muss man das

00:04:07: hier ja mal in der Stelle sagen. Und so wie Kerstin das eben gerade ausgeführt hat,

00:04:14: die verschiedenen Räume im mentalen Lächsikon, die da eben dann eingerichtet werden sollen,

00:04:21: also der orthografische Raum, der Bedeutungsraum, der phonetische Raum, also der Ausspracheraum

00:04:26: und so weiter, der muss natürlich, also diese Räume müssen für jedes einzelne Wort auf

00:04:31: und ausgebaut werden. Bei akzeptieren, da muss ich ja dann erst mal lernen, da ist also

00:04:36: Akt, wie schreibe ich das denn, also muss man da in den orthografischen Raum gehen und sich

00:04:41: das anschauen und wir können dann bei vielen anderen Wörtern ja auch sehen, dass manchmal

00:04:50: der Bedeutungsraum nur ganz schmal besetzt ist, da ist also nur ein Stuhl drin und dabei

00:04:54: müssen da zehn Stühle drin sein, denn ich kann ja das Wort akzeptieren in verschiedenen

00:05:01: Bedeutungen benutzen. Und das, was Kerstin gerade gesagt hat mit dem syntaktischen

00:05:06: Raum ist eben auch ganz wichtig. In der Regel, wenn ein Schüler mal gelernt hat, das Wort

00:05:12: akzeptieren zu benutzen, passieren ihm eigentlich kaum noch syntaktische Fehler und morphologische.

00:05:17: Er wird also wahrscheinlich nie sagen, ich akzeptieren jetzt dich, sondern er, das ist

00:05:23: schon, und daran können wir sehen, da ist im mentalen Lächsikon ja schon was da. Also

00:05:27: wir müssen im Deutschen Bericht keine Sorge haben, wir wollen, dass wir bei Null anfangen,

00:05:31: sondern vieles ist da und jetzt müssen wir aber gucken, was ist schon da und das Wort

00:05:35: akzeptieren lernt man ja nicht gerade im Kindergarten, das kommt also erst später dazu, kriegt also

00:05:41: in dem Haus auch einen Platz und da sehen wir aber schon, dass diese morphologischen

00:05:45: Informationen dann im mentalen Lächsikon mit dem Wort zusammengeführt werden, das schaffen

00:05:50: viele Schülerinnen und Schüler dann allein. Aber das Wort kennen sie halt noch nicht,

00:05:54: diese Grundform akzeptieren, wenn sie es noch nie gehört haben, ist das für sie wie ein

00:05:59: Fremdwort und da können wir im Deutschen Bericht wirklich stark unterstützen, diese Wörter

00:06:05: eben in einem ersten Fast-Mapping, wir nennen das dann Fast-Mapping, das ist so der erste

00:06:10: Schnapschuss im Kopf, das erste Foto hinzulegen und dann eben immer weiter auszubauen.

00:06:16: Ja gut, also diesen ersten Schnapschuss kann ich ganz gut verursachen, indem ich einfach

00:06:21: Texte, Bildungssprache und so weiter in den Unterricht einbringe, die Kinder vielleicht

00:06:27: sonst nicht so kennenlernen würden, diese neuen Begriffe. Wie kann ich denn, also ich

00:06:35: habe dann eigentlich 30 verschiedene mentale Lexikada sitzen. Ja, genau. Das Schlimmste,

00:06:41: was ich wahrscheinlich machen kann, ist, wenn ich sage, gibt es einen Wort, das ihr nicht

00:06:45: verstanden habt, oder? Ja, da meldet sich keiner. Seltenst. Ist doch super, haben Sie

00:06:52: alles verstanden? Ich denke, es hat zwei Gründe, da bin ich komplett bei dir, Jörg, dass

00:06:57: sich da keiner meldet. Der erste Grund ist, kommt ein bisschen auf die Aufgabenstellung

00:07:01: natürlich an, was eine häufig praktizierte Praxis ist. Ich denke, es lohnt sich da mal

00:07:07: darüber nachzudenken, dass Text gelesen wird. Lehrkraftfrakt am Schluss gibt es unbekannte

00:07:12: Wörter und es ist dieses Schweigen, man muss sich dann aber mal vorstellen, was das jetzt

00:07:17: wirklich kognitiv bedeutet. Die Aufgabenstellung war vermutlich hört einfach auf den Text

00:07:22: auf so ein holistisches Verständnis abzielen. Und jetzt soll ich mir ein unbekanntes Wort

00:07:27: und unbekanntes Wort, wer jetzt, Jörg, was du gerade sagtest, mit noch ganz wenig Stühlen

00:07:32: besetzt, ist nicht mal die Wortform, die Lautung da. Ich kann mir das, ich muss mir das über

00:07:37: den ganzen Zeitraum hinweg merken. Und danach strecken, das passierte in meinem Arbeitsgedächtnis

00:07:42: in der phonologischen Schleife, die ganze Zeit mir dieses mehrsilvige Wort sozusagen merken

00:07:50: und dann zu strecken und es auch noch korrekt auszusprechen. Das ist komplett kognitiv,

00:07:55: einfach schlichtweg nicht möglich. Und der zweite Punkt, der ist mindestens genauso wichtig,

00:08:00: wir haben auch in der Schule keine Kultur, dass dieses sementische Lücken, Wirtschaftslücken,

00:08:07: dass das vollkommen normal ist, dass man sich nicht getraut in der Schule, muss man alles

00:08:11: können und nicht wissen zu thematisieren. Da gehört ganz schön viel Mut dazu und auch

00:08:15: von Umdenken in der Schule. Es wird ja als Fehler gesehen. Da weiß man was nicht. Das ist ein

00:08:20: Defizit und das möchte ich ja nicht vor allem da kund tun. Es ist auch schlecht natürlich,

00:08:27: was wir da für eine Fehlerkultur offenbaren. Von dem her müsste man ja den Wortschatz

00:08:32: eigentlich, also dass sich der Wortschatz erweitert, müsste sozusagen in unsere Bewusstsein

00:08:36: lücken, dass das eine schöne Sache ist, wenn man ein neues Wort entdeckt, das noch unbekannt

00:08:40: für mich ist. Das können wir ja bei der Textarbeit machen. Gerade wenn wir zum Beispiel der Sachtextarbeit

00:08:45: sind, aber auch bei literarischen Texten, also ähnlich wie Kerstin, das ja gerade auch schon

00:08:49: ausgeführt hat, ist es tatsächlich so, dass diese Frage welches Wort habt ihr nicht verstanden,

00:08:54: eben eher so eine Defizitorientierung zeigt. Man kann ja mal auch anders fragen, welche

00:09:00: Wörter findet ihr besonders interessant oder wenn wir wirklich eben darauf hinschauen wollen,

00:09:05: welche Wörter brauche ich, denn damit das Text verstehen gesichert ist. Wir wissen aus der

00:09:10: Forschung, dass schon vier, fünf Prozent nicht verstandener Wörter das Text verstehen verändert,

00:09:17: wenn nicht sogar stark behindert. Also muss ich als Lehrer schon darauf eben achten, dass

00:09:22: ich für alle 30, du hast gerade Veronica von 30 gesprochen, ich muss in der 5A mit den 30,

00:09:27: in der 5B auch mit den 30, dann gucken, dass ich das Text verstehen hinbekomme. Wir können

00:09:33: verschiedene Maßnahmen ergreifen. Ich kann so natürlich eine Wortschatzbox in der Klasse haben,

00:09:39: in die ich dann Zettel reinwerfen lasse. Also wer ein Wort nicht verstanden hat, kann den Zettel

00:09:43: da reinwerfen. Ich kann aber auch die Schülerinnen und Schüler erst mal in Gruppen arbeiten lassen,

00:09:48: wo ich mich als Lehrer zurückziehe. Wenn ich sehe, ich habe da Lerngruppen, die sind offen

00:09:52: miteinander, die können so miteinander arbeiten, dass man wirklich sagt, Mensch, du, ich habe das

00:09:57: Wort gar nicht verstanden, was heißt das denn? Noch zu ergänzen, wer in so eine Zettelbox können

00:10:01: zum Beispiel auch Lehrkräfte zettellegen. Und das ist auch das Besondere bei der Wortschatzarbeit,

00:10:07: dass wir so eine veränderte Rolle der Lehrkraft haben. Wir haben ja häufig so ein asymmetrische

00:10:13: Wissenskonsolation, die Lehrkraft weiß alles und die Schüler noch nicht alles oder wenig. Und

00:10:17: das Tolle und Spannende beim Wortschatz ist, dass sich da die Rollen teilweise umdrehen, dass eben

00:10:23: auch Schülerinnen und Expertinnen für Wortwissenskomponenten sein können, dass sie viel über

00:10:28: Wörter wissen. Ein Beispiel wäre hier zum Beispiel natürlich die Jugendsprache. Ich habe mal im Seminar,

00:10:35: Jugendwort von 2021 Grinch gehabt, und da meinte eine Studentin, so "Ja, Grinch ist

00:10:43: Frau Kiefer, wenn wir mit ihnen über die Bedeutung von Grinch sprechen, fand ich ziemlich

00:10:49: frech."

00:10:50: Aber was ich, warum ich euch gefragt hatte, war, dass ich mir unsicher war, ich kannte

00:10:54: so die wage Bedeutung, peinig, aber ich hätte zum Beispiel nicht gewusst, wie ich einen Satz

00:10:59: mit Grinch spielte, außer das ist Grinch, kann ich aber auch sagen, ich habe Grinche

00:11:03: Eltern, geht das, geht das nicht, da hat mir Wissen gefehlt, grammatisches Wissen, also

00:11:08: da sind Schülering und Schülerexpertinnen und da kann Rök auch mal die Lehrkraft in Zettel

00:11:14: in die Box legen.

00:11:15: Und dann wird es eine echte Wort, Schatztruhe, und je mehr Zettel am Ende des Schuljahres

00:11:20: drin liegen, desto größer die Freude über das, was man an neuen Wörtern gewonnen hat.

00:11:24: Das wäre eigentlich genau diese Abkehr von der Defizitorientierung, die wir gerade,

00:11:30: schöne Idee.

00:11:31: Ich fand jetzt noch spannend, wie komme ich denn eigentlich dazu, dass sich diese vielen

00:11:36: mentalen Lexika, die in meiner Klasse da oder in meinen Klassen existieren, dass ich

00:11:41: da überhaupt mal ein Gespür dafür bekommen, wie es um die bestellt ist.

00:11:44: Wir haben ja keine Diagnoseverfahren nach der Grundschule, soweit ich das verstanden

00:11:49: habe, richtig?

00:11:50: Also keine Standardisierten jedenfalls, ne?

00:11:53: Gibt es da Ideen, wie ich trotzdem so ein bisschen Diagnostik betreiben kann?

00:11:58: Es ist vollkommen richtig, dass es, es gibt Diagnostische Verfahren für den Sekundarstufe

00:12:05: 1, tatsächlich auch standardisierte, ich denke an den Peabody Picture Vocabulary Test.

00:12:10: Da kann ich aber, das ist zum Beispiel ein Test, der nur auf den Rezeptiven, also auf

00:12:15: den Verstehensfortschatz abzieht, das ist ja schon mal eine Einschränkung.

00:12:19: Und dann bekomme ich, selbst wenn ich das Engagement als Lehrkraft hätte, ich würde

00:12:23: es für absolut nichts Sinnvolle achten, dann würde ich bestens, falls eine Aussage

00:12:28: bekommen, ob ein, wo meine Schüler im Vergleich zu der Norm stehen, aber ganz ehrlich dieser

00:12:35: Schritt in der Diagnose, den können Lehrkräfte so, denke ich, selber am besten einschätzen,

00:12:40: die kennen schon ihre Kandidaten und sagen, das ist jetzt ihren Wortschatz schwaches Kind,

00:12:43: das ist ein ihren Wortschatz starkes Kind.

00:12:45: Ich denke, das können wir mal auch mit der Korrelation, mit einer Übereinstimmung überprüfen.

00:12:49: Aber das würde mir in meinem konkreten Unterricht wenig bringen, denn in einem Wortschatz-Test

00:12:54: sind Wörter ausgewählt und auf die Wörter mit denen, das ist mir jetzt interessiert

00:12:58: mich jetzt gerade weniger, ob das Kind jetzt dieses Wort kann.

00:13:01: Und so haben wir jetzt in dem neuen Praxis "Deutscheft" tatsächlich uns ein bisschen

00:13:07: noch einen anderen Weg hier vorgeschlagen, den wir so als Wortschatzarbeit in Schülerinnenhand

00:13:12: bezitelt haben, der zwei Aspekte umfasst und diese diagnostische Kompetenz in Schülerinnenhand

00:13:18: zu legen.

00:13:19: Das heißt, wer besser als die Schülerinnen selbst kann, den einschätzen, wie gut sie

00:13:24: mit einem Wort vertraut sind.

00:13:26: Und wenn man davor diesen ersten Schritt gegangen ist, dass Wortschatz-Lücken nichts Schlimmer

00:13:31: sind, sondern normal sind, dass Lehrkräfte auch Wortschatz-Lücken haben, dann kann man

00:13:38: dieses Instrument einsetzen.

00:13:41: Instrument hört sich jetzt sehr kompliziert an.

00:13:43: Das ist tatsächlich eine ganz einfache Selbsteinschätzungskala.

00:13:47: Die wurde im Englischen entwickelt für die Fremdsprachen-Lernenden und die haben wir

00:13:52: jetzt hier für den deutschsprachigen Raum adaptiert und die hat einfach so vier Stufen,

00:13:57: dass die Schülerinnen zu jedem fraglichen Wort einfach entscheiden, erstens, ich kenne

00:14:03: das Wort nicht, also es ist jetzt noch gar nicht in meinem rezeptiven Wortschatz, dann

00:14:07: ich habe das Wort schon einmal gesehen, aber ich weiß nicht genau, was es bedeutet.

00:14:11: In einem dritten Stufe, ich verstehe das Wort, wenn ich es höre oder lese, aber ich selbst

00:14:16: verwende es nicht, wenn ich selbst spreche oder schreibe.

00:14:19: Das wäre also noch nicht im produktiven Wortschatz und dann als höchste Stufe, ich verwende

00:14:23: das Wort, wenn ich spreche oder schreibe.

00:14:25: Das kann man also in dem Heft auch sehr schön nachlesen, wie man mit dieser Skala dann

00:14:30: arbeitet und eben auch diese verschiedenen Tiefen dann als Lehrkraft eben auch noch einmal

00:14:37: reflektieren kann.

00:14:38: Darüber hinaus gibt es eben auch nicht standardisierte Verfahren dahingehend, die wirklich sehr adaptiv

00:14:44: an die einzelnen Klassen angewandt werden kann.

00:14:46: Es ist ja auch nicht jede fünfte Klasse gleich, sondern wir haben unterschiedliche Einzugsbereiche,

00:14:51: wir haben unterschiedliche Zusammensetzungen und je nachdem, was als Gegenstand nun im

00:14:56: konkreten Deutschunterricht ansteht, also beispielsweise ich habe eine Textproduktion vor mir, ist es

00:15:03: schon sehr, sehr wichtig und sinnvoll zu versuchen, alle auf denselben thematischen Wortschatzstand

00:15:10: zu bringen, dass ich die gleichen Ausgangsbedingungen für einen Text habe.

00:15:14: Also Beispiel, wenn ich einen Text über, ich nehme jetzt mal Fußball, wenn wirklich die

00:15:19: gesamte Klasse irgendwie doch ganz gern Fußball spielt und Fußball begeistert ist, dann kann

00:15:25: man sich ganz einfach behelfen mit Cluster-Lösungen, ich lasse Cluster erstellen, indem eben diese

00:15:29: Wörter gesammelt werden.

00:15:31: Wichtig ist, dass diese Wörter und diese Cluster dann nicht beim individuellen Kind gegenbleiben,

00:15:35: also das Cluster, das Jörg angefertigt hat, hat Jörg, das, was Veronica angefertigt hat,

00:15:40: hat Veronica und das von Kerstin bleibt bei Kerstin, sondern dass wir die alle zusammen

00:15:44: mal im Klassenverband sammeln, nach Wortarten ordnen.

00:15:47: Hier haben wir Attiktive, die ich eben für die Beschreibung des Fußball spielt brauchen

00:15:51: kann.

00:15:52: Hier habe ich Nomen, die ich brauchen kann, hier habe ich Werben, die ich brauchen kann

00:15:55: und dann kann ich daraus insgesamt so einen thematischen Fußball-Wortschatz erstellen

00:16:02: und daraufhin kann, jetzt kann der Schreibprozess losgehen, jetzt kann die Planungsphase verlassen

00:16:06: werden und ich habe alle Menschen, egal aus welcher sprachlichen und sozialen Herkunft

00:16:11: die kommen, ich habe zumindest in meiner Fünften jetzt einen thematischen Wortschatz für den

00:16:15: Schreibprozess vererstellt und ihn zumindest im mentalen Leksikon erst mal angelegt.

00:16:22: Der nächste Schritt ist natürlich, was die Diagnostik anbelangt, dass wir Lehrerinnen

00:16:26: und Lehrer dann vielleicht auch mal lernen sollten, wenn ich dann einen tollen Fußballtext

00:16:30: habe, im mentalen Leksikon nicht nur darauf zu achten, ob das Wort im orthografischen Raum

00:16:36: verortet und richtig geschrieben ist, sondern wirklich auch mal angucken, Mensch, sind da

00:16:40: verschiedene Werben benutzt worden, sind da verschiedene Attiktive benutzt worden, dann

00:16:44: kann ich nämlich dem Schüler der Schülerinnen und Aussagen richtig toller Text, ein Supertext,

00:16:50: den du geschrieben hast und wir gucken uns da beim nächsten Mal auch noch mal die Rechtschreibung.

00:16:53: Ich fand das ganz spannend, dass ihr auch in diesem Basisartikel beschrieben habt, wie

00:16:57: ich die Wortschatztiefe eines Eintrachts im mentalen Leksikon erkennen kann.

00:17:02: Das ist ja auch gerade das, was du mit ansprichst, wie kann ich eigentlich erkennen, ob jemand

00:17:08: das Wort eben vielleicht nur die Rechtschreibung gelernt hat, aber eigentlich noch gar nicht

00:17:12: so richtig weiß, könnt ihr noch ganz kurz diese Wortschatztiefe erklären, die würde

00:17:18: für mich nämlich, glaube ich, wirklich auch etwas verändern, wie ich in der Klasse mit

00:17:23: unbekannten Wörtern umgehe, wenn ein Kind plötzlich kommt, gestern ist das erst passiert

00:17:27: und sagt, was bedeutet eigentlich schmuddelig.

00:17:29: Wenn ich weiß, wie ich diese Wortschatztiefe herstellen kann, ist meine Antwort möglicherweise

00:17:35: anders als so eine spontanen Antwort, die jetzt einfach nur so einen Synonym gibt.

00:17:39: Also ich kann ja mal beginnen, erst mal die Wortschatztiefe ist ja ein Ergänzungswort

00:17:44: zu Wortschatzbreiten, also ich kann über sehr, sehr viele Wörter in der Breite vielleicht

00:17:48: verfügen, die haben dann aber nur einen sehr losen Eintrag im mentalen Lexikon, das sind

00:17:53: so Tagesgäste, wenn man so will, die beziehen dann mal für einen Tag den Raum im mentalen

00:17:58: Lexikon, aber gehen nicht in alle Räume hinein.

00:18:01: Davon kann ich eine ganze Menge an Wörtern haben und Kerstin hat ja gerade gesagt bei

00:18:06: Grinch zum Beispiel, das geht mir nämlich genauso, das habe ich zweimal im mentalen

00:18:11: Lexikon, aber es ist nicht tief vernetzt, tief vernetzt würde jetzt heißen, dass in

00:18:16: den verschiedensten Räumen wirklich ein Platz für dieses Wort schon eingerichtet wurde

00:18:20: und bei Grinch würde es ja beispielsweise eben auch dahingehend, dass ich es erst einmal

00:18:26: vernetze, eben semantisch, dass ich schaue, wie viele Bedeutungen hat das Wort, wo können

00:18:30: wir diese denn finden, mit digitalen Wörterbüchern ist das ganz super, da können die Schülerinnen

00:18:35: und Schüler mal selbst nachgucken, gibt es da mehrere Bedeutungen.

00:18:38: Oh, dann sehe ich, das ist ja ganz anders geschrieben, als ich gedacht habe, das wird

00:18:42: ja gar nicht mit SCH am Ende geschrieben, dieses Wort, ich versuche also die Tiefe dann

00:18:48: auch zu erreichen, indem ich wirklich dieses Wissen nachhaltig anlege im mentalen Lexikon.

00:18:56: Letztlich erreichen wir das aber nur durch üben, üben, üben, es ist wirklich so, indem

00:19:01: ich ein Wort mehrfach gebrauche, in verschiedensten Kontexten gebrauche, schriftlich gebrauche,

00:19:06: dann nistet es sich in dem Haus so richtig ein und wird dann eben auch zu einem Familienmitglied,

00:19:15: dass da dauerhaft wohnt, also von daher, das hört nicht auf, das ist auch nicht erreicht

00:19:20: schon in der fünften Klasse, sondern wir müssen kurikulär auch weitergehen und vielleicht

00:19:26: wenn ich da noch ein anderes Beispiel mal einführen darf, wir haben ja auch den Fachwortschatz

00:19:30: im Fachdeutsch, was quälen sich Schülerinnen und Schüler damit ab, wenn sie nur einmal

00:19:35: das Wort Jambus hören, oh Gott, wie, was war das jetzt nochmal gleich, das habe ich übrigens

00:19:41: bei Studentinnen und Studenten dann auch noch, da müssen wir eben sehen, die Wortschatz-Tiefe

00:19:46: müssen wir immer wieder pflegen, wir müssen immer wieder schauen und immer wieder daran

00:19:49: erinnern, halt da war doch dieses Wort, erinnert ihr euch noch dran, in welches Wörternetz

00:19:54: gehört das denn, das heißt es ist nicht damit gegeben, wenn die Schülerinnen und Schüler

00:19:59: dann einmal in einer Prüfungsleistung zeigen, sie können dieses Wort verwenden, sondern

00:20:03: wir müssen es immer wieder auch aktivieren und das ist natürlich eine ganz herausfordernde

00:20:08: Aufgabe im Deutschunterricht, weil ja auch die Wortschatzbreite erweitert werden soll,

00:20:14: es ist eine Herausforderung, aber sie ist schaffbar, das kriegen wir hin.

00:20:17: Und zu es ja auch viele tolle Modelle in der Ausgabe gibt, wie man es auch ganz normal

00:20:21: in den Deutschunterricht reinbringt, ohne dass man jetzt sagt, ich mache jetzt wochenlang

00:20:25: nur Wortschatz und ich glaube, wenn man mit Kerstens Idee auch die Diagnose in Schülerinnen

00:20:31: Hände zu legen und dann eine Wort Schatztruhe in der Klasse sozusagen aufzustellen, sogar

00:20:37: noch bei den Großen, da gibt es ein ganz tolles Modell zum Wort Bio, kann man nur empfehlen,

00:20:43: dann glaube ich können wir wirklich da auch für viel Wortschatzbereicherung und Tiefe

00:20:49: sorgen.

00:20:50: Ich danke euch für dieses tolle Gespräch und wünsche euch alles Gute.

00:20:54: Dankeschön.

00:20:55: Vielen Dank.

00:20:56: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag.

00:21:05: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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