Englisch: Mental health: The art of staying sane
Shownotes
Wie geht es dir heute? Das ist eine Frage, die viele Menschen nicht wahrheitsgemäß beantworten. Denn Gesundheit ist immer noch ein Tabu – besonders psychische Gesundheit oder mental health. Dabei sind Essstörungen, Ängste, Depressionen oder Stress unter Jugendlichen sehr verbreitet, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Im Englischunterricht können sich Lernende im Schutz der Fremdsprache zu diesen sensiblen Themen und zu Gefühlen äußern. Das fällt ihnen häufig leichter als in der Muttersprache. Leichter ist es auch, über die psychische Gesundheit von fiktionalen Personen aus der Jugendliteratur oder aus Filmen zu sprechen. Wir geben Tipps für geeignete Arbeitsgrundlagen. Außerdem zeigen wir dir, wie du als Lehrkraft Schutzräume schaffst, die den Austausch über sensible Themen ermöglichen. Und wenn du psychische Belastungen einzelner Personen in deiner Lerngruppe beobachtest: Wir geben Unterstützung – auch über den Englischunterricht hinaus. Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 192 „(Mental) health“ des Fremdsprachlichen Unterricht Englisch, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du Moderatorin Veronika Obermeyer im Gespräch mit Annika Janßen und Jan-Erik Leonhardt von der Universität Frankfurt.
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00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen beim Podcast Einfach
00:00:17: Unterrichten vom Friedrich Verlag. In jeder Folge sprechen wir über den neuesten Stand der
00:00:22: Fachdidaktik. Heute geht es um Mental Health im Englisch-Unterricht. Mein Name ist Veronica
00:00:27: Obermeier vom Institut für Digitales Lernen und ich darf heute zwei der Herausgeberinnen und
00:00:33: Herausgeber der aktuellen Ausgabe begrüßen, die mit mir dieses Thema besprechen werden,
00:00:38: Annika Janssen und Jan-Erik Leonharzen heute da, stellvertretend auch für Bibiane Lohe und
00:00:44: Britta Fiebrock, die eben an diese Ausgabe gearbeitet haben. Herzlich willkommen ihr beiden.
00:00:49: Guten Tag. Vielen Dank. Guten Tag. Ihr schreibt ja, dass die KMK empfiehlt, dass man in allen Fächern
00:00:55: über psychische Erkrankungen sprechen soll. Wir wissen in unserer Gesellschafts- und physische
00:00:59: Erkrankungen etwas völlig Normales, über das man auch ziemlich offen spricht. Psychische
00:01:04: Erkrankungen hingegen unterliegen häufig noch Tabus und ihr plädiert jetzt dafür,
00:01:09: dass vor allem der Englisch-Unterricht da gut geeignet ist. Warum denn? Genau, ja, weil der Englisch-
00:01:15: Unterricht auch als Schon- und Distanzraum angesehen wird. Das heißt, Kinder und Jugendliche können
00:01:20: durch die Fremdsprache eine Art Maske aufziehen, um über Kontroversethemen oder Tabuthemen zu
00:01:27: sprechen. Und das erleichtert natürlich dann auch den Umgang damit. Gleichzeitig, wenn man
00:01:34: jetzt über fiktionale Texte spricht oder Figuren aus, fiktionalen Texten wie Jugendroman beispielsweise,
00:01:41: erlaubt es dann wiederum Kinder und Jugendlichen, eine bestimmte Rolle einzunehmen und in dieser
00:01:48: Rolle über Kontroversethemen zu sprechen, ohne dann eben eine persönliche Betroffenheit explizit
00:01:54: machen zu müssen, wenn sie zum Beispiel selbst gerade unter einer psychischen oder physischen
00:02:00: Krankheit leiden. Das finde ich spannend. Das haben wir im muttersprachlichen Unterricht auch in
00:02:06: Deutsch, dass wir eben über fiktionale Texte sprechen können und das häufig leichter fällt,
00:02:11: also Beispielfälle sozusagen zu diskutieren. Und im Englisch-Unterricht, wo ja häufig Vokabeln
00:02:17: und Strukturen fehlen, um das auszudrücken, was man wirklich sagen möchte, da wird das jetzt
00:02:22: plötzlich zum Vorteil und zum Schutzraum, oder? Genau. Also man kann natürlich über die Sprache
00:02:28: eine Distanz hier erleben und somit sich eben mit einer rollen Distanz über Kontroversethemen
00:02:39: austauschen. Gleichzeitig kann natürlich auch die Fremdsprache selbst zu einer Herausforderung
00:02:46: werden für Schüler*innen, für Kinder und Jugendliche, wenn sich eine gewisse Fremdsprache
00:02:52: Angst oder Foreign Language Anxiety herausbildet, was auch wiederum die Gesundheit in gewisser
00:03:00: Weise beeinträchtigen kann. Da kann man aber beispielsweise durch dramatpädagogische
00:03:06: Improvisationsübungen auch Abhilfe verschaffen. Auf das möchte ich dann gleich noch genau
00:03:12: eingehen. Ich fand es sehr spannend, dass eben auch unser Fach dazu ein Problem werden kann,
00:03:16: wenn wir über Mental Health sprechen. Was sind denn da eigentlich die Ziele des Englisch-Unterrichts
00:03:23: bei diesem Thema? Ihr habt dem Basisartikel schön dargestellt, könnt ihr dazu kurz was sagen?
00:03:27: Ja, also insgesamt geht es natürlich darum, sensibel mit dem Thema psychische und physische
00:03:35: Erkrankungen umzugehen, das sensibel zu thematisieren, mit bestimmten medialen und methodischen
00:03:43: Zugängen und dann eben auch Schüler*innen und Schüler zu unterstützen, ihre eigenen Gesundheitskompetenzen
00:03:50: zu fördern. Also das heißt über Gesundheit insgesamt überhaupt erst mal zu sprechen,
00:03:55: dass es eben kein Tabu mehr ist und diese Tabuisierung, die eben stattfindet, auch
00:04:02: also in der Gesellschaft insgesamt, aber eben auch im Unterricht und in unserem Fall im
00:04:07: Englisch-Unterricht, dann auch kritisch zu reflektieren, was ja wiederum anschlussfähig
00:04:12: ist, an ganz verschiedene andere Diskurse, wie zum Beispiel die kritische Fremdsprachen,
00:04:18: die DAKNIK, auch die UNESCO-Bildungsziele, die und natürlich auch die KMK-Empfehlung,
00:04:25: hier Gesundheitskompetenzen auszubilden, Gesundheitsförderung und Prävention und
00:04:30: letztlich dann auch Resilienz zu fördern im Unterricht.
00:04:33: Das sind sehr, sehr wichtige Ziele. Ich fand es sehr interessant, weil natürlich jeder
00:04:38: und jede von uns mit diesen Themen in irgendeiner Weise konfrontiert wird, auch als Privatperson
00:04:44: und ihr plädiert ihr dafür, dass wir eine pädagogische Haltung dazu einnehmen müssen.
00:04:49: Und ich habe das so verstanden, dass wir uns auch wirklich überlegen müssen, was ist
00:04:53: uns da wichtig im Umgang mit unseren Schülerinnen und Schülern und was möchten wir ansprechen
00:05:00: und wo möchten wir uns lieber sozusagen oder die Privatsphäre auch wahren.
00:05:05: Ist es denn so, dass wir damit rechnen müssen, wenn wir das thematisieren, dass da vielleicht
00:05:10: auch was hochkommen kann oder auch Schülerinnen und Schüler auf uns zugehen und wir damit
00:05:17: umgehen müssen?
00:05:18: Auf jeden Fall. Also da ist auch wieder eine gewisse Sensibilität gefragt, auch von Seiten
00:05:25: der Lehrkräfte zu wissen, wie verhalte ich mich denn in bestimmten Situationen, wenn
00:05:30: hier etwas hochkommt? Ich glaube, da kommen wir später noch mal drauf zu sprechen, Stichwort
00:05:34: Content Notes zum Beispiel. Also es geht eben darum auch zu erkennen, als Lehrkraft, was
00:05:43: ist hier eine besondere Situation, welche Maßnahmen erfordertes, welche Unterstützungsangebote
00:05:50: innerhalb der Schule, also was kann ich als Lehrkraft leisten in meinem Unterricht und
00:05:57: im Setting Schule, aber dann eben auch je nach Situation, außerschulische Hilfsangebote
00:06:04: hinzuzuziehen, zu vermitteln, da Kontakte herzustellen, also das eben dann auch entsprechend einzuschätzen.
00:06:13: Das ist sozusagen das eine, es geht natürlich auch darum, im Unterricht eine gewisse sprachliche
00:06:19: Sensibilität zu vermitteln an Schüler*innen, also gegenüber bestimmten Begrifflichkeiten,
00:06:27: also wenn man jetzt zum Beispiel an Wörter denkt wie Trigger oder ich bin Depri, dann
00:06:35: verwenden wir beziehungsweise auch Kinder und Jugendliche, die Begriffe ja mittlerweile
00:06:40: schon sehr häufig im Alltag. Oftmals haben die aber auch eine abgeschwächte Bedeutung
00:06:46: als jetzt in den Fachwissenschaften, wenn jetzt zum Beispiel ein Psychotherapeut darüber
00:06:51: spricht und das hier auch nochmal aufzuzeigen, was das bedeutet. Gleichzeitig bedeutet
00:06:59: das aber auch nicht, dass wir im Englisch-Unterricht jetzt nur oder im Unterricht generell dazu
00:07:06: anleiten, Dinge nur positiv zu sehen, also Stichwort Toxic Positivity, also es geht nicht
00:07:12: darum zu sagen, es ist alles super durchgehend und negative Dinge oder Herausforderungen,
00:07:20: die schwierig sind und die da sind, zu ignorieren, sondern da eben auch einen Gleichgewicht zu
00:07:27: finden und zu schauen, wie kann ich damit umgehen, wie kann ich mit welchen Mechanismen
00:07:33: diese Herausforderungen dann auch meistern. Stimme ich dir völlig zu, du hast gerade
00:07:36: die Mechanismen angesprochen, ich habe mir gedacht, ja was haben wir denn da in unserem
00:07:39: Werkzeugkoffer, wenn wir ins Klassenzimmer gehen? Ganz konkret, welche methodischen
00:07:46: Möglichkeiten habe ich denn da? Du hast gerade schon die Drama-Pädagogik angesprochen, die
00:07:51: wird mich sehr interessieren. Also insgesamt haben wir sehr viele methodische Zugänge,
00:07:55: ich glaube, man muss sich das nur erstmal kurz bewusst machen, was wir da alles haben,
00:07:59: also neben den drama-pädagogischen Zugängen oder vielleicht können wir auch erstmal auf
00:08:08: die Methoden und Verfahren insgesamt eingehen. Also wir haben auch ganz klassisch die kognitiven
00:08:13: textanalytischen Verfahren, die auch Abhilfe verschaffen können erstmal. Also zum Beispiel,
00:08:20: dass man sich überhaupt erstmal klar wird, wie wird der psychische Gesundheit oder Gesundheit
00:08:24: insgesamt in Texten repräsentiert? Was sind denn hier die Rezeptionskontexte? Also da können
00:08:30: wir quasi auch das nutzen, was wir ja ohnehin schon tun im Englischunterricht, wenn wir mit Texten
00:08:35: umgehen. Dann können wir kreative Methoden einbinden, wie kreatives Schreiben zum Beispiel,
00:08:42: was eben auch häufig zum Flow erleben dann auch führen kann und körper- und wahrnehmungsbezogene
00:08:50: Verfahren wie Achtsamkeitsübung, Meditationen und so weiter. Und da knüpfen natürlich auch
00:08:57: drama-pädagogische Methoden an, indem man hier auch verschiedene Rollen, Charaktere einnimmt,
00:09:07: übernimmt und das passt vielleicht auch so ein bisschen zu dem, was wir am Anfang gesagt hatten,
00:09:13: zum Thema Sprechangst oder Fremdsprachenangst insgesamt. Also das ist ein guter Weg, um diesen
00:09:22: Ängsten in Bezug auf Kommunizieren in der Fremdsprache zu begegnen, weil häufig ist es ja so,
00:09:30: dass die Prozesse, die ablaufen, wenn ich in der Fremdsprache kommunizieren soll, sehr spontan
00:09:37: sind und das macht dann oft auch Angst. Also dass ich ganz schnell jetzt antworten muss, überlegen
00:09:44: muss auf was ich eingehen möchte. Bestimmtes Hintergrundwissen braucht dann natürlich auch
00:09:49: noch die Kramatik irgendwie richtig machen muss, lexik, sprachliche Register berücksichtigen
00:09:55: und das Ganze muss ich ja auch noch irgendwie korrekt aussprechen, damit ich mich nicht blamiere
00:09:59: vor meinen Mitschüler*innen und eine schlechte Note bekomme. Und was kann ich also tun? Das heißt,
00:10:07: ich kann bestimmte Kommunikationsstrategien einüben durch drama-pädagogische Zugänge,
00:10:12: ich kann improvisieren üben, ich kann auch bestimmte Umschreibungen üben, also ich kann
00:10:21: tatsächlich auch üben, diese Situation auch auszuhalten zu einem gewissen Maß. Wir haben
00:10:29: verschiedene Übungen auch genannt in unserem Beitrag, in unserer Methode im Fokus, wie man
00:10:38: damit umgehen kann. Das geht so von Warm-Up-Übungen, wie dieses emotional Ping-Pong, was so ein bisschen
00:10:46: ist, wie ich packe meinen Kopf. Man fängt an mit einem Wort oder mit bestimmten Chans und sagt
00:10:53: das in einer bestimmten Emotion und die nächste Person wiederholt das und fügt dann eine neue
00:10:58: neue Emotionen hinzu. Es gibt verschiedene Impro ...
00:11:02: improvisationsübungen. Wir hatten da das Beispiel last night, also man fragt erst mal "Ach, weißt
00:11:08: du noch, was wir eigentlich gestern Abend gemacht haben?" Und dann gibt es einen Impuls. Das
00:11:13: könnte zum Beispiel sein "We had dinner" und dann gibt es immer diesen kleinen Impuls "Yes
00:11:20: and then". Also das heißt, es verschafft natürlich auch ein bisschen Gelegenheit, um nachzudenken,
00:11:25: ein bisschen Zeit sich zu verschaffen, um dann eben, ja, sich eine neue Situation auszudenken,
00:11:32: was denn eigentlich dann noch alles in der Nacht passiert ist. Und das macht natürlich auch
00:11:36: Spaß, wenn man sich da kreativ ausleben kann und sich lustige Sachen ausdenken kann. Gleichzeitig
00:11:44: kann man natürlich auch fiktive Kommunikationssituationen schaffen. Humor ist da immer ganz wichtig. Wir
00:11:50: hatten da zum Beispiel die Situation, dass in der Gastfamilie die Toilette verstopft ist. Und
00:11:57: jetzt muss man irgendwie mit der Gastmutter besprechen, wie man jetzt dieses Problem lösen
00:12:02: kann. Und hier muss man natürlich dann auch verschiedene Rollen übernehmen und spontan
00:12:07: handeln. Diese dramatische Zugänge helfen natürlich auch, dass sie Lernenden sich zu
00:12:14: ihrem eigenen Selbst distanzieren können. Also, dass sie sich dann in diese Rollen hineinversetzen.
00:12:21: Gleichzeitig empfiehlt es sich aber immer einen Notausgang zu schaffen. Also das heißt,
00:12:25: wenn diese Situation irgendwie unangenehm werden sollte oder Schülerinnen und Schüler nicht weiter
00:12:32: wissen, dass man dann eine Möglichkeit bietet, aus der Situation auszusteigen. Ich habe ganz
00:12:37: bekannt, ist da der Busstop. Also die Situation an der Bushaltestelle, dass man dann sagt,
00:12:42: ach, der Bus kommt und sich verabschiedet. Also da eben natürlich immer auch durch ein bestimmtes
00:12:48: Codewort eine Geste die Möglichkeit bieten zu sagen, okay. Ich möchte das jetzt beenden. Ich
00:12:54: gehe dann jetzt mal. Ja, genau. Ich merke gerade, was du so aufzählst. Das sind ja auch alles
00:12:58: wirklich ganz oder vermittelt alles ganz grundlegende Kompetenzen der Sprechfähigkeit. Also wir
00:13:05: können ja da, wenn wir dieses Thema fokussieren, wirklich auch alle anderen Kompetenzen mitbedienen,
00:13:10: die wir so im Fremdsprachenunterricht fördern möchten. Also das lohnt sich ja gleich auf
00:13:14: mehreren Ebenen. Die Content Notes hatten wir vorher noch erwähnt. Könntest du uns die noch
00:13:19: erklären, die tragen ja auch dazu bei, die Sprechangst runter zu drücken oder niedrig zu halten
00:13:24: oder gar nicht entstehen zu lassen? Ich glaube, Jan-Erik, vielleicht kannst du dazu noch ein
00:13:28: bisschen mehr sagen. Es geht, glaube ich, bei den Content Notes nicht nur um Sprechangst,
00:13:33: sondern es geht grundsätzlich darum, dass wir versuchen Lernde, die unter Umständen von Themen
00:13:39: betroffen sind, die wir hier besprechen und die ja auch hoch sensibel sind, dass wir diese Lernden
00:13:46: nicht in irgendeiner Form real traumatisieren. Und wir können nicht davon ausgehen, dass wir
00:13:50: immer alles über unsere Lernden und ihre Hintergründe wissen. Das heißt, das ist eine wunderbare
00:13:57: Möglichkeit, vorab Lernde über die sensiblen Themen zu informieren, über die wir sprechen. Man
00:14:05: kennt das typischerweise eigentlich von Computerspielen, dass da dann zum Beispiel eine Epilepsiewarnung
00:14:11: kommt. Und so könnte man das aber auch wunderbar machen in Form von Content Warnings, wenn wir
00:14:18: über die Themen rund um Mental Health sprechen. Es kann aber auch wunderbar funktionieren, wenn
00:14:23: wir Filme und Serien gucken, wenn wir über Themen wie Gender und Race und so weiter und so fort
00:14:29: sprechen. Also alle Themen, die potenziell zu Situationen führen können, wo sich Menschen
00:14:36: unwohl in unserem Unterricht fühlen. Und es ist ganz wichtig, da die Möglichkeit zu geben,
00:14:42: dass man auf die Lehrperson zukommen kann und ausdrücken kann. Ich fühle mich jetzt hier
00:14:50: nicht sicher in der Situation, können wir da irgendeine Lösung finden. Und dann gibt es immer
00:14:55: Möglichkeiten, dass man gewisse Szenen auslässt, wenn man gerade einen Film guckt. Es gibt immer
00:15:02: die Möglichkeit einen alternativen Arbeitsauftrag zu geben. Das muss man dann aber tatsächlich
00:15:06: dann auch ernst nehmen, wenn da Schüler*innen auf ein zukommen. Das ist natürlich ein gutes
00:15:12: Gefühl der Sicherheit, wenn ich weiß, ich muss nicht über Dinge sprechen oder auch teilnehmen,
00:15:17: wenn ich das nicht möchte und wenn ich mich da unwohl fühle. Ich glaube, das trägt sehr dazu
00:15:21: bei, dass wir die Angst aus dem Klassenzimmer kriegen. Genau und essentiell ist das ja der Kern
00:15:26: von Mental Health. Also wenn wir über Mental Health sprechen und da war Leute dazu zwingen,
00:15:30: über Mental Health zu sprechen, wenn sie es nicht möchten, dann ist das ja schon auch eine
00:15:36: verzweckte Situation. Absolut. Du hast ja gerade das hier schon genannt. Es gibt ja noch weitere
00:15:43: wunderbare Modelle, die man verwenden kann. Vielleicht kannst du zu den Songs mal noch was sagen. Die
00:15:50: passen natürlich sehr gut zu diesem emotionalen Thema auch. Ja, wir haben ja gerade schon ganz,
00:15:55: ganz viel über verschiedene Methoden gesprochen. Und was uns wichtig war, war zu zeigen, dass ganz,
00:16:02: ganz viele verschiedene Textformen, die wir im Englischunterricht behandeln können,
00:16:07: Anschlussmöglichkeiten für das Thema Mental Health bieten. Eines dieser Beispiele war jetzt zum
00:16:13: Beispiel für die fünfte und sechste Klasse von den Kollegen Theresa Summa, Claudia Schnellbögel
00:16:19: und Valentin Werner. Das Thema "Which Songs make you feel good?" Und das ist einfach ein wunderbares
00:16:28: Thema, wo die Kolleg*innen unter anderem von Katy Perry den Song "Raw" ausgewählt haben. Da geht es
00:16:36: einfach dann um Self-Empowerment. Da ist diese wunderbare Metapher des Löwen drin. Und es geht
00:16:43: aber auch darum, dass die Lernenden dann selber an solchen Diskursen auch teilhaben können. Also
00:16:49: es geht also nicht nur um die Erschließung des Songs "Raw" und was das jetzt mit Mental Health
00:16:54: zu tun haben könnte, sondern es geht auch darum, dass die Lernenden dann selbst produktiv tätig
00:16:59: werden und in diesem Falle eine Playlist erstellen können von Songs, die sie selber nutzen, dass es
00:17:06: ihnen besser geht, zum Beispiel in gewissen Situationen. Also es ist sehr, sehr handlungs- und
00:17:11: produktionsorientiert an der Stelle. Ja und insbesondere für jüngere Lernende natürlich
00:17:16: hochanschlussfähig. Ich habe dich unterbrochen. Du wolltest gerade noch sagen und dann haben
00:17:21: wir noch ganz viele weitere Textformen ausgewählt. Also neben Songs haben wir noch weitere literarische
00:17:30: Textformen ausgewählt, wie beispielsweise die Serie "Atypical". Da geht es dann nicht darum,
00:17:39: eine Playlist zu erstellen, sondern da sollen die Lernenden sich überlegen, wie sie selbst eine
00:17:44: Serie zu Themen rund um Mental Health für Teenager erstellen würden und da so ein filmisches
00:17:51: Vorprodukt erstellen. Dann haben wir noch für die Oberstufe ein Beispiel eines literarischen Textes,
00:17:57: den Roman Turtles "All the way down" und auch da geht es dann über einen analytischen Zugriff darum,
00:18:05: sich das Thema Mental Health aus dem Roman zu erarbeiten. Aber es geht natürlich nicht nur um
00:18:10: fiktionale Texte, sondern wir haben auch ganz viele faktuale Texte, mit denen man sich beschäftigen
00:18:16: kann und auch zum Beispiel Themen wie Social Media. Also wir haben zum Beispiel für das 7. und 8.
00:18:23: Schuljahr die Auseinandersetzung mit Posts und vorhin haben wir ja drüber gesprochen über den
00:18:30: Unterschied zwischen Toxic Positivity und Healthy Habits und genau das ist ja das Phänomen auf
00:18:38: Social Media, dass man ganz ganz häufig nur Dinge postet, die total positiv sind und auch gerne
00:18:44: Dinge verschweigt, die einfach Teil eines Lebens sind, die einfach mal nicht gute Tage beschreiben,
00:18:52: negative Ereignisse, Misserfolge und es gibt genügend Studien, die zeigen, wie Social Media
00:19:01: dazu beitragen können, dass die mentale Gesundheit von vor allen Dingen jungen Menschen sehr darunter
00:19:10: leidet, dass sie über ihre Feeds und über ihre Bubbles nur positiven Content, nur Content von
00:19:15: sehr reichen, sehr schönen, sehr gut aussehenden, sehr gesunden Leuten ausgespielt bekommen. Und da
00:19:21: geht es darum, das Ganze so ein bisschen zu dekonstruieren und auch selber teilzunehmen und
00:19:25: zu sagen, das kann man auch anders machen. Das ist möglicherweise eine der wichtigsten Tätigkeiten,
00:19:31: die wir da in diesem Bereich machen können in meinen Augen. Ja, ein wunderschönes Modell
00:19:37: wirklich. Also ich nehme jetzt aus unserem Gespräch mit, dass es eine ganz besondere Bedeutung hat,
00:19:45: dass wir über Mental Health sprechen und nebenbei decken wir auch noch alles andere, was wir im
00:19:52: Fremdsprachenunterricht erreichen möchten ab, von dem her verlieren wir gar keine Zeit dadurch und
00:19:57: dass es ganz viele verschiedene Zugänge gibt und Themen, die ich dafür nutzen kann. Das nehme ich
00:20:03: aber selbst sozusagen mit meiner pädagogischen Haltung auch darauf vorbereiten muss. Fehlt euch
00:20:07: in dieser Zusammenfassung noch was von dem, was ich jetzt aus unserem Gespräch mitgenommen habe?
00:20:11: Vielleicht als kleine Ergänzung, weil gerade das Wort Zeit verlieren fehlt, was natürlich total
00:20:18: verständlich ist, weil wir so so viele Themen als Englischlehrer täglich zu jonglieren haben und
00:20:24: natürlich neben den funktionalen Kompetenzen, die in den Curricula steht, auch noch wahnsinnig
00:20:29: viele andere Themen zu verhandeln haben. Ja, und dann kommt auch noch die US-Wahl, dann ist in
00:20:35: Deutschland die Demokratie bedroht. Also es sind wahnsinnig viele Themen. Das Thema Mental Health
00:20:41: kommt von den Lernenden und ich glaube auch unabhängig davon, ob es jetzt die KMK sagt oder
00:20:48: ob es die Europäische Union sagt, die tun das ja und das ist auch schön, das ist total lobenswert.
00:20:53: Es kommt aber von den Lernenden, es ist ein unmittelbarer Bedarf der Lernenden für den wir
00:21:01: jetzt versucht haben, so kleine Anstoßpunkte zu geben und ich glaube, da können wir dann an
00:21:06: der Stelle wirklich nicht mehr darüber reden, dass in irgendeiner Form Zeit verloren geht. Das
00:21:12: ist natürlich ein Wagnis, das ist natürlich ein Thema, wo viele Lernende vielleicht auch am
00:21:18: Anfang irritiert sind, weil sowas steht nicht im Lehrbuch, das sind Themen, da wagen sich Lehrbuch
00:21:22: Verlage typischerweise nicht dran, aber genau da passiert Lernen und auch genau das gibt dann
00:21:28: den Grund, Fremdsprachen zu lernen und auf einer Fremdsprache zu kommunizieren. Deswegen an der
00:21:33: Stelle vielleicht ein kleines großes Plädoyer für das Thema, was wir hier versucht haben,
00:21:37: anzureißen in diesem Heft. Was für ein wunderbares Schlusswort, ich danke dir dafür. Danke euch
00:21:44: beiden für das tolle Gespräch und alles Gute weiterhin. Vielen Dank. Vielen Dank.
00:21:49: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir
00:21:59: bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
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