Deutsch: Kurz und knapp - Kurzprosa

Shownotes

Kurzgeschichten beinhalten für Schüler:innen ein enormes Potenzial: Die Kürze, Dichte sowie die sprachliche Reduktion regen die Schüler:innen zu einem genauen Lesen an, fördern die Vorstellungsbildung und aktivieren ihr Vorwissen. Dabei knüpfen aktuelle Kurzgeschichten unmittelbar an die Alltagswelt Heranwachsender an und unterstützen die Auseinandersetzung mit den Figuren, der Erzählperspektive und dem Geschehen. Da die Struktur und Sprache der Geschichten einfach, die dort entwickelten Fragen jedoch komplex sind, sind sie für Schüler:innen sowohl leicht zugänglich als auch inhaltlich bedeutsam und wirken lesefördernd.

Praxistipps:

  • Vermittle an ausgewählten Beispielen die Besonderheiten von Kurzgeschichten und lasse die Schüler:innen Erzähl- und Figurenperspektiven nachvollziehen.
  • Nutze Kurzgeschichten, die den Lebensweltthemen der Schüler:innen nah sind, um mit ihnen z.B. über Identitätsbildung und Grundfragen des Lebens ins Gespräch zu kommen.
  • Lasse Schüler:innen literarische Gespräche über Figuren führen, damit sie lernen, eigene Textdeutungen zu entwickeln und diese auch im Hinblick auf Deutungsoffenheit begründet auszuwählen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 83 von Deutsch 5-10, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du die Moderatorin Veronika Obermeier im Gespräch mit Jana Mikota (Oberstudienrätin im Hochschuldienst an der Universität Siegen und Heftmoderatorin der Ausgabe).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen beim Podcast einfach

00:00:17: unterrichten vom Friedrich Verlag mit Veronica Obermeier vom Institut für Digitales Lernen.

00:00:22: Bei uns steht heute das Thema Kurzbrusa im Mittelpunkt. Dazu gibt es auch eine Ausgabe von

00:00:28: Deutsch 5 bis 10 und die Herausgeberin Jana Mikota von der Universität Ziegen ist heute mein Gast

00:00:35: in diesem Podcast. Hallo Jana, schön dich da zu haben. Ja, hallo, schön, dass ich hier sein darf.

00:00:40: Kurzbrusa begegnet uns in jeder Jahrgangsstufe und in ganz vielen Formen. Also du hast da mal

00:00:46: aufgelistet als Schwank, Anekdote, Witz, Kalendergeschichte, Fabel, Parabel, Sage, Legende,

00:00:53: Märchen, Kurzgeschichten sowie Kürzestgeschichten. Das ist ja echt eine ganze Menge und wir kommen

00:01:01: ja im Klassenzimmer immer dazu, dass wir dann die Vorschläge aus den Büchern haben, aber oft

00:01:06: gern auch mal was Neues machen möchten. Passiert denn da momentan viel in der Forschung mit neuen

00:01:11: Impulsen? Also in der Forschung ist es tatsächlich weniger. Das hat mich überrascht, dass ich das

00:01:16: Heft angenommen habe. Also ich hatte ein Seminar im letzten Sommersemester zu Kurzgeschichten

00:01:21: gemacht und das hat den Studierenden glaube ich auch viel Freude gemacht, weil sie mussten

00:01:26: nur kurze Texte lesen und nicht ganze Bücher wie sonst. Und wir haben auch ganz viel didaktisches

00:01:31: Material versucht auch daran zu erarbeiten. Haben aber festgestellt, dass es eben wenig in der

00:01:36: Forschung gibt. Also vor allem für Kurzgeschichten, die für jüngere Leser*innen sind. Also fünftes

00:01:41: bis zehntes Schuljahr, die fernab der, was schon kanonisierten Kurzgeschichten sind, die Nachkriegs-

00:01:47: Kurzgeschichte ist ja nach wie vor sehr beliebt in der Schule. Die kannten die Studierenden auch und

00:01:52: dann habe ich aber versucht, eben mit den anderen Kurzgeschichten zu lesen und die Chancen von

00:01:57: Kurzgeschichten für den Unterricht zu entfalten, zu diskutieren. Und so kam das Heft eigentlich

00:02:03: auch zustande, weil die eine der Herausgeber*innen der Reihe, ich weiß gar nicht, wie man das genau

00:02:09: nennt, hat mich dann gefragt, ob man nicht etwas zu kurz und kürzes Geschichten machen könnte. Und

00:02:15: zwar wirklich zu geschriebenen Kurz und nicht zu Digitalen oder die im Internet in irgendwelchen

00:02:20: diversen Voran zu finden sind, sondern wirklich in Printmedien. Deine Beobachtung deckt sich auch

00:02:26: mit dem, was ich so erlebe, wenn wir Kurzgeschichten gerade so in der 7. bis 9. oder 10. Klasse behandeln,

00:02:32: sind häufig wirklich die kanonisierten Geschichten, die aber auch häufig sehr weit weg sind von der

00:02:38: Lebenswelt unserer Leser*innen und Leser. Und wenn man da Neues sucht, dann findet man eigentlich

00:02:44: keine wirklich guten Impulse. Darum bin ich sehr dankbar, dass wir heute darüber sprechen dürfen.

00:02:48: Und jetzt fangen wir auch mal an. Die Kurz- und Kürzestgeschichte. Was muss ich denn als Lehrkraft

00:02:54: eigentlich über diese beiden Formen wissen? Man kann sich mit der Geschichte, der Kurzgeschichte

00:03:00: auseinandersetzen. Man kann sozusagen in die 20er, 30er Jahre hineingehen. Wir können aber auch

00:03:06: nach, in die 40er, also nach dem Zweiten Weltkrieg, da kam ja die sogenannte Schurzstory nach Westdeutschland

00:03:14: und wurde entdeckt, wurde auch von Deutschsprachigen Autor*innen geschrieben. Und man kann das also

00:03:20: historisch entfalten. Wir können uns aber auch mit dem Gegenstand beschäftigen und überlegen,

00:03:24: was zeichnet diesen Gegenstand aus? Und da wird das natürlich ganz spannend. Es ist eine Alltagsnähe,

00:03:30: die wir finden. Die finden wir auch in den aktuellen Kurzgeschichten für Jugendliche Leser*innen,

00:03:36: weil in modernen Erzähltechniken spielen sich dort wieder. Das heißt, die Schüler*innen werden

00:03:41: eben auch in den kurzen Texten auch angeregt, sich mit neuen Erzähltechniken auseinanderzusetzen.

00:03:47: Dazu gehört auch eine bedichtete Sprache. Das heißt, Schüler*innen lernen auch eine andere

00:03:53: Sprache kennen. Sie erfahren eben, dass zwischen den Zahlen ganz viel zu entdecken gilt. Es ist

00:03:59: der unmittelbare Anfang, also eine Kurzgeschichte beginnt und endet auch offen. Das heißt, wir

00:04:05: müssen auch über Unabschließbarkeit von Texten sprechen mit den Schüler*innen und die Konzentration

00:04:10: auf ein bestimmtes Ereignis mit wenigen Figuren. Und diese Aspekte, die ich genannt habe oder Merkmale

00:04:17: der Kurzgeschichte zeigen ja auch nicht nur, dass Kurzgeschichten kurz sind, sondern dass sie

00:04:22: möglicherweise auch für Schüler*innen gut geeignet sind, die nicht so gut lesen. Also du hast gerade

00:04:27: als Merkmale genannt, die Lebenswelt nähe, sozusagen für unsere heutigen Leser*innen und

00:04:33: Leser*innen eine verdichtete Sprache, die wir sehr gut untersuchen können. Unmittelbarer Beginn

00:04:38: und auch oft ein offenes Ende. Und dass die Kurzgeschichte eben ein Ereignis und wenige

00:04:44: Figuren fokussiert. Was ist dann die kürzeste Geschichte? Die kürzeste Geschichte ist noch

00:04:49: kürzer, könnte ich jetzt sagen. Also das sind wirklich nur ganz wenig Zahlen und es gibt noch

00:04:54: nicht mal wirklich eine Definition in der Forschung. Zumindest habe ich keine entdeckt. Das sind nur

00:04:59: ganz, ganz wenig Zahlen. Ich habe mir das, also ich habe mir das Bayerianisch angeguckt und es sind

00:05:04: so Gedanken, die aufblitzen. Gedanken irritieren der Momente, die aufblitzen, die nicht aufgelöst

00:05:10: werden. Also jemand kommt nach Hause und das Feuer ist an und dann kriegt man sofort ja warum ist

00:05:16: das Feuer an und dann spielt das Kopfgino mit. Es gibt kurz kürze Geschichten in der erwachsenen

00:05:21: Literatur. Da ist die Überschrift, also der Titel der Kurzgeschichte, sagt eigentlich, er öffnet

00:05:26: auch ein Kopfgino und dann kommen nur drei Zeilen. Die Frau geht Schuhe einkaufen. Sie bezahlt Schuhe,

00:05:32: Punkt. Aber der Titel sagt etwas anderes und dann hat man sofort so einen Kopfgino. Und das ist

00:05:38: die kürzeste Geschichte. Ganz wenig Zeilen in ein Ereignis, das irritieren kann, das aber eben

00:05:45: auch nicht irritieren kann, das aus dem Alter genommen ist. Und dann muss man überlegen, wie

00:05:51: geht man damit um? Das klingt jetzt schon sehr attraktiv für Vertretungsgestunden. Ich glaube,

00:05:56: werde ich mir ein paar so Geschichten zulegen und die dabei haben für den Fall des Falles.

00:06:01: Ja, also man kann so toll, also mit den Studierenden habe ich das ja gemacht und wir haben über eine

00:06:06: kürze Geschichte von Heinz Janisch. Die ist eigentlich für jüngere Kinder, aber wir haben fast

00:06:13: 90 Minuten darüber gesprochen. Die Sprache entdeckt, die Handlung versucht, die Wahrgestellung und das

00:06:20: war, also es hätte ich nicht gedacht. Jüngere Kinder ist gerade ein gutes Stichwort. Die Kurzgeschichte

00:06:27: ist ja ursprünglich überhaupt nicht für Kinder oder Jugendliche gewesen, richtig? Genau, es war

00:06:32: für Erwachsene. Also die Kurzgeschichten, die wir, also die kanonisierten, tradierten, die sind eben

00:06:38: auch nicht für Jugendliche werden, aber jetzt sozusagen als Schulleckdürer verwendet. Aber die

00:06:44: Kurzgeschichten für Kinder oder das, was wir als Kurzgeschichte verstehen mit den Merkmalen,

00:06:49: entstanden erst im Laufe der 60er/70er Jahre und markieren auch übrigens sehr schön die Veränderung

00:06:56: der Kinder- und Jugendliteratur. Inwiefern? Also die Kinder- und Jugendliteratur hat sich ja ge-

00:07:00: verändert, was thematisch betrifft, was idealistisch betrifft, ästhetisch und das markiert auch die

00:07:06: Kurzgeschichte. Also es gibt die Kurzgeschichte von oder die Kurzgeschichten-Sammlung, die

00:07:10: grauen und die grünen Felder oder grüne und graue Felder von Ursula Wölfel und da kann man sehr

00:07:15: schön erkennen, wie plötzlich in die Kinderliteratur auch Probleme Eingang finden, die eben aus der

00:07:23: Alltagswelt der Kinder sind, die aber bis dahin in der Kinder- und Jugendliteratur eine untergeordnete

00:07:28: Rolle spielten. Also Arbeitslosigkeit beispielsweise. Und das ist ganz spannend, wie dann die Kurzgeschichte

00:07:34: sozusagen diese Themen aufgenommen hat. Und dann hat sie sich weiterentwickelt, weil Autor*innen

00:07:41: sie auch, glaube ich, gerne schreiben. Es ist nur schade, dass es in den Verladen nicht so ein

00:07:45: beliebtes Genre ist. Oder also Antologien sind wahrscheinlich verkaufen sich nicht so gut.

00:07:53: Ich weiß es nicht. Aber ich habe beobachtet, dass mittlerweile immer mehr kürzere Texte

00:07:58: doch auf den Markt kommen. Und manche sind auch für den Schulunterricht gar nicht geeignet.

00:08:03: Also das war für das Heft auch deutlich. Ich wollte das von Eva Rottmann nehmen,

00:08:07: dieses fucking fucking fucking schön oder ähnlich wie es heißt. Und das fand ich ganz

00:08:13: spannend. Da geht es um Sexualität und die Entdeckung von Sexualität, Adolescence,

00:08:17: die verschiedenen Formen von Sexualität. Und ich habe gedacht, das ist wunderbar für Jugendliche.

00:08:21: Also es sollte wirklich in jeder Schul- und Klassenbibliothek vorrätig sein, diese Sammlung.

00:08:26: Ich als Lehrer, also ich würde mich das nie, also ich würde das noch nicht mal mit Studierenden

00:08:30: besprechen, weil ich denke, das ist so nah sparklich an der Welt der Jugendlichen,

00:08:35: auch thematisch über homosexuelle Beziehung. Erste Küste, das alles wird dort auch,

00:08:40: finde ich, also Eva Rottmann an der Schwache, die ist nah an den Jugendlichen. Das finde ich

00:08:44: schon faszinierend. Auch auch sehr verdichtet, aber gleichzeitig auch irritierend. Ich würde es

00:08:49: nicht wagen, aber für Jugendliche ist es eines der Bücher, glaube ich, dass die lesen sollten.

00:08:54: Also schon mal ein Tipp für die Schulbibliothek. Ich würde ganz am Ende gerne noch ein paar

00:08:58: Buchempfehlungen oder Sammlungsempfehlungen von dir bekommen. Aber jetzt erst mal zum

00:09:03: konkreten Einsatz im Unterricht. Was macht denn die Kurzgeschichten oder

00:09:09: Kurzgeschichten, so Gewinn bringen für den Unterricht? Ein paar Sachen sind angeklungen,

00:09:13: vielleicht kannst du mir auch mal uns gleich ein paar Impulse geben, wie man das sozusagen

00:09:19: wirklich in der Praxis einsetzen könnte. Die Kurzgeschichte enthält ja vieles, was Literatur

00:09:24: ist, also Unabschließbarkeit, Mehrdeutigkeit damit einhergehen, eine literarische Sprache,

00:09:31: stylistische Mittel und so weiter. Aber auch so in der Kürze. Und das ist natürlich für Jugendliche,

00:09:38: die immer weniger lesen, die abgelenkt sind durch andere Medien auch eine Chance, sie zum Lesen

00:09:45: zu bringen, um einfach zu zeigen, was Literatur kann. Das heißt, man kann das, was Spinner mit

00:09:50: den elf Aspekten meint, dort an den Kurzgeschichten sehr schön arbeiten. Man kann auch wunderbar

00:09:57: Figuren besprechen, man kann aber eben auch ins literarische Gespräch, man kann den Jugendlichen

00:10:03: die Kurzgeschichte verteilen, sie können sie lesen und dann kann man anfangen mit ihnen zu sprechen.

00:10:09: Die Kürzesgeschichten eignen sich zum Beispiel zum Philosophieren, weil dort eben Begriffe

00:10:13: auftauchen wie Heimat zu Hause. Wir werden angerissen, es gibt eben keine, also es kann ja auf manche

00:10:19: Fragen gibt es einfach auch keine Antwort, was es Heimat ist ja sehr individuell.

00:10:23: Das heißt, selbst Schülerinnen hoff ich oder denke ich, die bislang vielleicht

00:10:29: wenig sich im Deutschunterricht beteiligt haben, weil sie Angst haben, dass sie das

00:10:32: Falsche sagen, dass sie ja vielleicht auch über Literatur nicht sprechen können,

00:10:37: bekommen so eine Chance sich zu äußern.

00:10:39: Dieses philosophische Gespräch, das du gerade angesprochen hast, kannst du mir

00:10:43: ganz kurz erklären, wie das im Unterricht sozusagen umgesetzt werden würde?

00:10:46: Das würde mit ganz vielen Fragen umgesetzt.

00:10:49: Man liest das und dann beginnt man auch Fragen zu stellen, die sehr offen formuliert sind.

00:10:55: Also es sind jetzt keine Fragen, die geschlossen sind.

00:10:57: Es sind tatsächlich keine Verständnisfragen.

00:11:00: Was hat jetzt Figu X Y gesagt, sondern es geht wirklich darum, dass man

00:11:05: mit den Kindern in ein Gespräch kommt, dass man mit den Kindern

00:11:11: letztendlich zum Thema Heimat sich austauscht.

00:11:15: Genau zum Heimat, sich austauscht die Gedanken, also das Selbstständige Denken.

00:11:20: Also ich glaube, das ist auch das Selbstständige Denken, was mir so wichtig ist,

00:11:23: dass man nicht das Gefühl habe, ich muss das sagen, was alle denken oder was man

00:11:28: glaubt, dass alle denken.

00:11:30: Also Studierenden fragen mich immer, was wollen Sie hören?

00:11:33: Ja, oder eben, was die Lehrkraft hören will ich.

00:11:35: Ich habe es mir auch gerade gedacht.

00:11:36: Das wollte ich so nicht sagen.

00:11:38: Aber also Studierende fragen mich auch mal, was möchten Sie hören?

00:11:41: Und dann sage ich ja, ich möchte aber hören, was Sie denken und nicht was, was ich.

00:11:44: Ich weiß ja, was ich denke und das und das kann man sehr schön.

00:11:48: Und dann fördert es natürlich also nicht nur das Selbstständige Denken und die

00:11:51: Entfaltung der Kreativität und auch die Sprachentwicklung, weil die Kinder lernen

00:11:56: plötzlich Gedanken zu formulieren.

00:11:58: Und wenn man, wenn man Kinder hat, denen vielleicht die Worte fehlen, weil das

00:12:03: beobachten wir auch immer mehr, dass Kinder auch die nicht-migrantischen Hintergrund,

00:12:07: die nicht Deutsch als Herkunftssprache haben, also Kinder auch mit Deutsch als

00:12:13: Herkunftssprache haben oftmals eben auch einen reduzierten Wortschatz.

00:12:16: Das heißt, ihnen fehlt die Möglichkeit, sich zu artikulieren.

00:12:20: Und ich glaube in so einem Gespräch, dass das nicht darauf hinausläuft richtig oder

00:12:25: falsch, sondern einsprachlich zu.

00:12:27: Also es ist auch kein Labern, das hört sich immer so an, als würde man labern.

00:12:31: Aber man labert nicht, sondern es geht dann darum, dass man tatsächlich auch seine

00:12:35: Sprache bindet, nach Wörtern sucht, man kann ja auch als Lehrkraft

00:12:41: den Kindern auch Wortschatzkarten hinlegen, wenn man weiß ja, welche Schüler

00:12:45: ihnen Wortarm sind, Wortweich sind, um sie zu unterstützen, nicht zu depimieren.

00:12:50: Und man beobachtet das ja in literarischen Gesprächen, in so oder

00:12:55: auch in Vorlesegesprächen mit jüngeren Kindern, sehr häufig, dass dann eben auch

00:12:59: Kinder zu Wort sich melden, die bislang wenig gesagt haben.

00:13:03: Und deswegen finde ich dieses Sprechen über Literatur.

00:13:06: Weil Literatur löst ja in uns allen was aus.

00:13:10: Das ist ja, das sind ja auch Texte, die wir für das Leseheft, also in dem Deutschheft

00:13:14: aus oder in diesem der Zeitschrift ausgesucht haben, ja auch Texte, die sehr

00:13:18: viel auslösen, also die nicht nur ein Kopfkino auslöseln, auch viele

00:13:23: existenzielle Fragen uns noch mal stellen, wie denke ich darüber nach?

00:13:27: Und das ist natürlich etwas, was Kinder oder Jugendliche oder Schüler*innen in Zeiten

00:13:33: diesen sehr brauchen, sodass es selbstständige Gedanken, reflektierende denken.

00:13:38: Ich fand das ganz toll.

00:13:39: Ihr habt auch ein Modell zu einer Geschichte von Anne Frank, wo es um Freundschaft geht.

00:13:44: An der anderen Stelle geht es eben um Heimat.

00:13:46: Ich habe so den Eindruck, diese Kurzgeschichten können sowohl

00:13:49: Impuls für ein Thema sein, als auch schon Sprachhilfe eigentlich.

00:13:54: Weil also ja, sie können also sie können sozusagen in ein Thema einleiten.

00:13:58: Mir war die Kurzgeschichte von Anne Frank sehr wichtig.

00:14:02: Also weil ich, also ich habe wirklich gesucht und ich hatte, also deswegen ist das

00:14:05: Leserheft, glaube ich, auch entstanden, weil ich dann viel zu viele Kurzgeschichten

00:14:09: hatte und gedacht habe, oh, die möchte ich noch und dann hat der Grundlagenbeitrag

00:14:12: auch noch Kurzgeschichten tatische Redaktion schon ein bisschen leid.

00:14:16: Mir war aber Anne Frank, weil Asin, den ich bekannt, die Kurzgeschichten, also man

00:14:20: weiß, dass Anne Frank das Tagebuch geschämert, wobei ich immer mehr merke, dass

00:14:24: auch Jugendlichen Anne Frank nicht mehr so bekannt ist, wie sie sein sollte.

00:14:28: Und dann hat sie ja sehr literarische Texte geschrieben.

00:14:31: Ich habe nicht nur das Hinterhaus beschrieben, sondern sie hat sich

00:14:34: der viele Gedanken gemacht und die Geschichte, die wir ausgesucht haben,

00:14:37: da geht es auch um Glück.

00:14:39: Also wann empfindet man Glück?

00:14:40: Und ich, das fand ich so schön, als ich schreibt, ich empfand Glück, als ich nur

00:14:44: aus dem Fenster geschaut habe oder als ich in den Himmel geschaut habe und das

00:14:48: entfaltet sie und dann habe ich auch überlegt, dass man einfach selber auch

00:14:53: nachdenken kann, wann man geht es mir gut, wann empfinde und dann darüber sprechen

00:14:57: und dann sich Anne Frank zu nähern.

00:14:59: Also man lernt sozusagen Anne Frank von hinten kennen als Schriftstellerin und

00:15:05: nicht, dass jemand, der ermordet wurde, also der in Vernichtungslage ermordet wurde

00:15:11: und das das Gesicht des Shoah letztendlich gilt.

00:15:14: Und das war mir wichtig, dass man sozusagen Jugend, also Schüler*innen an die Thematik

00:15:19: NS-Zeits Shoah anders heran führt.

00:15:22: Das eröffnete auch noch mal ganz neue Möglichkeiten.

00:15:27: Wir können ja nicht nur Themen damit aufmachen und unsere Lernenden da heran

00:15:33: führen, sondern auch ihnen eigentlich ein ganz neues Text Wissen auch vermitteln,

00:15:38: weil es ja so viele unterschiedliche Formen gibt und so viel Bedeutungsoffenheit

00:15:43: auch im Umgang mit diesem Kurzgeschicht.

00:15:46: Wir hatten jetzt schon viele Impulse zum

00:15:48: Nachdenken über Heimat oder über eben geschichtliche Ereignisse.

00:15:53: Die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hatten wir jetzt nur kurz angerissen.

00:15:59: Da gibt es auch ein schönes Modell, das mir auch ein toller Impuls war für solche

00:16:03: Kurzgeschichten und zwar an und an.

00:16:07: Kannst du kurz erklären, was da sozusagen auch an der

00:16:10: terroristische Arbeit möglich ist mit den verschiedenen Figuren?

00:16:13: Genau, das ist ja die Kurzgeschichte von Nils Moll.

00:16:17: Und Nils Moll ist ja jemand, der versucht sehr nah an der Alltagswelt der Kinder zu

00:16:22: oder Jugendlichen zu sein und genau das nimmt er.

00:16:25: Und es ist ja auch die Kurzgeschichte über das kindliche Ich, das mit seinem

00:16:29: Erwachsenen Ich zusammenspricht.

00:16:31: Also, was würde man sozusagen auch seinem Erwachsenen Ich hinschauen?

00:16:36: Und dann gibt es ja im Laufe der Geschichte werden viele Hinweise gelegt hat, ob sich

00:16:39: das bei der Frau wirklich um das Erwachsene nicht handelt oder eben nicht.

00:16:43: Dass man Gedanken nahmen kennt.

00:16:45: Und da kann man sich auf so eine Spurensuche auch begegnen.

00:16:49: Dass man letztendlich auch so Spurensuche genaues lesen.

00:16:53: Das hatten wir auch noch gar nicht.

00:16:54: Also das fordert Nils Moll jetzt nicht heraus, aber da sind ja Fragen.

00:16:59: Es ist eine Erscheinung aus der Zukunft, eine Zeitreisende, eine Projektion.

00:17:04: Also man kann über diesen Text auch in dieser also nicht nur die Figurenanalyse, sondern

00:17:09: eben auch den Text so ergründen und genau lesen.

00:17:12: Und da kommt es dann auch zu einer Leseförderung, die uns die Kurz- und

00:17:16: Selbstgeschichten bieten, auch wenn unsere Schüler*innen da jetzt nicht so viel auf

00:17:21: einmal lesen müssen. Das fand ich auch sehr charmant.

00:17:24: Ja, ich glaube auch, dass es Leseförderung ist, weil ich glaube immer noch.

00:17:28: Und da bin ich vielleicht naiv.

00:17:29: Aber ich glaube, dass sich das immer noch lohnt, Literatur zu lesen.

00:17:34: Trotz der vielen neuen Medien, die wir haben und trotz der Verlockung, die uns die

00:17:38: ganzen sozialen Medien bieten, bekommen die Kinder Jugendliche, wenn sie selber lesen,

00:17:45: etwas mit, was sie in den ganzen sozialen Medien nicht mitbekommen.

00:17:48: Und da ist meine Hoffnung, dass das dann über die Kurzgeschichte, dass sie diese

00:17:51: Erfahrungen machen, dass dort eben auch andere Fragen gestellt werden.

00:17:55: Auch mutigere Fragen vielleicht, die sie dann in den Reals und wie das alles heißt

00:17:59: in den sozialen Medien eben nicht erfahren.

00:18:02: Zumindest nicht in dieser Tiefe.

00:18:04: Und dafür bedanke ich mich schon mal, weil das meinem eigenen Unterricht auch wirklich

00:18:10: springen wird und möchte jetzt noch mal auf deine Sammlung verweisen.

00:18:14: Am Ende der Ausgabe empfiehlst du ja noch ein paar Antologien.

00:18:18: Hast du denn einen großen Tipp?

00:18:20: Welches Buch sollte ich mir vielleicht am besten

00:18:22: zulegen, wenn ich in den Jahrgangstufen fünf bis zehn gerne kurz und kürzest

00:18:26: Geschichten unterrichten möchte?

00:18:28: Also zum Unterrichten ist, also ich fand ja Heinz Janisch toll.

00:18:32: Man hat immer das Gefühl, es ist ein Kinder.

00:18:35: Für Grundschule ist es, finde ich, nicht.

00:18:38: Da bietet es sich ganz ganz viel.

00:18:40: Ähnlich ging es mir auch mit Sascha Stanisic.

00:18:42: Das ist ja auch eher für Jüngere.

00:18:44: Das ist ja als Vorlesebuch konzipiert.

00:18:45: Aber da fand ich die, die mit der Mehrsprachigkeit halt auch ganz spannend.

00:18:49: Es ist ja nicht eine Fantasiesprache, die dort teilweise auftritt, teilweise auch nicht.

00:18:54: Und dass man eben darüber sprengen kann.

00:18:56: Dann gibt es eben also, was ich auch ganz toll fand, war die Antologie.

00:19:00: Wir tanzen schon gern allein.

00:19:01: Da dreht sich das um Demokratie und dort interpretieren eben verschiedene Künstler

00:19:06: in die Frage der Demokratie.

00:19:08: Und es ist nicht so didaktisch, wie sich das jetzt anhört.

00:19:11: Es sind wirklich auch literarische Texte dabei.

00:19:14: Aber auch da muss man bei den Kurzgeschichten, bei den Antologien.

00:19:17: Wenn sie sich um Themenblöcke sind sie manchmal eben stark thematisch.

00:19:21: Was fehlt und das tut das finde ich sehr schade.

00:19:24: Da erhoffe ich mir, dass jetzt einfach mehr kommt sind migrantische Stimmen.

00:19:28: Also da bewegt sich ja schon etwas in der erzählenden Literatur.

00:19:32: In den Großformen, bei den Romanen, Jugend-Humanen in der Lyrik und in der Kurzprosa noch zu wenig.

00:19:39: Da hatte ich ja die Sammlung.

00:19:42: Die Welt ist mein Zuhause-Geschichten von hier und anderswo.

00:19:45: Das fand ich einen schönen Ansatz, dass man einfach Menschen aus unterschiedlichen

00:19:49: Erkunftsländern über ihr, also über bestimmte Erlebnisse schreiben lässt.

00:19:54: Und ich denke, das sind Geschichten, die wir brauchen.

00:19:56: Ich danke dir.

00:19:57: Dieser Wunsch, dass noch mehr migrantische Stimmen in die Kurzprosa

00:20:02: Richtung gehen und uns da neue Geschichten vermitteln.

00:20:06: Den kann ich mich nur anschließen.

00:20:08: Also das wäre sehr schön, weil ich glaube wirklich, dass das für alle sehr

00:20:11: gewinnbringend wäre.

00:20:13: Ebenso gewinnbringend war das Gespräch mit dir für mich.

00:20:16: Ich danke dir sehr und wünsche dir alles Gute.

00:20:19: Ich danke aber auch für die Einladung und für die Geduld, mir zuzuhören.

00:20:25: Das war "Einfach unterrichten".

00:20:30: Der Podcast von Friedrich plus aus dem Friedrich Verlag.

00:20:34: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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