Wie will das QuaMath-Projekt den Mathematikunterricht verändern?
Shownotes
Qualität im Mathematikunterricht wollen viele weiterentwickeln – aber gibt es überhaupt eine gemeinsame Idee, was Qualität ausmacht? Das bundesweite Fortbildungs- und Schulentwicklungsprojekt QuaMath setzt auf fünf Prinzipien als gemeinsamen Rahmen, um kohärent zu arbeiten. Wir stellen das Projekt vor, erläutern die Prinzipien guten Mathematikunterrichts und zeigen dir, wie ein danach ausgerichteter Unterricht geplant und gehalten werden kann. Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 242 „Qualitätsvoll Mathematik unterrichten" von mathematik lehren, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du unseren Moderator Tim Kantereit im Gespräch mit Lars Holzäpfel, Professor für Didaktik der Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg sowie Bettina Rösken-Winter, Professorin für Didaktik der Mathematik an der Universität Münster.
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00:00:00: Hallo und moin moin, mein Name ist Tim Kanterait und ich freue mich sehr, dass ihr heute wieder dabei seid.
00:00:21: In unserer heutigen Folge des Podcasts "Einfach unterrichten" brechen wir über das Projekt "Quamad".
00:00:27: Unterrichts- und Fortbildungsqualität in Mathematik.
00:00:31: Ich habe heute zwei Gäste zu begrüßen, die in der Welt der Mathematikdidaktik eine bedeutende Rolle spielen.
00:00:39: Einen habe ich Lars Holz-Epfel heute hier und ihr werdet auch bekannt gemacht mit Bettina Röskin Winter.
00:00:47: Beide bringen eine Fülle von Erfahrungen und tiefgreifenden Einblicken in die Verbesserung der Mathematikbildung und Lehrer*innen Fortbildung mit.
00:00:55: Lars ist selbst Lehrer und ist jetzt an der pädagogischen Hochschule Freiburg tätig und hat dort verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte begleitet,
00:01:06: die darauf abzielen Qualität von Mathematikunterricht und der Lehrer*innen Fortbildung zu verbessern.
00:01:12: Sein aktueller Arbeit ist eben im Projekt "Quamad" angesiedelt und darüber hinaus arbeitet er aber auch an innovativen Lösungen zur Bewindung der Herausforderungen, die es in Mathematikunterricht so gibt.
00:01:26: Auf der anderen Seite steht Bettina Röskin Winter, die ebenfalls während der eigenen Arbeit an der Uni auch an einem Gymnasium gearbeitet hat, also auch Einblick in die Praxis hat.
00:01:44: Sie ist Fachdidaktikerin für Mathematik an der Humboldt-Universität zu Berlin, hat mir aber auch schon verraten, dass sie dennächst an die Universität Münster wechselt.
00:01:55: Ihre Forschung konzentriert sich ebenfalls auf die Entwicklung von Fort- und Weiterbildungsangeboten und ich freue mich, dass Sie beide heute hier sind.
00:02:04: Ein herzliches Willkommen euch beiden. Vielen Dank, vielleicht möchte ich ganz kurz erzählen. Also wir wollen uns über "Quamad" unterhalten. Wofür steht dieser Begriff oder dieser Abkürzung "Quamad"?
00:02:17: Ja, es geht ja darum, dass wir Qualität im Mathematikunterricht und in der Mathematik-Lehrkräfte Fortbildung entwickeln wollen.
00:02:26: Der Quarbegriff ist natürlich für Qualität und Math für Mathematik, aber eben auch Unterricht und Fortbildung, das war uns ein ganz wichtiger Punkt, dass wir beide eben den Gemeinsam weiterentwickeln und eben nicht nur auf den Unterricht fokussieren,
00:02:39: sondern es muss ja immer auch begleitet werden durch die Entwicklung auch des Personals, der Lehrkräfte und die werden ja umfassend auch von uns unterstützt.
00:02:49: Das ist also ein ganz großer Schwerpunkt bei der Entwicklung von Mathematikunterricht.
00:02:55: Wir sind ein sehr großes Projekt, weil wir wollen 10.000 Schulen erreichen und das ist, glaube ich, das, was "Quamad" auch einzigartig macht.
00:03:05: Es gab zwar schon große Projekte, aber das ist nochmal ein sehr riesiges, würde ich sagen, mit der Beteiligung von vielen Faktidaktikerinnen und Faktidaktikern.
00:03:14: Das Besondere ist dabei auch, dass wir das über 12 Universitätsstandorte koherent gestalten konnten.
00:03:22: Also das hat mich auch selber nochmal ganz arg begeistert zu sehen, dass wir auch in der mathematik-taktischen Community eigentlich in eine Richtung denken.
00:03:31: Wir sind auch bunt und vielseitig unterwegs.
00:03:33: Jeder hat da seine eigenen Forschungsgebiete und sicherlich auch seine eigenen Vorstellungen, aber dass wir auch das geschafft haben, auf der wissenschaftlichen Seite so eng zusammenzukommen,
00:03:43: zu etwas Gemeinsamem, was wir auch gemeinsam anpacken.
00:03:46: Bei aller Vielfalt, das ist die eine Perspektive und dass es dann noch gelungen ist, die Länder alle zusammenzubringen.
00:03:53: Das ist die andere Perspektive und insofern ist das eigentlich schon extrem einzigartig auf der Seite der Länder, die sich auch mal hier geeinigt haben und auch langfristig kommentiert haben und auch innerhalb der wissenschaftlichen Community.
00:04:07: Jetzt ist es ja so, ich habe ja nun auch mit meinem eigenen Unterricht, auch mit der Arbeit mit den Referendaren und so weiter immer wieder damit zu tun, dass man das Gefühl hat, die Qualität des Unterrichts kann ich jetzt nicht so beurteilen,
00:04:29: aber das, was auf jeden Fall bei den Schülern ankommt, das hat stark abgenommen und das hat ja ein bisschen auch Pisa gezeigt und jetzt auch vor allen Dingen noch nach der Corona-Pandemie haben wir die Leistungen nochmal deutlich abgenommen.
00:04:41: Und jetzt gibt es eben mit Quarmat ja ein 10-Jahres-Programm, also das soll ja bis 2033 laufen und soll, wie du ihr schon gesagt habt, bis zu 10.000 Schulen erreichen, die bundesweit dann an fünf Prinzipien zur Unterrichtsgestaltung.
00:04:57: Ja oder an diesen fünf Prinzipien zur Unterrichtsgestaltung geschult werden sollen, damit mathematische Bildung eben ja auch wieder in allen Leistungsstufen gesteigert werden kann.
00:05:10: Da würde mich vor allem interessieren, welche fünf Prinzipien sind das erstmal, die hinter dem Programm stehen?
00:05:19: Genau, sind fünf Prinzipien eins davon, zum Beispiel die Verstehensorientierung meint, dass man Konzepte, Strategien und Verfahren mit Verstehen belegt und nicht nur darauf fokussiert, dass die Schülerinnen irgendwas ausrechnen können und dass sie nicht wissen, worum es eigentlich geht.
00:05:35: Das heißt, wir setzen da genau an, was du gerade gesagt hast, dass die Qualität zurückgeht und das wissen wir durch die Vergleichstudien und die Leistungsstudien und dass wir ganz bewusst auch darauf achten, dass wir jetzt Qualitätsprinzipien benennen, die die Korrektions auch unseres Programms ausmachen.
00:05:52: Mit denen kommt man in die Tiefe, die haben wir nicht neu erfunden, sondern die werden schon seit vielen Jahren in der Mathematik-Detaktik-Community rauf und runter diskutiert, vielleicht mal unter anderem Namen.
00:06:03: Aber das sind einfach wichtige Dinge, die dafür sorgen, dass der Unterricht nicht verpufft oder beim Rechen stehen bleibt, sondern dass genau hingeguckt wird, was sind eigentlich die Dinge, die hier verstanden werden müssen.
00:06:14: Die Durchgängigkeit meint dann, dass ich nicht irgendwas in Klasse 1, 2, 3 mache, was in 5, 6, 7 dann ganz anders aussieht, sondern ich muss als Lehrkraft immer auch langfristig in den Blick nehmen, welche Repräsentationsmittel ich zum Beispiel verwenden kann, die ich dann auch hinterher wieder aufgreife.
00:06:32: Also oftmals ist Unterricht so organisiert, dass ich was einsetze und dann 2, 3 Wochen später habe ich mir das anderes in die Hand genommen, dass man sich bewusst macht, dass das Ganze durchgängig angelegt ist.
00:06:43: Das sind wichtige Punkte, die darüber entscheiden, ob wir qualitätsvollen Unterricht anbieten und wenn wir das tun, werden die Schülerinnen und Schüler auch bessere Leistungen zeigen, davon bin ich überzeugt.
00:06:54: Ja, und vielleicht muss man da auch noch ergänzen, dass natürlich Qualitätskriterien oder im Prinzip die Kommunikationskognitive Aktivierung, was wir hier drin haben, auch natürlich zu einem ganz grundlegenden Qualitätsmerkmal von gutem Unterricht gehört und da kommt auch so jetzt über ...
00:07:10: ... die Basisdimension.
00:07:11: Genau, da kommt jetzt so diese Schnittstelle eben rein zur didaktischen Dimensionen, wo wir sagen, wir müssen auch im Fach überlegen, was das bedeutet.
00:07:18: Und gerade bei der kognitiven Aktivierung ist natürlich schon schön zu sehen, wie wir da auch andocken an diese Basisdimensionen, wie du sagst.
00:07:25: Und das macht natürlich die Sache dann auch noch komplett, weil natürlich müssen wir auch Unterrichtsmanagement und so weiter berücksichtigen.
00:07:34: Das ist klar, aber wir konzentrieren uns jetzt halt aus der mathematikdidaktischen Perspektive mal auf die fachlichen Vertiefungen.
00:07:41: Und Mathematik braucht Sprache, das heißt die Kommunikationsförderung ist ein weiteres wichtiges Prinzip.
00:07:47: Ich kann nicht auf Sprache verzichten und sagen, Mathe, sind halt nur paar Zahlen und ich rechne damit rum.
00:07:52: Sondern es geht gerade darum, zu begründen, zu argumentieren, Strukturen zu sehen, mit Mustern umgehen.
00:07:58: Und dafür brauche ich Sprache und als Lehrkraft muss ich die Impulse so setzen, dass ich Sprache auch einfordere.
00:08:04: Oder auch Sprache begleite, dass ich in gewisser Weise eine Unterstützung an der Stelle anbiete, wenn das die Dinge sind, die schwierig sind.
00:08:12: Und bei der Lerendenorientierung ist es auch so, das ist ja auch so was, was man auch oft hört, differenzieren und so weiter im Unterricht.
00:08:19: Das sind natürlich Dinge, die wir hier auch gerne fachlich ganz gut andocken wollen.
00:08:24: Weil die Lerendenorientierung kann natürlich nach Arbeitstempo geschehen und nach äußeren Strukturen und so weiter, das ist ganz klar.
00:08:31: Aber wir wollen da wirklich auch vertieft ansetzen, dort an den Lernständen, an denen die einzelnen Schülerinnen und Schüler stehen.
00:08:37: Und zwar auf der mathematischen Qualitätsstufe.
00:08:40: Das heißt, eigentlich im Prinzip gehört ja sicherlich auch eine gute Diagnostik, Lerenausgangsdiagnostik dazu, nämlich an.
00:08:47: Ja, aber in Bezug zum Beispiel zur Orientierung, also ausgerichtet auch an den Prinzipien, die uns wichtig sind.
00:08:54: Das heißt, ich diagnostiziere mit den Aufgaben, die ich einsetze, genau das, was in Bezug auf das Verständnis wichtig ist.
00:09:02: Ich muss also identifizieren, was ist der Verstehenskern und wo steht mein Kind, meine Schülerinnen, mein Schüler, in Bezug auf diesen Verstehenskern.
00:09:09: Welche der Grundlagen sind schon da und welche nicht?
00:09:12: Und der nächste Schritt der Förderung setzt genau da an.
00:09:15: Bettina hat das gerade auch schon deutlich gemacht, wie die Prinzipien zusammenhängen.
00:09:19: Und es zeigt sich auch zum Beispiel gerade bei der Lerendenorientierung auch wiederum das Durchgängigkeitsprinzip.
00:09:24: Also ich kann nicht den nächsten Schritt weiter lernen, wenn der vorherige Dich da ist.
00:09:28: Da kommt die Diagnose mit rein, die du angesprochen hast.
00:09:30: Da kommt die Lernstände mit rein.
00:09:32: Und da muss ich eben schauen, dass ich die Basis schaffe.
00:09:35: Deswegen spricht man ja manchmal auch von Basiskompetenzen an der Stelle.
00:09:39: Und zwar die Basis fürs Weiterlernen für den nächsten Schritt.
00:09:42: Und da kommen jetzt die Prinzipien alle zusammen.
00:09:45: Das ist eigentlich das Schöne.
00:09:46: Also für mich ist es auch so, dass es eigentlich die logische Schlussfolgerung aus allem,
00:09:51: was ich selber auch in der Detaktik damals an Uni schon mitbekommen habe.
00:09:55: Also Verstehensorientierung zum Beispiel war damals schon immer sehr wichtig.
00:10:00: Und es ging nicht nur darum, eben zu rechnen, sondern es ging darum, die Prozesse, die dahinter stehen, auch zu verstehen.
00:10:08: Und der sprachsensible Fachunterricht, der ja auch in den letzten Jahren dazu kam,
00:10:13: fließt ja im Prinzip auch so ein bisschen, die Konzepte fließen hier auch mit ein.
00:10:18: Also ich glaube, dass es hier so ein Zusammenschluss ist von den Dingen,
00:10:26: die in den letzten Jahren viel diskutiert wurden und die jetzt hier auf sehr anschauliche Weise zusammengefasst werden in fünf Prinzipien.
00:10:35: Und das reicht nicht zusammen, liebe Lehrkraftunterrichte Verstehensorientiert.
00:10:39: Das hilft niemandem, sondern man muss Beispiele haben.
00:10:42: Man muss Gelegenheiten haben, das auszuprobieren und damit wieder zurückkommen auch in die Fortbildung.
00:10:47: Und das ist ein ganz wesentlicher Aspekt bei Quarmat, dass Dinge wieder rückgebunden werden.
00:10:52: Bettina, könntest du mir und den Zuhörer*innen vielleicht ein Beispiel geben,
00:10:57: wie diese fünf Prinzipien in der Praxis umgesetzt werden können, um solche Verstehensprozesse aufzufördern?
00:11:04: Bereite gerade mein Inhaltsmodul zum Thema Größen und Messen vor.
00:11:09: Und da gibt es in den Schulbüchern viele Anregungen, was ich da machen kann.
00:11:14: Jetzt setze ich mich aber erstmal hin und überlege, was genau ist bei den Größen denn der Verstehenskern?
00:11:20: Worum geht es denn da?
00:11:21: Und dann fange ich an, rauszufiltern, was die drei entscheidenden Dinge sind.
00:11:26: Ich muss zum Beispiel, wenn ich hier meine Tür anschaue, muss ich sagen, könnte ich es ein Meter breit.
00:11:31: Genauso muss ich für ein Meter aber auch einen Repräsentanten benennen können,
00:11:35: wenn mir das meine Mathe-Sprache formulieren, die nicht Unterrichtssprache ist.
00:11:39: Aber so kann man sich verdeutlichen, was eigentlich die wichtigen Dinge sind,
00:11:43: die ich dann in meinem Unterricht auch betrachten muss.
00:11:46: Ich brauche erstmal Aufgaben, die diese Dinge ansprechen.
00:11:49: Und dann gucke ich mir an, wo stehen meine Schüler*innen im Bezug auf die Aufgabe, die ich eingesetzt habe,
00:11:55: das Verstehenselement, das damit transportiert wird.
00:11:58: Aber das ist schwer, so an einem Beispiel alles deutlich zu machen.
00:12:02: Ich glaube, das sieht man ganz gut in dem Beitrag von Susi zur Multiplikation.
00:12:06: Kurz zur Erläuterung, wer Susi ist.
00:12:08: Und das wissen die Hörer*innen nicht unbedingt.
00:12:11: Es sei also, sie kennen sie.
00:12:13: Es ist Frau Susanne Prediger, ne?
00:12:17: Genau. Nur als kurze Menschen hier, wenn wir den Namen Susi erwähnen,
00:12:25: das ist dann um Susanne Prediger.
00:12:27: Und bei 3*5 kann ich sagen, das ist 5+5+5 und das mit so einem mehrfachen Additionsblick interpretieren.
00:12:35: Das nutzt aber niemandem, sondern ich muss hier verstehen, was 3*5 bedeutet.
00:12:39: Und damit ich das verstehen kann, brauche ich eine bestimmte Sprache dafür.
00:12:43: Ich habe 1 Fünfer, ich habe 2 Fünfer, ich habe 3 Fünfer.
00:12:46: Das heißt, man muss immer genau für jeden Gegenstand angucken, was der Verstehenskern hier ist.
00:12:52: Und dann strikt man darum den Unterricht.
00:12:55: Dann brauche ich Aufgaben, die das ansprechen.
00:12:57: Und nicht Aufgaben, die irgendwas cementieren, was nicht dazu führt,
00:13:01: dass ich über eigentliche was den Kern ausmacht.
00:13:04: Auch Kommunikationsförderung, dass ich dann im Unterrichtsgespräch diese Dinge nochmal raushebe.
00:13:10: Erklärungen dazu einfordere.
00:13:13: Das heißt also, es wird wahrscheinlich auch, wie beim Sprachen,
00:13:16: Sie haben den Unterricht auch mit Skeffolds gearbeitet, also so brachlichen Gerüsten.
00:13:22: So stelle ich es mir jetzt gerade jedenfalls vor.
00:13:25: Hochbildung ist vielleicht auch ein ganz gutes Beispiel.
00:13:28: Wenn ich meinen Studierenden sage, mach doch mal Wortspeicher zur Multiplikation,
00:13:33: dann können die das auf ganz unterschiedliche Weise machen.
00:13:36: Und dann gucke ich mir die Ahnung und sage, ja, ja, ja.
00:13:39: Und welcher davon ist denn jetzt eigentlich Verstehensorientiert konzipiert?
00:13:43: Das wäre der, der diese bedeutungsbezogene Sprache auch benutzt.
00:13:48: Und Studierende sagen dann auf der Mordersprachbildung.
00:13:51: Ich habe dann Wortspeicher konzipiert.
00:13:53: Das heißt, das zusammenzubringen, dass das fachdetaktisch treffsicher ist,
00:13:57: würde bedeuten, fachdetaktisch treffsicher dieses Verstehensorientierungsprinzip anzuwählen.
00:14:02: Und das ist viel nicht klar.
00:14:04: Es wird sehr schnell einen Haken dran gemacht.
00:14:06: Und deshalb ist es so wichtig, diese Prinzipien auch immer wieder nach vorne zu tragen.
00:14:10: Und immer wieder deutlich zu machen, ja, das ist vielleicht ein Miniaspekt
00:14:14: von Sprachbildung, der hier transportiert wird.
00:14:17: Aber guck doch mal auf das Prinzip der Verstehensorientierung
00:14:21: und dann wähl doch den Wortspeicher aus, der das bedient.
00:14:24: Also jetzt haben wir ja schon gerade so ein bisschen darüber gesprochen,
00:14:27: dass es natürlich sehr herausfordernd sein kann für Lehrkräfte,
00:14:31: diese fünf Prinzipien umzusetzen, auch wie in Unterricht.
00:14:35: Welche Herausforderung siehst du denn bei der Implementierung der fünf Prinzipien,
00:14:41: vor allen Dingen auch in dieser Menge an Schulen, die ihr da bedienen wollt?
00:14:48: Ja.
00:14:50: Gut, wir haben ja vielleicht nochmal ein bisschen ausgeholt,
00:14:53: jetzt zwei Stufen drin.
00:14:55: Wir qualifizieren ja aktuell Multiplikatoren und Multiplikatoren,
00:14:59: die erstmal diese fünf Prinzipien, ja auch Verstehensorientationsprinzipien
00:15:03: und die sie dann wiederum weiter tragen, in Fortbildungen zu Lehrkräften,
00:15:07: so dass auch dort wiederum natürlich eine zweite Stufe ist,
00:15:10: wo es weitergegeben werden muss, um es dann in den Unterricht zu bringen.
00:15:14: Also da haben wir auch schon so eine Kaskade drin.
00:15:16: Und wir beobachten ja gerade auch, wie die Multiplikatoren und Multiplikatoren
00:15:21: sich diese fünf Prinzipien aneignen in ihren Erprobungsphasen.
00:15:25: Deswegen haben wir da auch schon einen Einblick,
00:15:27: wie die auch damit arbeiten und im Unterricht auch ihre Erfahrungen machen.
00:15:31: Das ist ja auch bunt, weil natürlich die Prinzipien auch unterschiedlich,
00:15:36: ich sag mal, herausfordernd sind.
00:15:39: Nicht alle lassen sich auch gleich umsetzen.
00:15:42: Ich glaube auch das andere ist auch, wo man vielleicht anfängt,
00:15:45: wenn jemand sich mit Sprache schon beschäftigt hat.
00:15:47: Es ist natürlich nochmal was anderes,
00:15:49: als wenn er das ganz neu anfängt oder sie.
00:15:51: Und entsprechend muss man jetzt auch schauen,
00:15:54: dass das einfach sukzessive durch alle Prinzipien halt auch durchgeht,
00:15:58: weil ich glaube, alles auf einmal ist auf jeden Fall eine schwierige Geschichte,
00:16:02: um zu deiner Frage zurückzukommen.
00:16:04: Da kann es auch sein, man fängt mal bei einem Prinzip an.
00:16:07: Natürlich sind die vernetzt und hängen zusammen,
00:16:10: aber sag mal mal von der Zugänglichkeit her,
00:16:13: sich mal mit dem Verstehenskehren beschäftigen,
00:16:15: wie Bettina das gerade zum Beispiel beschrieben hat.
00:16:17: An der einen Aufgabe der Multiplikation,
00:16:20: da muss ich mich schon mal relativ tief reindenken.
00:16:22: Und dann fängt es ja da schon an.
00:16:24: Da muss ich vielleicht noch Literatur dazu lesen,
00:16:27: dass wir einen Hintergrund in Erfahrung bringen.
00:16:29: Das sind ja alles Dinge, die sind ja relativ komplex.
00:16:32: Wir haben ja immer den Anspruch,
00:16:34: dass wir die Sachen, die wir ja einfach zusammengestellt haben,
00:16:37: auch wissenschaftlich fundieren.
00:16:39: Das heißt, es ist ja auch nicht einfach ausgedacht,
00:16:41: sondern dahinter stecken ja dann Forschungsarbeiten,
00:16:44: Erkenntnisse, die dann auch wieder alle zusammengetragen werden müssen.
00:16:47: Wie tief die einzelnen Lehrkräfte da jeweils reinsteigen,
00:16:50: das ist sicherlich, kann man nicht zu viel auch ansetzen.
00:16:54: Aber sagen wir mal, unsere Hintergrundbasis ist da relativ tiefgehend.
00:16:58: Und das dauert natürlich, bis das alles ja kennengelernt wird,
00:17:04: erprobt wird, für sich angeeignet wird und so weiter.
00:17:08: Insofern ist es schon eine Herausforderung,
00:17:10: sich mit den Fünfen auseinanderzusetzen.
00:17:13: Deshalb sind wir auch ganz viele.
00:17:15: Wir brauchen einfach ganz viele Personen.
00:17:17: Das ist ein riesen Projekt und auch ein lernendes Projekt.
00:17:21: Auch wir lernen.
00:17:23: Es ist ja nun so, dass im Prinzip das aber auch der schön ist,
00:17:29: dass wir endlich so Qualitätskriterien für den Mathematikunterricht kriegen,
00:17:35: die auch aus der Mathematik die Dacke herausgewachsen sind
00:17:40: eben halt allgemein pädagogischer Art oder so sind und das letztendlich wird
00:17:46: uns natürlich auf jeden Fall helfen über Unterricht auch zu sprechen. Worauf ich
00:17:51: hinausgehen möchte oder wo ich hinauskommen wollte, war unsere dritte
00:17:55: These und zwar ist die dritte These Gespräche und Mathematik sind wichtig.
00:18:01: Hier kann sich jeder oder jede einbringen und eigene Vorstellung zum
00:18:05: mathematischen Inhalten weiterentwickeln. Welche Rolle spielen Gespräche über
00:18:12: Mathematik bei der Entwicklung von mathematischen Kompetenzen?
00:18:15: Wir haben es, glaube ich, vorhin schon so ein bisschen angerissen, aber vielleicht
00:18:17: können wir es nochmal ein bisschen ja ausschmücken. Und die große Frage, die
00:18:23: danach noch kommt, die stelle ich dann gleich auch noch, aber das ist jetzt
00:18:26: erstmal die erste. Also welche Rolle spielen solche Gespräche in der
00:18:30: Mathematik? Eine sehr große Rolle, weil Sprache hat ja nicht nur eine
00:18:36: kommunikative, sondern auch eine kognitive Funktion. Das heißt, um
00:18:40: verstehen zu erwerben, muss ich mich mit den Dingen auseinandersetzen und auch
00:18:44: hören, was andere sich vorstellen bei einer Aufgabe, bei einer bestimmten
00:18:48: Aufforderung. Es geht gar nicht so sehr darum, immer schnell das richtige
00:18:52: Ergebnis zu erzielen, sondern der Weg nachher das entscheiden und der
00:18:56: Austausch darüber. Es gibt vielleicht auch verschiedene Zugänge und welchen
00:18:59: wählst du und welchen habe ich gewählt? Und beim nächsten Mal will ich
00:19:03: vielleicht die beiden oder noch ein Dritten dazu. Also das vielmehr, ja,
00:19:08: vielmehr die verschiedenen Ansätze, die verschiedenen Zugänge, auch Thema
00:19:12: sind dem Unterricht und erkläre Aufforderungen der Lehrkraft, den
00:19:16: gerichtigen Impuls geben dazu. Miteinander lernen und voneinander
00:19:21: lernen. Und ich sitze alleine bei meinem Arbeitsplatz, das ganz speziell
00:19:24: für mich gedacht ist. Damit komme ich nicht weiter, dann etabliere ich eher
00:19:27: den Fehler in Anführungszeichen, den ich jetzt fünfmal gemacht habe, dann
00:19:30: mache ich den halt 50 mal. Also viel hilft viel, ist nicht die Devise an
00:19:36: der Stelle, sondern eher sich darüber austauschen.
00:19:39: Jetzt kommen wir zu der noch weiteren Frage, die ich vorhin noch ergänzen
00:19:43: wollte. Wie können Lehrkräfte solche Gespräche effektiv in ihren
00:19:47: Unterricht integrieren? Ja, gut, diese Gespräche anzubahnen, das fängt ja
00:19:51: schon damit an, dass sich die geeigneten Aufgabenstellungen auch
00:19:54: brauchen, die überhaupt Gesprächsanlässe bieten, das gibt ja wahrscheinlich auch.
00:19:59: Also das kommt ja mit dem Programm mit? Ja, ja schon, aber ich meine, wir haben
00:20:04: jetzt ja nicht irgendwie neue Schulbücher in der Tasche, die wir hier auf den
00:20:07: Markt werfen würden oder so, sondern man hat ja schon Aufgaben, an denen man
00:20:11: das dann kennenlernten kann, aber letztlich muss man an einigen Stellen auch
00:20:15: noch adaptieren, das ist ganz klar. Aber man muss sich das schon so vorstellen,
00:20:19: das sind ja jetzt keine Gespräche, die irgendwie so die Anleitung geben, so
00:20:23: machst du das und das ist der nächste Schritt und das ist der nächste Schritt,
00:20:26: dann wäre ja das Prinzip der Verstehensorientierung, meine Wege dahin und
00:20:30: solche Dinge. Also man braucht sozusagen gehaltvolle Gesprächsanlässe, das heißt,
00:20:35: ich brauche entsprechend die Aufgaben, das heißt aber auch, dass es meinen
00:20:38: Unterricht komplett auf den Kopf stellt, natürlich erst mal an vielen Stellen.
00:20:41: Also es gibt ja Schulen, die zum Beispiel jetzt gezielt auf so individuellere
00:20:45: Lernformen gesetzt haben, wo Schülerinnen und Schüler so alleine
00:20:49: individuell im eigenen Tempo, was... Da stell ich es mir tatsächlich sehr schwer vor.
00:20:53: Da passt das überhaupt nicht rein, ja, das heißt, da muss man dann wieder
00:20:57: in eine ganz andere Richtung denken. Und dazu kommt auch noch, das muss man,
00:21:01: glaube ich, auch sagen, die Idee, dass ein Fach wie Mathematik und diskursiven
00:21:07: Anteil hat, bei dem wissen, mathematisches Wissen entsteht, also ich grenze
00:21:13: wirklich vom rechten Unterricht jetzt auch ab an der Stelle, ist halt auch
00:21:17: teilweise noch mal ein großer Schritt in eine ganz andere Idee, die erst mal
00:21:22: grundgelegt werden muss, bevor man das als was Gewinn bringt, das ist wahrnehmend.
00:21:27: Und dann auch den Schritt geht und andere Aufgabenformate reinwirft.
00:21:31: Und dann ist es ja das Managen von Unterricht und so weiter.
00:21:35: Ich glaube, das sind die Lehrkräfteexpertinnen und Experten, das können
00:21:39: die auch teilweise von anderen Fächern, je nachdem die haben wir noch ein zweites
00:21:42: Fach, hat jemand den Schachskunde, dann kennt er das oder sie.
00:21:46: Aber in Mathe muss man das auch mit dem Fach irgendwie in Verbindung bringen,
00:21:51: auch rein von seinem Beliefsherb, wie wir es so schön sagen.
00:21:54: Die Quarmatfortbildung und Materialien sind ja an fünf unterrichtlichen
00:22:01: Anforderungen ausgerichtet, also Lernziele setzen und Lernfahrer konzipieren,
00:22:06: Aufgaben und Medien auswählen und adaptieren, Lernstände und Prozesse
00:22:10: diagnostizieren und beurteilen und Lernprozesse unterstützen und fördern.
00:22:14: Bettina, kannst du näher erläutern, wie die Quarmatfortbildung und auch die
00:22:20: Materialien-Lehrkräften dabei helfen, solche Lernziele und Lernfahrer zu konzipieren?
00:22:28: Genau, indem wir zum Beispiel uns verschiedene Aufgaben anschauen und überlegen,
00:22:33: welche Aufgabe am besten zu der Erreichung des Lernziels führt.
00:22:38: Das heißt, das muss man immer ganz konkret machen.
00:22:42: Eine Aufgabe auswählen, also zumindest zuerst das Lernziel ja überlegen und dann
00:22:48: gibt es vielleicht auch noch tausend andere Gründe, die Aufgabe auszuwählen.
00:22:51: Die sieht vielleicht auf den ersten Blick ganz schick aus.
00:22:53: Und wenn man genauer hinguckt, merkt man, ja, damit komme ich aber nur
00:22:57: die Hälfte des Weges entlang zu meinem Lernziel.
00:22:59: Man muss sich immer ganz klar machen, was man erreichen möchte und darf sich
00:23:02: vielleicht auch manchmal nicht so blenden lassen von schönen Aufgaben.
00:23:06: Aber das sind Situationen, die wir in der Fortbildung auch ansteuern, dass wir ganz
00:23:10: bewusst eine Aufgabe reingeben und auch Schülerbeanweitungen, von denen wir wissen,
00:23:16: dass die typisch sind.
00:23:17: Also da haben wir einen ganz großen Fundus und dass wir dann noch mal mit Blick auf,
00:23:22: was leistet jetzt die Aufgabe eigentlich?
00:23:25: Wenn ich darüber sprechen möchte, wenn ich noch mal auf die Größen zurückkommen darf,
00:23:29: mit zum Beispiel so eine Aufgabe, wie was es sind Eigenschaften einer Tafelschokolade
00:23:33: und dann kann ich tausend Dinge nennen.
00:23:35: Und das kann das Gespräch in tausend Richtungen moderieren.
00:23:39: Wenn ich aber darauf hinaus möchte, dass eine bestimmte Eigenschaft genommen wird,
00:23:43: die mit einer Maßzahl belegt werden kann, dann muss ich bestimmte Dinge aufgreifen
00:23:47: und an denen weiter ansetzen.
00:23:50: Und ich kann mir überlegen, was leistet denn diese Aufgabe?
00:23:53: Die leistet eine ganze Menge.
00:23:54: Ich kann den Begriff der Größe per See erarbeiten.
00:23:57: Worum geht es da, weil wir bestimmt noch bitten?
00:24:00: Man verschiedene Größenbereiche ansprechen.
00:24:02: Die Schokolade lief liegt was, die ist vielleicht ein bisschen lang an der anderen Seite und
00:24:06: wir hatten Preis.
00:24:07: Du musst als Lehrkraft genau wissen, wohin ich hin möchte mit meiner Aufgabe.
00:24:12: Was ist eigentlich das Ziel?
00:24:14: Warum setze ich die jetzt ein?
00:24:15: Und da würde ich gerne auch noch mal ein, andocken.
00:24:20: Und zwar muss ich im Vorfeld, also zumindest aus meinem Verständnis heraus, auch noch was
00:24:25: passieren, nämlich die Vorerfahrung oder das Vorwissen der Schüler bei der Bearbeitung
00:24:30: einer Aufgabe ist auch relativ entscheidend.
00:24:32: Und das ist jetzt sozusagen das, wo ich jetzt aufsage, ja, kommt diese Lernendenorientierung
00:24:37: oder Adaptivität ins Spiel, also unterbrecht mich gerne, wenn ich das jetzt falsch verstanden
00:24:43: habe, aber es ist jetzt so aus meiner persönlichen Sichtweise und aber auch auf Hintergrund von
00:24:53: empirischer Unterrichtsforschung, also die dir auch sagt, das Vorwissen ist total entscheidend.
00:24:59: Und da müssen wir anknüpfen, weil wenn ich sonst überfordere, ich zum Beispiel die Schüler
00:25:02: oder Unterfordere sie uns weiter.
00:25:04: Und meine Frage wäre jetzt an Lars, wie diese Fortbildung vielleicht auch dazu beitragen
00:25:09: können, dass Lehrkräfte in der Diagnose und auch in der Beurteilung von Lernständen geschult
00:25:15: werden können oder ja, ob es da eben halt auch entsprechend was gibt, was uns Lehrkräften
00:25:21: hilft.
00:25:22: Ja, wichtige Frage, ich glaube, dieses Feststellen von Lernständen muss ja auch händelbar sein
00:25:32: im Unterricht.
00:25:33: Ich kenne ja nicht 31 Lernstände ganz individuell dann hier erheben und dann allen jeweils individuell
00:25:40: Adaptiv irgendwas geben, also das ist ja dann auch nicht mehr händelbar.
00:25:44: Deswegen setzen wir schon sehr darauf, dass wir zum Beispiel uns mit typischen Fehlern
00:25:49: auseinandersetzen, die man einfach kennt, also auch diese Überraschung, die man ja manchmal
00:25:54: so hört von einem Studierenden oder so, die sagen, da gibt es ja Tausend Fehler, sage ich,
00:25:59: nein, es gibt keine Tausend Fehler, es gibt ganz bestimmte Fehler und das sind drei oder
00:26:03: vier.
00:26:04: Und die kennen wir aus der Forschung.
00:26:05: Und nach denen kann ich gezielt schauen und dass man einfach darauf aufmerksam macht
00:26:09: und dann auch die Aufmerksamkeit darauf hinsteuern zu sagen, schaut genau dahin, das könnte passieren.
00:26:15: Solche Dinge, dass wir die einspielen und Angebote machen, wie man dann auch mit einer Diagnostischen
00:26:25: Aufgabe genau diese Fehler identifizieren kann, um dies da geht, also wenn man zum Beispiel
00:26:29: auf Fehler setzt oder auf Wissenstände setzt, dass er auch die Voraussetzungen, wenn ich
00:26:33: weiter lernen will, muss ich ja bestimmte Dinge vorher überlegen, also beispielsweise
00:26:37: wenn ich Prozentrechne behandle, dann muss ich halt schauen, was im Bruchrechnen gemacht
00:26:41: wurde, ob die Anteilsvorstellung da ist, dann kann ich weitermachen mit dem Prozentrechnen,
00:26:46: ob die Dezimalzahlen so weit fortgeschritten werden, dass ich verstehe, was 0,15 in Prozent
00:26:52: ausgedrückt ist, dann kann ich weiter lernen.
00:26:54: Also immer diese Anschlussmöglichkeiten prüfen und wie gesagt, die kennen wir in den einzelnen
00:27:00: Gebieten relativ gut und wenn man daran arbeitet mit den Lehrkräften, dann geht es genau auf
00:27:06: diese Anforderungssituationen, Lernstände, Diagnostizieren, Beurteilen und dann kann
00:27:12: man daran ansetzen.
00:27:13: Ich würde gerne zur letzten These kommen für heute, Qualitätsvolle Unterricht schafft
00:27:19: eine gute Lernatmosphäre und ermöglicht effektives Lernen, knüpft also so ein bisschen
00:27:24: auch hier wieder an die Basisdimensionen guten Unterrichts an, mit der konstruktiven Unterstützung
00:27:28: oder auch mit dem Classroom Management, so zumindest höre ich es daraus und ich würde
00:27:35: trotzdem noch mal gerne wissen, gute Lernatmosphäre, was ist das im Mathematikunterricht und die
00:27:43: zweite Frage, die sich direkt anschließt, ist dann im Prinzip wie beeinflusst die effektives
00:27:48: Lernen.
00:27:49: Ja, wenn nicht so sehr das richtige Ergebnis im Vordergrund steht, sondern die Wege dahin,
00:27:54: die verschiedenen Zugänge, dann ist aus meiner Sicht schon auch eine gute Lernatmosphäre
00:27:59: geschaffen, weil es geht nicht so sehr darum, dass ich das richtige Ergebnis erziele und
00:28:03: war oder falsch oder was auch immer und ich bin gut oder schlecht, sondern alle können
00:28:07: mitreden und ihren eigenen Zugang auch beitragen und es geht so ein bisschen davon weg, dass
00:28:13: diese Beurteilung, die so lange Zeit vielleicht auch den Mathematikunterricht dominierte, die
00:28:19: darf nicht im Vordergrund stehen, die für zur Angst im Mathematikunterricht, das ist
00:28:23: keine gute Lernatmosphäre, das sind für uns ja alle einig, also Angst ist ja auch
00:28:28: ein störender Faktor beziehungsweise ist ja auch Lernhinderlich, dementsprechend die
00:28:33: Reduzierung von Angst, ja auch bei der Hattie-Studie, ein Aspekt, der sehr wirksam ist.
00:28:39: Also wenn man mit jungen Lehrkräften über Lernatmosphäre sprecht, dann sind das immer
00:28:44: so Oberflächen-Dinge wie zum Beispiel ja, alle sind ruhig, alle arbeiten irgendwie konzentriert,
00:28:51: deswegen wollte ich nochmal ganz speziell euch fragen, was sozusagen eine gute Lernatmosphäre
00:28:56: denn ausmacht. Also ist das wirklich das einzige oder ist es da mehr auf einer Tiefenstruktur
00:29:02: irgendwo zu suchen? Ja, ich denke diese Tiefenstruktur, die
00:29:06: du ansprichst, die ist glaube ich ganz entscheidend, was die Atmosphäre angeht. Das Fach muss
00:29:10: ja auch irgendwie für die Schülerinnen und Schüler Sinn machen und ich glaube, dass
00:29:14: viele Schülerinnen und Schüler dann in höheren Jahrgängen einfach gar nicht mehr so recht
00:29:19: wissen, was sie eigentlich da tun, wenn sie irgendwelche Formeln auswendig lernen, sich
00:29:22: die Dinge memorieren, was man jetzt irgendwie berechnen darf, was nicht, man welche Formel
00:29:28: richtig ist, wann nicht, ob man bei den ganzen Variablen zum Beispiel irgendein Sinn hinter
00:29:34: den Buchstaben sieht, das sind ja so typische Dinge, die dann passieren und ich glaube,
00:29:38: es würde allein schon da die Atmosphäre ändern, dass man hinter den Dingen einfach mehr sieht,
00:29:44: nämlich auch die ganze Idee der Mathematik auch, die Mathematik da anreichert an, dass
00:29:51: sie spannender wird einfach und diese mathematische Idee muss ja irgendwo transportiert werden.
00:29:58: Wenn wir das schaffen durch unsere Prinzipien, durch die Verstehensorientierung, durch das
00:30:02: Erleben von Kommunikation, ich kann über das ganze sprechen und so weiter, dann macht
00:30:07: es garantiert was aus, damit, dass man wieder mehr Freude auch am Fach entwickelt und dann
00:30:12: brauche ich nicht solche Sichtstrukturen drüberlegen, dann irgendwie Spiele, Matheunterrichts sind
00:30:18: ja manchmal schön, aber manchmal gehen die auch einfach auf die falsche Ebene und treffen
00:30:23: nicht den Kern und das passiert ja mit vielen Dingen.
00:30:26: Gibt es konkrete Strategien, die Lehrkräfte anwenden können, um so eine Atmosphäre zu
00:30:32: schaffen?
00:30:33: Ja, natürlich, also ich glaube, wir haben reichhaltige Ideen auch mitgebracht in unseren ganzen
00:30:39: Bausteinen und so weiter, um solche Atmosphären herzustellen, wo einfach allein schon durch
00:30:46: die Idee der ein oder anderen Aufgabe eine ganz andere Atmosphäre entsteht.
00:30:51: Aber ich glaube, man muss auch schon sich von ein paar Sachen auch wieder verabschieden
00:30:54: lernen.
00:30:55: Ich meine, das machen wir ja auch nicht so gut teilweise oder haben wir die letzten Jahre
00:31:00: in manchen Vorbildungen auch nicht so gut gemacht, glaube ich, dass wir halt immer dieses
00:31:04: noch mehr und noch das noch und das sollte man noch tun im Vordergrund stehen, sondern
00:31:09: auch zu sagen, manche Dinge müssen vielleicht auch gar nicht mehr so intensiv sein.
00:31:13: Also ich denke da zum Beispiel an viel üben, wir haben eine unglaubliche Übelkultur auch
00:31:19: in Deutschland speziell, wo man sagen muss, ja klar, es automatisieren in gewissen Hinsichten
00:31:25: wichtig, aber wenn dann irgendwann mal bei den Schülerinnen und Schülern so Fragezeichen
00:31:30: aufkommen, was tue ich da eigentlich, dann haben wir eigentlich, glaube ich, nicht den
00:31:35: günstigsten Weg gewählt und da wieder mehr Sinn reinzubringen und so weiter, das macht
00:31:40: glaube ich, ja da ist Potenzial, ja.
00:31:44: Wir nähern uns zum Ende der heutigen Folge, wenn jetzt die Hürre*innen mehr Zugwarmat
00:31:50: wissen wollen, wer es für Möglichkeiten gibt, sich darüber zu informieren.
00:31:55: Unsere Homepage, da liegt eine ganze Menge ab, das Heft vor allem, damit kriegt man
00:32:01: einen guten Einblick, was sind die Prinzipien, was bedeutet das für den Unterricht, was
00:32:05: sind die Anforderungssituationen, für verschiedene Gegenstände ist das ja von hinten bis vorne
00:32:10: durchdacht in den Beiträgen, glaube ich, da kann man sich gut informieren und wenn man
00:32:14: ein bisschen mehr über das Projekt an sich wissen möchte, dann die Homepage auf jeden
00:32:18: Fall.
00:32:19: Ich habe noch mal nachgesehen, auch in Fahrbereit, da sind doch echt viele Infos abgelegt.
00:32:23: Was bei der Homepage halt auch noch echt besonders ist, es gibt einige Dinge in Filmmersionen,
00:32:29: es ist also nicht so, dass man alles lesen muss, wir haben auch gemerkt, dass dieses
00:32:33: Medium Film, Erklär-Film und so weiter ganz auch wichtig ist und das, was ich echt hervorheben
00:32:39: möchte, ist, dass wir in dem ganzen DCDM zunehmend Materialien erarbeiten oder eigentlich alle
00:32:45: ab Materialien zur freien Verfügbarkeit, das heißt, man hat keine Hürde, dass man was
00:32:52: kaufen müsste und so weiter, da steckt deshalb auch kein kommerzielles Interesse dahinter,
00:32:56: das muss man auch wirklich betonen in diesen Projekten, sondern das ist wirklich ein frei
00:33:01: verfügbares Material und das finde ich eigentlich was Wertvolles, was man auch nochmal betonen
00:33:07: muss.
00:33:08: Möchtet ihr noch was zum Abschluss mit unseren Zuhörerinnen heilen?
00:33:12: Ich bin quasi mal super spannend, also auch wenn wir gemeinsam den weiterentwickeln, weiter
00:33:20: bearbeiten, das macht so viel Freude und ich wünsche mir, dass wir das mit allen ein
00:33:25: bisschen teilen können.
00:33:26: Ich schließe mich dem an, ich finde auch, dass wir viel Potenzial reinbringen, viele Ideen
00:33:33: reinbringen von vielen Leuten, dass einfach auch teilen, der Austausch in Kvama, das
00:33:38: Netzwerk ist unglaublich wertvoll, das heißt, man ist auch nicht alleine mit diesen Ideen
00:33:42: unterwegs und ich glaube, dass die Power dadurch entsteht, dass wir einfach das im großen
00:33:47: Stil zwischen Wissenschaft und Praxis und ganz vielen motivierten Menschen auf die Beine
00:33:53: gestellt haben bis hierher und ich wünsche mir wirklich alle Lehrkräfte und ich kenne
00:33:59: das selber aus dem Klassenzimmer, dass man dann dadurch auch nochmal den einen oder
00:34:02: anderen Impuls bekommt, um den Mathematikunterricht vielleicht mal wieder ein bisschen aufleben
00:34:06: zu lassen an der einen Stelle oder anderen Stelle oder dahin bestärkt wird in dem, was
00:34:11: man ohnehin schon gut macht und sagt, wow, bin ich auf dem richtigen Weg.
00:34:15: Ich bin auf jeden Fall super gespannt darauf.
00:34:17: Ich werde es demnächst auch intensiver kennenlernen, das Programm, denn wir haben natürlich
00:34:23: hier auch, da wo ich quasi Unterrichte in Bremen, die ersten Leute, die sich als Multiplikatorennen
00:34:30: auch ausbilden lassen und dementsprechend kriege ich dann natürlich auch einen guten
00:34:34: Einblick und ich bin schon ganz gespannt darauf.
00:34:37: Ich danke euch beiden für die wertvollen Einblicke und auch noch die motivierenden
00:34:42: Worte am Ende und ja, ich hoffe, dass die Zuhörer*innen, also jeder Heim eben auch an diesem Gespräch
00:34:51: noch ein paar Inspirationen, nützliche Ideen für den eigenen Unterricht mitnehmen konntet
00:34:55: und ja, schaut auf jeden Fall mal auf kwamath.de und ansonsten bleibt mir noch zu sagen, bleibt
00:35:02: neugierig und engagiert, macht's gut.
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