Kunst: Warum denn selbst noch Kunstwerke schaffen?
Shownotes
Künstliche Intelligenz wird zunehmend auch für die Erzeugung von Bildern eingesetzt. Was bedeutet das für den Kunstunterricht? Wie kann man KI als neues Werkzeug nutzen? Wird das Erlernen von herkömmlichen Techniken überflüssig? Gibt es neue Rezeptionsansätze? Wie ändert sich die Rolle der Künstler:innen? Anna-Maria Schirmer und Lars Zumbansen diskutieren im Gespräch die Chancen und Risiken von KI in Kunst und Bildung. __
Hintergrundinformationen, Unterrichtsbeispiele und vielfältige Materialien dazu findest Du in der Ausgabe 475/76 "Bild Kunst KI", erschienen im Friedrich-Verlag.
In diesem Podcast hörst Du Anna-Maria Schirmer (Kunstlehrerin, Seminarleiterin, Autorin und Herausgeberin der Fachzeitschrift KUNST+UNTERRICHT) und Lars Zumbansen (Kunstlehrer, stellvertretender Schulleiter, Autor und Herausgeber der Fachzeitschrift KUNST+UNTERRICHT).
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
00:00:13: Herzlich willkommen beim Podcast Einfach unterrichten vom Friedrich Verlag. Wir stellen euch heute das
00:00:21: Thema unserer neuesten Ausgabe der Zeitschrift Kunst und Unterricht vor. Es geht um Bild,
00:00:27: um Kunst, um künstliche Intelligenz, Bildkunst KI. Ja, wir, das sind Anna-Maria Schema und Lasz
00:00:35: zum Wansen. Wir beide sind Herausgebende dieser Ausgabe und dabei hinaus auch feste Mitglieder
00:00:40: des Herausgeberteams der Kunst und Unterricht. Und liebe Anna, lassen Sie einfach mal starten,
00:00:46: mit einem Beispiel, um in das Thema einzuführen. Ich frage dir einfach mal, wer ist eigentlich
00:00:52: Edward Bellamy? Edward Bellamy, den kennen wir tatsächlich nur von einem Gemälde. Und zwar von
00:00:58: einem Gemälde, das am 25. Oktober 2018 für 432.500 US-Dollar bei Christis versteigert wurde. Ein
00:01:10: Gemälde, das von einer Bild-KI gemalt wurde. Von einer Bild-KI selbstständig gemalt wurde. Fragte
00:01:19: die Presse gleich? Nein, natürlich nicht. Natürlich gibt es da im Hintergrund drei Menschen, die diese
00:01:25: Bild-KI mit Bilddaten gefüttert haben. In diesem Fall waren das 15.000 Porträts aus einem bestimmten
00:01:32: Zeitfenster, denn man wollte ein möglichst überzeugendes Porträt erzeugen. Dieses Gemälde
00:01:40: oder eben eher der Verkauf dieses Gemälde hat zu einem ziemlichen Aufruhr im Feld der Kunst geführt,
00:01:46: denn Kunstsammler, Künstlerinnen und Künstler, Galaristinnen und Galaristen stellten sich die
00:01:52: Frage, ersetzt KI nun die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern? Ja und das ist ja quasi ein Beispiel
00:02:00: gewesen, was noch einen gewissen Sonderstatus für sich reklamieren konnte 2018. Wir sind jetzt
00:02:05: fünf Jahre später und wir stellen fest, dass natürlich durch große Player wie Open AI und
00:02:14: andere bildgenerative KI's, die glaube ich ab Mitte 2022 so in den Markt gegangen sind,
00:02:21: dieses ganze Feld der bildgenerativen KI sich breiten wirksam etabliert hat und gleichsam damit
00:02:31: auch gleichzeitig eine Demokratisierung stattgefunden hat dieser Technologien, die mittlerweile
00:02:36: keinen Sonderstatus mehr für sich reklamieren können. Aber dadurch entsteht natürlich auch
00:02:40: eine neue Herausforderung für uns als Kunstlerinnen, die eben auch damit konfrontiert sind.
00:02:45: Absolut, denn auch unsere Schülerinnen und Schüler stellen sich natürlich die Frage,
00:02:49: warum bitte soll ich noch malen und zeichnen, wenn es doch KI gibt? Und wir haben uns jetzt Gedanken
00:02:57: gemacht in dem Heft für was wir KI tatsächlich sinnvoll und gut einsetzen können und wir
00:03:03: versuchen mal dieses ganz weite Feld mit fünf Kernthesen zu umreißen. Diese Thesen stellen
00:03:10: wir jetzt vor und versuchen die dann auch im Hinblick auf den konkreten Kunstunterricht kurz
00:03:15: anzudiskutieren. Wir starten mal mit der ersten These Lars. Prompt Design stellt ein notwendiges
00:03:21: und Gewinnbringendes neues Lernfeld für den Kunstunterricht dar. Ja in jedem Fall und wenn wir
00:03:28: jetzt auf der ganz untersten Ebene sind, dann gilt es natürlich erst mal ein Grundverständnis,
00:03:33: glaube ich, für diese Technologie zu entwickeln. Auch wenn es nicht auf technischer Ebene erfolgen
00:03:38: soll, sollte man doch zumindest wissen, wie so eine bildgenerative KI funktioniert und dass
00:03:44: diese Bilder, die dort entstehen, erst mal auf der Basis eines riesigen Funds, das es an Bildern
00:03:51: entstanden sind, aber nicht nur reinen Bildern, sondern das sind Bilddatenbanken, die immer
00:03:55: schon assoziiert sind oder Bilder, die immer schon assoziiert sind, mit Beschreibungstexten,
00:04:01: meistens in englischer Sprache. Und insofern ist das spannend. Der Kunstwissenschaftler
00:04:06: Roland Mayer sagt deswegen ja auch, dass was sich dort über die KI generiert bekommen
00:04:11: sind niemals Bilder von Welt, unmittelbar, sondern immer schon Bilder aus Bildern. Wichtig
00:04:17: ist aber, dass keine reinen Kopien sind, die entstehen, sondern durch einen Vorausschungsprozess,
00:04:25: wenn man so will, eigentlich immer Verdichtung, die ad hoc entstehen durch eine je individuelle
00:04:35: Befehleingabe, möchte ich sagen. Aber das ist insofern schon mal ganz wichtig, dass
00:04:41: man das weiß. Wenn man also so ein Verständnis von welcher Art von Bild entsteht, da überhaupt
00:04:49: schon mal angelegt hat, wie viel muss man dann noch über Prompt-Design wissen? Was muss
00:04:54: man können oder was sollte man können als Schülerinnen, als Schüler, um damit auch
00:04:58: wirklich sinnvoll agieren zu können? Ja, der Design-Begriff, also der legt ja schon
00:05:03: nahe, dass es sich dabei auch ein ganz neues Gestaltungsfeld handelt. Der Prompt ist wie
00:05:09: so ein Phanusaufruf. Und ich muss diesen Phanusaufruf an die gut gestalten können. Ich muss wissen,
00:05:14: welche Parameter kann ich eigentlich beeinflussen, um einen Indimensional auch Sinn von das Ergebnis
00:05:19: zu erzielen. Es geht ja nicht darum, sich unmittelbar affizieren zu lassen von den Ergebnissen,
00:05:25: die ich da bekomme und mich in den Band ziehen zu lassen von hochgradigen, überrealistischen
00:05:32: Bildern, die da entstehen, die aber ohne meinen Zutun entstehen, sondern es geht ja viel mehr
00:05:38: darum, ganz genau sensibel zu gucken, ich habe eine Vorstellung und ich möchte diese
00:05:43: Vorstellung möglichst genau erzielen. Und da ist es wichtig, dass man diese Parameter
00:05:49: erlernt. Eine Möglichkeit, die zeigt z.B. Ankatrin Gorkin die Listen auf, in ihrem Beitrag auch im
00:05:55: Heft, wo sie einfach vorgegenige Bilder nachstellen lässt. Das können Fotografien sein, von
00:06:01: Schülerinnen selbst erstellt, das können aber auch andere Bildwerke, Alteinswerke sein. Und man
00:06:06: versucht dann mal über eine hinreichend differenzierte Eingabe, Befehlseingabe dieses Bild 1 zu 1
00:06:14: nachzubauen. Und darüber entsteht Differenzierung, darüber entsteht induktiv auch eine Sensibilisierung
00:06:20: für bestimmte Parameter. Und wir stellen dann auch schnell fest, um gute Ergebnisse zu erzielen,
00:06:28: brauche ich auch sowas wie ein domänespezifisches Wissen. Also ich muss z.B. bestimmte Referenzkünstler
00:06:36: kennen, die vielleicht ähnlich agiert haben. Und darüber hinaus muss ich natürlich auch so was
00:06:41: wie technisches Wissen haben. Wenn ich z.B. ein photorealistisches Bild erzeugen möchte,
00:06:46: dann muss ich sowas wissen wie Verschlusszeiten und Blendengrößen. Die muss ich eingeben können,
00:06:50: um auch einen ähnlichen Anmutungskraktor im KI-Bild zu haben. Also das sind wichtige Aspekte,
00:06:56: die ich eben erlernen muss. Da haben wir ja auch eine ganze Reihe an Übungen tatsächlich im Heft
00:07:02: auch im Material teil aufgenommen zu dieser Frage, wie werden Prompts auch formuliert, damit das
00:07:07: dann auch wirklich funktioniert. Zweite These. Durch KI-Tools sind neue Möglichkeiten zur
00:07:14: Auseinandersetzung mit Kunst und Alltagsbildkultur möglich. Inwiefern? Ja, also das ist natürlich
00:07:21: interessant, weil man natürlich auch direkt mit diesen historischen Werken arbeiten kann. Man kann
00:07:25: diese Bilder eilspeisen in die Bildkai und kann sie dort beispielsweise direkt verändern, minimal
00:07:33: verändern, indem man einzelne Teile wegradiert und die ersetzt durch andere, die man dann durch
00:07:41: entsprechende Befehle auch wieder variiert. Wenn wir jetzt an figurative Kunst denken, dann ist es
00:07:46: z.B. möglich, Handstellung, Blickrichtung zu verändern und dann auch natürlich direkt,
00:07:52: dass sich verändernde Wirkungsgefüge zu reflektieren. Und ich glaube, dass das etwas ist,
00:07:57: was ganz wichtig ist, dass man immer das Original in Beziehung setzt zu den Variationen, die dann
00:08:03: z.B. über eine KI generiert werden. Bei Goja z.B. habe ich im Unterricht das ganze auch mal praktiziert
00:08:11: an einem Werk der Desastres, der Schrecken des Krieges und habe dort die Bilder auch erweitern
00:08:17: lassen. Auch das ist eine Möglichkeit, die die bildgenerativen KI's erlauben. Und wir haben
00:08:23: dann trotzdem am Ende auch sehr kritisch reflektiert, ist diese Bilderweiterung wirklich eine
00:08:28: potenzial Erweiterung des Werkes? Oder ist es nicht gerade die Reduktion bei Goja, dass er z.B.
00:08:36: eine Hintergrund relativ sparsam gestaltet, um eine Fokussierung auf das Hauptmotiv herzustellen
00:08:42: und plötzlich werden Schüler auch für solche Fragestellungen sensibilisiert, indem sie beispielsweise
00:08:50: erst mal auch mit anderen Varianten konfrontiert sind, die auch eben möglich wären, aber dann
00:08:56: von dem Künstler bewusst nicht realisiert wurden. Johannes Kirschenmann nennt er ja immer ganz
00:09:03: gern als didaktische Figur das vergleichende Sehen und er hat ja sowas dann tatsächlich auch an
00:09:08: einem Beispiel in dem Kontext Beitrag mal durch exerziert gewissermaßen. Smarterweise handelt
00:09:16: es sich um den unglaubigen Thomas. Kannst passend auch für dieses Thema. Was hat es damit auf sich?
00:09:22: Ja, das ist total interessant, weil natürlich die Figur in mehrfacher Hinsicht spannend ist.
00:09:29: Er hat einfach eine Prompt-Eingabe getätigt, mal in mir ein Bild des unglaubigen Thomas von
00:09:37: Caravaggio und die Bild-KI ist natürlich eingeschpeist oder ist gespeist mit Bildern von Caravaggio
00:09:44: und es werden bestimmte Elemente in besonderer Form wiedergegeben. Also z.B. die sehr theatralische
00:09:52: Gestik, die exaktierte Memik, dieses starke Schlaglicht, dieses starke Beleuchtungslicht
00:10:01: bei Caravaggio. Das wird quasi als Stil erkannt und auch adaptiert. Aber andere Elemente, die
00:10:07: z.B. ganz essentiell sind für das Werk, werden ausgespart und das ist dann ja wieder auch die
00:10:15: Frage, woran liegt das eigentlich? Dass bestimmte für die bedeutungrelevanten Aspekte fehlen und
00:10:23: insofern kann ich immer, wenn man so will, die KI-Bilde als Kontrastmittel nutzen, um eigentlich
00:10:30: sensibilisiert zu werden für die besonderen kompositorischen, aber auch inhaltlichen Spezifika
00:10:35: von Originalwerken. Diese Frage, wie wir uns mit künstlerischen Werken beschäftigen,
00:10:42: die lässt sich natürlich auch noch weiterführen, wenn wir jetzt gerade an aktuell arbeitende
00:10:48: Künstlerinnen denken, die sich auch ganz unmittelbar auf einer Meta-Ebene auseinandersetzen
00:10:53: mit. KI-Kunst. Insofern geht das auch Mönnit das direkt ein in unsere dritte These, die da heißt.
00:11:00: Künstlerinnen und Künstler loten mit den Mitteln der Kunst Grenzen der KI aus. Für den Kunstunterricht
00:11:07: ergeben sich darüber gute Möglichkeiten der Auseinandersetzung auch auf einer Meta-Ebene.
00:11:12: Ja. Ja, lieber Anna, vielleicht kannst du uns mal in dieses Feld einführen.
00:11:17: Wir haben ja das ganz große Glück, mit unserem Unterrichtsfach immer auf einen unfassbar
00:11:21: Reichen Schatz zurückgreifen zu können, der die Vielfalt, ich würde sagen, zu allerdenkbaren
00:11:29: Weltsichten in sich vereint. Und so ist das natürlich auch im Umgang mit KI. Da gibt es Künstler,
00:11:35: die ganz düsterst schwarze Dystopien zeichnen. Da gibt es kritische Stellungnahmen, da gibt es
00:11:43: aber auch ganz utopische Vorstellungen. Da wird das gesamte Spektrum ausgelotet von der Frage
00:11:48: nach dem Androiden als besserem Mensch, was in diese Post-Humanismus-Tendenz hineingeht,
00:11:53: bis zur der genau gegenteiligen Position. Und dabei werden dann eben auch die Grenzen der
00:12:00: künstlichen Intelligenz nicht nur kognitiv erfasst, sondern tatsächlich eben durch die Kunstwerke
00:12:05: erlebbar gemacht. Und das ist natürlich immer ein sehr spannender Anlass mit Schülerinnen und
00:12:11: Schüler auch in eine Diskussion zu kommen, die nicht rein Theorie geleitet ist, sondern wirklich
00:12:14: von dem Erleben ansetzen kann. Und da möchte ich ganz gerne mal James Bridal als Künstler
00:12:19: vorstellen. Mit einer Arbeit, die heißt Autonomous Strap. James Bridal ist Technikautor, er ist KI-
00:12:26: Spezialist. Er hat über, ich glaube, zehn Jahre an Drohnen geforscht, die mit KI arbeiten.
00:12:34: Da gibt es auch einen interessanten Instagram-Kanal, von ihm, wo man das sehen kann. Und bei dieser
00:12:40: Autonomous Strap hat er einen PKW mit einer künstlichen Intelligenz versehen, die er auch
00:12:45: selbst trainiert hat. Und es ging ihm darum, zu erforschen, wie funktioniert das, wie funktioniert
00:12:51: autonomes Fahren mit einer KI, mit einem PKW. Und er hat dieses Auto angelernt und hat dem Bike
00:12:58: visuelle Situationen auf der Straße, die ihm so begegnen, zu interpretieren.
00:13:04: Und dann hat er diesem Auto eine Falle gestellt.
00:13:06: Er hat mehrere Kilo Salz besorgt und hat einen Kreis auf die Straße gestreut und hat das Auto dann
00:13:15: da reinfahren lassen. Und was passiert natürlich?
00:13:17: Das Auto muss anhalten, es muss stoppen.
00:13:19: Dann ist kennt dieses Zeichen als Durchfahrt verboten.
00:13:23: Was macht er hier deutlich?
00:13:24: Er zeigt uns, dass KI immer algorithmenbasiert arbeitet und Algorithmen sind eben einfach zu verstehen
00:13:32: als eindeutige Verarbeitungsvorschriften.
00:13:36: Das heißt, die KI arbeitet mit einer Vorschrift, die sie auch nicht brechen kann.
00:13:40: Die kann die weiterentwickeln, die kann neu dazulernen und das sind immense Geschwindigkeit fraglos.
00:13:45: Aber es geht immer um eine Vorschrift, die eingehalten werden muss.
00:13:49: Und damit geht natürlich das ganze Feld der Frage nach Freiheit auf, nach Autonomie auf.
00:13:54: Auch die Frage nach, was ist wahrnehmen und was ist Datenbasiertes erfassen und was sind da die Unterschiede.
00:14:00: Also ein Kunstwerk als Beispiel, wo man mit Schülern eine ganz intensive Diskussion kommen kann,
00:14:05: den Kern von künstlicher Intelligenz und von unserem Verständnis von Intelligenz betreffend.
00:14:10: Natürlich gibt es auch ganz andere Möglichkeiten und wenn wir mal näher an die bildgenerativen KI's ran schauen,
00:14:17: dann denke ich, wer Boris Eldachsen so eine ganz gute Position las.
00:14:21: Ja, du hast ja gerade schon gesagt, dass Algorithmen eigentlich Vorschriften sind.
00:14:25: Und ich glaube, ein Riesenproblem gerade in diesem aktuellen Feld der bildgenerativen KI's
00:14:30: ist ja die Tatsache, dass wir häufig diese Vorschriften gar nicht kennen.
00:14:33: Und dass diese Vorschriften mehr oder weniger intransparent sind.
00:14:37: Und das zeigen Künstler wie Boris Eldachsen eben auch, wenn es zum Beispiel darum geht,
00:14:42: die Content-Policy von Unternehmen wie Open AI einmal offen zu legen.
00:14:48: Also Content-Policy bedeutet, dass zum Beispiel gewalthaltige oder sexistische Bildeingaben,
00:14:55: Promteingaben quasi tabuisiert werden oder sie werden sogar sanktioniert.
00:15:00: Im wahrsten Sinne des Wortes, man kommt da nicht weiter.
00:15:03: Wir wissen aber nicht nach welchen Parametern eigentlich diese KI agiert.
00:15:08: Und er zeigt in seinen Werken eigentlich sehr schön auf, wie er diese Sanktionen bericht,
00:15:17: indem er quasi versucht, gewalthaltige Bilder zu umschreiben, indem er auch ganz geschickt
00:15:26: Referenzen aus der Kunstgeschichte wie Hans Bellmer anführt mit seinen ja sehr abnormen
00:15:33: Puppenkonstellationen geschundenen Körpern.
00:15:38: Und indem er das ja tut, geschafft er es quasi, die Sanktionen zu umgehen.
00:15:45: Und im Nachhinein versucht er dann diese Bilder wieder hochzuladen in der KI und es wird dann doch sanktioniert.
00:15:52: Und das ist irgendwie absurd, das zeigt ja eigentlich, dass es völlig intransparenzlos und völlig unklar ist.
00:15:57: Erst mal, ob diese Sanktionsmechanismen funktionieren und auf der anderen Seite, wie sie genau begründet werden.
00:16:05: Und ich glaube, das ist die Gefahr, dass das eben nicht demokratisch diskursiv verhandelt wird,
00:16:12: sondern dass das quasi in den Hinterzimmern der Firmen passiert.
00:16:18: Und das ist eben eine Gefahr, auf die im Künstlerinnen auch hinweisen.
00:16:23: Damit gehen wir auf zu unserer vierten Kernthese über, die jetzt eher diese produktiven Seiten der KI einmal in den Blick nimmt.
00:16:33: Die heißt nämlich diese These KI-Assistenz kann im Sinne eines hochpotenten Werkzeuges
00:16:38: eine sinnvolle Erweiterung im künstlerischen Gestaltungsprozess sein.
00:16:43: Anna, kannst du uns doch mal mitnehmen und vielleicht auch Beispiele dafür bringen?
00:16:46: Ja, sehr gerne. Dann da bin ich tatsächlich auf absolut für mich überraschend gestoßen,
00:16:52: als ich meine Recherchen begonnen habe für das Heft.
00:16:57: Wir haben ja vorhin schon gesagt, groß ist die Angst, dass Kunst ersetzt wird.
00:17:03: Und es wird ja auch tatsächlich einiges ersetzt und man musste auch einen kritischen Blick haben.
00:17:07: Aber es gibt auch Felder, wo sich KI als optimales Werkzeug auch erweist.
00:17:13: Und besonders beeindruckt war ich da tatsächlich von Wayne McGregor, der ist Choreograph.
00:17:19: Also es geht um etwas, was leiblicher glaube ich gar nicht sein könnte, nämlich um Tanz.
00:17:23: Auch eine kurze Notiz zu Wayne McGregor, weil ich es einfach auch so spannend finde, diesen Menschen.
00:17:29: Der hat nie eine klassische Ballettausbildung gemacht, sondern er war mit Leib und Seele, Disco-Tänzer.
00:17:36: Und da wurde er gefunden und Menschen wurden auf ihn aufmerksam und so kam er auf die allergrößten Ballettbühnen, die wir heute so haben.
00:17:44: Und da hat er eben unter anderem ein Projekt verwirklicht, das heißt AI Performance Experiment.
00:17:53: Und da arbeitet er mit einer künstlichen Intelligenz und mit seinen Tänzerinnen und Tänzern zusammen.
00:17:59: Er setzt die KI auf die Tänzerinnen an, die analysieren die Bewegungsabläufe und schreiben die dann weiter.
00:18:06: Machen Vorschläge, wie aus dem von der KI erkannten Muster, wie das fortgesetzt werden könnte.
00:18:12: Und er treibt das sogar noch weiter, dass er unterschiedliche Tanzsequenzen miteinander verrechnen lässt von unterschiedlichen Menschen.
00:18:18: Und die KI macht einen Vorschlag und die Tänzer setzen das wieder mit ihren leiblichen physischen echten Körpern auf die Bühne um.
00:18:25: Und das ist natürlich, finde ich, eine ganz hervorragend spannende Sache, die dadurch entsteht.
00:18:32: Ja, es findet also eine Interaktionsstadt, ein permanentes Hin und Her zwischen algorithmisch immerierten Prozessen und dann auch wieder physisch analogen.
00:18:43: Es gibt auch andere Künstler wie zum Beispiel Nils Poker, der ja auch die KI für sich als Sparringspartner sieht in dem Werkprozess, eher im malerischen Prozess.
00:18:54: Vielleicht magst du dieses Beispiel auch noch mal kurz anführen.
00:18:57: Ja, tatsächlich. Nils Poker tritt wirklich tatsächlich in so eine Art Kampf mit der KI ein.
00:19:06: So kann man das, glaube ich, vielleicht tatsächlich auch benennen, nutzt Bildgeneratoren, um Bildmotive zu entwickeln.
00:19:14: Und schon da ringt er diesen KI-Tools ab, was abzuringen ist.
00:19:19: Also da ist nicht der erste Aufschlag, dass was genommen wird, sondern er arbeitet an ganz vielen Variationen und Varianten.
00:19:27: Es ist auch ein echter Experte für Prompt-Design, kann das natürlich dementsprechend gut.
00:19:31: Und wenn er dann ein Bildmotiv entwickelt hat, dann geht er in einen ersten Überarbeitungsprozess, indem er dieses Bildmotiv verpixelt.
00:19:41: Pixel-Ästhetik kennen wir ja nun aus der digitalen Welt. Und wann immer wir es mit Pixel zu tun bekommen, dann ist das so ein Moment, wo alles persönliche eigentlich ausgeschaltet wird.
00:19:53: Das ist die Bildform, die quasi für Digitalisierung per se, glaube ich, stehen kann.
00:20:00: Das Bildmotiv, für den diese Verpixelung überführt und dann macht er etwas, was man vielleicht für absurd halten kann.
00:20:06: Er malt dieses Motiv auf Leinwand ab in einem handwerklichen Prozess, in einer physischen Tätigkeit des Malens, in einem langwierigen Prozess des Malens, mit allerhöchster Exaktheit.
00:20:19: Und warum tut er das? Wir haben ihn damals dazu mal befragen können und seine Antwort, es ist absurd und ich tue es, weil ich es kann, weil es mir möglich ist.
00:20:30: Und das finde ich eine ganz spannende Sache auch, denn hier sehen wir dieses Moment von Freiheit und von Autonomie.
00:20:38: Und er nimmt das Heft in die Hand und entscheidet, was er tut mit dem Werkzeug und macht dazu daraus dadurch die KI auch tatsächlich ganz klar zu einem Werkzeug.
00:20:48: Und das ist, denke ich, was ganz wichtig ist, dass das ein Werkzeug ist und bleibt.
00:20:53: Ja, und das ist ein eigener Kampf, den er ja auch erstmal führen musste auf Grundlage dieser neuen Herausforderungen und damit auch überhaupt Freiheitsräume wieder neu und Sinnräume für sich auch wieder neu zu erschließen.
00:21:06: Und damit kommen wir auch an die Chance zu unserer letzten Kernthese, die genau diesen Blick über die KI hinweg führt.
00:21:17: Und sie heißt, es gilt mit großer Sensibilität und Weitsicht bildnerischen Lernräume jenseits von KI zu verteidigen, Anna.
00:21:28: Ja, absolut. Das ist absolut meine Überzeugung und deine auch, sonst hätten die These ja nicht aufgenommen.
00:21:35: Du hast gerade gesagt, es geht zentral darum, Sinnräume zu erschließen.
00:21:40: Und wenn es darum geht, etwas zu erschließen, dann brauche ich dazu Grundfähigkeiten.
00:21:45: Und wenn es um Bilder geht, um Bildvorstellungen und um Bildherstellungen und Bildgestaltungen, dann brauchen wir da ein ganzes Set an Fähigkeiten.
00:21:55: Da gehört die Materialsensibilität mit hinein, da gehört die manuelle Fähigkeit mit hinein, da gehört das gezielte Führen der Hand mit hinein und was auch immer.
00:22:05: Also es ist unendlich zu differenzieren, was wir da alles an Fähigkeiten aufrufen.
00:22:10: Und die sind nun mal zu erwerben durch die analoge Tätigkeit. Die brauchen wir, die ist unverzichtbar.
00:22:17: Es geht zeitgleich hier das ganze Feld der leiblichen Erkenntnis, der ästhetischen Erkenntnis auf, dass ja in der Kunstpädagogik einen ganz großen Stellenwert hat.
00:22:26: Und ich meine jetzt auch noch größeren Stellenwert wieder bekommt durch diese aktuellen Entwicklungen.
00:22:31: Aber diese Frage der Übung ist ja trotzdem eine Spannende, weil im ganzen Kontext der KI-Anwendung ja häufig proklamiert wird, dass gerade so einfache Routine-Tätigkeiten überflüssig würden, weil die mittlerweile abgenommen werden könnten durch eine KI.
00:22:50: Ja, wie positionierst du dich da, Anna?
00:22:53: Ja, ich denke auch, das Üben ist dann immer zu legitimieren, wenn es auf eine Sinnhaftigkeit zielt, wenn es darauf zielt, einen Menschen zu befähigen, sich Bedeutungen zu erschließen, Bedeutung zu stiften.
00:23:09: Also das zeichnen beispielsweise als so ein klassisches Feld bei uns im Kunstunterricht.
00:23:15: Natürlich kann ich auch mit einem Prompt-Design über ein Prompt-Design quasi ein zeichnungsähnliches Bild generieren lassen.
00:23:24: Aber es fehlt mir jegliches intrinsische Verständnis, möchte ich mal sagen, für das Bild an sich.
00:23:31: Denn durch das Zeichnen geschieht ja, dass ich auch leiblich erspüre, was der Unterschied ist von einer starken zu einer schwachen Linie.
00:23:40: Dass ich ein Gefühl dafür bekomme, was eine Ausrichtungsveränderung in der Linie bedeutet, dass ich Räumlichkeit da richtig tief einsteigen, so was indem ich es zeichne.
00:23:50: Es ist einfach was anderes, dass das Selbstständige tun, als das Rezeptive erfassen.
00:23:55: Und deshalb würde ich immer sagen, dass auch Übungen absolut notwendig sind, im Sinn dieses leiblichen Erkennens und Verstehens und Erfassens.
00:24:05: Allerdings immer ge kombiniert mit der für die Schüler transparenten Sinnhaftigkeit des Tunes.
00:24:12: Also nicht ein sinnloses Ilm lernen, das glaube ich, können wir uns sparen, wird keiner mehr mitmachen.
00:24:17: Aber wenn das für die Kinder klar ist, das bringt mir was, dadurch wird mein Spektrum erweitert.
00:24:22: Dann ist üben und auch Routine-Tätigkeit was Gutes und was Hilfreiches.
00:24:28: Ja und damit stießt sich ja auch so ein bisschen der Kreis, wenn wir nochmal an den Anfang zurückgehen.
00:24:34: Da haben wir ja die Frage aufgeworfen, kann KI-Kunster setzen, Künstler sogar erweitern, kann KI-Kunstpädagogik oder kunstpädagogisches Handeln ersetzen.
00:24:43: Und da würden wir ein klares Nein jetzt mittlerweile entgegenbringen, gerade vor dem Hintergrund der entfalteten 5 Thesen.
00:24:52: Wir sagen Nein, KI kann maximal kunstpädagogisches Handeln erweitern, aber nur wenn unter der Bedingung.
00:25:00: Das ist eben eine selbstermächtigende, sinnhafte Tätigkeit ist.
00:25:07: KI fordert uns in unserer Expertise als Kunstlehrende zunehmend heraus, eben genau diese sinnstiftenden Momente für uns zu klären,
00:25:17: aber eben auch für Lernende immer wieder Transparenz zu machen.
00:25:22: Genau und in dem Sinn wünschen wir euch allen viel Freude beim Ausprobieren und auch viel Mut.
00:25:29: Einfach in diese Felder reinzugehen, die auch oft schwierig sind und da tut sich der eine oder andere Abgrund auch mal auf, natürlich.
00:25:36: Aber geht da rein, probiert das aus, es ist ein gewinnbringendes Feld.
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