Auf dem Weg zum individuellen Lernen
Shownotes
Lernen ist ein Wechselspiel zwischen Lehrperson und Schülerin und Schüler. Und vor allem: Nicht alles, was gelehrt wird, wird auch gelernt. Denn Lernen ist ein sehr individueller Prozess, der bei allen unterschiedlich verläuft. Schüler:innen müssen darum ermutigt werden, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen.Wie das gelingt, erläutert dieser Podcast.
Praxistipps:
- Nutze den Wippeffekt der wechselseitigen Beziehung zwischen Lehren und Lernen.
- Nutze die Methoden des agilen Lernens für einen kreativen und zukunftsorientierten Unterricht.
- Unterstütze Schüler:innen dabei, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.
Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 30 „Personalisiertes Lernen“ von Klasse leiten, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Thomas Klaffke (ehemaliger Schulleiter, Buchautor und Mitherausgeber von Klasse leiten).
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich verleiht. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen bei Einfach Unterrichten
00:00:17: und bei mir ist Thomas Klawke, Autorschulberater, der seine ganze Erfahrung aus seiner eigenen
00:00:25: Schulzeit, seiner Praxiszeit als Schulleiter, als Lehrer zieht und der Gründungsmitglied
00:00:31: von Klasse Leiten ist herzlich willkommen, lieber Thomas. Ja, hallo, guten Tag. Zuerst eine ganz
00:00:38: persönliche Frage. Wenn Lernen so individuell ist, wie lernst du denn am besten? Das ist eine gute
00:00:44: Frage, die beschäftigt mich schon mein ganzes Leben. Ich habe natürlich wie viele andere früher auch
00:00:49: versucht sozusagen den Lernstoff in mich hinein zu wimsen und habe dann schon im Studium so Verfahren
00:00:56: wie Mind-Mapping entdeckt. Heute ist es so, dass ich auch immer noch gerne Theorie lese. Das brauche
00:01:04: ich auch für meine Autoren-Tätigkeit. Aber die wirklich guten Ideen, die kommen nicht am Schreibtisch,
00:01:11: nicht beim Sitzen, sondern die kommen eigentlich bei mir, wenn ich in Bewegung bin. Vorzugsweise,
00:01:16: wenn ich von der Gartenterrasse, wo ich was gelesen habe, in den Garten hineingehe und irgendetwas
00:01:20: mache und dabei entstehen dann eigentlich die Ideen. Da ist es immer nur wichtig, irgendwas in der
00:01:25: Hosentasche zu haben, also ein Diktiergerät oder auch ein Zettel und solche Ideen dann aufzuschreiben.
00:01:31: Das Lernen in Verbindung mit Bewegung, das geht mir auch so. Und ich kann es besonders gut dann,
00:01:38: wenn es spielerisch ist, wenn ein Lernen nebenbei ist. Also dieses absichtsvolle Lernen finde ich
00:01:44: manchmal eher ein bisschen anstrengend, aber dieses Mitspiel verbunden, dann geht es bei mir gut.
00:01:49: Es gibt ja einen Artikel in der Ausgabe, der heißt "noch individueller als das Liebesleben,
00:01:57: sei das Lernen" von Prof. Schratz. Warum ist das so? Ja, Michael Schratz, denke ich, ist einer der
00:02:06: größten Experten auf diesem Gebiet. Ich habe mich wirklich gefreut, dass wir ihn gewinnen konnten für
00:02:10: diesen Beitrag, den ich unglaublich spannend finde. Der eigentlich zeigt, dass das Lernen immer noch
00:02:16: so eine Laterna magica ist, dass wir also wirklich sehr wenig wissenschaftlich Belegbares wissen,
00:02:22: wie Lernen abläuft. Was wir wissen, ist, dass Leren nicht immer automatisch zum Lernen führt,
00:02:29: wie ich das ja auch selber auch erlebt habe. Das haben wir, wissen wir auch, seit PISA 2001,
00:02:34: wo man diesen Lernenkurtschluss endlich beseitigen konnte, wo man geglaubt hat,
00:02:39: alles, was gelehrt wird, kommt auch dann an bei den Lernenden. Nein, also man muss sich die Seite
00:02:45: der Lernenden wirklich angucken, welche Prozesse da ablaufen. Und Michael Schratz bringt dafür viele
00:02:51: Belege auch, was viele wissen ja, den Bildungsforscher Hetty, der gerade in Deutschland war, der sich ja
00:02:57: auch intensiv damit befasst und der die Lehrkräfte und Lehrkräfte dazu ermutigt, einfach mal die
00:03:04: Brille der Lernenden aufzusetzen, beziehungsweise zu hinzuschauen, welche Prozesse eigentlich ablaufen.
00:03:10: Michael Schratz hat so ein Modell entwickelt, der nennt das Lehrseits und Lernseits, also beide
00:03:16: Seiten wichtig nehmen, also Wissen auf Wissen, das sagt Hetty auch, gerade in einem Interview habe ich
00:03:21: das gelesen. Wir können trotz KI nicht darauf verzichten, Wissen weiterzugeben und die Lernenden
00:03:28: zu ermutigen, sich Wissen anzueignen, aber wir brauchen einfach eine Fähigkeit hinzuschauen.
00:03:34: Was hilft Ihnen dabei, dieses Wissen zu erwerben? Welche Prozesse ist das eigentlich? Und da ist es
00:03:41: halt wirklich so, dass es keinen Einheitsbeig geben darf, sondern dass es ein Lernen, ein individueller
00:03:46: Prozess ist, der bei fast allen Kindern unterschiedlich verläuft. Ich habe heute Morgen über
00:03:52: sein Interview in unserer Tageszeitung hier gelesen mit einem Ernorgerogenen über Gehirnoperation,
00:03:58: der sagt, jedes Gehirn ist anders. Und bevor Sie jetzt zum Beispiel in ein Gehirn reingehen,
00:04:03: operativ, machen Sie erstmal eine Kartierung des jeweils individuellen Gehirns. Ich weiß jetzt
00:04:09: ja nicht, ob das so direkt übertragbar ist aufs Lernen, aber für mich ist das eine schöne
00:04:13: Metapher, dass ich wirklich sehe, die Kinder lernen unterschiedlich. Ich selber war an einer
00:04:18: Hauptrealschule und ich habe Kinder miterlebt, die eigentlich von ihren Eltern aufs Gymnasium
00:04:23: gedrückt werden sollten, die es aber nicht einfach nicht geschafft haben, die dann aber auch so
00:04:27: durch Praxis lernen, also durch Projekte, indem sie was tun konnten, Fähigkeiten gezeigt haben,
00:04:34: die vorher überhaupt nicht zu entdecken waren. Ich glaube, das ist wichtig, dass man einfach diesen
00:04:39: ganzheitlichen Blick auf die Kinder bekommt und weiß, was oder einfach Ideen hat, wie man sie dazu
00:04:47: motivieren kann, wie man sie unterstützen kann oder auch anregen kann, ihr eigenes Lernen mehr
00:04:52: selbst verantwortet in die Hand zu nehmen. Jetzt ist ja eigentlich die Kurkonstruktion beim Lernen
00:04:59: schon länger ein Begriff. Und als Gegenbeispiel gibt es dieses Bild vom Gehirn, dass man quasi
00:05:08: öffnet und wie so ein Trichter drauf setzt und dann packt man da was rein und das gelehrt ist
00:05:13: gelernt. Ist das nicht eine Verwechslung, Lehren mit Lernen gleich zu setzen oder ist das ein
00:05:19: Schutzmechanismus? Denn wenn ich mir vorstelle, dass Lernen total individuell ist, wie soll ich denn
00:05:25: da in der Klasse mit 25 inlernen, dem gerecht werden? Ja, ich habe ja eigentlich gedacht, dass
00:05:32: dieser Lehr-Lernen-Kurtschluss, dieser Nürnberger Trichter, wir haben im Heft auch eine schöne
00:05:36: Karikatur, die ich aus Tornese mitgebracht habe, die ich an einer Schule gesehen habe, wo die Kinder
00:05:41: so wie aufgeschlagene Eier gemalt waren und die Lehrer dann mit einer Ökanne dann das Wissen
00:05:46: eingeflößt haben. Also ich habe ja eigentlich gedacht, dass das längst passé ist, dass es so
00:05:50: eher die Lehrkräfte in meiner Schulzeit waren. Aber ich höre in Lehrgängen, Fortbildungen immer
00:05:57: wieder, gerade so aus dem Bereich der Sekundarstufe 1, Sekundarstufe 2 in der Grundschule hat sich
00:06:03: das schon eher rumgesprochen, dass es nicht so ist. Ja, dass wenn man etwas lehrt, dass das
00:06:08: eigentlich dann auch gelernt wird. Und das funktioniert ja wirklich nur bei Kindern, die
00:06:13: vielleicht jetzt für dieses Fach sehr motiviert sind oder die einfach sich den Druck selber machen
00:06:18: von Eltern unter Druck gesetzt werden. Aber wie lange hält denn das? Also meine jüngste Tochter war
00:06:23: mir immer ein tolles Beispiel. Die hat gesagt, wenn ich eine Klausurschreibe, ich stehe um 5 Uhr
00:06:29: auf, mache mir einen starken Kaffee und dann haue ich das Wissen in mich rein und bis Mittags um
00:06:35: 11 hält das. Und die hat wirklich guten Erfolg gehabt. Aber das war natürlich dann auch vergessen.
00:06:40: Ja, das war natürlich weg. Und wenn ich an meine eigene Schulzeit denke, was war denn nachhaltig,
00:06:46: ja, dann waren das bestimmt nicht solche Brausituationen. Darf ich mal ein Beispiel nennen? Ich hatte das große
00:06:54: Glück den Schriftsteller Walter Kempowski ein Jahr lang als Deutschlehrer in der Schule zu haben. Wir
00:07:00: haben in der Schule mit Verwaltung ihn sogar dazu beigetragen, dass er zu uns in unsere Klasse
00:07:05: kam. Und er kam in der ersten Stunde mit einem großen, dicken, schweren Koffer rein, hat den aufgemacht
00:07:11: und sagte nur, lest. Also das war 1966, heute ist das ja kalter Kaffee. Aber damals für uns war
00:07:19: das eine Revolution. Wir gingen ganz zögerlich, ja können wir uns Bücher, ja bitte, bitte,
00:07:25: nehmt sie mit, nehmt sie nach Hause, lest und in der nächsten Stunde erzählt ihr mal, wie war der
00:07:30: Anfang für euch, ja. Und letztlich haben wir dann, also die Bücher, haben wir unsere Leseprozesse
00:07:37: ausgetauscht, auch wenn Leseprozesse abgebrochen worden, weil das Buch zu schwierig war. Ich
00:07:43: habe mich durch den Julisses von James Joyce durchgekämpft und habe bis dann vorgestellt. Und ich
00:07:49: werde das nie vergessen, weil ich natürlich auch verzweifelt bin als 17-Jähriger an dieser Lektüre.
00:07:55: Aber ich war natürlich auch stolz wie Oskar, dass ich das fertig gelesen habe und dass ich auch
00:08:00: einen ungefähren Eindruck wiedergeben konnte. Also seitdem weiß ich zum Beispiel, was innerer
00:08:05: Monologue ist, ja, oder Stream of consciousness, den man, den man literarisch darstellt, also für
00:08:10: alle Literaturfreunde unter unseren Hörern, ist das ein Begriff. Aber das, das habe ich nur
00:08:17: behalten, weil wir das wirklich in so einem eindrucksvollen Unterricht mit so einer eindrucksvollen
00:08:23: Person, die uns wirklich fasziniert hat, vermittelt bekommen hat. Ich hätte es bestimmt nicht behalten,
00:08:29: wenn mir der Deutschlehrer, die Deutschlehrerin das vorerzählt hätte, dass wir hier rein da raus
00:08:34: gekommen. Und das ist, ich habe die größten Lernerfolge mit meinen Schülern und Schülern immer
00:08:39: bei Theaterprojekten, ich bin Theaterpädagogisch ausgebildet, habe Theatergege leitet und Schüler,
00:08:45: die sonst überhaupt keine Lust hatten, irgendwas zu lernen, die haben also umfangreiche Rollen
00:08:51: auswendig gelernt, weil ihnen das wichtig war.
00:08:53: Du hast gerade so einen wichtigen Satz gesagt, nämlich, wie war es am Anfang, wollte der
00:08:59: Lehrer wissen, das ist ja schon über das Lernen nachdenken. Und das ist ein weiterer Artikel
00:09:06: in dieser Ausgabe, dass man über das Denken und über das Lernen nachdenkt. Wer hat es
00:09:14: jetzt so gemacht, dass ja euch Bücher zu lesen gegeben hat und fragt, wie war es, wie kann
00:09:18: man noch Metacognition im Unterricht besser platzieren? Hast du da Praxisbeispiele?
00:09:24: Ja, da haben wir also einen sehr schönen Beitrag von Nicole Richter, die also diesen Prozess
00:09:30: reflektieren, übers eigene Lernverhalten und metacognitive Strategien entwickeln, sehr
00:09:36: genau darstellt und dazu auch viele Instrumente und Werkzeuge liefert. Also das kann ja
00:09:42: von Portfolio zu Lerntagebuch, zu Reflektionsbügen, Reflektionsgesprächen, Beratung, das ist
00:09:50: also eine Riesenpalette. Und mit Hilfe solcher Reflektionen kann ich ja auch das machen,
00:09:55: was Hetty fordert oder vorschlägt, dass ich dann sehe, wo hakt es eigentlich, wo geht's
00:10:01: gut, wo geht's nicht gut und dass ich dann mit den Lernenden darüber ins Gespräch kommen
00:10:06: kann. Und das ist für Lehrkräfte natürlich ganz, ganz wichtig.
00:10:09: Wenn ich mich in die Lehrkräfte reinversetze, dann würde es mir Stress machen, mir 25 Zugänge
00:10:17: zum Lernen zu überlegen, wenn das so individuell ist. Aber Metacognition über das Lernen nachdenken
00:10:24: und dann vielleicht den Lernenden die Verantwortung zu geben, geht deinen Lernweg, das könnte
00:10:29: ich mir wiederum vorstellen. Das wäre doch eine Sache, die vielleicht auch einfach umzusetzen
00:10:34: ist.
00:10:35: Natürlich, also man sollte sich jetzt auch nicht da Stress machen damit. Es ist ja schon
00:10:39: großer Fortschritt, wenn ich überhaupt sehe, dass das war
00:10:44: was ich da jetzt vorne absondere, also hat erst mal eine Ausbildung zu mir gesagt, dass
00:10:48: das automatisch jetzt auch in den Köpfen der Kinder ankommt. Wenn ich einfach Rückkopplungsprozesse
00:10:53: habe, Gesprächskreise, kurze Rückmeldung der Kinder, dann weiß ich ja vielleicht auch
00:10:59: ungefähr, wo es hakt und wer besonders Hilfe braucht. Und natürlich können die Schüler,
00:11:05: das ist ja auch ganz wichtig, gerade im Selbstgesteuerten lernen, sich auch selber untereinander durchaus
00:11:11: beraten und helfen. Ich habe also schon oft erlebt, wenn Kinder Probleme mit einem Thema
00:11:16: hatten, dass ich, und ich habe das gemerkt, sie haben sich gemeldet, habe ich vorher schon
00:11:20: gesehen, andere kommen damit sehr gut klar und ich habe dann sozusagen den Kontakt hergestellt
00:11:26: zwischen denen. Das ist ja im Grunde genommen auch eigentlich eine Hochbegabenförderung,
00:11:30: weil die Hochbegaben oder die Schnelleren oder die in einem Fach besonders kompetenten,
00:11:35: natürlich auch dadurch, dass sie es anderen vermitteln und nochmal deutlich machen, natürlich
00:11:40: auch nochmal was dazu lernen. Und sie werden auch sehr schnell lernen, das ist auch immer
00:11:45: ein Thema in den Auswertungsgesprächen, nicht die Lösung sagen oder den Lernweg
00:11:51: vormachen, sondern einfach gucken, wo ist denn jetzt die Schwierigkeit und welche, welche
00:11:55: Hilfestellung würde denn dazu führen, dass ein Kind, was jetzt Probleme hat, mit einer
00:12:00: Aufgabe einen Schritt weiter kommt. Das ist ja das, was auch im Peer Learning ganz wichtig
00:12:06: ist, dass die Peers also da auch eine Anleitung bekommen. Das gehört eben auch zu Methodenlernen
00:12:13: oder dazu, wenn man selbstwächsames Lernen fördern will.
00:12:16: Wie ist noch ein Punkt aufgefallen? Es gibt ja große Unterschiede, wie Lernende an Aufgaben
00:12:23: herangehen. Da gibt es die Entmutigten, die in der Klassenarbeit sitzen, den Anfang
00:12:28: der Aufgabe nicht verstehen und diese Aufgabe einfach auslassen. Und da gibt es diejenigen,
00:12:33: die denken, ich ahne ungefähr, worauf diese Frage abzieht. Ich schreibe mal alles hin,
00:12:40: was ich weiß, was im Entferntesten damit zu tun haben könnte und kriegen dann vielleicht
00:12:45: noch drei Punkte auf diese Frage. Wäre das eine Möglichkeit zu identifizieren, wie groß
00:12:52: das Selbstvertrauen in den eigenen Lernprozess und das Wissen über das eigene Lernen ist?
00:12:57: Naja, also in der Klassenarbeit ist es dann ein bisschen spät. Ich gehörte zu denjenigen
00:13:01: in Mathematik, die sagten, ich weiß zwar nicht, worum es geht und ich verstehe es auch nicht,
00:13:06: aber ich schreibe jetzt mal irgendwas hin und die Folge war natürlich, dass ich vielleicht
00:13:09: fürs Bemühneinpunkt bekommen habe. Aber an dem Punkt war es einfach zu spät. Ich hätte
00:13:14: das vielleicht schon gerne vorher mal rausgekriegt, habe es auch, aber ich hätte gerne vorher
00:13:19: mal auch vielleicht die Möglichkeit haben wollen mit der Lehrkraft, vielleicht auch
00:13:23: mal im kleinen Kreis nach dem Unterricht oder in zehn Minuten am Schluss der Stunde nochmal
00:13:28: nachzufragen, also ich komme überhaupt nicht rein in das Verfahren der quadratischen Gleichung.
00:13:34: Was mache ich da eigentlich falsch? Also woran nichts denn jetzt eigentlich? Also ich war
00:13:39: im Rechnen immer gut, ich bin Bauernsohn, also ich konnte rechnen wie Weltmeister, kann
00:13:42: ich heute noch. Aber sobald es in die Algebra ging, in abstrakte Zahlen, hat bei mir einfach
00:13:47: dieser Übergang, der ist einfach schief gegangen und wenn ich das jetzt sehe, also ich hatte
00:13:52: beispielsweise mal, ich arbeite auch ehrenamtlich in einer Gemeinschaftsschule und habe dann mal
00:13:58: gemerkt, dass eine Siebtlässlerin das kleine einmal eins nicht konnte. Weil sie da vor einer
00:14:02: Aufgabe, ich bin da rumgegangen und habe immer ein bisschen geguckt, was arbeiten sie und
00:14:06: sie raufte sich die Haare und war verzweifelt und dann habe ich von ihr gehört, ja, das
00:14:12: war die Corona-Zeit, da hat sie es nicht mitbekommen. Ich sage, wie bist du denn überhaupt jetzt
00:14:16: weitergekommen? Ja, wir haben uns die Ergebnisse im Klassenchat dann gesagt und dann hatte
00:14:20: ich immer alles richtig. Das ist ja das Problem, wenn immer alles richtig ist und ich nicht
00:14:25: merke, wo die Schwierigkeit ist, dann kann ich als Lehrkraft auch nicht einsetzen und
00:14:29: das ist glaube ich wichtig, die Kinder zu ermutigen, ihre Schwierigkeiten zu zeigen und Fehler
00:14:34: zu machen. Weil nur mit diesen Fehlern kann ich überhaupt, dann habe ich überhaupt einen
00:14:37: Ansatzpunkt. Das ist, in Deutsch habe ich das eh nicht gesehen, also wenn es um ganz banal,
00:14:41: um Rechtschreibung ging, ja, da war mir, da habe ich Diktate genast, weil Diktate konstatieren
00:14:47: ja nur das, was sowieso nicht gekonnt wird. Ich habe wirklich auch die Texte der Kinder
00:14:52: selber genommen und habe gesagt, du ich glaube, dass du noch nicht verstanden habt, wie lang
00:14:57: vocale und kurz vocale in der Schreibung unterschieden werden. Das ist eine mit, oft
00:15:01: mit H und das andere mit Doppelaud. Das aber, aber nie vor einem R, K jetzt ein IE kommt
00:15:06: zum Beispiel. Das ist, ja, oder vor einem N, K oder so. Oder das nach L, N, R, das merke
00:15:12: ja, steht die TZ und die CK. Das kann man auswendig lernen, aber man kann es, man kann
00:15:17: es auch sehen, man kann es, das Kind kann es rausfinden, wenn ich genügend Material
00:15:21: hinlege. Also ich rede jetzt mal von meinem Fach, das kann ich besser beurteilen. Also
00:15:25: wie gesagt, einfach diese, diese Diagnostik, ich kann das natürlich nur immer ansatzweise
00:15:30: leisten. Ich habe nicht den Anbruch 30 Kinder genau zu sehen. Aber je mehr sie selbstständig
00:15:36: arbeiten, desto mehr habe ich auch Zeit rumzulaufen. Wenn ich vorne stehe, die ganze Zeit vorne
00:15:41: stehe und die nur in Reihen vor mir sitzen, ja, dann sehe ich nichts, ja. Dann sehe
00:15:45: ich nur, wer schläft. 30 Prozent der Kinder langweilen sich. Also in 30 Prozent des Unterrichts
00:15:50: wird sich gelangt, weit habe ich vorhin gerade gelesen. Aber wenn, wenn sie selber arbeiten
00:15:54: und ich sehe, okay, sie kommen nicht weiter, dann, dann habe ich ein bisschen Zugang. Deswegen
00:15:59: stehe ich eben auch sehr auf individualisierten Lernen, auf selbstständigen Lernen, soweit
00:16:03: es geht. Das muss man natürlich aufbauen. Aber ich habe viel mehr Möglichkeiten da,
00:16:09: die Kinder zu beobachten, mit ihnen zu reden individuell als wenn ich immer die ganze Klasse
00:16:14: zu beglücken versuche.
00:16:15: Jetzt hast du gesagt, man muss ja mitkriegen, wenn Kinder Fehler machen. In der Ausgabe geht
00:16:21: es auch viel um Lernen durch Freiraum. Und da ist doch die große Befürchtung, dass man
00:16:26: gar nicht mitbekommt, wenn Kinder Fehler machen. Also lernen die da was? In Freiräumen, wie
00:16:34: dem Friday, wie anderen Formaten? Oder kriegen wir nur nicht mit, wenn sie nicht vorankommen
00:16:40: und wenn sie Fehler machen?
00:16:41: Na ja, da ist es natürlich ganz wichtig. Heute nennt man das ja Agiles Lernen oder Friday,
00:16:48: dieses Format Friday. Es funktioniert natürlich nicht, wenn ich jetzt sage, macht mal, das
00:16:53: geht überhaupt nicht. Die brauchen natürlich methodische Kompetenzen. Sie brauchen soziale
00:16:57: Kompetenzen in der Gruppe zu arbeiten. Das ist wichtig, dass sich das Aufbau im Unterricht
00:17:02: oder im Klassenteam. Aber wir haben im Heft eigentlich eine ganze Palette von Methoden
00:17:09: des Agiles Lerns aufgeführt, diese Can-Bandboards zum Beispiel, wo man eben sieht, wo steht
00:17:15: die Gruppe, wo hat sie Schwierigkeiten, was braucht sie. Also das kann man ja nicht immer
00:17:21: nur alles sehen. Es ist eben gut, wenn diese Lernprozesse irgendwo dokumentiert und visualisiert
00:17:27: werden, sodass ich da wirklich dann auch gezielt intervenieren kann. Und das muss man als
00:17:32: Lehrkraft. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das schon läuft. Wenn man darauf wartet,
00:17:36: dass sie dann irgendwann ihr Projektergebnis vorstellen, kann es dazu führen, dass man
00:17:41: also einen Tag vor dem Präsentationstag dann lauter Krisengruppen hat. Und das ist natürlich
00:17:47: zu spät. Das muss vorher schon deutlich werden.
00:17:49: Wenn ich als Lehrkraft mich noch nie an Agile Methoden rangewagt habe, welche Methode wäre
00:17:56: den Namen der richtige Einstink für mich?
00:17:59: Ich würde da eben kleinschrittig vorgehen. Ich würde überhaupt erst mal, also beispielsweise,
00:18:06: dass ich eine Lerntheke habe oder einen Stationen lernen, dass die Kinder einfach mal verschiedene
00:18:11: Angebote bekommen und dann versuchen innerhalb von einer Doppelstunde vielleicht, also 45
00:18:17: Minuten reichen dann nicht. Vielleicht habe ich sogar die Möglichkeiten, Themen oder Projekttag
00:18:20: zu machen. Aber in einer Doppelstunde in einem fachlichen Lernen zu einem Thema einfach verschiedene
00:18:25: Angebote unterbreiten und dann mal schauen, worauf greifen sie zu und wie gehen sie damit
00:18:30: um und dann das Ganze dann eben auswerten und reflektieren. Also wirklich kleinschrittig
00:18:35: vorgehen.
00:18:36: Sie brauchen viele Fähigkeiten für Projektarbeit und Agiles Lernen. Das geht von der Recherche
00:18:43: über Plakatgestaltung hin zu natürlich den ganzen Möglichkeiten, die wir mit den digitalen
00:18:49: Endgeräten haben. Die einzubeziehen finde ich ja heutzutage auch sehr, sehr spannend. Also
00:18:55: zum Beispiel mal mit einem zu einem Thema, zu einem Ökologie-Thema einen Einfilm zu drehen
00:19:01: mit dem Smartphone und den dann eben zu schneiden, zu zeigen und auszuwerten. Das ist natürlich
00:19:08: etwas, was sie auch total motiviert.
00:19:10: Eine andere Möglichkeit wäre ja auch einfach in die Ausgabe 30 von Klasse Leiten reinzuschauen,
00:19:15: personalisiertes Lernen. Dort gibt es Beiträge, dort gibt es Toolboxen, zum Beispiel über
00:19:22: das Reflektieren, über das eigene Lernverhalten, über die Selbststeuerung, über meta-kognitive
00:19:29: Strategien, über zukunftsorientierte Methoden des agilen Lernens und über Lernen in Freiräumen,
00:19:36: wie zum Beispiel dem Friday.
00:19:38: Für Lehrkräfte wünschen wir uns, dass zumindest diese Verwechslung "Lehren ist gleich Lernen".
00:19:46: Das, was ich gelehrt habe, das haben wir jetzt alle im Kopf, dass das der nächste Lernschritt
00:19:51: wäre. Das wäre doch ein guter Wund. Ich danke dir lieber Thomas Klachke.
00:19:55: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag.
00:20:06: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
00:20:56: [MUSIK]
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