Englisch: Familie: All about our nearest and dearest
Shownotes
Jede:r hat eine Familie, und keine gleicht der anderen! Denn Familie ist kein Zustand, sondern ein Prozess: Jede Familie legt für sich fest, wer zu ihr gehört, wer welche Aufgaben, aber auch welche Rechte hat – im Normal- wie im Krisenfall. In jedem Fall erfordert das Familienleben Kommunikation. Deshalb ist auch im Englischunterricht Familie ein Thema, zu dem alle etwas zu sagen haben. Erfahre aus diesem Podcast, mit welchen Texten, Aufgaben und Methoden du hier arbeiten kannst. Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 187 „Doing family“ des Fremdsprachlichen Unterricht Englisch, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du Moderator Johannes Grapentin im Gespräch mit Marita Schocker von der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Andreas Müller-Hartmann von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten - der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag.
00:00:08: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
00:00:13: Herzlich willkommen beim Podcast Einfach Unterrichten vom Friedrich-Verlag.
00:00:19: Mein Name ist Johannes Grapentin vom Institut für Digitales Lernen.
00:00:22: Das vergangene Weihnachtsfest haben wir knapp verpasst, wir sprechen heute trotzdem noch über die
00:00:28: Familie mit allem was dazugehört. "Doing Family" heißt nämlich die Ausgabe mit der Nr. 187 von
00:00:36: der Fremdsprachliche Unterricht Englisch. Falls ihr die Thesen zur heutigen Folge noch einmal nachlesen
00:00:42: wollt, wie immer, ihr findet sie in den Shownotes. Marita Schocker und Andreas Müller-Hartmann
00:00:48: haben diese Ausgabe herausgegeben. Heute sind sie beide hier und gewähren uns ein Blick hinter die
00:00:53: Kulisse. Zunächst einmal vorwegt der Titel eurer Ausgabe, da kann man ja durchaus hängen bleiben.
00:00:58: Warum eigentlich "Doing Family" oder anders gefragt, was gibt es denn da zu tun?
00:01:03: Ja, das hört sich wirklich ein bisschen komisch an, aber es handelt sich dabei schlichtweg sehr
00:01:10: stark in Anlehnung an die neue Reflexion vom Verhältnis von Kultur und Gesellschaft. In den
00:01:16: 80er Jahren ist ein bekanntes Konzept des "Doing Culture" eigentlich darum, dass man eben jetzt
00:01:22: auch einen Fokus auf das, was man in Familien jetzt bei unserem Thema lebt, also die gelebten
00:01:29: Praktiken, Prozesse und die Schüler*innen als kulturelle Akteure begreift, die in den Familien
00:01:37: miteinander reden, sich darüber verständigen, wer sie sind, was sie in ihren Familien tun,
00:01:43: wie sie konfliktisch lichten und so weiter. Also quasi ja dieser Parformanzbegriff in der
00:01:51: Fachdidaktik. Ich nehme an, Andreas, da komme ich jetzt zu dir. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund
00:01:57: dafür, warum ihr denkt, dass sich Familie als Thema ganz gut für den Fremdsprachenunterricht
00:02:03: oder für den Englischunterricht eignet, oder? Ja, auf jeden Fall, denn jeder kann ja was
00:02:09: zu Familie sagen, hat Erfahrung mit Familie und von daher können die Schüler*innen natürlich
00:02:15: dazu Stellung nehmen und in ganz unterschiedlichen Kommunikationsformen. Also es geht ja, wenn
00:02:25: man über Familie redet, gibt es ja ganz unterschiedliche Angehensweisen. Man kann zum Beispiel erzählen,
00:02:31: wie es am Tag so gelaufen ist, wenn man nach Hause kommt oder man berichtet von irgendetwas,
00:02:36: man tauscht sich aus, man unterstützt auch, wenn es irgendwelche Probleme eventuell zu
00:02:42: lösen gibt oder es müssen Aufgaben ausgehandelt werden in der Familie, wer macht, was, wann
00:02:49: und wie. Also es gibt da ganz unterschiedliche Möglichkeiten Sprache einzusetzen und das
00:02:56: ist ja genau das, was wir im Englischunterricht machen wollen. Wir wollen die Schüler*innen
00:02:59: dazu befehlen, mündlich zu kommunizieren und da bietet dieses Thema halt unheimlich viele Ansätze.
00:03:05: Als Historiker muss ich sagen, ihr schreibt in der Ausgabe, dass sich das Thema Familie
00:03:10: besonders für historische, inter- und transkulturelle Vergleiche anbietet. Das hat mich natürlich
00:03:15: interessiert. Warum ist das so? Kannst du da vielleicht auch noch ein Beispiel aus dem Heft
00:03:18: nennen? Ja, also Familie, wie eben schon gesagt, taucht ja überall auf in allen Kulturen, in allen
00:03:26: Kontexten und auch historisch betrachtet in über Jahrhunderte, dauernd seit es Menschen gibt
00:03:34: und von daher kann man sich natürlich damit intensiv auseinandersetzen. Also was die historische
00:03:40: Seite angeht, beispielsweise wie sich Familie im Laufe der Zeit verändert hat, wie sich die
00:03:45: Rollen verändert haben in Familie. Wir haben da im Heft zum Beispiel den Beitrag von Herrn Biederstedt,
00:03:52: der dazu, der darüber arbeitet, wie in Soapopras Familie dargestellt wird, also fängt an mit
00:04:00: den 50er Jahren und da gibt es natürlich das patriarchalische Rollenverhältnis, wo der Papa
00:04:07: alles entscheidet und das stellt sich ja heute ganz anders dar und insofern entstehen da sehr
00:04:14: interessante Vergleiche auf der historischen Ebene, gestern heute zum Beispiel und auf der
00:04:19: transkulturellen Ebene natürlich auch, weil man denkt dann immer gleich an ganz andere
00:04:25: Kulturen außerhalb von Deutschland, aber erstmal geht es ja um die eigene Klasse,
00:04:29: die ja so multikulturell inzwischen ist, so heterogen, was die kulturellen Identität angeht,
00:04:34: dass das schon auf der Ebene ganz viel abläuft, was Kultur betrifft, wo kommen meine Mitschüler
00:04:44: und Mitschülerinnen her, was haben die denn für ein Familienbild, wie setzen sich deren Familien
00:04:49: zusammen? Das ist so der eine Bereich. Helft ihr da auch im Heft dabei, dass sie praktisch also,
00:04:54: dass man diesen, diesen Fragestrang aufnehmen kann im Unterricht? Gibt es da eine Hilfestellung
00:04:58: oder eine, irgendwas zu, was mir, was mir dabei hilft, dass praktisch diese Multikulturalität in
00:05:04: meiner Klasse schon mal aufzudecken oder? Ja, das, das haben wir dabei, wir haben das auch im,
00:05:10: im Kontext von, von Kultur austauscht dabei, also wir haben zum Beispiel den Beitrag von Herrn
00:05:18: Krängel und Frau Hilgenberg, die sich mit "Virtual Exchange" auseinandersetzen, wo es um den
00:05:24: Austausch zwischen einer türkischen Klasse und einer deutschen Klasse geht und wo es darum geht,
00:05:29: was diese beiden Gruppen unter dem Begriff "Supportive Family" verstehen. Und da setzt man
00:05:37: sich dann ja auch sofort ganz intensiv wieder mit, damit auseinander, was bedeutet Family jetzt
00:05:42: bei mir zu Hause, wie sieht es bei dir aus und wo sind da Schnittmengen, wo sind da vielleicht auch
00:05:48: Unterschiede und das führt dann zu einem sehr intensiven Austausch auf der Ebene, auf der Online-Ebene,
00:05:58: also mithilfe einer Learning-Plattform beispielsweise. Okay, schön. Marita, das Thema Familie ist ja
00:06:05: mit untervermodlich auch eher ein Minenfeld. Ich könnte mir also schon vorstellen, dass einige
00:06:11: Schülerinnen und Schüler eher nervös werden, wenn sie dieses Stichwort hören. Wie ist denn damit
00:06:15: umzugehen? Ja, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, den du da ansprichst, weil das Potenzial auf das
00:06:24: eben Andreas eingegen ist, auch gleichzeitig, wie du sagst, die Trap, die Falle, in die man
00:06:30: da tappen kann. Wir haben das deshalb auf zwei Ebenen berücksichtigt. Zum einen betrifft diese
00:06:36: Ebene die sehr hohen Anforderungen, die an die Prozesssteuerung der Lehrenden gestellt wird,
00:06:42: also sagen wir mal die psychologisch-pädagogische Ebene.
00:06:44: gerade wenn belastende Erfahrungen in der Familie, also Trennung, Verlust eines Familienmitglieds,
00:06:50: bestimmte Konflikte zur Sprache kommen, die von den Lehrern denn dann auffordern,
00:06:55: sehr sensibel mit Redebeiträgen, Reaktionen der Schüler*innen umzugehen. Die andere betrifft aber
00:07:01: auch die Anlage der Aufgabe selbst, also quasi die methodische Ebe, könnte man sagen. Denn jede
00:07:07: Aufgabe muss den Schüler*innen auch die Möglichkeit bieten, sich zurückzuziehen, sich nicht daran zu
00:07:12: beteiligen. Das heißt, sie müssen selbst bestimmen dürfen, was sie mit wem von sich preisgeben möchten.
00:07:18: Und ich finde, wir hatten da ein riesengroßes Glück, dass wir die Sandra Probst, eine frühere
00:07:23: Mitarbeiter*in, die ist nämlich Englischlehrerin und Familientherapeutin und hat eine der unserer
00:07:30: Methoden im Fokus geschrieben. Die gibt ganz konkrete Tipps aus ihren Prax, aus ihren beiden
00:07:35: Praktiken, Englischlehrerin, Familientherapeutin, wie wir geschützte Räume auseinandersetzen
00:07:41: schaffen können. Alles natürlich wie gewohnt im Fremdsprachlunterricht, illustriert auch eine
00:07:45: Beispielaufgabe. Also unsere MIF zeigt jetzt Schritt für Schritt beispielsweise, wie ein Familienratgeber,
00:07:52: ein Class Family Guide erstellt werden kann, durch den die Jugendlichen, die ja die eigentlichen
00:07:58: Familienexpart*innen sind, ihre Vorstellungen einer funktionierenden Familiengemeinschaft einbringen
00:08:05: können. Und da haben sie selbstverständlich Wahlmöglichkeiten, mit welchem Themenaspekt sie
00:08:09: sich näher beschäftigen möchten. Da reichen die Anregungen zum Beispiel, wie es ist, als Einzelkind
00:08:15: aufzuwachsen oder mit vielen Geschwistern, worüber in der Familie diskutiert gestritten wird, wie
00:08:20: man Kompromisse findet und so weiter. Vielleicht abschließend ist noch zu sagen zum Thema sensible
00:08:25: Prozesssteuerung, dass hier ganz konkrete Anregungen gegeben werden, wie man doch im Englischunterricht
00:08:31: oft auch stark werdende Prompts wie "What I Find Strange" und so weiter, die verletzten können,
00:08:36: vermieden werden und stattdessen eine gemeinsame, sensible, wertschätzende Gesprächskultur
00:08:42: etabliert werden kann im Unterricht. Genau, das sind zwar die Beispiele, die wir jetzt, die
00:08:48: wir jetzt einfallen. Ja, wunderbar, das halte ich in allen Lebenslagen für sinnvoll, solche Formulierungen
00:08:55: drauf zu haben, insofern, das klingt auch ganz gut. Ja, das ist wohl richtig. Schauen wir noch mal auf,
00:09:00: dass mediale Potenziales, Zemas, Familie insgesamt ist natürlich die Popkultur voller Familiengeschichten,
00:09:06: welche Beispiele und Möglichkeiten nimmt ihr denn in der Ausgabe genauer unter die Lupe?
00:09:11: Ja, das ist natürlich auch wieder was, wo die Schüler*innen sich in Anführungszeichen verstecken
00:09:18: können, sich also in andere Personen hineinversetzen können und sich nicht outen müssen. Aber wir haben,
00:09:24: wir freuen uns wirklich sehr, dass wir in unseren Praxisbeiträger*innen sehr viele anregende Ideen
00:09:30: bekommen haben. Die reichen, ich mache mal zwei Beispiele, in Klasse 5/6 von der Auseinandersetzung
00:09:36: mit einem preisgegründeten, sehr bewegenden, anregenden Kurzfilm, in der plötzlich in der
00:09:42: Familie alles anders ist und deshalb alle in der Familie neue Aufgaben übernehmen müssen,
00:09:49: sich umorientieren müssen, bis dann schließlich doch alles noch zu einem guten Ende geführt wird,
00:09:53: ohne jetzt da schon zu viel zu verraten. Okay. Oder in einer Aufgabe, die schon ab dem
00:09:58: 10. Schuljahr möglich ist. Genau, da haben wir einen, jetzt Andreas hatte das schon angesprochen,
00:10:04: einen diakronisch orientierten Praxisbeitrag, wo die Jugendlichen sich mit verschiedenen
00:10:10: Fernsehseren auseinandersetzen. Andreas hatte das ja schon genannt und sehr schön vergleichen
00:10:16: können, wie sich die Familienstrukturen geändert haben. Und in einer kreativen Aufgabe, das
00:10:22: vielleicht noch als Ergänzung, selbst ein Skript oder eine Szene für eine Familien-Serie
00:10:28: entwickeln können über einen Aspekt, den Sie heute besonders wichtig finden in Familien.
00:10:33: Werfen wir vielleicht noch mal einen Sonderblick auf das Thema Social Media. Dort wird das Thema
00:10:39: Familie wie alles andere ja auch mitunter gnadenlos geschönt. Wie geht ihr in eure Ausgabe damit um?
00:10:45: Ja, da fällt mir die Aufgabe von Sebastian Lippert ein, der eine sehr schöne Aufgabe dazu
00:10:50: entwickelt und erprobt hat, indem sich die Jugendlichen mit sogenannten Instagram-Familien
00:10:56: auseinandersetzen. In der Aufgabe werden sie also dazu angeleitet, bestimmte Inszenierungsstrategien
00:11:02: dieser Familien zu entlarven, zu dekonstruieren, die Familieninfluencer*innen nutzen um ihre
00:11:08: scheinbar heile Welt, oft Stereotyp, sehr konservativ dargestellt zu hinterfragen. Und
00:11:14: interessant fanden wir, da steht ja immer ein kommerzielles Interesse dahinter. Sie entworfen
00:11:20: dann selber eine fiktive Social Media-Familie, die entweder ein realistischer Welt darstellt,
00:11:26: aus der Erfahrung der Schüler*innen oder eben eine satirisch völlig überzeichnete Scheinwelt.
00:11:31: Toll fanden wir oder hätte ich mir nie vorgestellt, dass laut Jim Studie, die ist unseren
00:11:37: Hörer*innen sicher bekannt, das Jugendliche überhaupt kein Problem darin sehen, dass
00:11:42: Influencer*innen verbisch Botschaften für Produkte in ihren Paus platzieren, sogar 40 Prozent laut
00:11:47: dieser Studie geben an, ein dort beworbenes Produkt danach selbst gekauft zu haben. Das
00:11:51: hat uns jetzt als ältere Person doch etwas überrascht.
00:11:55: Ja, das ist tatsächlich überraschend, ja. Wir sind eigentlich schon am Ende angekommen.
00:12:00: Ich danke euch beiden für dieses hochinteressante Gespräch, dieses fast familiäre Gespräch,
00:12:05: wollte ich sagen. Andreas, ich würde dir einfach noch die Gelegenheit geben, weil du jetzt auch
00:12:10: eine These weniger hattest. Wenn du Lust hättest, könntest du noch einen Schlusswort an unsere
00:12:14: Hörer*innen richten, etwas, was du ihnen noch mitgeben möchtest aus der Ausgabe oder etwas,
00:12:20: wie du ihnen Mut machen möchtest, sich dem Thema zu nähern. Irgendwas, was dir noch wichtig wäre.
00:12:24: Ja, mir ist es schon wichtig, es tritt ja auch in Leerbüchern auf. Also dort geht es ja auch zum
00:12:30: Teil um Familien, aber wir haben eben auch festgestellt, dass das Thema eigentlich gar nicht
00:12:34: wirklich ausgenutzt wird. Es ist so umfassend. Es bietet mehr Potenzialen.
00:12:38: Ja, es bietet wirklich mehr Potenzialen und den Ansatz, den wir gewählt haben, dass wir eben auch
00:12:44: einen Safe Space entwickeln. Also einen sicheren Ansatz zu diesem Jahr schon sehr teilweise auch
00:12:50: schwierigen Thema, glaube ich, soll dazu anregen, sich wirklich einmal damit auseinanderzusetzen.
00:12:56: Und dadurch, da findet man, glaube ich, viele Anregungen in dem Heft.
00:13:00: Wunderbar. Also wenn ihr daheim jetzt neugierig geworden seid auf diese Ausgabe,
00:13:04: dann besorgt ihr euch doch einfach Doing Family von Unterricht Englisch.
00:13:08: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
00:13:10: Ja, danke. Tschüss. Tschüss. Tschüss euch beiden.
00:13:15: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich+ aus dem Friedrichverlag.
00:13:23: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
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