Deutsch: Sprachliche Vielfalt als Normalfall verstehen
Shownotes
Der Podcast verdeutlicht die beiden Ebenen von innerer und äußerer Mehrsprachigkeit, die auch im Alltag der Schüler:innen von Bedeutung sind. Durch die Thematisierung von Dialekten, Fremdsprachen und Sprachvergleichen lernen Schüler:innen sprachliche Vielfalt als Normalfall zu begreifen. Sie erleben, wie funktional Sprache ist und wie diese als Kommunikationsmittel sowie als kognitive Ressource genutzt werden kann.
Praxistipps:
- Nutze innere und äußere Mehrsprachigkeit, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Sprache(n) in verschiedenen Kontexten zu verdeutlichen.
- Nutze Sprachvergleiche, um ein tieferes Verständnis von Sprache(n) anzustoßen.
- Nutze die Analyse von Dialekten und Sprache in Literatur und Musik, um für Sprachwandel und Standards gesprochener Sprache zu sensibilisieren.
Mehr dazu erfährst du im Podcast zur Ausgabe "Mehrsprachigkeit" von Deutsch 5-10, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du die Moderatorin Veronika Obermeier im Gespräch mit Barbara Geist (Professorin für die Didaktik des Deutschunterrichts: Sprachdidaktik an der RPTU Kaiserslautern-Landau und Heftmoderatorin).
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen beim Podcast einfach
00:00:17: unterrichten vom Friedrich Verlag. Mein Name ist Veronica Obermeier vom Institut für Digitales
00:00:22: Lernen und ich unterhalte mich heute mit einer der beiden Herausgeberinnen der aktuellen
00:00:27: Ausgabe von Deutsch 5 bis 10 zum Thema Mehrsprachigkeit im Deutsche Unterricht. Katarina Thurgal kann
00:00:34: heute nicht da sein. Umso mehr freue ich mich über Barbara Geist. Sie ist Professorin für
00:00:39: Sprachdidaktik an der RPTU Kaiserslautern Landau und hat sich auch schon viel mit
00:00:44: Mehrsprachigkeitsdidaktik befasst. Herzlich willkommen, Barbara. Ja, schön, dass ich da sein darf.
00:00:50: Vielen Dank für die Einladung. Steigen wir gleich mal ein. Also eigentlich ist es mir beim Blick
00:00:55: in meine Klassenzimmer völlig bewusst, aber der Titel eures Basisarticles hat es für mich
00:01:00: echt nochmal ganz plackertief auf den Punkt gebracht. Ihr schreibt da, wir sind Mehrsprachig,
00:01:06: Ausrufe zeichen. Meint ihr damit wirklich alle Schülerinnen und Schüler? Ja, tatsächlich
00:01:11: meinen wir alle Schülerinnen und Schüler, alle Lehrerinnen und Lehrer übrigens auch und tatsächlich
00:01:18: ist schon das natürlich etwas, was es zu erklären gilt. Ich war kürzlich in einer Schulklasse zum
00:01:25: Thema Mehrsprachigkeit und habe dort eine Unterrichtsstunde gehalten und dann hat eine
00:01:28: Schülerin sich gemeldet und gesagt, also ich bin ja gar nicht Mehrsprachig, dann kann ich ja
00:01:32: heute gar nicht mitmachen. Und das war natürlich genau der Ausgangspunkt, um zu sagen, okay,
00:01:37: jetzt gucken wir doch mal, warum denkst du das? Und bist du vielleicht doch Mehrsprachig? Wie
00:01:42: definiert ihr dann diese Mehrsprachigkeit? Beziehungsweise war die Schülerinnen dann Mehrsprachig?
00:01:47: Ja, natürlich war sie Mehrsprachig, denn wir sind ja alle Mehrsprachig. Also wir definieren
00:01:54: Mehrsprachigkeit, als dass uns mehr als eine Sprache kommunikativ zur Verfügung steht. Das
00:02:02: heißt, ich kann mich in mehr als einer Sprache verständigen. Dabei geht es überhaupt nicht
00:02:07: darum, dass das perfekt sein muss. Es geht nicht darum, dass ich in jedem Kontext, also in jedem
00:02:13: Gesprächsthema diese Mehrsprachigkeit verwenden kann. Es geht auch nicht darum, dass ich die
00:02:18: gleichen Inhalte zum Beispiel aus dem Fach Physik auf Deutsch und einer anderen Sprache oder auf zwei
00:02:27: anderen Sprachen und gar nicht auf Deutsch erklären kann, sondern es geht darum, irgendwelche
00:02:32: kommunikativen Kontexte zu haben, in denen ich eine andere Sprache verwenden kann. Jetzt kommen wir
00:02:38: aber den Knackpunkt. Brache meinen wir vielleicht nicht ganz so, wie du jetzt gerade denkst. Denn es
00:02:45: geht nicht nur um kroatisch, rumänisch, russisch, englisch und französisch, sondern es geht auch
00:02:53: darum, dass wir damit die Sprachen in den Sprachen meinen. Also ich kann das Konzept, dass ein Korken
00:03:03: nicht untergeht, aber ein Stein sinkt, alltagssprachlich erklären, der eine geht unter der
00:03:09: anderen nicht und ich kann das aber auch bildungssprachlich, der eine schwimmt und der andere
00:03:15: sinkt beispielsweise. Und vielleicht kann ich das sogar im Dialekt. Also ich bin nicht so richtig,
00:03:24: weil ich krieg es weder auf Kölsch noch auf Allgeuerisch hin, das wären die Dialekte, die mir am
00:03:28: nächsten sind. Und fälzisch kann ich noch nicht, so lang bin ich noch nicht in Landau, aber vielleicht
00:03:33: kannst du das ja im Dialekt sagen. Ja, ich überlege, ob das gerade ein anderes Verb wäre, dann
00:03:38: aber bei der Ordnung geht unter und da an der Näht, wäre wahrscheinlich so eine Übersetzung im
00:03:45: Dialekt. Das heißt, also auch ich habe in meiner Mehrsprachigkeit verschiedene Sprachen zur
00:03:52: Verfügung. Ich glaube, ich habe auch eine Sprache, die vielleicht nur in meiner Familie mit meinen
00:03:57: Kindern gesprochen wird zur Verfügung, mit ganz vielen Spezialvokabeln, die kein Ander verstehen
00:04:02: würde. Das ist sicherlich auch einer der Sprachen, die du meinst, oder? Unbedingt. Also das merkt man
00:04:07: vielleicht ja rund um so etwas wie ein Geburtstagsfest oder ein Familienausflug ganz besonders,
00:04:13: dass man da auf einmal so spricht, dass das befreundete Kind, was zu Besuch ist zum Spielen,
00:04:19: überhaupt nicht mehr weiß, um was es gerade geht, weil man vielleicht bestimmte Getränke hat,
00:04:24: die man da mitnehmen möchte oder wie man genau mit, also in dem Fall dann bestimmten Vokabeln
00:04:30: besetzt. Und gleichzeitig kann es natürlich auch sein, dass ich in so einem ganz vertrauten Kontext
00:04:36: nicht nur in die Sprache im Sinne von einer anderen Sprache, sagen wir mal, nach der alltagsprachlichen
00:04:45: Definitionswitsche, also ein Beeling-Wahl, türkisch-deutsches Kind spricht möglicherweise auch, wenn ein
00:04:53: Kind zum Spielen da ist mit seinen Eltern türkisch, sondern es gibt vielleicht auch Kinder, die
00:04:58: switchen in dem Moment in den Dialekt oder nehmen eine Schippe mehr Akzent oder eben die Familiensprache
00:05:07: im Sinne von bestimmten Begriffen. Das heißt also, wir bewegen uns alle Tag-ein-Tag aus in
00:05:15: unserer Mehrsprachigkeit. Definitiv. Und zwar abhängig von den Gesprächspartner*innen, die wir
00:05:22: haben, abhängig von den Themen, über die wir reden und vielleicht sogar auch abhängig vom
00:05:27: Ort, an dem wir gerade sind. Könnte mir sehr gut vorstellen, dass das Schüler*innen und Schülern
00:05:32: hilft, das zu erkennen, dass wir alle ja, wenn wir jetzt keine sozusagen, glaub ich nennt es
00:05:38: äußere Mehrsprachigkeit oder wenn ich eine eine andere Fremdsprache spreche, kann man das so
00:05:44: sagen? Ja, also es muss ja keine Fremdsprache sein, es könnte ja auch meine Zweitprache sein und die
00:05:50: habe ich von Geburtort an erworben, dann wäre es keine Fremdsprache für mich. Aber genau, ich
00:05:55: würde irgendwie sagen, es ist so die alltagssprachliche Definition von Sprache, die zum Beispiel dazu führt,
00:06:01: dass ich die Fremdsprache Englisch kann, weil ich die in der Schule gelernt habe. Also haben wir
00:06:07: jetzt mal die äußere Mehrsprachigkeit und das, was du gerade mit den Sprachen innerhalb einer
00:06:11: Sprache erklärt hast, war die innere. Richtig? Genau. Dann habe ich es jetzt gut verstanden,
00:06:16: danke. Diese innere Mehrsprachigkeit fällt mir auch auf, wenn ich in meiner Klasse beobachte,
00:06:23: wie die Schüler*innen untereinander sprechen, in der Pause und so weiter. Und wenn sie sich dann zu
00:06:28: mir wenden, um mir etwas zu erzählen oder mich zu fragen, switchen sie auf der Stelle in eine
00:06:34: andere Sprache eigentlich und steigern diese Sprache oder verändern sie sogar nochmal, wenn wir
00:06:39: dann im Klassenkontext, im Unterricht sprechen. Also so informell Ansprache der Lehrerin ist
00:06:47: nochmal unterschiedlich. Ich habe manchmal die Beobachtung, dass denen die innerhalb ihrer
00:06:53: Sprache, die besondere Bildungssprache, die wir vor allem beim Schreiben haben möchten, dass
00:07:00: ihnen die sehr, sehr fremd ist und in ihrem Alltag höchstwahrscheinlich nicht mehr weiter
00:07:04: begegnet. Also, früher habe ich manchmal zu den Klassen gesagt so, schreib doch bitte so,
00:07:11: wie die, wenn eure Eltern abends Nachrichten gucken, wie die sprechen, das ist ungefähr das,
00:07:16: was ich haben möchte. Mittlerweile glaube ich, ist es vielleicht auch nicht mehr so eine Familien
00:07:21: Tradition oder werden Nachrichten auch schon anders formuliert. Glaubst du es hilft den
00:07:27: Lernenden, wenn sie dieses Konzept Sprachen innerhalb der Sprachen kennen und verstanden haben,
00:07:33: dass sie sich vielleicht ganz bewusst darauf einstellen, dass sie da eine neue Sprache sich
00:07:38: anschauen dürfen, die kennen lernen dürfen und damit auch neue Formulierungen und Sprachmöglichkeiten
00:07:44: kennenlernen. Ja, ich glaube, das hilft den Lernenden, das hilft aber auch den Lehrenden. Also,
00:07:50: helfen im Sinne von, dass ich über Sprachen verfüge als Kind oder Jugendliche, die möglicherweise
00:08:01: in der Schule nicht so oft nutzbar sind oder ich habe zumindest den Eindruck, sie wären nicht so
00:08:12: oft nutzbar. Aber auf dem Bolzer muss ich diese Sprache sprechen können, sonst funktioniert die
00:08:19: Kommunikation da nicht. Und ich will jetzt bewusst das Beispiel des Bolzers und nicht, dass der
00:08:26: Sprache, die ich in meinem Orchester spreche mit meinem Dirigenten, sondern eben die Sprache des
00:08:32: Bolzers, denn das werte ich an der Stelle auch nicht. Inneres Sprachen sind total wertvoll und es
00:08:41: hilft Schülerinnen und Schülern, wenn sie im Unterricht, im Deutschunterricht insbesondere
00:08:47: merken, dass sie Kompetenzen haben, vielleicht sogar Kompetenzen, die ihre Lehrkraft nicht hat.
00:08:54: Ich lasse mir zum Beispiel von meinen Studierenden jedes Jahr die Jugendwörter des Jahres erklären.
00:08:59: Meistens lasse ich sie vorher auch kurz von meinen Kindern zu Hause erklären, damit ich
00:09:04: nicht ganz falsch liege oder wenn da eine Geste dazugehört. Ich, die schon mal mich da schon
00:09:13: mal eingegroovt habe sozusagen. Aber die Studierenden merken dadurch natürlich oftmals,
00:09:21: dass sie eigentlich schon so alt sind. Also momentan ist es so, dass die Studierenden immer
00:09:24: sagen, also ich hätte das Wort nicht gewählt, weil das ist ja schon wieder out oder das benutzen
00:09:31: nur die 16-Jährigen, und dann sage ich mal, ja, sei da.
00:09:33: ist ja auch das Jugendwort des Jahres und nicht das Studierenden Wort des Jahres und so, ja, aber
00:09:37: um zu sagen, okay, es gibt verschiedene Sprachkompetenzen. Und also das ist der eine Punkt.
00:09:43: Weswegen ich glaube, dass es wichtig ist, mit Schülerinnen und Schülern über dieses Konzept
00:09:46: der Sprachen in der Sprache zu sprechen. Und das andere ist natürlich der Punkt, den du gesagt
00:09:51: hast, wenn es um die sogenannte Schriftsprache oder den schriftnahen Standard oder so geht.
00:09:59: Also wir haben irgendwie eine Vorstellung von, du hast jetzt gesagt, Nachrichten. Ich würde jetzt
00:10:07: auch sagen, gerade zum Beispiel im Radio merke ich vielleicht den Switch noch sehr stark von der
00:10:14: Ankündigung eines Musiktitels, die eher alltags- und umgangssprachlich gesprochen wird,
00:10:18: hin zu den Nachrichten und möglicherweise sogar sowas wie Staumeldungen, die weitestgehend
00:10:25: akzentfrei gesprochen werden oder so. Und da also auch zu sagen, wo habe ich denn Begegnungsräume,
00:10:31: in denen ich in diesem Schriftnahen Standard begegne? Manche Kinder haben das vielleicht,
00:10:37: seit sie, keine Ahnung, anderthalb sind und denen wird jeden Abend ein Buch vorgelesen und andere
00:10:42: Kinder haben das zwar auch, aber in einer anderen Sprache als dem Deutschen. Also möglicherweise
00:10:47: können diese Kinder ja auch einen Schriftnahen Standard, aber halt den auf Kroatisch. Und das
00:10:54: hilft mir natürlich, weil ich das Konzept vielleicht dann schon kenne, Sprachen in den Sprachen. Und
00:11:00: trotzdem führt das nicht unbedingt dazu, dass ich weiß, dass runtergehen oder nicht runtergehen,
00:11:06: eben schwimmen und sinken heißt. Erst zweit, Fremd, Muttersprache. Was verwenden wir denn wofür?
00:11:13: Der Ersspracherwerb ist der Spracherwerb, der von Geburt an oder sogar vor der Geburt stattfindet
00:11:21: und in verschiedenen Sprachen erfolgen kann. Also ich kann einen Honolingualen, einsprachigen
00:11:28: Ersspracherwerb haben und ich kann einen Beelingualen, mehrsprachigen Ersspracherwerb haben, wenn der
00:11:35: Vater Russisch und die Mutter Französisch spricht. Dann gibt es den zweit Spracherwerb, den definieren
00:11:42: wir, das sind wir uns nicht so ganz einig, aber vielmal Daumen ab dem Kindergartenalter. Also ein
00:11:49: Kind ist zu Hause russisch-französisch groß geworden und kommt jetzt mit zwei in den Kindergarten,
00:11:56: dann erwirbt es Deutsch als zweit Sprache. Und im Prinzip trägt diese Idee der Zweitsprache jetzt
00:12:04: das Leben lang, denn Zweitspracherwerb definiert sich dadurch, dass ich diese Sprache zeitlich
00:12:10: versetzt zu meinem Ersspracherwerb erwerbe, aber in dem Land, in dem die Sprache gesprochen wird.
00:12:16: Ah, sonst wär's ne Fremdsprache. Richtig. Also ich hab Englisch im Englischunterricht an einer
00:12:23: Schule in Deutschland gelernt und deswegen ist Englisch meine Fremdsprache. Meine Nichte ist
00:12:29: mit zwei Jahren in die USA ausgewandert. Die hat Englisch als Zweitsprache erborden. Ihre Brüder
00:12:36: sind in den USA geboren. Demnach haben sie Englisch als eine ihrer Erssprachen erboren. Und du merkst
00:12:43: jetzt schon, neben diesem erst zweit Fremdsprachen-Erwerb unterscheide ich auch, ob ich sage,
00:12:50: ich erwerbe eine Sprache oder ich lerne sie. Eine Fremdsprache lerne ich, weil da ein Unterricht
00:12:56: stattfindet. Und bei der Zweitsprache oder auch beim Ersspracherwerb ist es so, dass zwar vielleicht
00:13:02: manchmal ältere Geschwister ihre jüngeren Kinder auch unterrichten. Das heißt auch so und so. Aber
00:13:08: es ist ein Erwerbskontext. Ich hab keine unterrichtlichen Lernaragement, die dazu gehören. Und
00:13:15: vielleicht zum Schluss nach, du hast jetzt das Wort Muttersprache gesagt. Ich verwende das tatsächlich,
00:13:21: wenn, nur in Anführungszeichen und eigentlich nicht. Und ich glaube, es lohnt sich auch,
00:13:26: das kurz zu erklären. Mit dem alltagssprachlichen Begriff Muttersprache bezeichnen,
00:13:31: wir die Erstsprachen eines Menschen. Das ist aber ja nicht immer die Mutter, die das spricht. Also,
00:13:39: gibt es da eine Mutter und eine Vatersprache? Und was heißt das? Also, der hinter liegende
00:13:46: Gedanke ist eigentlich, glaube ich, nicht, es ist immer die Mutter, die die Sprache spricht,
00:13:50: sondern es hat auch irgendwas mit Qualität oder so zu tun. Also, ich spreche muttersprachlich.
00:13:58: Das ist ja völlig egal, ob das die Sprache meiner Mutter oder meines Vaters ist,
00:14:03: sondern ich meine damit irgendein Grad von Perfektion. Und in der Idee,
00:14:07: die wir ganz am Anfang von Mehrsprachigkeit hatten, kommt das ja eigentlich gar nicht zum
00:14:13: Ausdruck, denn es geht darum, ob ich meine Sprache kommunikativ verwenden kann,
00:14:16: unabhängig davon, ob das perfekt ist oder was ist überhaupt perfekt. Und deswegen lohnt es sich,
00:14:24: glaube ich, zum Beispiel zu überlegen, ob man nicht fragt, welche Familiensprachen
00:14:29: hast du denn, statt welche Muttersprachen hast du denn? Ich finde das ja auch sehr schön,
00:14:33: diese Wertschätzung für die Familiensprachen und dass man überhaupt mehrere Sprachen hat,
00:14:39: da unterzubringen. Und das lohnt sich, glaube ich, auch im Unterricht. Wollen wir mal uns da ein paar
00:14:44: Ideen anhören, die ihr in dieser Ausgabe ausgebrütet habt? Ja, also die Kolleginnen und
00:14:51: Kollegen, die Beiträge für das Heft geliefert haben, haben da echt tolle Ideen gehabt. Zum
00:14:56: Beispiel in Klasse 5 bis 7 sich im Deutschunterricht mit dem ja wirklich interessanten Spezifikum des
00:15:04: Deutschen den Kompositar auseinanderzusetzen. Also wir können eine richtig lange Komposita bilden,
00:15:10: die werden alle zusammengeschrieben. Und man kann einmal mal mit einem kurzen Anfang zum
00:15:14: Beispiel Schokoladeneis und sich jetzt anschauen, in welchen Sprachen ist denn so ein Kompositum
00:15:20: auch ein zusammengeschriebenes Wort. Und jetzt mal das naheliegendere Beispiel. Ice cream im Englischen
00:15:29: sind schon zwei Wörter. Wenn ich dann ins französische gucke, in Glas au chocolat, ja, habe ich schon drei
00:15:36: Wörter, Glas au chocolat. Also das wäre so ein Beispiel, ein Kernbereich des Deutschen, getrennt
00:15:47: und zusammenschreibung, Komposita. Da spielt natürlich auch Genus und Kasus eine Rolle,
00:15:51: mir anzuschauen und in den Vergleich zu anderen Sprachen zu gehen und natürlich gerne nicht
00:15:58: nur in den Vergleich zu französisch und englisch als häufigen Schulunterrichtssprachen, sondern
00:16:04: auch in diese Idee des Sprachen unter die Lupe nehmen, für Sprachen zu wählen, die die Kinder zum
00:16:15: Beispiel in ihren Familien sprechen. Ihr habt auch was zu den Dialekten, das hat mir vorher schon mit
00:16:21: meinem Dialekt und meinem Akzent. Genau, also ich weiß nicht, ob den Hörerinnen und Hörern
00:16:27: aufgefallen ist, dass da bei der Veronica immer das R. Bestimmt nicht. Jetzt hast du zwei Wörter gesagt,
00:16:34: wo kein R drin vorkommt, bestimmt nicht. Also Veronica spricht jetzt im Podcast tatsächlich ja,
00:16:41: ich würde sagen nicht Dialekt, sondern Standard-Deutsch mit Akzent. Und wir haben einen Beitrag,
00:16:48: der dieses Standard-Deutsche mit Akzent unter die Lupe nimmt im Vergleich des Schweizer Deutschen
00:16:55: oder Schweizer Deutsch und des ja vermeintlich akzentfreien Standards, denn das wird man in
00:17:03: dem Artikel sehen und mit den Schülerinnen und Schülern erkunden. Auch ich so akzentfrei,
00:17:09: ich meine, dass ich spreche, spreche nicht akzentfrei. Und das ist die Entdeckung dieses
00:17:14: Artikels. Wir haben neben den Dialekten, die vielleicht sehr offenkundig sind, bei denen es
00:17:20: wirklich auch schwierig ist, jemanden zuzuhören, weil wenn ich jetzt sage, wird kürt, wird kürt,
00:17:25: dann weiß jemand, der nicht aus Köln kommt, überhaupt nicht, was ich jetzt gesagt habe. Wenn
00:17:30: ich aber sage, es kommt, wie es kommt, dann ist das nicht akzentfrei, sondern Standard mit
00:17:38: Akzent, aber eben so, dass es zumindest ein großer Personenkreis wahrscheinlich besteht. Und das ist
00:17:46: der eine Artikel. Bei dem anderen geht es um Dialekte und da geht es tatsächlich auch um grammatikalische
00:17:51: Unterschiede zwischen Dialekten. Also zum Beispiel die Frage sage ich, sie sind dort gesessen oder
00:17:58: sie haben dort gesessen. Und das hat einen regionalen Unterschied im Deutschen, der in dem Artikel
00:18:03: aufgedrüsset wird und mit den Schülern im Unterrichtsmodell bearbeitet wird. Ich finde es toll,
00:18:09: das hat ja alles auch wirklich was mitgeben, der im Klassenzimmer sitzt und jeder zu tun. Auch die
00:18:16: Modelle für die älteren Schülerinnen und Schüler, ich mache es jetzt mal kurz und tease es nur an,
00:18:23: sind wirklich da auch sehr brauchbar, Sprache in Online-Videos spielen. Da können die Lernenden
00:18:29: bestimmt viel beitragen aus ihrer eigenen Erfahrung und die Analyse von Raptexten, finde ich auch sehr
00:18:36: gelungen und brauchbar für den Unterricht. Wir sind am Ende unserer Zeit angelangt,
00:18:41: liebe Barbara, das war ein sehr schönes Gespräch. Ich bedanke mich bei dir und habe heute wirklich
00:18:46: was gelernt. Ich auch. Vielen, vielen Dank für das Gespräch, Veronica. Das war "Einfach Unterrichten",
00:18:56: der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen innovativen Unterricht
00:19:03: für Lehrkräfte auf den Punkt.
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