Biologie: Pflanzenwelt im Wandel - einfach Natur oder vom Menschen gemacht?

Shownotes

Heute geht es um Pflanzen. Langweilig? Auf keinen Fall. Denn wer botanisch genauer hinschaut, entdeckt es: Unerwartet taucht an einer Stelle eine neue Pflanzenart auf, an der Autobahn blüht es auf einmal anders oder die Bäume im Wald sterben plötzlich ab. Unsere Flora verwandelt sich ständig. Aber wieso? Sehr oft hat (leider) der Mensch durch sein Handeln diesen Wandel hervorgerufen oder sehr stark beeinflusst.

Unsere Top-Tipps für deinen Unterricht:

Lege bereits früh botanisches Grundwissen an. Untersuche dazu mit deiner Klasse den Aufbau von echten Blüten. Dadurch können die Lernenden züchterische Abwandlungen von Blüten in ihrer Umgebung entdecken und Blumenbeete ökologisch verantwortungsvoll gestalten. Plane aber genug Zeit ein, besorge dir Blüten und probiere die Untersuchung der Blüte zunächst selbst aus. Betrachte die zeitliche Dimension von Flora im Wandel. Oft finden sich Beispiele gar nicht weit entfernt – der heimische Wald ist in vielerlei Hinsicht hierfür ein gutes historisches Dokument. Wie haben frühere forstwirtschaftliche Handlungen die Florenzusammensetzung geändert? Und wie der anthropogen verursachte Klimawandel? Spannend ist aus der zeitlich-historischen Perspektive auch, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Wir zeigen dir die unterrichtliche Umsetzung am Beispiel der Fichten im Harz. Stelle BNE in den Mittelpunkt. Unterrichte Gentechnik deshalb mit Beispielen „vom Acker“. Die Kernfragen dabei sind: Wieviel Geld wollen wir für unser Getreide ausgeben? Nehmen wir Gentechnik und Herbizide in Kauf? So erkennen die Schüler:innen wie ihr Mittagessen, Gentechnik und die Evolution einheimischer Wildpflanzen direkt miteinander verbunden sind.


Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 495 „Flora im Wandel“ von Unterricht Biologie, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du Moderatorin Christina Wurst im Gespräch mit Prof. Dr. Martin Remmele (Autor, Herausgeber, Professor für Biologiedidaktik).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten. Der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Im Podcast "Einfach unterrichten

00:00:17: Biologie" habe ich heute Martin Rämmerle zu Gast. Professor für Biolud gibt die Daktik an der

00:00:21: Universität Trier, um über eure Ausgabe Flora Wandel zu sprechen. Schön, dass du da bist,

00:00:26: das ist ja auch dein Fachgebiet, habe ich gehört. Was kann ich mir darunter vorstellen? Wie wandelt

00:00:31: sich die Pflanzenwelt? Ja, die Pflanzenwelt wandelt sich einmal ganz natürlich. Also das sind

00:00:37: Entwicklungen, die durch die Veränderungen des Klimas etc. kommen, wobei wir natürlich dahinter

00:00:44: fragen müssen, ob wir Menschen da nicht auch ihre Hand im Bespiel haben. Es gibt evolutive

00:00:50: Entwicklungen, die letztendlich auch ganz normal sind, aber durch menschliche Einflüsse sich

00:00:56: natürlich auch ganz stark beschleunigen. Und dann sind wir natürlich auch ganz direkt an

00:01:03: Entwicklungen beteiligt, indem wir an Pflanzen, die auf diesen Standorten früher noch nicht

00:01:10: gewachsen sind. Man bedenke zum Beispiel auf dem Acker oder man denke auch ausgarten, da kann

00:01:18: man durch die Wahl der Pflanzen dann doch ein Wandel sehr stark in die eine oder in die andere

00:01:24: Richtung hin lenken. Und Pflanzen sind jetzt nicht so das beliebteste Thema bei Schüler*innen,

00:01:30: häufig so das türliche Tier, wo oder den eigenen Körper zu verstehen, einfach interessanter und

00:01:36: spannender ist, dieses doch so, ja, das langweilig erfundene Grünzeug. Dabei ist es ja im Hinblick

00:01:41: auf unsere Zukunft eines der wichtigsten Themen der Biologie. Du hast es ja gerade schon gesagt,

00:01:46: der Mensch hat auf zahlweiche Prozesse dieses Wandels ein Einfluss. Ja genau, Pflanzen sind

00:01:52: deswegen so wichtig, dass sie ja letztendlich unsere Nahrungsgrundlage sind und auch die

00:01:57: Grundlage für verschiedenste Nahrungsketten. Und deswegen kann es uns nicht egal sein,

00:02:02: wie sich die Flora in Zukunft wandelt. Das ist natürlich dann auch die wichtige Frage,

00:02:08: wie arbeite ich denn so mit Schüler*innen an diesem eigentlich super bedeutsam Thema,

00:02:12: dass es interessant ist und ihnen auch klar wird, wie bedeutsam das Thema ist?

00:02:16: Ja, also einmal muss ich eine fachliche Grundlage legen, die sich auf die Strukturen und Funktionen

00:02:25: der Pflanzen bezieht. Und dadurch hört auch klar, das ist ein ganz spannendes Thema, z.B. die

00:02:30: Interaktion der Pflanze mit ihrer Umwelt, z.B. mit Bestäubern. Warum ist die Pflanze so

00:02:35: aufgebaut, wie sie aufgebaut ist? Da lohnt sich mal die Blüte ganz genau anzuschauen. Und dann

00:02:42: sieht man eben, dass oftmals eine Pflanze, eine Blütenbau mit sich, bei irgendeiner ganz bestimmten

00:02:51: Insektenart, das bestäuben ermöglicht. Und so hat man eben diese Interaktion zwischen der Pflanze

00:02:57: und dem Tier, dem Insekten, was eben genau in diesem Blütenkälch hinein passt und das ist

00:03:04: unheimlich faszinierend. Und da lohnt es sich dann tatsächlich mal, unterschiedliche Blüten

00:03:10: im Unterricht mitzubringen und die zu untersuchen, zu zappflücken, sich dann den Körperbau der

00:03:16: Insekten anzuschauen. Und dann wird deutlich, dass man hier ja sowas hat, was man im weitesten

00:03:21: Sinne wie den Schlüssel-Schloss-Prinzip bezeichnet kann. Ich habe gesehen, weil Blütenaufbau, ihr

00:03:26: habt auch eine Aufgabe dazu, mal zu untersuchen, welche Blüten, die wir so in unseren Gartenstellen

00:03:31: überhaupt für Bestäuber noch von Interesse sind. Genau, das nehme ich auch ganz spannend,

00:03:37: weil es gibt Sorten, die sind umgezüchtet, sodass wir nur einen Schaubapparat haben und keine

00:03:44: Fruchtblätter mehr und keine Staubblätter mehr. Das heißt dann quasi, solche Pflanzen liefern

00:03:50: keinen Pollen und sie liefern keinen Nektar und sind sozusagen hübsch anzuschauen, aber für die

00:03:56: Bestäuber absolut nützlos. Das heißt, diese Pflanzen erfüllen keine ökologische Funktion.

00:04:03: Und da kommt eigentlich doch eine ganz andere Facette dazu. Wir, das heißt, das sind alle

00:04:10: Menschen, die in irgendeiner Form Zugang zu einem Garten haben und diesen mitgestalten können,

00:04:15: müssen sich ja hier eigentlich positionieren. Was möchte ich denn mit meinem Garten? Und da nähern

00:04:22: wir uns diesem Kompetenzbereich Bewertung. Und wie soll ich mein Garten anlegen, wenn ich nicht weiß,

00:04:32: was gefüllte Blüten sind, was ungefüllte Blüten sind? Deswegen müssen wir einfach diese fachliche

00:04:38: Grundlagen zum Blütenaufbau legen und dann den Blick der Lernten auf ihre eigene Umgebung lenken,

00:04:46: was sie sozusagen überhaupt merken können. Was tut sich denn da und was möchte ich, was ich tun

00:04:53: sollte? Für welche Stufen werden gerade so diese Betrachtung der Blüten und des eigenen Gartens

00:04:58: dann eine gute Idee? Also wir haben das ganz explizit für die sechste Klasse, also eher für die

00:05:04: Unterstufe drin, wo man ja eigentlich sich mal genauer unterschiedliche Pflanzen anschaut. Aber

00:05:13: das Thema hat ganz starke ökologische Bezüge und ist somit natürlich auch noch gut umsetzbar in

00:05:20: den höheren Klassenstufen. Und gibt es auch ein Thema, das sich besonders für die Arbeit in der

00:05:25: Oberstufe eignet? Ja, natürlich. Kann ich auch gerne einen Vorschlag machen. Da haben wir zum

00:05:31: Beispiel ein Thema, was sich mit Genetik und Gentechnik beschäftigt hat, dann ist herr den

00:05:38: Touch von ein bisschen Landnutzung des Menschen, also Handwirtschaft. Da haben wir zum Beispiel

00:05:43: den BT-Meis oder grundsätzlich geinveränderten Meis und da wird dann doch ziemlich deutlich,

00:05:52: das genveränderte Pflanzen nicht nur selbst eine Flora im Wandel verkörpern, sondern auch Einfluss

00:06:02: nehmen auf die Begleitflora, die da am Acker ist, weil wir können da

00:06:06: über Beitrag von Christian Wolf deutlich zeigen, dass ich dann eine Pflanzenart bedingt durch den

00:06:16: gentechtig veränderten Mais, eine Wildpflanzenart gegenüber allen anderen durchsetzt. Das ist eine

00:06:21: ganz verrückte Kausalkette, die man vorher gar nicht erwartet hätte. Und so wird praktisch eine

00:06:29: Evolution im Kleinen bedingt durch diese gentechtischen Veränderungen. Und das letztendlich

00:06:36: muss auch in die Schulen betragen werden, da solche unerwarteten Effekte durch menschliche

00:06:43: Eingriffe auftreten können. Und jetzt sind so Gartenpflanzen und Landwirtschaft ja sehr

00:06:49: detekte Einflüsse. Menschen haben ja auch etwas über die vielleicht ja unerwarteten Folgen des

00:06:57: menschlichen Einflusses auf die Umwelt. Ja, das indirekten Einfluss ist das ja der andropogen

00:07:02: verursachte Klimawandel. Immer das Paradebeispiel. Und leider trifft es natürlich auf die Flora im

00:07:09: Wandel im Speziellen zu. Da haben wir einen Beitrag mit den pflanzlichen Gipfelstürmern. Dort

00:07:16: nämlich führt der andropogen verursachte Klimawandel dazu, dass manche Pflanzen eben nicht in

00:07:25: kühlerere Regionen auf ausweichen können, zum Beispiel über die Baumgrenze gehen etc.,

00:07:31: weil die Berge irgendwann aufhören höhenmäßig. Und wir haben noch einen weiteren Beispiel mit

00:07:39: eher unbeabsichtigten Auswirkungen des Menschen. Nämlich, da geht es um diese Samentütchen,

00:07:48: die viele Menschen kennen, wo Plümischungen angeboten werden, die oft auch als Werbegeschenke

00:07:54: erhältlich sind. Und da wird ein bisschen kritisch hinterfragt, ob denn in diesen Samentütchen

00:08:01: erstens das drin ist, was überhaupt drauf steht und ganz grundsätzlich, ob die enthaltenen Samenden

00:08:10: so ökologisch vernünftig sind zum Ausbringen. Und das ist auch ein ganz pfiffiger Beitrag,

00:08:17: wo die Lernden dazu angeregt werden, auch diese Samentütchen dann zu öffnen und anhand von

00:08:25: bestimmten Schlüsseln mal zu schauen, welche Arten sind da drin und bringen die letztendlich was oder

00:08:31: nichts. Und so die Arten, die da drin sein können, da habt ihr jetzt wahrscheinlich auch einen Beitrag zu

00:08:35: investiven Leofüten. Kann ja auch vorkommen, dass da Pflanzen drin sind, die eigentlich gar nicht

00:08:41: bei uns verbreitet sind. Genau, das ist dann tatsächlich problematisch, weil oftmals werden

00:08:46: die gar nicht absichtlich ausgebracht, sondern eben durch solche Verunreinigungen im Saatgut.

00:08:52: Und wenn wir jetzt mal da anschauen, die Ambrosia, der Beifruss Ambrosia, Traupengraut genannt,

00:08:59: die ist natürlich eine Pflanze, die großen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen hat,

00:09:04: also alle diejenigen, die eine Allergie haben, die sind da wahrscheinlich ein Lied davon zu singen,

00:09:09: oder auch der Riesenbärenklau, der hat natürlich durch seine Fototoc-Sität auch ein gewisses

00:09:19: Fahrenpotenzial. Okay, also das sind jetzt einige gute Ideen. Wir können so ein bisschen in den

00:09:24: Eikelvorgarten gucken, wir können auch ein bisschen gucken, was am Wegrand wächst, was da für

00:09:28: ich gar nicht wachsen sollte. Wir können sogar in die Ferne, in die Berge gucken. Das ist ja schon

00:09:34: einige schöne Arten, wie wir das ganze Brunnen setzen können. Gibt es da noch irgendwas,

00:09:37: was wir unbedingt beachten sollte bei der Umsetzung? Die Umsetzung sollte praxisorientiert sein. Das

00:09:44: heißt, ohne wirkliches botanisches Fachwissen zum Aufbau von Blüten zum Beispiel geht es eben

00:09:52: nicht. Das habe ich vorhin schon gesagt, aber es ist mir so wichtig, dass ich sehr gerne nochmal

00:09:56: betone. Und dann zum anderen merkt man ja, das Thema hat auch Konfliktpotenzial. Das heißt, wenn wir

00:10:03: ja etwa auf den Acker schauen, was dort angepflanzt wird oder im Wald, wie sich die Flora dort wandelt,

00:10:09: Stichwort die Fichte, die haben wir auch in einem Beitrag drin, wie die mal mit dem Klimawandel

00:10:15: umgehen wird und man da so ein bisschen ja Prognosekompetenz letztendlich auch braucht. Da kommen

00:10:23: unterschiedliche Interessensgruppen ins Spiel, wie zum Beispiel Naturschützer*innen,

00:10:29: wie Pasta*innen etc. Und da sollte man natürlich schauen, dass man keine dieser Interessensgruppen

00:10:36: zu Unrecht an irgendeinen Prager stellt, sondern dass man die Lernenden dazu bringt bei diesem

00:10:42: emotional aufgeladenen Thema und um Waldnutzung da alle Standpunkte nachzuvollsieht.

00:10:51: Genau, das kann ich zum Beispiel, wenn ich mich risiere, dann auch aufgehört durch den

00:10:55: Rollenspiegel, das war einfach mal eine verstiegte Position einnimmt. So ist es. Okay, dann haben

00:11:01: wir schon einige neue Ideen gewonnen. Also vielen Dank erst mal, dass du da warst. Ja, ich danke dir

00:11:07: für das angenehme Gespräch. Und dann haben wir auf jeden Fall für uns mal mitgenommen, dass

00:11:11: botanisches Wissen auf alle Fälle praktisch und Lebenswelt da vermittelt werden sollte,

00:11:15: auch damit eben nicht dieses Gefühl auskommt, dass es doch nur langweiliges Grünzeug ist,

00:11:20: dass es die Basis für nachhaltiges Handeln und damit auch enorm einfach relevant für das

00:11:24: Bezug aufs ist, insbesondere auch im Hinblick auf den Klimawandel und dass wir es in eigentlich

00:11:29: einen Stufen umsetzen können, indem wir zum Beispiel einfach mal die Blüten untersuchen,

00:11:33: die wir zum Beispiel in dieser Vorgaben finden, indem wir uns mit der Landwirtschaft befassen

00:11:38: und zum Beispiel mit den Möglichkeiten der Gentechnik oder dem wir auch einfach in den

00:11:42: Wald die Forstwirtschaft gucken und den Einfluss des Menschen auf die Fichten und

00:11:48: welche unterschiedlichen Positionen es da einfach auch gibt. Und wenn jemand noch mehr dazu wissen

00:11:53: möchte oder wie das konkret umgesetzt wird, dann lohnt sich auf jeden Fall der Blick in eure Ausgabe.

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