Mathematik: Wie wichtig ist Genauigkeit? Numerik als Thema

Shownotes

„Der Einbruch verursachte einen Schaden in fünfstelliger Höhe“ - solche Aussagen liest man oft. Welche Spanne ist dabei möglich? Dies einzuschätzen, ist Teil numerischer Bildung. Dazu kommt Grundwissen zu Näherungsverfahren und effizienten Rechenverfahren. Wir sprechen darüber, wie du ganz einfach in deinem Mathematikunterricht die numerische Seite betonen kannst und geben konkrete Beispiele für diejenigen, die tiefer einsteigen möchten.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 239 „Numerische Mathematik“ von mathematik lehren, erschienen im Friedrich Verlag.

Im Podcast hörst du unseren Moderator Tim Kantereit im Gespräch mit Hans Humenberger, Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Wien sowie Marvin Titz, Mathematiklehrer an einem Gymnasium in Grevenbroich

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00:00:00: Hallo und moin moin, mein Name ist Tim Kanterheit und ich freue mich sehr, dass Ihr heute wieder

00:00:20: dabei seid. In unserer heutigen Folge des Podcasts "Einfach unterrichten" dreht sich

00:00:25: alles um das spannende Thema Numerik. Meine heutigen Gäste sind Hans Humenberger und Marvin

00:00:31: Titz, beide Herausgeber beim Friedrich Verlag. In ihrer neuesten Publikation von Mathematik

00:00:37: Lehren haben sie das Thema Numerik als Zukunftsthema erklärt und in den Mittelpunkt gestellt.

00:00:44: Und ich bin natürlich sehr gespannt, was die beiden uns dazu erzählen können. Wie immer

00:00:50: werden wir die wichtigsten Punkte unserer Diskussion in den Show notes für euch zusammenfassen. Also,

00:00:56: Hans und Marvin, danke, dass ihr heute hier seid. Ja, vielen Dank für die Einladung. Gerne,

00:01:02: gerne. Erzählt uns doch mal, was ihr genau eigentlich so macht. Vielleicht, Marvin,

00:01:07: vielleicht magst du anfangen. Genau, also aktuell bin ich Lehrer an dem Gymnasium in

00:01:12: Griechenbruch und hab da Vorhalt an der RWTH Aachen, mich in der Lehrerausbildung für die

00:01:18: Mathematik Lehrkräfte, ja, war da tätig und hab mich da auch sehr mit der Numerik halt beschäftigt.

00:01:23: Ja, und vielleicht kurz dahin zu kommen, wie es überhaupt zur Numerik kam, in dem Fall ist

00:01:28: halt so, ich hab, bevor ich aufs Lehramt studiert hab, tatsächlich kurz mit Maschinenbau angefangen

00:01:33: und das nach anderthalben Semestern abgebrochen. Und da war die Numerik ein total wichtiges

00:01:38: Themenfeld. Und das kam auch im Studienverlauf immer wieder raus. Das Numerik, gerade für die

00:01:41: ganzen Ingenieurwissenschaften zum Beispiel, total eine hohe Bedeutung hat. Und als in einem Lehramtsstudium

00:01:46: kam, war es halt so, dass die meisten Lehrer davon gar nichts gehört hatten und das auch

00:01:50: mit der Studienordnung wieder rausgefallen ist. Und da bei mir dieser, ja, Konflikt irgendwie

00:01:55: aufkam, wenn es die einen Leute total wichtig finden, aber es viele Mathelehrer gar nicht so

00:01:59: mitbekommen, ist halt die Frage, ja, wo ist da irgendwie der Bruch, gibt es überhaupt einen

00:02:04: Bruch, den man arbeiten muss? Denn ich meine, unsere Schüler, wenn man sich die Studienzahlen

00:02:07: anguckt, sind ungefähr ein Drittel oder so, landet nach dem Ingenieurwissenschaftlichen

00:02:11: Studium, wird dann mit Numerik konfrontiert. Und das kriegt man aber in der Schule meiner Meinung

00:02:17: nach gar nicht so präsent mit. Und da kam so ein bisschen dann der Wunsch, der diese beiden Züge

00:02:21: so ein bisschen zusammenzufassen. Ja, vielen Dank. Hans, wie ist es bei dir? Was machst du

00:02:28: aktuell? Was ich aktuell mache, das ist auch ganz einfach beschrieben. Ich bin Professor in

00:02:34: Wien für Mathematik und ihre Didaktik. Das schon ist seit ziemlich langer Zeit, seit 2005. Ich war

00:02:41: aber vorher fünf Jahre in Dortmund. Das heißt, ich habe auch ein bisschen Erfahrung und Einblick

00:02:46: sozusagen in die deutsche Landschaft und daher auch der Kontakt zum Friedrich Verlag zum Beispiel.

00:02:51: Ja, und ja, meine Berührpunkte oder wie ich so ein bisschen zu Numerik kam, das hat

00:03:00: jetzt ja auch Marvin geschildert. Das möchte ich vielleicht auch jetzt kurz nachholen. Ich

00:03:03: will ja nicht langweilen, was ich so in meinem Büro jetzt mache, den lieben ganzen langen Tag,

00:03:07: sondern über die Numerik sozusagen den Faden ein bisschen zu legen. Angefangen hat es schon auch

00:03:14: ein bisschen in meiner Dissertation, wo ein Teil davon schon eben numerische Aspekte waren.

00:03:20: Genauer genommen sogar schon bei meiner Diplomarbeit. War Numerik ein Teil von meiner Diplomarbeit.

00:03:27: Und dann bin ich im fünf Jahre nach Dortmund gekommen und musste dort für die Säck-1-Lehrer

00:03:33: eine Vorlesung halten mit dem Titel "Elementare Numerik". Hat mich natürlich sehr gefreut,

00:03:39: aber ich hatte noch nie eine Vorlesung dazu gehalten und dann musste mich halt darauf noch mal ein

00:03:44: bisschen anders vorbereiten, als wenn man einen Aufsatz in einer Zeitschrift oder so schreibt,

00:03:48: nicht? Dann bin ich halt erst recht für dieses Thema in einer gewissen Weise wieder entbrannt und

00:03:54: habe einfach gesehen, dass da einiges spannende Sachen zu tun gibt. Und als ich dann in Wien war

00:04:01: und dieses Thema von der Numerik-Vorlesung in Dortmund aber schon vorbei war, habe ich dann

00:04:06: zusammen mit meinem Kollegen aus Dortmund, Bertolt Schupp, auch ein Buch zu diesem Thema auch

00:04:11: geschrieben vor ein paar wenigen Jahren, das auch herausgekommen ist. Das war dann die nächste

00:04:17: Station und die letzte Station Numerik hat Ebi damit Marvin Titz zu tun, nämlich er hatte

00:04:21: auch promoviert zum Thema Numerik in Aachen und da war ich zweitbegut nach seiner Dissertation. Das

00:04:27: hat uns beide ja auch zusammengeführt, wenn man so will. Und das ist auch letztlich sozusagen

00:04:33: einer der Grundsteine, warum es zu dieser Publikation jetzt in Mathematik Lehren gekommen ist,

00:04:38: warum die Idee aufkam. Man könnte ja damals so einen Publikation, einen Beitrag wieder einmal

00:04:46: wirklich, weil da gibt es wirklich lange Jahre Pause, wo in der Mathematik-didaktischen Diskussion

00:04:52: relativ wenig war. Das war schon mal ein bisschen mehr, aber jetzt einige Jahre, man kann sogar von

00:04:58: ein, zwei Jahrzehnten sprechen, wo sich da relativ wenig getan hat. Der würde ich mir sogar zustimmen,

00:05:06: denn also ich sage mal so, in meinem Studium und auch in der Zeit danach, so im Ref, wurde Numerik

00:05:13: eher so stiefmütterlich behandelt. Deswegen ist es auch ganz spannend, dass die Publikation in

00:05:22: Mathematik Lehren jetzt den Titel Zukunftsthema Numerik trägt. Und ich würde da gerne jetzt an

00:05:29: dieser Stelle auch ein bisschen tiefer einsteigen. Eine Sache, die ich da besonders spannend finde,

00:05:35: ist die Idee eines sogenannten Effizienzwettlaufs in Mathematikunterricht, den ihr in der Publikation

00:05:43: ja auch vorgeschlagen habt. Also man stelle sich nur vor, wir schaffen da eine Lernumgebung in der

00:05:50: Schülerinnen und Schüler dazu motiviert werden, so die effizientesten Rechenwege zu finden. Das

00:05:55: finde ich persönlich wirklich herausfordert und gleichzeitig auch bereichernd. Erzähl uns doch mal

00:06:02: darüber, was konkret diese Idee in der Unterrichtspraxis oder wie diese Idee in der Unterrichtspraxis

00:06:08: aussieht. Marvin, vielleicht magst du da anfangen. Genau, also warum die Numerik so ein bisschen

00:06:15: eingeschlafen ist wahrscheinlich ein bisschen, weil man sich auf zu wenige Aspekte fokussiert hat

00:06:19: und Effizienz halt auf jeden Fall auch unserer Meinung nach ein sehr wichtiger ist. Und ja,

00:06:24: die Basis der Effizienz ist einfach, dass man irgendein Problem hat, wo man was berechnen muss,

00:06:28: aber verschiedene Verfahren hat, die erstmal das gleiche Problem lösen. Standardmärche haben

00:06:34: in der fünften sechsten Klasse, machen wir alle schön die schriftlichen Rechenverfahren

00:06:38: alle durch, wir können danach addieren, multiplizieren, subtrahieren, dividieren. Aber wenn man

00:06:43: natürlich im Internet einfach mal guckt und das tun unsere Schüler ja auch, findet man auch bei

00:06:47: anderen zum Beispiel Tiktokanälen auch schöne Beispiele mit dieser Rechentrick, den hat

00:06:51: ihr dein Materieller noch nie in deinem Leben gezeigt und da wird dann irgendwie gezeigt,

00:06:54: wie mit besonderen Zahlen, also bei besonderen Multiplikationen irgendwelche Tricks verwendet

00:06:59: werden können. Und unsere Idee war halt genau das jetzt in den Schulunterricht halt zu bringen,

00:07:03: dass halt die Schüler wirklich im Internet selber nach so Rechentricks suchen, die auch

00:07:06: analysieren, also so wie man es als Numerika mit Rechenverfahren auch macht. Wir gucken,

00:07:10: welches Verfahren geht besonders schnell, für welches spezielle Problem. Und genau,

00:07:15: da haben wir dann halt ein Bettbewerb von Schülern gemacht, die diese Verfahren halt suchen und

00:07:19: dann gegeneinander antreten und die dann praktisch ja in den Schulunterricht geholt. Und da kommen

00:07:25: wir dann halt auch so Effizienz-Diskussionen. Wann funktioniert welches Verfahren, wann

00:07:29: ich das Verfahren, ja, wann funktioniert das überhaupt, wann habe ich ein korrektes Ergebnis

00:07:33: oder wann macht das vielleicht sogar noch mehr Arbeit. Und das haben wir dann sogar so weit

00:07:38: getrieben, dass wir dann die Parallelisierung sogar noch mit reingenommen haben. Also welche

00:07:41: Rechenverfahren kann man dann auch noch, oder welche Rechenaufgaben kann man so aufteilen,

00:07:46: dass die mehrere Schüler parallel daran arbeiten können und das ja nichts anderes als jetzt auch

00:07:50: im Computer, wenn wir da irgendwie darüber reden, dass wir verschiedene Rechenkerne haben, dass

00:07:53: das halt parallelisiert werden muss. Das kann ich mir tatsächlich sehr gut vorstellen in den

00:07:59: Abklassenstufe 7/8, wenn es auch so ein bisschen in die linearen Funktion geht und lineare

00:08:04: Gleitungssysteme und so weiter, dass man da immer den effizientesten Weg vielleicht sucht. Wie genau

00:08:08: kann denn das in Klasse 5 und 6 aussehen? Also wir haben es gerade in der 6. Klasse gemacht. Also

00:08:14: lernt man ja gerade diese schriftlichen Rechenverfahren und genau die können ja, die haben dann ja

00:08:19: spezialisierte Verfahren oder Alternativen, die man auch findet, die man dann analysieren kann. Also

00:08:24: ich fand es da sogar, weil da auch noch mehr Kopfrechen ist, sogar fast einfacher oder für die

00:08:27: Greifbarer, weil dann halt eine intrinsische Motivation einfach ist, möglichst faul zu sein,

00:08:32: also möglichst schnell einfach das Ergebnis hinzukriegen und ja, das ist halt nicht immer das

00:08:37: mächtige Standardverfahren, was wir halt standardmäßig in den Schulbüchern finden.

00:08:40: Okay, jetzt ist ja so, dass ich sage jetzt mal oft Lehrkräfte darauf bedacht sind,

00:08:48: dass eben eher so Co-Laboration oder Kooperation zwischen den Schüler*innen stattfindet und

00:08:55: Effizienz-Wettlauf klingt jetzt für mich natürlich auch so ein bisschen kompetitiv. Ist das ein

00:09:01: motivierender Aspekt oder muss man das eben halt doch vielleicht ja eher mit Vorsicht,

00:09:11: sage ich jetzt mal einführen, Hans, wie ist da, hast du da Berührungspunkte oder sollte auch

00:09:17: Marvin da wieder antworten? Ich kann gerne etwas dazu ein bisschen sagen und dann kann

00:09:21: Marvin weiter sprechen. Dieser kompetitive Aspekt hat natürlich was, wie soll ich sagen,

00:09:29: motivierendes oder ich bin vorsichtiger, kann was motivierendes haben und das muss

00:09:34: wirklich nicht in jeder Klasse gleich sein. Also das ist sicherlich etwas, was in die Hand

00:09:38: der Lehrkraft zu legen ist, der kennt oder die kennt einfach die Klasse am besten und hat die

00:09:44: besten Erfahrungen, ob in dieser Klasse so ein Wettbewerb sozusagen eigentlich, wie soll ich sagen,

00:09:51: Dingeschaft, die man nicht haben will, so Frustrationen oder so zu sagen, muss motivierend

00:09:55: ist. Aber das ist ja auch nicht unbedingt der echte Kern der Sache, das kann man ja so oder so

00:09:59: machen. Es geht darum, dass man sich überlegt, verschiedene Rechenwege und zum kürzeren Weg

00:10:05: einen Zugang zu finden, ob man da jetzt dieses wer findet am schnellsten oder wer findet. Darum,

00:10:11: das ist zweitrangig, es geht darum sozusagen, um verschiedene Aspekte zu überlegen, zuzulassen,

00:10:18: sie einander gegenüberzustellen und letztlich zu denken, viele Dinge machen eigentlich dasselbe,

00:10:24: aber bei manchen Verfahren kriege ich das billiger so ungefähr. So, das ist genau der Punkt.

00:10:30: Ich wollte nur sagen, also Gruppendynamisch, wir haben dann Gruppen gegeneinander antreten

00:10:35: lassen und wir haben es auch so gemacht, wer dann irgendwie im Punkt der Ranking besonders weit

00:10:38: hinten war, hat dann nochmal so ein paar Zusatzinformationen bekommen, die die anderen nicht

00:10:41: hat für das, für die nächste Rechenaufgabe, die gestellt wird, um die dann halt zu nutzen. Also

00:10:45: so gesehen, war das jetzt zumindest bei uns jetzt kein großes Problem bzw. konnte man halt durch

00:10:50: die entsprechende Differenzierungsmaßnahmen auch ein bisschen dann auffangen. Ich bin mir

00:10:57: sicher, dass die Hörer*innen und ja auch alle, die mit Mathematik irgendwie in Berührung gekommen

00:11:03: sind in ihrer schulischen Laufbahn oder auch später, dass eine der größten Herausforderungen im

00:11:09: Mathematikunterricht eigentlich darin besteht, ja so die Verbindung zwischen abstrakten Zahlen, also

00:11:15: das symbolische Darstellung und der realen Welt herzustellen. Und na ja, man muss ja auch irgendwie

00:11:23: so numerische Fragen einsetzen, um das Brückenbau ein Stück weit zu erleichtern und vielleicht auch

00:11:29: ein anwendungsorientierten Unterricht zu gestalten. Ja, und gibt es da von eurer Seite aus so Erfahrungen

00:11:37: oder Dinge, wie ihr das hinkriegt, den Realitätsbezug oder anwendungsorientierte Mathematik zu

00:11:45: betreiben in Themenfeldnumerik? Naja, es ist natürlich so, dass das Thema numerik ganz breit in

00:11:59: den Anwendungen ist, klarerweise, weil alles, was mit Anwendungen verbunden ist, ist irgendwie letztlich

00:12:06: mit Werten, mit Zahlen. Man fragt sich nicht um irgendwelche Theoriesachen im Anwendungskontext.

00:12:12: Natürlich, welche Verfahren haben theoretische Hintergründe, aber wenn ich ein ganz konkretes

00:12:17: Problem als Ingenieur habe, dann will ich wissen, was ist dieser Wert, den ich jetzt da haben möchte.

00:12:22: Es ist egal, ob das eine Brückenhöhe ist oder ein Biegungsparameter, das ist völlig egal.

00:12:28: Ich brauche Werte, wie ich diese Dinge sozusagen mache. Und in dieser Sichtweise spielt natürlich

00:12:34: bei Anwendungen die Numerik eine ganz klassische Rolle. Das ist einfach klassisch anwendungsbezogen,

00:12:43: dass es irgendwie um diese praktischen Werte geht. Und das spielt uns ja die Numerik so ein

00:12:48: bisschen vor. Da geht es ja um konkrete Werte. Natürlich gibt es keine Numerik als Wissenschaft

00:12:55: ohne Theorie dahinter, aber das ist ein anderes Thema. Und die Anwendungskontexte werden hier

00:13:03: in einer natürlichen Art und Weise, wenn man so will, in den Kontextunterricht hineinbezogen.

00:13:10: Gleichwohl gibt es natürlich Anwendungsbezüge auch, sowohl in der Schulmathematik als auch

00:13:16: in der Höherein, die nicht strotzen vor Numerik. Die gibt es schon auch. Also man darf nicht sagen,

00:13:21: Anwendungsbezug oder angewandte Mathematik ist gleich Numerik. Das ist nicht richtig. Aber die

00:13:27: Numerik hat eben aufgrund ihrer Natur schon von ganz alleine Anwendungsbezüge, weil sie eben in

00:13:34: dieser Welt sozusagen tickt und arbeitet, die in diesen Anwendungsbezügen einfach eine verstärkte

00:13:40: Rolle spielen. Vielleicht noch ein ganz kleines Beispiel zur Effizienz von vorhin ist mir eingefallen,

00:13:46: weil wir eigentlich ja nicht über konkrete Sachen gesprochen haben, sondern eigentlich nur ein

00:13:50: bisschen schildern. Aber ein ganz einfaches Beispiel, wenn man sich zum Beispiel die Frage

00:13:56: stellt, ich will die achte Potenz von einer Zahl berechnen, nicht? Sie können sagen, dass der

00:14:01: Rechne so programmiert, multipliert sie immer mit dieser selben Zahl, also berechne x hoch 1,

00:14:07: x hoch 2, x hoch 3, x hoch 4 bis x hoch 8 sozusagen. Dann braucht man sieben Multiplikationen,

00:14:13: nicht? Um von x hoch 1 zu x hoch 8 zu kommen. Da war ich sieben Multiplikationen. Und es ist

00:14:19: aber schon sehr, sehr klar, dass das kürzer auch geht. Wenn ich einmal quadriere, habe ich schon x

00:14:23: Quadrat und dann multipliere ich nicht mehr mit x selber, sondern quadriere das x Quadrat. Das ist

00:14:28: nur eine einzige Multiplikation. Dann habe ich schon x zu vierten. Und dann brauche ich noch eine

00:14:33: weitere Multiplikation. Wenn ich das x zu vierten quadriere, habe ich x hoch 8. Das heißt, ich habe

00:14:38: statt sieben Multiplikationen drei Multiplikationen, nicht? Und das ist so ein Aspekt von Effizienz an

00:14:45: einem ganz konkreten Beispiel. Das wollte ich noch vielleicht sagen, dass das vielleicht mit

00:14:49: lieberer Hörerinnen gar nicht uninteressant wäre in einem ganz konkreten Beispiel, das mal zu sehen.

00:14:53: Ja, genau. Da wollte ich auch darauf hinaus. Hat gedacht, dass Marvin vielleicht aus dem Unterricht

00:14:58: selbst auch noch mal ein Beispiel mit beisteuern kann? Genau, zum Realitätsbezug. Ich finde,

00:15:06: das ist einfach wichtig, dass in der Realitätsbezüge dann auch noch mal ein bisschen präsenter

00:15:09: macht und das nicht nur in so einer Aufgabe untergeht. Wir hatten jetzt ein sehr ausführliches

00:15:14: Beispiel, das jetzt in unserer Publikation nicht erläutert haben, wie zum Beispiel Schüler einfach

00:15:19: mal am Computer versuchen, große Gleichungssysteme dann nachher zu lösen in der Oberstufe, um

00:15:24: nachher Bilder von der Computertomographie beispielsweise zu berechnen. Und da merkt man

00:15:28: beispielsweise dann die Effizienzsache. Wenn sie an Anfang irgendwie ein Gleichungssystem mit

00:15:32: 2500 Unbekannten mit einem Gauss-Verfahren lösen zu wollen, dann wird der Computer aber sehr

00:15:37: schnell streiken. Das heißt aber auch in irgendwelchen anderen Verfahren, die wir dann nehmen können.

00:15:42: Das heißt, da kann man schon Bezüge dann auch zu realen Problemstellungen hinziehen und ja,

00:15:49: muss vielleicht manchmal einfach, also ehrlicher sein, wo man dann vereinfacht oder nicht,

00:15:52: um das mehr reinzukriegen in den Unterricht. Ja, als Mathelehrer ist mir ja eigentlich auch klar,

00:16:01: dass es oft eine Herausforderung ist, Schülerinnen und Schülern, dass Gefühl, sage ich jetzt mal,

00:16:09: für gute Nährungswerte und auch das korrekte Runden und so weiter zu vermitteln. Also gerade

00:16:12: das Runden kann ich aus meiner eigenen Berufspraxis, sage, fällt den Schüler*innen oft schwierig. Und

00:16:20: wenn es dann auch noch um Nährungswerte geht, oder wie gut ist denn diese Nährung? Das ist richtig,

00:16:28: kritisch schwierig für die Schüler*innen, auch in der Oberstufe. Und diese Fähigkeiten sind aber

00:16:34: natürlich unglaublich wichtig, vor allem, wenn es darum geht, Mathematik auch auf reale Situationen

00:16:40: zum Beispiel anzuwenden. Und da bin ich sehr gespannt, wie ihr beide das quasi macht oder was

00:16:46: ihr in einer Publikation dazu auch habt, wie man diese Fähigkeiten bei den Schüler*innen fördern

00:16:53: kann. Also gerade dieses korrekte Runden und dass so ein Gefühl für Nährungswerte entstehen kann.

00:17:01: Ja, was da wichtig ist, finde ich gerade in den unteren Jahrgangsstufen, wenn man damit schon

00:17:07: anfängt, so ein Prinzip der Doppelrechnung. Das heißt, wenn wir irgendwie einen ungenauen Wert

00:17:10: haben, dass wir einfach praktisch den schlechtmöglichsten Fall im Sinne von, wir sind irgendwie

00:17:15: den kleinsten möglichen Fall, den diese Zahl abbringen, also die unterste Grenze und das für

00:17:18: die oberste Grenze. Und einfach die Aufgaben praktisch zweimal zu rechnen, einmal mit der

00:17:22: unteren und der oberen Grenze und dann zu gucken, wie groß ist jetzt der Abstand dieser beiden

00:17:26: Grenzen nachher in meinem Ergebnis. Wenn man da einfach schon anfängt, so ein Gefühl zu entwickeln,

00:17:32: ich finde das Problem, was sich in der Schulpraxis dann tatsächlich städtelt, ist leider immer bei

00:17:36: den Klausuren oder Klassenarbeiten, weil später wird da dann immer das Ergebnis erwartet wird,

00:17:40: ja genau. Beziehungsweise dann geht man ja auch meistens als Lehrkraft einfach dahin zu über,

00:17:45: dass man irgendwie mit der Pauschalantwort ja drei Nachkommastellen sind immer das, was man für

00:17:50: die eins braucht. Das heißt damit es natürlich dann immer ein bisschen schwieriger ist, wenn man

00:17:57: in Prüfungssituationen einfach ist. Aber ich glaube im normalen Unterricht kann man das oft

00:18:00: aufgreifen und wir haben es jetzt letztens vor den Schulferien noch diskutiert. Wir hatten

00:18:03: so bezügliches Gags, so einen kleinen Wettbewerb zwischen den Lehrkräften und wir mussten alle

00:18:09: bei der Frage passen, dass man fünf Nachkommastellen von Pi nennen soll. Wir sind alle nur auf die

00:18:13: ersten vier gekommen. Ich glaube nicht, dass wir jetzt irgendwie unterdurchschnittlich schlechte

00:18:17: Lehrkräfte bei uns an der Schule sind, ohne jetzt meine Kollegen reinreiten zu wollen. Aber wir haben

00:18:21: dann im Unterricht danach einfach besprochen, okay, wann brauche ich überhaupt mal vier? Also

00:18:24: welchen Anwendungskontext ist es denn, dass da wirklich die dritte oder vierte Nachkommastelle

00:18:28: wirklich einen Unterschied macht? Und ist es jetzt schlimm, wenn man die fünfte eigentlich gar nicht

00:18:33: kennt? Und dann kommt man natürlich auf Anwendungssituation, probiert es mit den Schülern aus

00:18:36: und merkt dann auch, dass man manchmal in Zwischenrechen schritten jetzt nicht unbedingt alle

00:18:41: acht Stellen abschreiben muss, der Taschenrechner anzeigt, sondern da auch schon durchaus manche

00:18:45: weglassen kann, ohne dass das Ergebnis nachher schlechter wird. Genau. Das ist jetzt tatsächlich

00:18:51: auch so ein weiterer Punkt, der mich hier interessiert, nämlich die Rolle von Rundungs- oder

00:18:57: Messfehlern. Die spielen hier ja auch mit rein. Also wenn ich jetzt zum Beispiel doch falsch

00:19:02: gerundet habe oder wenn ich falsch gemessen habe und jetzt mit falschen Zahlen weiterrechne,

00:19:06: genau, dann bin ich auf jeden Fall gespannt darauf, da mehr darüber zu erfahren, wie ihr mit solchen

00:19:17: Fehlerquellen, wie ihr die thematisiert und ja auch welche Auswirkungen, die eigentlich auf die

00:19:24: die Genauigkeit von berechnet.

00:19:26: haben. Also wenn ich jetzt tatsächlich in der Nachkommastelle, was weiß ich, an der dritten

00:19:29: Nachkommastelle, vierten Nachkommastelle irgendwas falsch gemacht habe oder doch gerundet habe,

00:19:34: was passiert eigentlich mit den Berechnungen, die dann folgen? Kann ich vielleicht jetzt kurz dazu

00:19:41: was sagen? Ja, gerne. Ja, da ist sozusagen ein ganz, ganz wesentliches Prinzip, dass man hier beachten

00:19:49: muss und dass man nicht früh genug sozusagen an die Schülerinnen, an den Schüler herantragen kann,

00:19:53: ist, dass sozusagen ein Ergebnis kann irgendwie nicht genauer sein als die Daten, die ich da

00:20:00: hineinstecke, nicht? Man kann nicht mehr rausholen, als man reinsteckt. Das ist ein ganz uraltbekanntes

00:20:05: Prinzip und das widerspiegelt sich eben bei so ganz einfachen Grundrechnungsarten auf eine

00:20:12: gewisse unterschiedliche Art und Weise, die aber relativ einfach nachzuvollziehen ist. In der

00:20:18: genaueren, tieferen mathematischen Beschreibung würde man dann den Begriff der signifikanten

00:20:23: Ziffer brauchen, aber das ist gar nicht unbedingt nötig, um das Phänomen zu erklären. Nämlich was

00:20:29: macht man bei Additionen oder bei Subtraktionen? Da geht es um ganz konkrete Stellenwerte. Ich addiere

00:20:35: Zehntel mit Zehntel, Hundertstel mit Hundertstel, einer mit einem und dann mache ich die Überträge. So,

00:20:40: das heißt doch im Klartext, wenn einer der beiden Summanden sozusagen gar keine bekannte Zehntelstelle

00:20:48: hat, ich kenne die gar nicht, dann kann ich sie auch im Ergebnis in der Summe nicht kennen. Das ist

00:20:54: völlig sinnlos, sich Gedanken über die Zehntelstelle zu machen, wenn der grübste Summand nur bis zu

00:20:59: einer Stelle gegeben ist. Ganz klar, da brauche ich keinen neuen Begriff und gar nichts und dann

00:21:05: ist auch sofort die Regel da, aha, bei einer Strichrechnung, Addition oder Subtraktion, da geht

00:21:12: es dann bis zu welcher Stelle ist der ungenauestet Eingangswert vorhanden? Bis zu welcher Stelle?

00:21:19: Das ist eine ganz konkrete Stelle. Und wenn man sich jetzt aber die Punktrechnungen überlegt,

00:21:24: also Multiplikation und Division und deren Algorithmus, der ja bekannt ist,

00:21:30: klarerweise, da geht es eigentlich gar nicht bei der Rechnung. Im Lauf der Rechnung geht es gar nicht,

00:21:36: ob ich diese zwei als Zehntel, als Hundertstel oder als Zehntausenderstelle habe. Ich multipliziere

00:21:41: die eine mit der anderen. Völlig egal, was das für einen Stellenwert momentan hat. Das

00:21:46: mit den Kommersätzen macht man dann ganz zum Schluss, die Regel. Aber es hat keinen Einfuß,

00:21:52: ob das eine Tausendstelle oder eine Einerstelle ist. Das heißt, bei den Punktrechnungen geht es nicht

00:21:57: darum, bis zu welcher Stelle die Dinge bekannt sind, sondern mit wie vielen Ziffern die Dinge

00:22:03: gegeben sind. In dem Sinn ist jetzt 0,23, zwei Ziffern, dasselbe wie 23. Und in der Tat funktioniert

00:22:12: ja die Multiplikation, eine Zahl mal 23, funktioniert bis zum Kommersetzen genau so,

00:22:18: exactly the same wie mal 0,23. Das ist die selbe Rechnung bis zum Schluss Kommersetzen. Und

00:22:25: daher ist es wieder ganz ohne signifikante Ziffer. Das muss man nicht in den Mund nehmen, ganz klar zu

00:22:31: sagen. Bei Punktrechnungen kommt es darauf an, wie viele Ziffern ich von der Zahl habe. Das ist

00:22:39: schon eigentlich wieder sozusagen ein Grundgerüst, mit der man schon an Schüler, Schülerinnen,

00:22:44: fünftes sechste Klasse schon mitteilen kann. Es ist nicht immer sinnvoll, diese Deutschland 3,

00:22:49: Österreich 2 Stellen nach dem Komma. Das hängt davon ab, was mit diesen Dingen vorher gemacht wurde.

00:22:56: Legt auch wieder in die Kerbe, was Marvin gesagt hat, das Prinzip sozusagen dieser Doppelrechnung,

00:23:03: wenn es mal komplizierter ist. Es ist ja nicht immer so, dass wir einfach nur addieren oder nur

00:23:07: multiplizieren. Manche Sachen verbinden, Multiplikation, Division, dann kommen vielleicht

00:23:12: nochmal eine Wurzelziehung dazu oder irgendwas. Und in so einer Situation kann man das mit der

00:23:17: Doppelrechnung sich auch noch mal klarmachen, was ist der Worst Case nach oben und Worst Case nach

00:23:22: unten und hat dann so eine Ahnung, in welchem Bereich sich das Ergebnis abspielen wird. Und das

00:23:30: ist ja ganz wesentlich diese Erfahrung. Aha, das ist ein ganz schön breites Intervall, wenn ich

00:23:36: da habe, was ist der Maximalwert und der Minimalwert? Doppelrechnung oder Intervallrechnung heißt

00:23:43: das Ding auch, weil es da um Intervalle geht, um obere und untere Grenzen. Das werden so Dinge,

00:23:50: die man schon ganz früh in der Schule sozusagen andeuten kann. Vielleicht darf ich noch ein Wort

00:23:57: sagen zur Frage. Nämlich mit dem Runden, wodurch ich gesagt habe, dass das so schwierig ist und

00:24:02: wo Marvin ja auch geantwortet hat. Ein wesentlicher Punkt finde ich auch und wirklich von Beginn an,

00:24:08: Klasse 5, einfach über den Kontext nachzudenken. In welchem Kontext bin ich gerade sozusagen?

00:24:15: Viele Schüler/Schülerinnen machen Kontext, ich habe da Zahlen, da habe ich zwei, drei, vier, die

00:24:20: tue ich irgendwie addieren, multiplizieren, was auch immer. Dann kommt das Ergebnis und das wird

00:24:24: doppelt unterstrichen und was es eigentlich war, das ist gar nicht so wichtig für das Ergebnis.

00:24:29: Aber es ist einfach ein meilenweiter Unterschied, was bei sich, bei Flächeninhalten zum Beispiel,

00:24:35: ich mache jetzt bewusst das ganz grob nicht, aber um es zu überspitzen, geht es da um Kontinente,

00:24:42: geht es da um Länder, geht es da um Papiertafeln vom Flächeninhalt, das komplett verschiedene

00:24:49: Welten, von denen wir da sprechen sozusagen. Und das muss jetzt nicht irgendwie ein Leersatz sein,

00:24:54: wenn der Kontext so und so ist dann, sondern einfach nur nachdenken. Die Aufgabe hat einen

00:25:01: Kontext nicht und wenn ich von einer Bildschirmfläche spreche, ich sitze gerade vor dem Computer,

00:25:07: es ist ein Bildschirm vor mir, das ist was anderes, wie wenn die Aufgabe, was für sich berechnet,

00:25:12: den Flächeninhalt von Grönland oder sowas. Das sind zwei komplett verschiedene Welten und

00:25:18: die sollen einfach im Kopf der Schüler auch schon so manifestiert werden. Was wäre denn da

00:25:23: eigentlich sinnvoll, was erwarte ich mir vom Grönlands Flächeninhalt, welcher gilt,

00:25:27: was wäre das sinnvoll? Das muss jetzt nicht die im Duden stehende Genauigkeit für die

00:25:33: Grönlands Fläche sein. Das ist nicht der Punkt und das geht es gar nicht, aber einfach mal sozusagen

00:25:37: die Gehirnbindungen einzuschalten, dass Grönland kein Bildschirm ist sozusagen. Ich wollte bewusst

00:25:43: jetzt überspitzt so formulieren, dass das einfach andere Welten sind und das fehlt auch

00:25:48: manchmal. Da geht es um Zahlen, Produkt, fertig. Da geht es um Zahlen, Summe, fertig. Ob das das

00:25:54: Aschengeld ist oder das EU-Budget so, ich übertreibe wieder bewusst, spielt keine Rolle sozusagen aus

00:26:00: der Sicht der Schüler, Schülerinnen. Aber genau bei der Frage, was ist, worauf soll ich denn jetzt

00:26:05: runden? Da spielen dann diese Gedanken sehr wohl in der Rolle. Ja, da finde ich es auch

00:26:10: interessant, sich einfach mal mit den genauen Vorgaben auseinanderzusetzen. Wir haben es

00:26:14: natürlich auch gemacht, wie genau ist eigentlich so eine Zapfpistole einer Tankanlage oder wir

00:26:18: haben alle im Auto mittlerweile so ein Digitaltacho, der einem ganz genau anzeigt, wie schnell man

00:26:22: jetzt fährt, ob man 51 fährt oder 50. Wenn man in die EU-Angaben guckt, haben die irgendwie,

00:26:26: ich glaube, eine Abweichung, ich weiß jetzt gerade auswendig nicht, genau. Ich glaube,

00:26:28: es waren irgendwie 10% plus 4 km/h. Das heißt, wenn der Tacho 200 anfährt, fahre ich vielleicht nur

00:26:33: 180. Aber wir rechnen es dann irgendwie auf zwei Nachkommastellen nachher aus, oder

00:26:37: Nährwertangaben auf irgendwelchen Lebensmittelprodukten. Und da auch einfach mal zu gucken,

00:26:41: diese Zahlen, die so eine Genauigkeit vortäuschen. Wie genau sieht der Gesetzgeber die eigentlich?

00:26:47: Und was nehmen wir da jetzt eigentlich gerade als Basis? Das hatten wir zum Beispiel,

00:26:51: also wir haben auch das, mal gucken, ich weiß gar nicht, ob es eine Cola-Coca-Zero-Dose

00:26:55: zu Hause haben. Da war immer das schöne Beispiel, dass irgendwie 200 Milliliter hatten,

00:27:00: auch glaube ich, immer 0 Kalorien. Aber wenn man einen kleinen Schluck nimmt, dann hat das irgendwie

00:27:06: 0,2 Kalorien, weil es einfach andere Rundungsfaktoren sind. Deswegen muss ich bei jeder Cola-Coca-Zero-Dose

00:27:12: immer leicht lachen, wenn man hinten drauf guckt. Und das sind einfach so gesetzliche Vorgaben,

00:27:16: die wir aber alle nicht hinterfragen und man auch immer hinterblicken kann und dann nochmal

00:27:19: ein Alltagsbezug und auch eine Verständnis für einfach die Genauigkeit von Zahlen bei den

00:27:25: Schülern hervorrufen kann. Ja, okay. Was ja noch spannend ist, ist ja tatsächlich in der Mathematik

00:27:33: auch, dass Mathematik ein dynamischer und auch iterativer Prozess ist oder dass Mathematik

00:27:40: betreiben. Und ihr habt in eurer Publikation auch etwas drin über das fortwährende Anwenden

00:27:49: einer Funktion, um gleiche Nährungsweise lösen zu können. Jetzt könnt ihr uns noch abschließend

00:27:57: darüber erzählen oder den Hörer*innen erzählen, wie ihr diesen Ansatz in Klassen thematisiert

00:28:03: oder welche Erfahrungen ihr mit Schüler*innen gemacht habt. Da kann ich vielleicht beginnen.

00:28:10: Ja, da geht es ganz konkret um die Frage, was passiert, wenn ich sozusagen eine Funktion

00:28:16: unserer Taschenrechner hat ja solche Tasten, die hier Funktionen zum Beispiel beinhalten.

00:28:22: Da denkt man nur, das ist jetzt eine Oberstufensache an die Sinus-Taste oder an die Cosinus-Taste.

00:28:27: Da wird ein Funktionswert bestimmt. Der macht das halt irgendwie. Das ist ja auch egal

00:28:35: an dieser Stelle, wie er das macht. Aber man kann zum Beispiel beobachten, was passiert,

00:28:39: wenn ich sozusagen den Taschenrechner Radiant einstelle und dauernd die Cosinus-Taste drücke.

00:28:44: Am Anfang werden sich die Werte ändern und man wird sehen, 3, 4, 5 Schritten ändert sich

00:28:51: jetzt der Wert gar nicht mehr. Der Wert bleibt gleich. Das hat sich eingependelt in einer gewissen

00:28:56: Weise. Das ist doch schon mal ein spannendes Phänomen, dass man einfach probieren kann

00:29:02: an Taschenrechner, Tippen, Tippen, Tippen, Cosinus-Taste oder so. Man kann sich dann auch die Frage stellen,

00:29:08: wie sieht denn das eigentlich aus auf bildlich beschrieben, so ein grafisch beschrieben.

00:29:14: Dann ist man bei den sogenannten Spin-Webdiagrammen, die jetzt in diesen technischen Welten,

00:29:21: in denen wir heute sind, 2023, eine andere sind, als 1995 oder sogar noch früher,

00:29:28: wo es die Spin-Webdiagramme als Terminus auch schon gab. Aber diese technischen Möglichkeiten

00:29:33: sind dem heutzutage ganz andere Plätze zur Verfügung gestellt werden, wo man einfach dann schon

00:29:39: mit einem Schlag sieht, was da eigentlich passiert bei diesen Spin-Webdiagrammen, wo einfach eine bestimmte

00:29:46: Funktion, das muss jetzt nicht die Cosinus-Funktion sein, das war nur der Anhänger, der Anfang,

00:29:51: weil es da diese Taste an Taschenrechner gibt. Und das Ding, sich zur Nutte zu machen,

00:29:57: was passiert jetzt eigentlich, wenn ich fortwährend eine Funktion anwende?

00:30:02: Eigentlich ist man dann beim Konvergenzbegriff mathematisch, das konvergiert gegen irgendeinen Wert.

00:30:07: Das muss am Anfang noch gar nicht so präsent gemacht werden, das mit der Konvergenz.

00:30:11: Nämlich das Erleben, dass bei fortwährendem Drücken der Cosinus-Taste sich da nichts mehr tut,

00:30:16: da muss ich noch nicht über Konvergenzbescheid wissen, das irgendwie einzupendeln.

00:30:21: Aber dann später natürlich in Klasse 10, bei uns ist zumindest in Österreich in Klasse 10,

00:30:26: wenn Folgendthema werden, der Konvergenzbegriff irgendwo mal durchschlägt,

00:30:31: dann kann man das natürlich wieder thematisieren. Leute, das hatten wir doch schon mal,

00:30:35: als wir das gemacht haben mit dem wiederholten Drücken der Cosinus-Funktion,

00:30:39: das war ja nichts anderes als eine Folge. Und wie hat das denn grafisch ausgesehen?

00:30:43: Aha, Spin-Web-Diagramm und Konvergenz, das hängt vielleicht so ein bisschen zusammen.

00:30:48: Und man kann das vielleicht dann sich besser vorstellen, besser einordnen.

00:30:52: Was ein iteriertes Anwenden einer Funktion und nichts anderes sind ja Folgen,

00:30:59: da wird einfach meistens immer dasselbe gemacht von einem Schritt zum nächsten.

00:31:04: Nicht alle Folgen sind so, aber sehr viele Folgen.

00:31:07: Oder später in Klasse 11, in Differenzialrechnung, da ist dann schon das Newton-Verfahren da,

00:31:12: da hat man Differenzialrechnung schon, man hat Ableitungen,

00:31:15: aber man kann trotzdem wieder eine Funktion bestimmen, eine Folge.

00:31:19: Das ist das Xn+1, wie geht das aus dem Xn hervor, diese n+1 Nährung.

00:31:24: Und wieder kann man, wenn man mag ein Spin-Web-Diagramm zeichnen.

00:31:28: Oder Last but not least, bei uns ist es in Klasse Stufe 12,

00:31:32: die linearen Differenziengleichungen, nicht Differenzialgleichungen, nicht?

00:31:38: Irgend ein Xn+1 ist eine lineare Funktion vom Xn, was weiß ich, 0,7 x Xn+2, so was.

00:31:46: Das mache ich jetzt dauernd.

00:31:48: Dann ist man wieder eigentlich bei den dynamischen Systemen und wieder bei den Spin-Web-Diagrammen

00:31:54: und wieder beim Konvergenzbegriff, aber in einem anderen Kontext,

00:31:59: nicht jetzt zum Nährungsweisenlösen von Gleichungen, wie es vielleicht in Klasse 9 und 10 war,

00:32:05: zum Nährungsweisenlösen von Gleichungen, da bin ich jetzt gar nicht genauer darauf eingegangen,

00:32:09: wie man es verwenden kann.

00:32:11: Aber in Klasse 12 wäre das dann einfach die dynamischen Systeme und die linearen Differenzengleichungen.

00:32:17: Die haben ja eine Lösung, diese Linearen Differenzialgleichungen.

00:32:20: Und die werden toll visualisiert mithilfe dieser Spin-Web-Diagramme.

00:32:23: Und ich sehe darin einfach eine Möglichkeit, wie sich durch den Oberstufenunterricht

00:32:27: oder auch Mittelstufen, Klasse 9 ist ja auch Mittelstufe,

00:32:30: Österreich beginnt die Oberstufe Klasse 9, deswegen habe ich das jetzt so gesagt,

00:32:34: durch das Curriculum ziehen könnte und wo Anvergangsbezogen andere neue Dinge

00:32:41: in den Vordergrund gerückt werden können.

00:32:44: Und deswegen sehen wir in diesem Thema dadurch, dass es jetzt so moderne Applets gibt,

00:32:49: die wirklich fantastisches Leistern, einfach einen Mehrwert didaktischen,

00:32:54: denn es früher so nicht gegeben hat, weil einfach die Technik noch nicht so weit war.

00:32:57: Da war das graue Theorie.

00:32:59: Aber dann sich per Hand irgendwie drei weitere Funktionswerte auszurechnen.

00:33:03: Wer will das machen? Will ich nicht.

00:33:05: Keiner von uns oder Schüler/Schülerinnen machen nicht das Spannende.

00:33:08: Toll, jetzt habe ich drei, jetzt will ich noch drei Werte ausrechnen.

00:33:11: Man will das sehen und nachvollziehen und verstehen.

00:33:16: Und das liefert jetzt sozusagen, liefern jetzt diese neuen Applets.

00:33:19: Okay, Marvin, hast du dazu zu diesem Spinnwettdiagramm noch eine Anwendung,

00:33:26: die du auch im Unterricht ...

00:33:28: Nee, also ich hätte wenn ein Plädoyer nochmal das einzusetzen,

00:33:31: weil ich finde immer, es ist aber so, ja, jetzt soll irgendwie noch was in den Unterricht.

00:33:34: Und bei uns in NRW steht es zum Beispiel auch einfach im Lehrplan.

00:33:37: Also steht auch einfach drin, man hat die Lösungsverfahren

00:33:39: für quadratische und für exponentielle Funktionen.

00:33:41: Im Geneulärmplan steht auch drin "algorithmische Nährungsverfahren".

00:33:44: Die werden dann in konkreten Zielen nicht mehr umgesetzt.

00:33:46: Und ich glaube, die meisten Schulen setzen sie dann auch nicht mehr um.

00:33:49: Aber es steht halt praktisch einfach drin.

00:33:51: Und insofern gibt es da natürlich Möglichkeiten,

00:33:53: das zum Beispiel mit dem Spinnwettdiagramm

00:33:55: oder auch einfacher schon mit irgendwie so Bisektionsverfahren,

00:33:57: wie man Nullstellen annähert, dort schon einzuführen.

00:34:00: Weil ich weiß noch, bei mir war es so, wenn ich kubische Funktionen hatte,

00:34:02: war die erste Aussage immer, ja, die erste Nullstelle müsst ihr raten.

00:34:05: Die ist immer ganz zahlig zwischen -3 und 3.

00:34:07: Und dann konnte ich ja nach irgendwie was

00:34:09: Polinomdivision durchführen.

00:34:11: Ja, das ist halt nicht ganz die mathematische Realität,

00:34:14: würde ich jetzt mal so behaupten.

00:34:16: Aber manchmal die Unterrichtliche.

00:34:18: Und da ist halt die Frage, wenn man da noch mal ein bisschen mehr daran kommt.

00:34:21: Zumal es halt auch drin steht im Lehrplan.

00:34:23: Theoretisch.

00:34:25: Gut, vielen Dank für dieses doch etwas länger gewordenen Gespräch.

00:34:31: Ich hoffe, die Hörer*innen fanden es genauso spannend wie ich.

00:34:34: Ich würde jetzt noch mal einfach sagen,

00:34:36: dass ich so für mich auch noch mal ein paar Sachen draus mitnehme.

00:34:40: Zum einen macht es Sinn, Schüler*innen zu motivieren,

00:34:45: so in einem Art Effizienzwettlauf.

00:34:49: Also die Frage eigentlich, wer braucht die wenigsten Rechenoperation

00:34:53: und das vielleicht auch so ein bisschen in einer kompetitiven Situation einzusetzen.

00:34:57: Dann zweitens würde ich sagen, macht es auf jeden Fall Sinn,

00:35:01: numerische Fragen zu stellen.

00:35:04: Also das heißt, realitätsbezogen, anwendungsorientierte Mathematikunterricht

00:35:09: zu gestalten mit numerischen Fragen.

00:35:12: Und man sollte natürlich auf jeden Fall Kontexte ernst nehmen,

00:35:17: also korrekte Rundungen auch auf die Kontexte beziehen

00:35:23: und so ein bisschen das Gefühl dafür vermitteln,

00:35:25: was eigentlich gute Nährungswerte sind oder was gute Nährungsverfahren sind.

00:35:29: Und letztendlich haben wir auch darüber gesprochen,

00:35:33: wie sich Rundungsfehler, Messfehler auch in weiteren Berechnungen fortpflanzen können

00:35:38: und das sollte man durchaus auch im Unterricht vielleicht thematisieren.

00:35:41: Ja, bevor wir jetzt diesen Podcast abschließen,

00:35:44: gibt es noch einen letzten Gedanken von euch beiden

00:35:48: oder eine Anregung, die ihr unseren Zuhörer*innen mitgeben möchtet.

00:35:53: Also meine Anregung wäre halt tatsächlich sich,

00:35:56: wir haben es ja auch in der Publikation entsprechend nochmal auf den Punkt gebracht,

00:35:59: dass man diese zentralen Fragestellungen der Numerik sich nochmal selber

00:36:03: als Lehrkraft vielleicht anguckt und ich glaube, wenn man die sieht,

00:36:06: findet man selber genug Aspekte in seinem jetzigen Unterricht schon,

00:36:09: wo man es einfach den Schülerinnen und Schülerinnen entsprechende Aspekte

00:36:12: einfach schon transparenter machen kann

00:36:14: und damit im Endeffekt auch nochmal das Mathematikbild gut abrunden kann.

00:36:19: Kann ich nur unterstützen, vielleicht noch eine letzte Anregung,

00:36:22: die mir gerade eingefallen ist?

00:36:24: Ja, gerne.

00:36:25: Nämlich in vielen Schulbüchern sind ja Angaben vorhanden.

00:36:32: Es sind nicht allen Schulbüchern vorhanden, aber ich rede jetzt von was anderem.

00:36:36: Nämlich manche Angaben sind zum Beispiel so,

00:36:38: dass da steht die Zahl, weiß ich nicht, 83.

00:36:41: Ist es irgendein Wert, nicht?

00:36:43: Und da steht dann vielleicht davon manchmal 83,0.

00:36:46: Und vielleicht steht sogar manches Mal in einem anderen Kontext 83,0.

00:36:51: Wird aber vielleicht dann völlig übersehen, das ist halt jetzt 0,0.

00:36:56: Oder das heißt jetzt 0,0, nicht?

00:36:58: An so einer Stelle könnte man ja schon einhaken,

00:37:01: warum schreiben die jetzt da 0,0 hin?

00:37:03: Warum schreiben die da nicht 83 hin, nicht?

00:37:06: Die Message ist ganz einfach, naja, das ist auf die hundertstelste Stelle geroondet 0,0.

00:37:11: Und das andere ist vielleicht auf die einer Stelle geroondet 83.

00:37:15: Das heißt 83,0,0 ist zwar jetzt, wenn man so will, allgebreich die selbe Zahl wie 83 selbst und 83,0.

00:37:24: Aber numerisch gesehen ist das ja eine andere Genauigkeit, die behauptet wird bei so einem Angabewert.

00:37:30: 7,2 Zentimeter oder 7,20 Zentimeter, das ist zwar für die Rechnung dasselbe,

00:37:37: aber für die Genauigkeit dieses Wertes spielt das ja eine Rolle.

00:37:41: Und das ist wieder so ein ganz elementarer Punkt, wo man numerisch ein bisschen einhaken könnte.

00:37:47: Schon die Angaben verraten manchmal so ein bisschen was, wie genau sie gewonnen wurden, nicht?

00:37:54: Und daher wieder dann noch die Aufforderung, na dann schau du bitte auch, wie das beim Ergebnis aussieht.

00:37:59: Das mit der Angabe hat der Schulbuch schon gemacht, weil es 83,0 geschrieben hat statt 83.

00:38:06: Und dann kann man ein bisschen bitte über die Ergebnisse intensiver nachdenken.

00:38:10: Das ist nochmal ein sehr spannender Gedanke und bringt mich auch nochmal dazu darüber nachzudenken,

00:38:15: auch nochmal über Ergebnisse wirklich genauer nachzudenken und auch nochmal genauer draufzuschauen.

00:38:20: Also vielen Dank euch beiden für diesen spannenden Austausch

00:38:25: und eure Gedanken zum Thema Zukunftsthema numerik.

00:38:31: Vielen Dank, liebe Hörerinnen, macht's gut, ciao, ciao.

00:38:38: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich+ aus dem Friedrichverlag.

00:38:44: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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