Wie Lebensräume mit Bildungschancen korrelieren
Shownotes
Kinder und Jugendlichen wachsen in sehr unterschiedlichen Lebensräumen auf, die Einfluss auf ihre Bildungserfahrungen und soziale Entwicklung haben. Der Podcast erläutert, welche Rolle in diesem Zusammenhang Themen wie Mobilität, Wohnen und Digitalität spielen.
Praxistipps:
- Räume, in denen Kinder sich aufhalten und bewegen, lassen sich auf drei Ebenen betrachten: der Raum, in dem das Kind lebt, der Raum, den es erlebt, und der Raum, den es lebt und gestaltet. Dieser Blick beeinflusst das Verständnis davon, wie sich Kinder und Jugendliche zu ihrer räumlichen Umwelt in Beziehung setzen.
- Wie Kinder wohnen, ist heterogen und komplex und entspricht nicht mehr herkömmlichen bürgerlichen Vorstellungen. Diese unterschiedlichen Lebenswelten sind bedeutsam für die Lern-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse von Kindern und Jugendlichen.
- Auch bei der Mobilität als Ausdruck von Selbstständigkeit zeigen sich Ungleichheiten und Herausforderungen, die unterschiedliche Lerngelegenheiten eröffnen.
- Zu den Räumen, die Schule eröffnet, setzen sich Kinder und Jugendliche ebenfalls in Beziehung. Diese sind in Stadt und Land sehr verschieden und damit auch die jeweils in ihnen erfahrene Bildung.
Mehr dazu erfährst du in der Zeitschrift Schüler:innen 2024 der Ausgabe „Lebensräume“, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Cathleen Grunert (Mitherausgeberin der Zeitschrift Schüler:innen).
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen zum Podcast einfach
00:00:17: unterrichten. Heute mit einer Folge zum Thema Lernräume. Es geht um die Ausgabe Schüler*innen
00:00:24: 2024. Und mein Name ist Kathi Aal. Ich wünsche viel Vergnügen. Los geht's. Bei mir ist Frau
00:00:30: Professor Katlin Grunert, Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt
00:00:36: Soziokulturelle Bedingungen von Erziehung und Bildung an der Universität Halle. Frau Grunert,
00:00:44: herzlich willkommen. Ja, hallo. Was hat sie dazu gebracht, sich mit den Bedingungen von Erziehung
00:00:52: und Bildung zu beschäftigen? Vielleicht, wenn wir es konkret auf das Heft-Thema beziehen, also es
00:00:59: geht ja um die Frage von Räumen. Welche Bedeutung haben eigentlich Räume und räumliche Möglichkeiten,
00:01:05: für Kinder und Jugendliche? Man kann vielleicht sagen, es ist ein Stück weit auch biografische
00:01:11: Perspektive bei mir, die das für mich für so einen spannenden Thema macht. Ich bin selbst im,
00:01:18: ich würde mal sagen, stark ländlichen Raum aufgewachsen und habe dann selber, also gerade,
00:01:25: wenn es in Richtung Jugendphase geliebten, bemerkt, dass das für mich eher so durchaus ein
00:01:31: begrenzender Raum war. Ja, Frage, welche Interessen entwickelt man da und welche Möglichkeiten hat
00:01:36: man dann auch sich sozusagen seinen Interessen entsprechend zu betätigen. Und aus meiner Perspektive
00:01:44: war das damals ja eben gesagt ein sehr begrenzender Erfahrung und das heißt aber genau die Frage,
00:01:51: die mich dann umgetrieben hat, wie nehmen Kinder und Jugendliche eigentlich die Räume
00:01:56: wahr, in denen sie leben. Was heißt das? Fragen auch bezogen auf Fragen von Möglichkeit und
00:02:02: Begrenzungen für Erzählende Bedeutnisse. Und das könnte ja eine interessante Frage auch sein für
00:02:08: unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, sich mal zu überlegen, die bin ich eigentlich aufgewachsen. Wie
00:02:14: waren meine kulturellen Bedingungen beim Aufwachsen? Denn das prägt ja vielleicht, wie wir heute Räume
00:02:21: von Jugendlichen und von Kindern wahrnehmen. Manche Schulen sind ja ziemlich heruntergekommen. Es gab
00:02:28: mal einen Werbespot von einer politischen Partei, eine junge Familie will die Schule betreten und
00:02:35: dabei fällt ihnen der Griff vorm Schultor von der Schultür Indien. Das heißt, Schulgebäude
00:02:43: sind marode. Was hat das für Auswirkungen auf Lernen und Aufwachsen, wenn Schulen so aussehen?
00:02:49: Das ist ja also eine Frage nach der Bedeutung von Schularchitektur. Sowohl das sind Schulen
00:02:56: eigentlich für Räume. Das ist so ein Punkt, für den sich einige Kolleginnen beschäftigen. Wie
00:03:02: wirken auch Schulgebäude auf Kinder und Jugendliche, sowohl was von Disziplinierung und Ordnungsgefüge
00:03:11: betrifft? Als auch in der Frage, wie werbgeschätzt fühlen sich eigentlich Kinder und Jugendliche
00:03:16: in der Wahrnehmung von Schulen, gerade wenn sie dann in einem maroden Zustand sind. Und da sehen
00:03:22: wir so große Differenzen ja auch zwischen auch unterschiedlichen Schulformen. Sehr gut gestaltete
00:03:30: Gymnasien, die stark in Schuss sind sozusagen. Wir haben aber gerade in den eher marginalisierten
00:03:38: Stadtteilen oft Schulen, wo wir sehr stark feststellen, dass hier das rundegekommene Räume
00:03:45: mit Toiletten funktionieren, nicht zum Teil, weil die Fenster aus den Rahmen oder bis dahin
00:03:50: geht das. Und genau da muss man sich nicht gefragt stellen, was macht das eigentlich mit den
00:03:56: Kindern und Jugendlichen auch in der Frage von, wie fühlen sie sich eigentlich gesellschaftlich
00:04:01: hergeschützt? Weil das sind diejenigen, die tag für tag in diesen Räumen agieren müssen. Und genau
00:04:08: da ist der Blick der Kinder und Jugendlichen interessant. Und so ist eigentlich von der
00:04:13: Forschung her noch viel zu wenig im Blick. Also wie sehen Kinder eigentlich, wie nehmen Kinder
00:04:17: eigentlich ihre Schulräume wahr? Okay, das ist ja so nicht banal, wie Schulen aussehen. Ich war
00:04:25: selber Schulleiterin und hatte ein Kinderparlament bei mir an der Schule gemacht. Ein häufiges Thema,
00:04:31: die Toilette, wie die das sehen. Und ich habe den Eindruck, das ist ein vielen Schulen Thema. Warum ist
00:04:37: das ein wichtiges Thema? Also zum einen ist natürlich die Frage, da geht es natürlich nicht nur um
00:04:42: Hygiene, sondern das ist ein wichtiger Punkt, glaube ich, also wo sich auch Schulen nochmal Gedanken
00:04:49: machen müssen, welche hygienischen Bedingungen schaffen sie eigentlich für Kinder und Jugendliche.
00:04:54: Aber das ist gar nicht aus der Perspektive in der Frage, wie nehmen Kinder und Jugendliche das
00:04:58: eigentlich wahr? Sind Toiletten oft Räume, die auch Rückzugsräume sind für Kinder und Jugendliche,
00:05:05: eigentlich diesen doch hoch kontrollierten Schulalltag? Oft ist es ja an Schulen so,
00:05:11: dass es da eigentlich wenig Räume gibt, wo Kinder und Jugendliche auch mal unkontrolliert sein können,
00:05:16: sich zurückziehen können. Aber gleichzeitig mischt sich da so ein Stückchen, ja also wo benutzen
00:05:22: Kinder und Jugendliche Toiletten. Das ist eben nicht nur die von Erwachsenen vorgesehene Funktionsbestimmungen,
00:05:27: sondern sie deuten sie um. Sie machen daraus eigentlich etwas anderes zum Teil,
00:05:31: eigene Räume, die dann eine andere Bedeutung haben als die Vorabbestimmungen durch die Erwachsenen.
00:05:37: Aha, das ist interessant. Jetzt gibt es ja nicht nur Schulen, die von außen betrachtet Marode sind
00:05:45: und kaputt und heruntergekommen, sondern es gibt ja auch das umgekehrte Phänomen, das Phänomen von
00:05:51: Vandalismus durchgehen oder Jugendliche an der Schule. Wie wird das deuten, wenn so was vorkommt?
00:05:58: Wir sprechen oft von Vandalismus, wenn dann irgendwie Graffitis an die Wände gemalt werden
00:06:04: oder eben die Toilettentüren bemalen oder ja irgendwelche Tax, Graffitis-Tax angebracht werden.
00:06:11: Und aus Perspektive der Jugendlichen, also wenn man ganz unterschiedlich guckt auf Räume,
00:06:17: ja, aus Perspektive der Erwachsenen ist es möglicherweise Vandalismus, aus Perspektive der Jugendlichen,
00:06:23: ist es auch ein Ausdruck von Teilhabeansprüchen an, Gestaltung von Rauben.
00:06:28: Ja, und wenn man es aus der Perspektive sieht, dann ist die Frage, ob man das tatsächlich noch
00:06:33: in einer negativen Kombination als Vandalismus betrachten kann oder eben genau aus der Perspektive
00:06:40: dass Jugendliche eben auch Ansprüche haben auf Teilhabe und auf Gestaltung.
00:06:46: Wenn eine Schule so ein unliebsames Graffiti vorfindet, könnte man auch überlegen,
00:06:53: gemeinsam mit den Jugendlichen können wir ein Teil einer Fläche zur Gestaltung freigeben
00:06:58: oder wo ist Mitbestimmung möglich bei der Gestaltung? Wäre das ein Ansatz?
00:07:04: Wäre sicherlich eine Möglichkeit und wäre sicherlich eine Frage, welche Mitgestaltungsmöglichkeiten
00:07:12: geben wir ja eigentlich unserem Schuh in den, was ist eigentlich in unserer Schule möglich
00:07:16: an Präzipationen, auch in der Frage der Raumgestaltung. Gleichzeitig ist es aber tatsächlich ja auch etwas,
00:07:25: wenn wir das dann wieder in das pädagogisch kontrollierte Verlagern verliert,
00:07:30: das ist natürlich so ein Stück weit auch wieder dieses stupendkulturelle Eigensinnige, ja,
00:07:34: also das ist dann immer, glaube ich, so ein Balanceakt zu fragen, also hegen wir dann die Jugendlichen ein
00:07:39: in ihren Gestaltungsinteressen oder lassen wir sie, also ja, inwieweit lässt man drei Räume.
00:07:45: Wenn Sie eine Schule betreten, woran erkennen Sie, dass eine Schule solche Freiräume gibt
00:07:52: zur Partizipation, zur Mitgestaltung? Ich glaube, da kennt man, also hat man so ein bisschen ein Bild,
00:07:59: ja, was wir so Mitgestaltungs, also wie Schulen sich Mitgestaltung vorstellen,
00:08:03: dass sie hängen dann auf die Karte, die dann Schüler in Gestaltung haben, vielleicht in Kunst oder so,
00:08:10: ja, oder machen, haben unterschiedliche Ausgestaltungen eher innerhalb der Klassenräume,
00:08:16: aber weniger diese Schuhgebäude selber. Also vielleicht weiß ich nicht, woran erkennt man,
00:08:22: dass ich würde sagen, wenn den Jugendlichen auch eigene Räume zur Verfügung gestellt werden,
00:08:28: das finde ich so einen wichtigen Punkt eben, weil wir ja vorhin bei diesem Toilettenthema waren
00:08:33: die Frage auch unkontrolliert Räume zur Verfügung zu stellen, ja, also gab man so eine Studie,
00:08:40: als dass wir in den Ganztagsschulen anfingen, was sie sich da eigentlich wünschen und da war
00:08:45: ein großer Wund eben auch mal nach dem Rückzugsraum, wo man nicht immer in diesen pädagogischen Settings
00:08:50: fängt. Und wenn wir die Schule verlassen und außer schulisch schauen, wie könnte denn da
00:08:57: Partizipation und selbstbestimmte Räume, wie könnte das aussehen? Auf eine Weise,
00:09:03: die sozialverträglich ist? Also zum einen würde ich ja sagen, Jugendliche nehmen sich auf ihre
00:09:11: Räume und rücken geradeaus, wir sind ja auch Teil von Gesellschaft, also gerade wenn sie in den
00:09:19: öffentlichen Raum gucken, da gibt es ganz viele Treffpunkte von Jugendlichen, die sitzen dann
00:09:24: auf irgendwelchen Plätzen, ja auch Treppen und sonst in ganz unterschiedlichen Bereichen,
00:09:31: im öffentlichen Raum, aber gleichzeitig ist der öffentliche Raum auch am Start im Kämpferraum,
00:09:35: ja, weil es eben irgendein ganz unterschiedliche Bedürfnisse gibt, den auch zu nutzen, aber
00:09:40: Jugendliche zeigen schon, dass sie Partizipationsansprüche haben, also gerade indem wir sich da eben
00:09:47: auch bewegen und sich zum Teil ja auch auf, ich sage mal in Anführung, sich zum Kämpfe einlassen,
00:09:52: um diesen Raum, den dann auch besetzen. Zum anderen ist es, glaube ich, ähnlich wie das
00:09:59: Schulthema, das gerade Kommunen auch höchentlich ein etwas zumgetragen seiten, ihre eigenen Räume
00:10:06: auch zu gestalten, in einem Hebdes und so einem Beispiel.
00:10:10: von Jugendlichen, die hier in Halle so ein Projekt gestartet haben, um in ein eigenes Haus ausbauen
00:10:16: und um für Veranstaltungen, für Jugendliche selber. Und die sehr großen Wert darauf legen,
00:10:21: dass es auch nur von Jugendlichen gemacht wird, dass also das tatsächlich dann die Erwachsenen
00:10:28: gar nicht auch mit rein regieren sollen, sag ich mal. Also es hat ganz viel mit Vertrauen,
00:10:34: glaube ich, zu tun und wirklich noch was zu tun zu trauen. Und gleichzeitig sehen wir ganz
00:10:39: stark, dass Jugendliche da auch Wunsch haben, eben, ihre eigenen Räume gestalten zu können.
00:10:46: Okay, dann spielen diese Räume beziehungsweise die kulturelle Bedingung von Bildung in Schule
00:10:55: unterschiedlich eine Rolle. Zum einen gibt es diesen Ausbruch der Raum als dritte Pädagore,
00:11:00: zum anderen habe ich den Eindruck, dass die Bedeutung von unterschiedlichen Räumen und von diesem
00:11:07: Erleben nicht so im Berust sein ist. Deswegen lassen Sie uns ein bisschen Ping-Pong spielen. Wir
00:11:12: haben fünf Thesen zur Ausgabe Präume. Ich würde Ihnen die These nennen und Sie sagen bitte in
00:11:21: einem scharf porrentierten Satz, was verstehen wir darunter? Es geht's. Räume, in denen Kinder sich
00:11:27: aufhalten und bewegen, lassen sich auch drei Ebenen betrachten. Der Raum, in dem das Kind lebt,
00:11:35: der Raum, den es erlebt und der Raum, den es lebt und gestaltet. Genau, ich habe ganz eine drei
00:11:44: Dimension. Einmal der Raum, der geschaffen ist von den Erwachsenen für Kinder, in dem leben Kinder,
00:11:53: aber Kinder erleben Räume anders als, was Erwachsene sagen, im Funktional sich so vorstellen. Und
00:12:01: gleichzeitig sind Kinder eben auch diejenigen, die mit dem Raum leben und in den Raum die Sachen
00:12:08: umschaffen. Sie haben es in Ihrem Intro angesprochen. Die Kinderwohnen ist heterogen und komplex
00:12:14: und entspricht nicht mehr unbedingt den bürgerlichen Vorstellungen. Was bedeutet das für Kinder und
00:12:20: Jugendliche? Ja, Wohnen, genau ein, also ein wichtiges Thema, über das man sich auf gar nicht so
00:12:26: Gedanken macht, gerade vor dem Hintergrund, dass wir sehen, dass Wohnen von Kindern und Jugendlichen
00:12:33: hochdifferent ist und gerade auch mit Blick auf soziale Ungleichheiten eigentlich viel stärker
00:12:38: im Blick kommen müsste. Man hat ja oft dieses Bild, von einem bürgerliches Bild, glaube ich,
00:12:44: von den Kinder und Jugendlichen Wohnen. Da hat man wahrscheinlich viele, die Idee, da gibt es ein
00:12:50: eigenes Zimmer, da gibt es ein eigenes Schreibtisch, da gibt es vielleicht noch ein Computertechnik,
00:12:54: aber wenn wir uns tatsächlich die Lebensrealitäten von den Kindern und Jugendlichen angucken,
00:12:59: ist das hochkomplex. Also gerade in der Frage von Wohnen und Armutsbedingungen. Da ist auch nix
00:13:08: mit einem eigenen Zimmer, da ist auch nix mit einem eigenes Schreibtisch oder auch Technik. Oder
00:13:13: Wohnen unter Fluchtbedingungen, also die Frage ja, was macht eigentlich das und sagen, was machen
00:13:20: Flucht- und Migrationsbewegungen mit der Frage, wie Wohnen für Kinder und Jugendliche überhaupt
00:13:25: möglich ist, wenn sie sich richtlingsunterfünfte vorstellen, ob da richt unser Bild zusammen vom
00:13:32: eigenen Zimmer und ungestörter Ungestörter Aufenthalt. Und diese Brechung muss wahrscheinlich auch in
00:13:40: Darstellungen, in Benennungen vorkommen, also dass man nicht nur dieses bürgerliche Bild vermittelt.
00:13:46: Wir kommen zum Gegenteil. Jugendliche sind mobil, regional, national, und vielleicht auch digital.
00:13:53: Was bedeutet das für einen Aufwachsen für das Selbstständigwerden?
00:13:57: Genau, Mobilität, glaube ich, ein großes Thema für Jugendliche. Also die Ärzte, man wird umso
00:14:03: mehr, umso stärker versucht man aus seiner Umgebung und auch die weitere Umgebung zu erkunden. Das
00:14:11: ist so der alte Einepunkt. Wir gehen weiter in die Welt, würde ich jetzt sagen, aber auch da muss
00:14:19: man gucken, wer hat welche Möglichkeiten sich auch zu bewegen und mobil zu sein. Das ist zum
00:14:27: einen mit Blick, ich hatte vorhin diese ländlichen Räume erwähnt, da ist natürlich die Frage der
00:14:34: Mobilität, die stellt sich Jugendlichen ungemein. Zum einen schon die Schulwege sind relativ lang,
00:14:43: Schulwege sind auch abhängig von öffentlichen Nahverkehr oder von Schulbusen. Also man ist
00:14:49: angewiesen, man ist abhängig von öffentlichen Nahverkehr oder auch von den Eltern oder ja
00:14:58: anderen und ist da auch stets unter Kontrolle. Also Mobilität ist immer auch etwas, zumindest in
00:15:06: ländlichen Räumen, bis man nicht selbstständig mobil ist, etwas, was auch mit Abhängigkeiten
00:15:11: verbunden ist. Gleichzeitig aber auch etwas, was mit sozialen Ungleichheiten verbunden ist,
00:15:16: weil natürlich auch Mobilität benötigt Ressourcen, benötigt Zeit-Ressourcen,
00:15:20: benötigt finanzielle Ressourcen. Und das ist, glaube ich, auch mal ein wichtiger Punkt,
00:15:25: die sozialen Ungleichheiten in der Frage, in welchen Räumen sind Jugendliche eigentlich
00:15:31: platziert. Ein Punkt, über dem wir es schon ein bisschen gesprochen haben, ist, dass es zur
00:15:35: Sozialisation von Jugendlichen gehört, öffentliche Plätze einzunehmen, vielleicht für den eigenen
00:15:41: Bedarf umzuwitmen und sie sich anzueignen. Das wird ja unterschiedlich bewertet. Sie haben das
00:15:48: aber ganz positiv gerahmt und haben gesagt, da werden Räume eingenommen und mit der Bedeutung,
00:15:53: wir gehören auch zur Gesellschaft. Ich habe es positiv gerahmt, weil ich diesen Blick wichtig
00:15:59: finde. Also nicht um zu sagen, das ist alles toll, was wir da vielleicht machen, aber genau diesen
00:16:04: Blick einzunehmen. Also wofür ist das eigentlich ein Ausdruck, dass sie sich da auch nicht so schnell
00:16:11: vertreiben lassen vielleicht von Menschen offen und da gerade zum Ausdruck kriegen, ja wir sind
00:16:17: Teil der Glaubnären, auch wir haben im Recht hier zu partizipieren. Ich glaube eher der Appell,
00:16:23: dafür auch zu sensibilisieren, was bedeutet das eigentlich. Das ist wirklich ein öffentlicher Raum.
00:16:28: Letzte These, auch zu den Räume der Schule, setzen sich Kinder und Jugendliche in Beziehung. Das
00:16:36: geschieht in Stadt und Land sehr unterschiedlich und dazu kommt, dass die Digitalität und die
00:16:42: Schulräume in der Digitalität das Handeln darin verändern. Da würde ich jetzt gerne mal umdrehen.
00:16:49: Wir haben jetzt gehört, es ist wichtig, dass Jugendliche sich Räume aneignen dürfen und dass
00:16:54: man das vielleicht auch durchaus positiv sehen kann. Es ist wichtig, dass Jugendliche auch Schule
00:17:00: mitgestalten. Oft wird ja gefordert, dass das digitale Handeln von Kindern und Jugendlichen
00:17:08: kontrolliert wird, dass das eben gerade nicht unkontrolliert passiert. Was sie jetzt heute
00:17:13: vertreten haben oder was sie sehr stark wahrgenommen haben ist, lasst den Kindern und Jugendlichen
00:17:19: auch einen weniger kontrollierten Raum. Lässt sich das auf den digitalen Raum übertragen?
00:17:25: Ja, das ist eine Frage, weil diese digitale oder Digitalisierungsfragen, die sind natürlich
00:17:32: noch mal, sie knipfen sich noch mal mit anderen Raumfragen und da würde ich eher sagen, dass
00:17:39: Schule, also zumindest aus meiner Sicht, da noch stärker eigentlich in der Verantwortung ist mit
00:17:45: Kindern und Jugendlichen gemeinsam den digitalen Raum als ein Raum, sozusagen auch einen neuen
00:17:51: Acht von Kultursicht zu erschließen. Okay, also das heißt, der digitale Raum braucht eine gute
00:17:57: Begleitung. Trotzdem bleibt es dabei, ich nehme immer mal meine Tochter als Beispiel. Sie sagt,
00:18:03: erst haben die Erwachsenen Facebook weggenommen und jetzt wollt ihr Instagram haben und dann
00:18:09: nehmt ihr uns auch noch TikTok weg. Also das, was zuerst Jugendräume waren, das wird jetzt immer
00:18:15: mehr von der Erwachsenengeneration veranspruch. Das finden die nicht so gut. Ja, so habe ich es auch
00:18:21: gar nicht gemeint. Also eher so gemeint, da sind ja Häume, wo es eine ganz andere Art von
00:18:30: Informationsaufgaben, von Informationsvermittlung uns begegnet und das zu reflektieren und dafür
00:18:39: sein Bibel zu werden, dass man davon etwa von Algorithmen im Prinzip einfeuert wird. Und das
00:18:47: finde ich müsste sehr stark noch in Schule mit bearbeitet werden. Also das Bewusstsein dafür,
00:18:52: was sind das eigentlich für Räume, in denen Insta-Familien und gleichzeitig würde ich sagen,
00:18:56: die Jugendlichen da auch nicht unterschätzen, die erobern sich dann schon auch ihre neuen Räume.
00:19:04: Es geht dann halt eben woanders hin. Das erinnert mich an eine Bibliothek in Helsinki. Da gibt es die
00:19:12: berühmte Bibliothek "Das Odi", also ein Zentrum eigentlich mitten in der Stadt. Da kann man nicht
00:19:20: nur lesen, da kann man auch Musik machen, da kann man Stricken alles mögliche. Und da gibt es eine
00:19:26: Etage, die ist nur für Jugendliche und an den Treppenstufen steht. Bitte respektiere den Raum
00:19:32: von Jugendlichen. Hier haben Erwachsene nichts verloren. Das Etage ist dann nur für Jugendliche.
00:19:38: Dieser Podcast ist eine Einladung an Sie, liebe Lehrkräfte. Genau zu reflektieren,
00:19:43: welchen Raum können Kinder und Jugendliche einnehmen? Welche dürfen sie sich aneignen
00:19:48: und selbst bestimmen? Und in welchen Räumen brauchen Sie Ihre Begleitung? Wir empfehlen
00:19:55: Ihnen natürlich die Ausgabe Schülerinnen, Räume. Und herzlichen Dank an meine Gesprächspartnerin
00:20:02: Kathleen Kronert. Sehr gerne. Danke. Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich
00:20:13: Plus aus dem Friedrichverlag. Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
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