Mathematik: MINT unterrichten fordert den Blick über den Tellerrand

Shownotes

Wie sieht eine MINT-Bildung aus, die über den Fächerrand blickt und das Wechselspiel zwischen zwischen Mathematik und den Naturwissenschaften, Technik und Informatik in den Unterricht integriert? Lerne interessante Projekte kennen, die deinen Mathematikunterricht bereichern. Ein Beispiel: An einer Schule in Vietnam entwerfen die Lernenden in Gruppen ein „schwimmendes Haus“, berechnen Volumen und Auftrieb, bauen einen Prototypen und verbessern ihr Modell. So kann Bildung für nachhaltige Entwicklung im Zusammenspiel mit allen Fächern gelingen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 237 „Mathe macht MINT“ von mathematik lehren, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du unseren Moderator Tim Kantereit im Gespräch mit Hans-Georg Weigand, Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Würzburg bzw. Ulm

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00:00:00: Einfach unterrichten – der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir

00:00:09: bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

00:00:13: Herzlich willkommen beim Podcast Einfach unterrichten vom Friedrich-Verlag. In jeder Folge bringen wir

00:00:19: den neuesten Stand der Faktidaktik in fünf Thesen auf den Punkt. Heute geht es darum,

00:00:24: wie man das Thema Mathe-Macht-Mint behandeln kann. Mein Name ist Tim Kanterreit und ich spreche

00:00:29: mit den Menschen hinter den Unterrichtsideen des Friedrich-Verlags. Mein heutiger Gast ist Hans

00:00:35: Georg Weigand. Hans Georg ist Herausgeber beim Friedrich-Verlag und hat gerade in der Publikation

00:00:40: Mathematik Lehren eine Ausgabe mit dem Thema Mathe-Macht-Mint veröffentlicht. Wir sprechen

00:00:45: heute darüber, was beim Unterrichten dieses Themas wichtig ist. Wie immer arbeiten wir dabei

00:00:51: die fünf wichtigsten Themen heraus, die für den Unterricht wichtig sind. Diese findet ihr

00:00:56: Hörerinnen natürlich auch in den Shownotes. Hans Georg, herzlich willkommen. Erzähl uns doch mal,

00:01:02: was du genau machst. Ich war jahrelang Professor für die Daktik der Mathematik an verschiedenen

00:01:11: Universitäten Deutschlands, auch im Ausland. Bin jetzt im offiziellen Ruhestand, bin aber nach

00:01:18: wie vor noch an der Universität TD. Im Augenblick hier gerade an der Universität Augsburg, weil da

00:01:25: mein Wohnzitz ist, vorher war ich 20 Jahre lang, in Würzburg TD, die ganze Universität

00:01:30: Würzburg im Bereich der Dydaktik der Mathematik. Genau, wie ich gerade schon erwähnt habe,

00:01:34: hast du ja eine ganze Publikation zum Thema Mathematik veröffentlicht. Warum, ich kann es

00:01:41: mir jetzt schon fast denken bei der Geschichte, die du mir gerade erzählt hast, warum ist dieses

00:01:46: Thema so wichtig für deinen Unterricht oder für den Unterricht allgemein? Ich beschäftige mich mit

00:01:51: die Daktik der Mathematik, mit dem Mathematikunterricht, mit Lehren und Lernen im Mathematikunterricht.

00:01:59: Und da ist es auch wichtig, dass andere Fächer integriert werden, dass die Beziehung der Mathematik

00:02:06: zu anderen Fächern aufgezeigt wird, insbesondere den Fächern Physik, zur Chemie, zur Informatik,

00:02:13: kurz um zu den Mintfächern. Wir betrachten also diese Mintfächer aus Sicht der Mathematik,

00:02:21: das ist das erste Buchstabe von dieser Kürzel Mint. Und ich denke, heute steht es außer

00:02:31: Frage, dass alle unsere Probleme, die wir in der Welt haben, von Umwelt angefahren bis zu

00:02:36: Finanzen, was auch immer nicht mit einem Fach gelöst werden können, sondern einen interdisziplinären

00:02:43: Ansatz benötigen. Und das versuchen wir in diesem Heft aufzuzeigen. Was mir noch interessieren würde,

00:02:49: ist ja, wie ist es euch oder dir bei der Erarbeitung der Inhalte ergangen? Nun, in der Redaktion werden

00:02:57: die Themen dieser einzelnen Hefte allgemein Jahre vorher diskutiert, was wird überhaupt genommen.

00:03:05: Und gerade bei diesem Heft war es äußerst schwieriger, weil Mint so vielfältig ist, wenn wir von der

00:03:12: Mathematik hergehen und die anderen Fächer betrachten, dann ist das ein endloses Gebiet hier,

00:03:17: wenn wir die Umweltproblematik nehmen, wenn wir die einzelnen Fächer für Physik, Chemie,

00:03:23: Biologie, Informatik nehmen, ist es überhaupt möglich, so etwas in einem Heft aufzuzeigen,

00:03:30: in einer Publikation aufzuzeigen. Das war die Herausforderung, dass wir exemplarisch auswählen

00:03:36: aus dieser Vielfalt von Themen. Und ich denke, uns ist das ganz gut gelungen.

00:03:40: Okay. Darüber werden wir uns ja heute auch ein bisschen unterhalten. Und wir haben für euch,

00:03:45: liebe Hörerinnen, fünf Thesen vorbereitet, die ich jetzt einmal kurz skizzieren möchte. Die erste

00:03:51: These. Ihr erfahrt wie Mathematik mit den anderen Mintfächern zusammenspielt. Zweitens. Ihr lernt

00:03:59: neue Beispiele für fächerübergreifenden Unterricht kennen. Drittens. Ihr könnt eure Schülerin und

00:04:06: Schüler auf das Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert vorbereiten. Viertens. Ihr erfahrt, wie

00:04:12: man Smartphone-Messungen als authentisches Material in den Unterricht integrieren kann. Und

00:04:18: vünftens. Ihr erfahrt, wie man mit BNE-Themen spannende Konzepte bieten kann, in denen Mathe

00:04:23: geübt und angewandt werden kann. Okay, Hans Georg. Gleich zur ersten These würde ich dir eine kurze

00:04:32: Frage stellen wollen. Und zwar, kannst du uns Beispiele aufzeigen, wie Mathematik mit anderen

00:04:39: Mintfächern in Wechselwirkung das Lernen vertiefen kann? Ja, wenn wir über Mintfächer sprechen,

00:04:48: dann sind es die Fächer Informatik. Und Informatik kommt aus der Mathematik. Hier ist die Beziehung

00:04:56: sehr eng. Man muss sich nur vorstellen, ich lasse einen Roboter fahren, der muss gesteuert werden,

00:05:01: der muss programmiert werden, der werden Algorithmen entwickeln. Das sind mathematische

00:05:07: Methoden wichtig. In der Physik, in gleicher Weise, in der Physik war Mathematik immer wichtig,

00:05:14: beginnen von Berechnungen über die Relativitätstheorie bis zur Quantentheorie. Überall wird berechnet. Auch

00:05:23: hier steht die Mathematik außer Frage. Wenn wir die Biologie betrachten, wenn wir Vermehrung von

00:05:30: Bakterienwachstum, dann muss das quantifiziert werden. Wie stark wächst etwas, wie lange wächst

00:05:37: es und wird Mathematik benötigt. In der Chemie ist es so, dass Strukturen, Molekülstrukturen

00:05:46: betrachtet werden können, die die Form von geometrischen Körpern haben, von Höchst-Unterschiedi,

00:05:52: von Tetraedern, von Würfel, von Icosaeda bis zu diesem schönen Fußballmolekül hier. Geometrische

00:06:01: Strukturen, die man mit mathematischen Methoden untersuchen kann. Also von jedem Fach hier

00:06:07: benötigt man Mathematik. Deswegen ist auch die Mathematik eine Grundlagenwissenschaft für die

00:06:13: anderen Technischen, für die Mintfächer. Weißt du, welche speziellen Herausforderungen oder

00:06:18: auch Möglichkeiten sich bei der Integration von Mathematik in diese Fächer ergeben?

00:06:23: Wenn von einem Fach aus interdisziplinär gedacht wird, also wenn wir von der Mathematikseite

00:06:33: aus auf andere Fächer schauen, dann bedarf es erstens eines mathematischen Wissens. Ohne das

00:06:41: geht es nicht. Es geht darum Beziehungen aufzuzeigen. Beziehungen werden in Funktionen dargestellt.

00:06:48: In der Geometrie gibt es Körper, geometrische Begriffe, Winkeliebenden, Geraden usw. Ich

00:06:55: muss mathematisches Grundlagenwissen haben, ohne das geht es nicht. Wenn ich dieses Wissen in

00:07:02: einem anderen Fach anwenden will, dann brauche ich auch in diesem anderen Fach entsprechende

00:07:08: Kenntnisse. Beispiel die Pandemie. Wenn ich Mathematik anwenden will, muss ich wissen,

00:07:15: wie läuft so eine Pandemie ab, wie viele, was bedeutet infiziert, was bedeutet,

00:07:23: wenn jemand die Infektion weitergeben kann, was bedeutet, wenn er genießen ist. Wie steht das

00:07:29: in Relation? Ich muss mich in diesem Bereich auskennen, um Mathematik anwenden zu können,

00:07:35: um diesen Sachverhalt in dem entsprechenden Gebiet modellieren zu können. Also das ist die

00:07:42: Herausforderung. Wenn man Mathematik außerhalb der Mathematik betreibt, muss man immer doppelt

00:07:48: in zweifacher Hinsicht decken, sowohl in der Mathematik als auch außerhalb der Mathematik.

00:07:53: Ich kann mir vorstellen, dass es auch eine große Herausforderung für den Unterricht ist,

00:07:59: das kombiniert zu sehen. Kannst du uns und den Hörer*innen einige innovative Beispiele für so

00:08:07: einen Fächer übergreifenden Unterricht vorstellen? Also einmal, ja, es ist eine Herausforderung für

00:08:15: die Mathematiklehrerin, den Mathematiklehrer, der andere Fächer integrieren will, dann muss

00:08:21: er sich dort auskennen. Wenn er nichts von Molekülstrukturen weiß, dann ist es schwer,

00:08:27: darüber zu sprechen, Molekülstrukturen zu unterrichten. Das Gleiche ist für Physik. Wenn

00:08:33: ich nicht weiß, wie die Linzengleichung geht, dann kann ich die Linzengleichung im Mathematik-Unterricht

00:08:39: nicht entsprechend adäquat darstellen. Also ich muss mich in verschiedenen Bereichen auskennen. Und

00:08:46: wir hatten schon ein Beispiel, das ist etwa die Pandemie, das war ja ein höchst populäres Beispiel,

00:08:53: weil noch nie die Mathematik so stark in die Öffentlichkeit gekommen ist, wie während

00:08:58: der Pandemie jeder hat über exponentielles Wachstum gesprochen. Vorher wusste viele gar nicht, was das

00:09:04: ist. Jetzt wissen Sie vielleicht immer eigentlich noch nicht, aber Sie kennen zumindest den Begriff.

00:09:09: Und solche Begriffe, die es in der Mathematik schon lange gibt, die Exponenzialfunktion hier,

00:09:16: die kann jetzt mit Inhalt angefühlt werden. Jetzt kann ich mir vorstellen, was bedeutet das?

00:09:21: Exponenzialwachsen, das konnte man bei der Anzahl der Infizierten sehen. Man konnte auch die Grenzen

00:09:28: sehen. Wann versagt ein exponentielles Modell, nämlich wann brauche ich andere funktionale

00:09:34: Zusammenhänge, um so eine Pandemie-Situation jetzt hier zu modellieren. Beispiele findet man

00:09:44: in allen Fächern. Wir hatten hier in diesem Heft das Beispiel eines sogenannten Smart-Baums. Das ist

00:09:52: ein Baum, ein ganz normaler Baum, der irgendwo steht, der von verschiedenen Zeiten betrachtet

00:09:58: wird. Wie viel Wasser nimmt der eigentlich auf? Wie kommt das Wasser von unten, da von den Wurzeln

00:10:04: nach oben? Wie ist die Temperatur des Baumes? Welche Kühlungspotenzial hat so ein Baum? Wie

00:10:13: viel CO2 nimmt der auf? Strahlt er ab? Das sind alle so Fragen, die man quantifizieren muss,

00:10:19: wo man überlegen muss. Wie sind die Zusammenhänge? Das kann mathematisch beschrieben werden. Dazu

00:10:25: braucht man physikalische Kenntnisse, da braucht man biologische Kenntnisse, da braucht man chemische

00:10:30: Kenntnisse dazu. Auch das, wer das nicht kennt, wer das nicht einmal erlebt hat, wer das nicht an

00:10:38: einem Baum praktiziert hat, was das heißt, die Bedeutung eines Baumes, etwa gerade für die

00:10:44: Stadterwärmung, die wir brauchen, der kann das natürlich nicht unterrichten. Also das ist die

00:10:48: Herausforderung, das sind größere Themen, kleinere Themen finden wir überall. Etwa wenn wir daran

00:10:55: Physikunterricht denken, wenn wir Lärmbelästigung haben, wie ist das eigentlich? Wie nimmt der

00:11:02: Lärm die Lautstärke dieses Lärm mit der Entfernung ab? Welche Gesetzmäßigkeiten gibt es hier? Wie

00:11:09: nimmt das Gehör, den Lärm auf? Das sind alle so Fragen, die man von mathematischer Zeit aus

00:11:15: betrachten kann, die aber das entsprechende Wissen in Physik, Biologie, Chemie, was auch immer

00:11:21: erfordern. Genau, ist so ein ficherübergreifender Unterricht, ist der für den Lernprozess des

00:11:30: Schülerinnen und Schüler, ist der irgendwie ein besonderer Weise bereichernd? Naja, so ein

00:11:35: welcherübergreifender Unterricht, wenn wir mal genauer sind, dann ist es ein hereinholen von anderen

00:11:47: Fächern in einfach. Jetzt wir betrachten das von der Mathematik aus. Ich hole andere Fächer in die

00:11:54: Mathematik herein, ist vielleicht ein bisschen was anderes als Fächerübergreifend, wenn man sich

00:11:58: vorstellt, alle Fächer werden so zusammen gleich unterrichtet. Also betrachten wir diese Situation

00:12:03: von Mathematikunterricht aus. Wir holen andere Gebiete, Inhalte anderer Fächer in den Mathematikunterricht

00:12:13: herein und geben damit mathematische Begriffen einen Sinn. Wir können mit mathematischen Begriffen

00:12:20: Exponenzialfunktion Sinn verbinden. Wir können uns etwas drunter vorstellen. Das heißt, durch diese

00:12:26: anderen Fächer bekommen mathematische Begriffe einen Vorstellungsraum, Darstellungen, Möglichkeiten

00:12:34: das zu Visualisieren. Das ist das eine, das ist die eine Richtung, durch das hereinholen. Aber

00:12:40: umgekehrt ist es auch so, lernt man, wie man diese Mathematik in anderen Bereichen anwenden kann.

00:12:48: Es ist also nicht nur ein Abstraktum einer reine Mathematik, es geht nicht nur um Therme und

00:12:54: Funktion und Gleichungen, sondern ich verwende diese Gleichungen, ich verwende diese Funktionen,

00:13:00: um sie in anderen Bereichen anzuwenden. Also von daher ist es so eine Wechselbeziehung für

00:13:06: die Mathematik, eine Bereicherung aber auch zu zeigen, wie die Mathematik in anderen Fächern

00:13:13: angewandt werden kann. Ja, du hast vorhin das Wort Sinngebung oder so verwendet. Sinngebung ist

00:13:21: meines Erachtens nach etwas, was für das Lernen im 21. Jahrhundert auch extrem wichtig ist.

00:13:27: Die, oder ich frage mal anders, welche Kompetenzen sollten Schülerinnen und Schüler deiner Meinung

00:13:35: nach im 21. Jahrhundert erwerben können?

00:13:38: Und wie kann vor allen Dingen der Mathematikunterricht jetzt als Fächerübergreifendenunterricht gedacht auch dazu beitragen?

00:13:44: Ziele im Mathematikunterricht zu verfolgen war schon immer wichtig.

00:13:49: Jeder Lernprozess benötigt ein Ziel, wozu mache ich das eigentlich.

00:13:55: Und für den Mathematikunterricht gibt es alle ganze Reihe von wichtigen Zielen.

00:14:01: Heute nennen wir sie Kompetenzen.

00:14:05: Aber nichts anderes als Ziele, die ich mir setze.

00:14:07: Ich möchte lernen, begründen, argumentieren, beweisen. Ein Ziel.

00:14:13: Ich möchte Mathematik in verschiedenen Darstellungsformen wiedererkennen.

00:14:19: Also Darstellen in Grafen, in Tabellen ist ein anderes Ziel.

00:14:24: Ich möchte ihn mit der Mathematik lernen, zu kommunizieren, über fachliche Inhalte zu sprechen, die Sprache auszubilden.

00:14:35: Wie man dann auch braucht, etwa in so einem Podcast, wo wir dann sonst haben, dass Mathematik als ein Trainingsfeld für andere Bereiche.

00:14:46: Da gibt es eine ganze Reihe, das sind die sogenannten prozessbezogenen oder allgemeinen Kompetenzen.

00:14:53: Das ist jetzt seit etwa Beginn dieses Jahrtausends, auch wir in Deutschland, die gibt es vor Amerika schon seit 1989,

00:15:05: sogenannte prozessbezogenen Kompetenzen.

00:15:08: Wir betreiben Mathematik, um bestimmte Prozesse zu lernen, was ich eben gesagt habe,

00:15:13: argumentieren, Darstellen, beweisen, mit mathematischen Medien umgehen.

00:15:17: Also das ist auf der einen Seite Mathematik intern.

00:15:23: Du hast vielleicht jetzt so angesprochen, auch diese etwas allgemeineren Kompetenzen, die man so als das 21. Century Kompetenz ist,

00:15:33: oder Skillsnet von der Europäischen Union, groß herausgestellt hier, ja, kann man sagen, ist schon die 4K.

00:15:42: Also jetzt hier haben wir die Kreativität des kritischen Denken, die Kommunikation und die Kollaboration, ja, da ist niemand dagegen.

00:15:51: Niemand ist dagegen gegen kritisches Denken, niemand ist dagegen, Kreativität zu entwickeln, ist schön gesagt.

00:15:58: Aber wie wird das umgesetzt?

00:16:01: Und darauf kommt es an in Mathematik unter dich.

00:16:05: Wo kann ich auch im Mathematik unter dich zeigen oder Kreativität entwickeln?

00:16:12: Das heißt, ich brauche Aufgabenstellungen, die mir die Möglichkeit geben, nachzudenken, Wege zu suchen und Probleme zu lösen.

00:16:24: Problemlösen, ein zentrales Ziel des Mathematikunterrichts und im Rahmen dieses Problemlösen, das kann bei ganz einfachen Aufgaben sein.

00:16:34: Kann ich lernen, kreativ zu sein, weil es für eine Aufgabe nicht immer allgemein nicht nur eine Lösung gibt, es gibt viele Lösungen.

00:16:43: Und um verschiedenste Lösungen aufzuzeigen, ist das, was wir unter Kreativität entwickeln verstehen.

00:16:51: Also, großes Wort, Kreativität, niemand dagegen, jeder möchte kreativ sein, möchte Kreativität, wie geht das?

00:17:00: Das muss man machen am Montagmorgen um 9.30 Uhr in der Mathematikstunde, da muss Kreativität entwickelt werden.

00:17:07: Wie geht das dann?

00:17:09: Und da wird man dann ein bisschen kleinlaut, weil man dann eine Aufgabe hat, aber an sich dieser eine Aufgabe überlegen muss.

00:17:18: Montagmorgen, 9.30 Uhr, jetzt entwickel ich Kreativität.

00:17:21: Was heißt das?

00:17:23: Und das heißt, etwa verschiedene Lösungswege zu geben.

00:17:26: Also, von daher, ja, große Ziele, Europäische Union, toll, aber umsetzende Unterricht ist nicht leicht, trotzdem wichtig und wir müssen das versuchen.

00:17:36: Wir versuchen es ja auch, das sind die KMK-Standards, die hier herausbeben, gerade jetzt wieder erneuert worden sind, nach denen wir uns richten, die sicherlich sinnvoll sind.

00:17:47: Genau, wenn wir schon beim 21. Jahrhundert sind, ich glaube, das Symbol für das 21. Jahrhundert ist das Smartphone.

00:17:55: Und ich hatte es ja auch vorhin schon in einer These formuliert, dass man erfährt, wie man Smartphone-Messungen als authentisches Material in Unterricht integrieren kann.

00:18:04: Welche konkreten Anwendungen von solchen Smartphone-Messungen können wir im Unterricht nutzen?

00:18:10: Ja, das Smartphone hat verschiedenste Bedeutung. Ein Smartphone ist ein Computer. Mit dem Computer können wir Mathematik darstellen.

00:18:23: Das ist das, was man mit einem Laptop machen kann, mit einem Computer geht heute in gleicher Weise, mit einem kleineren Bildschirm, auch mit einem Smartphone.

00:18:33: Man kann Programme, Computeralgebra, Systeme, Rechenprogramme, Übungsprogramme auf einem Smartphone ablaufen lassen.

00:18:41: Und hat das jederzeit verfügbar, das ist ja das Entscheidende. Das ist der eine Aspekt.

00:18:47: Ich kann das Smartphone nutzen, Mathematik zu betreiben. Ich kann es als ein Messgerät verwenden.

00:18:52: Ich kann es als ein Messgerät, etwa im Physikunterricht, verwenden, um Geschwindigkeiten zu messen, Wegstrecken, Zeiten zu messen und dann Zusammenhänge bei beschleunigten Bewegungen herausbekommen.

00:19:06: Ich kann ein Smartphone verwenden, um Lautstärken zu messen.

00:19:11: Das ist so ein Artikel in diesem Heft von Mathematik leeren, dass man in bestimmten Entfernungen Lautstärken von Geräuschen messen kann und auch hier dann einen funktionalen Zusammenhang herstellen kann zwischen Entfernung und Lautstärke.

00:19:30: Also man kann Daten aufnehmen, messen mit einem Smartphone und diese in funktionalen Zusammenhängen auf dem Smartphone darstellen oder auch übertragen auf den Laptop oder so übernehmen.

00:19:50: Und welche ist das auch bei dem Baum, den ich vorhin erwähnt hatte. Smartphone können verschiedene Messungen an diesen Baum vorgenommen werden, um Daten zu erhalten.

00:19:59: Das ist das Entscheidende, aber Daten allein nutzen eigentlich gar nichts. Man hat die Daten, die Daten müssen geordnet, kategorisiert, in Beziehung gebracht, interpretiert werden.

00:20:12: Das ist das Entscheidende, wo die Mathematik kommt. Daten aufnehmen ist etwas Technisches. Das ist das Gleiche, wie früher hat man einfach gemessen Strecken, gemessen Zeit, gemessen mit irgendeiner Uhr.

00:20:22: Jetzt geht es etwas komfortabler, jetzt kann man sehr viel mit einem Smartphone messen.

00:20:27: Aber das Entscheidende ist, diese Daten so aufzubereiten, dass sie für die jeweilige Situation interpretiert werden können. Das ist das Wesentliche.

00:20:38: Und da kommt die Mathematik wieder ins Pieren. Genau, so ist es.

00:20:42: Genau, und einen letzten Punkt würde ich gerne ansprechen. Auch Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ja ein großes Team für das Lernen im 21. Jahrhundert oder auch das Arbeiten im 21. Jahrhundert.

00:20:58: Kannst du uns ein paar Themen für BNE nennen, die besonders gut geeignet sind, um damit Mathematik zu üben oder auch anzuwenden?

00:21:08: Ja, auch hier. Niemand ist gegen Nachhaltigkeit. Jeder ist dafür, dass wir nachhaltig werken.

00:21:17: Wer ist es, das umzusetzen? Das wissen wir alle und nehmen mir jetzt nur das Heizungsgesetz. Wir merken, das kostet Geld, nachhaltig zu heizen.

00:21:26: Es kostet Verzicht, wenn wir etwa nicht fliegen. Aber um diese Entscheidungen zu treffen, fliege ich in Urlaub.

00:21:37: Ich kann mir das nicht nur finanziell leisten, sondern kann ich das der Umwelt zu muten, möchte ich was genauer Bescheid wissen.

00:21:46: Wie schädige ich eigentlich die Umwelt? Etwa wie viel CO2 wird ausgestoßen, wenn ein Flugzeug von Frankfurt nach Mallorca fliegt?

00:21:59: Dann wird man sagen, wie viel stößt das aus? Das hängt ja davon ab. Deswegen, wie groß ist das Flugzeug?

00:22:06: Dann, welche Belastung kommt auf den Einzelnen zu, der in dem Flugzeug sitzt? Dann kann man auch sagen, es kommt ja darauf an.

00:22:14: Wie viele Leute sitzen denn da drin? Ist das Flugzeug gefüllt? Ist es nicht gefüllt? Hat das 200, hat das 400, hat das 500 hier Passagiere?

00:22:24: Was fällt auf den Einzelnen ab? Da muss ich wissen, wie viel Treibstoff verbrennt der überhaupt? Also kurzum, es gehört dazu, in einer demokratischen Gesellschaft informiert zu sein.

00:22:36: Und da ist es eine Möglichkeit, etwa bei einem Flug abzuschätzen. Besser geht es nicht abzuschätzen.

00:22:45: Wie ist die CO2-Belanz dieses Flugzeugs? Und ist das gerechtfertigt, was die Fluggesellschaften hier anbieten? Die bieten einen CO2-Ausgleich an.

00:22:54: Wie viel kostet der? Es macht das eigentlich Sinn. Was bedeutet das eigentlich? Also kurzum, das sind genau die Fragen.

00:23:00: Ich kann mich also da informieren, wie ist das mit dem Fliegen? Ein Beispiel, ein anderes Beispiel ist, wie viel Essen werfen wir weg?

00:23:10: Jeder hat das gehört. Da darf man aus Tonnen tunnen, die irgendwo Produkte wegwerfen dürfen, die überhaupt eingesammelt werden, genommen werden.

00:23:22: Könnte man die nicht weiterverbinden? Wie ist das mit der Tafel hier? In welchen Dimensionen ist das überhaupt?

00:23:29: Wie viel Essen werfen wir weg? Und wie können wir das vermeiden?

00:23:34: Was heißt das, wenn wir Tomaten aus Spanien einfliegen im Gegensatz dazu, wenn wir sie aus Brandenburg, Niedersachsen beziehen, aus der näheren Umgebung?

00:23:45: Was bedeutet das? Warum soll ich das machen? Was spar ich dadurch ein? Was mute ich der Umwelt weniger zu?

00:23:53: Da muss man erst mal die Fragen präzisieren. Was heißt das, eine Warte zu essen, die aus der unmittelbaren Umgebung, aus dem eigenen Garten vielleicht sogar,

00:24:04: im Gegensatz zu einer Tomate, die aus Spanien kommt? Das muss ich erst mal überlegen, wie rechne ich das überhaupt auf?

00:24:12: Was bedeutet das hier? Wo wird das geschädigt durch den Transport?

00:24:17: Also das sind Fragen, die die Nachhaltigkeit betreffen, wo es darauf ankommt, zunächst einmal für diese Themenstellung zu sensibilisieren,

00:24:28: erst einmal zu erkennen, dann genaue Fragen zu stellen, Daten einzuholen, was das bedeutet und dann für die Zukunft dadurch Konsequenzen zu ziehen.

00:24:37: Und das haben wir in jedem Mathematik-Lehren-Hälfte, aber natürlich etwas Werbung dafür, gibt es eine Mathe-Welt mit schönen Aufgaben, wo man genau das nachvollziehen kann.

00:24:50: Okay, Hans-Georg, bevor wir diesen Podcast abschließen, gibt es noch einige letzte Gedanken oder auch eine Anregung, die du unsere Zuhörer*innen mitgeben möchtest?

00:25:03: Zunächst einmal, ich hatte bisher nicht erwähnt, dass dieses Heft, das ich zusammen mit Stefan Ziller herausgegeben habe, das will ich doch jetzt einmal nachholen hier,

00:25:11: der zusammen Kollege von Würzburg ist hier, nicht, dass der dann sagt, ich habe ihn gar nicht erwähnt.

00:25:17: Wir haben das zusammen gemacht, wir haben das zu zweit gemacht, er hat dann nur gesagt, ich soll den Podcast machen, deswegen mache ich das hier.

00:25:22: Was kann man noch mitgeben?

00:25:26: Jetzt kann ich natürlich viel erzählen, was ich mitgeben will, aber wir sind vielleicht bei diesem Thema mit.

00:25:34: Und ich denke, man darf die Ansprüche im Unterricht nicht zu hochsetzen, wenn man sagt, ich möchte hier die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts entwickeln, ich will Mint-Unterricht machen, das geht nicht.

00:25:50: Man muss kleinstrittig denken, man muss denken, viele kleine Schritte ergeht erst einen größeren Schritt, also mit kleinen Dingen anfangen, mit Dingen, die ich mich, wo ich mich auskenne.

00:26:04: Mit Dingen, wofür ich mich interessiere, die in der Umwelt passieren und da jeden Tag, ja, haben wir da viele Möglichkeiten, wo ich überlegen kann, welche Bedeutung spielt hier Mathematik.

00:26:18: Und ich überlege mir diese Wechselbeziehung zwischen diesem vorgekommen in der politischen, in der sozialen, in der technischen, in der naturwissenschaftlichen Welt und der Mathematik und integriere das in meinem Unterricht.

00:26:33: Das ist der Beginn der Mint-Bildung. Ich darf nicht anfangen und gleich mit diesen großen Zielen, ich will heute Mint-Bildung machen, das wird nicht funktionieren.

00:26:43: Das heißt, wir haben nur die Möglichkeit mit kleinen Schritten zu beginnen und das in jedem einzelnen Fach, also in diesem Fall von der Mathematik aus, das zu machen.

00:26:53: Ich danke dir für diese letzten Worte, für diesen Podcast. Macht's gut, liebe Hörerinnen. Tschüss, Hans Georg.

00:27:01: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag. Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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