Biologie: Warum müssen Moore wieder nass und relevant sein?
Shownotes
Moore können als Klimaschützer einen wichtigen Beitrag leisten. Die Voraussetzung: Sie sind nass! Entdecke das Potenzial dieses einzigartigen Ökosystems – auch für den Biologieunterricht.
Unsere Top-Tipps für deinen Unterricht:
Hinweise zur Entwicklung von Mooren sind im Untergrund verborgen. Ein fächerübergreifendes Projekt legt diese frei und zeigt den Prozess vom Eisstausee zum Hochmoor. Torfmoose sind für die Entwicklung von Hochmooren essentiell. Ihre besonderen Eigenschaften eignen sich für experimentelles Arbeiten. Torfmoose machen das Moor zu einem Extremstandort. Nur wenige Pflanzenarten können dort existieren. Anhand ihrer Angepasstheiten lässt der Nischenbegriff einführen. Einst war Norddeutschland ein moorreiches Gebiet. Die meisten Flächen wurden jedoch für Äcker, Grünland oder Siedlungsbau trockengelegt. Der Torf wurde abgebaut. Die Bestimmung der ökologischen Folgen dieser Eingriffe fördert das Bewusstsein für den Moorschutz. Die Landwirtschaft versucht nachhaltige Wege. Die Auseinandersetzung mit der klimaschonenden Paludikultur zeigt: Moorschutz und Landwirtschaft müssen keine Gegensätze (mehr) sein.
Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 491 „Moore“ von Unterricht Biologie https://www.friedrich-verlag.de/shop/moore-53491, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du Moderatorin Christina Wurst im Gespräch mit Prof. Dr. Wilfried Probst (Autor, Herausgeber, Professor für Biologiedidaktik).
Transkript anzeigen
00:00:00: Ein wunderschön Tag und willkommen zurück beim Podcast "Alpha Unterrichten vom Spiedrichverlag".
00:00:21: Dieses Mal geht es um Moore, nicht nur der Schauplatz von Gruselgeschichten, sondern
00:00:25: auch wichtig für unser Kleber und interessant für den Biologieunterricht.
00:00:29: Wir besprechen anhand fünf zentraler Thesen das Potenzial dieses einzigartigen Ökosystems - auch
00:00:36: für den Biologieunterricht. Ich bin wieder eure Moderatorin Christina Wurst vom Institut für
00:00:41: Digitales Lernen und treffe heute wieder die Menschen hinter den Unterrichtsideen des
00:00:46: Friedrichverlags, um mehr über ihre Fachgebiete und Forschung zu erfahren. Heute ist mein Gast
00:00:51: Wilfried Wurbs, amerizierter Professor, also jetzt im Ruhestand, für Biologiefachdidaktik der
00:00:57: Universität Flensburg. Die von ihm herausgehebe Ausgabe zeigt zahlreiche Möglichkeiten auf,
00:01:02: Moore im Unterricht zu thematisieren. Fünf zentrale Thesen zu dieser Ausgabe werden
00:01:08: wir heute besprechen. Herzlich willkommen, Wilfried. Ja, guten Tag. So, weil ich jetzt
00:01:13: Ökosysteme unterricht möchte, da denke ich am meisten erst mal so an Wald oder See. Mit
00:01:18: Boren sind viele ja doch eher weniger theoretisch noch aus der eigenen Erfahrung, vor allem wir
00:01:24: hier unten in Süddeutschland, wie ich, vertraut. Also fangen wir doch mal ganz vorne an. Was ist
00:01:30: denn überhaupt ein Moore? Ja, Christina, das Besondere an einem Moore ist, dass es der Boden
00:01:36: vorwiegend aus organischen Bestandteilen besteht, die auch als Torf bezeichnet werden. Dabei ist
00:01:44: Torf mehr eine geologische Bezeichnung und Moore mehr eine botanische oder vegetationskundliche
00:01:49: Bezeichnung. Der springende Punkt ist, Moore wird mehr Pflanzenmaterial produziert, als
00:01:56: abgebaut wird. Das heißt, es wird mehr Kohlenstoff gespeichert, als wieder freigesetzt wird bei der
00:02:03: Zersetzung von organischem Material. Hey, ja, das ist klar. Und gibt es irgendetwas an Mooren,
00:02:09: was dich besonders fasziniert, was vielleicht überraschen oder vielen gar nicht bekannt ist
00:02:14: über dieses Ökosystem? Ja, also ich meine, die Moore beschäftigten mich schon sehr lange. Ich habe
00:02:20: ja seinerzeit in Tübingen studiert und dann damals schon Exkursionen nach Oberschwaben gemacht,
00:02:24: wo es viele Moore gibt. Später war ich sehr lange in Flensburg als Biologietidaktiker tätig. Und
00:02:30: da gibt es auch in der Umgebung von Flensburg viele Moore, die ich auch oft mit Studierenden
00:02:35: aufgesucht habe. Die Landschaft fasziniert schon deshalb, weil sie eben ganz ungewöhnlich ist. Sie
00:02:42: ist weder Wald, noch Ackerfläche, noch Wiese, sondern es ist etwas Besonderes. Und es ist auch
00:02:48: eine sehr urtümliche Landschaft, die vor Menschen eben vergleichsweise wenig verändert wurde. Wenn
00:02:53: sich es um eine Takt, das Moore handelt, dann ist es tatsächlich noch eine Urlandschaft,
00:02:57: wie es sie sonst so in Deutschland kaum gibt. Das ist natürlich total spannend. Meistens können
00:03:03: wir natürlich im Unterricht jetzt nicht direkt zum Moore hinfahren und das uns live angucken,
00:03:08: auch wenn das natürlich sehr schön wäre. Was gibt es denn für eine Möglichkeit,
00:03:13: dann das Moore im Unterricht zu behandeln, wenn ich Karat keine Exkursionen machen kann? Und
00:03:17: wie könnte das dann aussehen? Ja, also völlig unmöglich wäre es nicht mit Schülerin auch in
00:03:25: ein Moor zu gehen. Es gibt ja gute Möglichkeiten, zum Beispiel der Naturschutzverbände, die machen
00:03:32: solche Führungen. Da könnte sich dann eine Lehrkraft auch anschließen. Das wäre schon möglich. Aber
00:03:37: es ist schon richtig. Es gibt viele Hürden und Hindernisse und das ist für eine Lehrkraft nicht
00:03:44: so einfach, so etwas zu unternehmen. In unserem Unterricht Biologieheft haben wir deshalb auch
00:03:50: versucht, durch einen Beitrag eben eine mögliche Alternative zu zeigen, indem wir da so ein Video
00:03:57: in den Mittelpunkt des Unterrichts stellen. Ein Video mit 360 Grad Aufnahmen, wenn man sich,
00:04:03: also wenn man sich das anschaut, tatsächlich so wie im Moor fühlen kann. Und dann aus den
00:04:09: Informationen sollen dann Mysterykarten entwickelt werden von den Schülerinnen,
00:04:15: die dann nachher zu gewissen Schlussfolgerungen führen. In diesem Unterrichtsbeitrag geht es
00:04:23: vor allem darum, so Alternativen zur Torverwendung aufzuzeigen, dass eben dann dazu führen soll,
00:04:33: dass die im Moor Nutzung, so wie sie heute noch passiert, in Deutschland weniger, aber in Europa
00:04:39: durchaus noch, also Abtaufung, dass das nicht mehr dort finden muss. Gerade im Gartenbau wird
00:04:45: ja sehr viel Torfmaterial bis heute verwendet, das aus Mooren stammt. Das glaube ich auch so
00:04:52: ein Punkt, der vielen gar nicht so bekannt ist, welche Rolle dann eigentlich Moore auch für unseren
00:04:57: Alter, wie zum Beispiel für die Landschaft, für den Gartenbau spielen, kannst du vielleicht dann
00:05:01: ein bisschen mehr dazu erzählen, wieso sollten wir uns mit diesem Thema beschäftigen? Ja,
00:05:05: klar, das merkt man oder sieht man, wenn man in so ein Gartenbau-Sender geht und sich anschaut,
00:05:14: was da ein Torfartikeln gezeigt wird. Also die Blumentopf-Erde zum Beispiel enthält
00:05:24: fast immer darauf, es gibt heute Alternativen, aber immer noch ist es so, dass die meisten
00:05:28: Erden, die da angeboten werden, eben torfhaltig sind. Das ist das eine, denn natürlich wurde
00:05:37: der Torf früher als Brennmaterial verwendet, das spielt heute keine so große Rolle mehr.
00:05:40: Also Torf, also Brennmaterial, verwendet praktisch niemand mehr. Aber in der Medizin, als Fango-Packung,
00:05:47: als Moor-Bad wird Torf durchaus noch verwendet, zum Beispiel auch hier in verschiedenen Kurbädern,
00:05:53: in Overschwaben, wo ich jetzt zu Hause bin, werden auch solche Fango-Behandlungen noch eingesetzt.
00:06:01: Und das ist natürlich auch ein Problem, denn das Material dazu muss auch aus Mooren gewonnen
00:06:08: werden. Nun hat man ja lange Zeit gedacht, solche Moore, na gut, die sind eigentlich nichts wert,
00:06:15: da kann man keine Leitwirtschaft in Produkte anbauen. Das ist wertloses Land und wenn man
00:06:22: daraus dann zum Beispiel Brennmaterial oder später eben für die Gartenbau-Betriebe wichtige
00:06:29: Materialen gewinnen kann, ist das ein großer Vorteil, das soll man unbedingt nutzen. Und
00:06:33: deshalb war das lange Zeit eben nicht, ja hat man das gar nicht hinterfragt, sondern als
00:06:38: selbstverständlich genommen und sogar als sehr gut die Möglichkeit genommen, an sich ohne
00:06:42: das Land produktiv zu nutzen. Ja, man denkt ja auch, eigentlich ist doch praktisch, wenn wir die Moore
00:06:48: alle druck wie legen, dann gewinnen wir neue Baufläche, wo wir Häuser hinstellen können. Wie
00:06:53: ist es dann so wichtig, dass wir die Moore aber erhalten? Ja, also die Moor-Kultivierung oder
00:07:01: Melioration, wie das auch genannt wurde, da hat eine lange Geschichte, schon Friedrich der Große
00:07:06: hat damit angefangen und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zum Beispiel im Emsland ein ganz großes
00:07:16: Programm aufgelegt, wo Moore eben in großem Stil, wo man versucht hat, Moore in großem
00:07:23: Stil für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Die Bauung ist vielleicht weniger wichtig gewesen,
00:07:29: das ging vor allem darum, nicht produktive Böden für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Und
00:07:34: das schien die einzige Möglichkeit Entwässerung und ja auch entsprechend die Behandlung, Düngungen,
00:07:41: zum Teil hat man auch versucht, den unteren Boden, also das was unter der Torfschicht der
00:07:47: Moore ist, durch ganz tiefes Flügen nach oben zu bringen und dadurch so eine Mischung aus Torf
00:07:53: und Mineralboden herzustellen, der dann für die Landwirtschaft besser funktioniert. Das war auch
00:08:00: durchaus in manchen Gebieten eben gerade im Emsland, das ist besonders bekannt dieses Beispiel,
00:08:04: hatte das durchaus Erfolg, die damals dort nach dem Zweiten Weltkrieg ein großer Zahl eintreffenden
00:08:13: Geflüchteten haben dadurch neue Möglichkeiten gefunden und das war also durchaus etwas Positives,
00:08:20: aber es hatte eben den Nachteil, dass dieser gespeicherte Kurinstoff in den Torfschichten
00:08:26: freigesetzt wurde und freigesetzt wird. Bis heute ist es so, dass von den ehemaligen Mooren in
00:08:34: Deutschland das also ein ganz großer Anteil landwirtschaftliche Nutzflächen sind, die alle
00:08:41: nicht mehr Kohlenstoff speichern oder mindestens nicht mehr Kohlenstoff aufnehmen, vielleicht noch
00:08:47: speichern, aber durch die Bearbeitung geht eben auch sehr viel Kohlenstoff aus den Mooren wieder
00:08:54: in die Atmosphäre und so sind eben diese bewirtschafteten Moorflächen heute keine
00:09:01: Kohlenstoff senken, sondern Kohlenstoff wellen. Dieses Thema ist erst so in den letzten Jahrzehnten
00:09:07: aktuell geworden und eigentlich erst im letzten Jahrzehnt so richtig in das Bewusstsein der
00:09:12: Öffentlichkeit gekommen. Seit der Lisbon sehr viel darüber, es gibt sehr viele Programme, es gibt
00:09:17: auch Aktionen der verschiedenen Landesregierung und der Bundesregierung, Moore zu schützen und
00:09:25: wieder zu restaurieren. Es wird oft auch von Renaturierung gesprochen. Das ist so eine Sache,
00:09:32: so richtig renaturieren wird man, das ist sehr schwierig, aber man versucht jedenfalls hinzukriegen,
00:09:39: dass die Moore nicht mehr als Kohlenstoff wellen, sondern als Kohlenstoff beicher wenigstens weiter
00:09:45: funktionieren und das gelingt relativ gut, wenn man die Flächen wieder unter Wasser setzt,
00:09:51: sozusagen ganz nass machen, so dass praktisch bis zur Oberfläche das Wasser steht. Das ist nur
00:09:58: für die meisten Landwirte zunächst einmal etwas ganz, ja das haben sie nicht gern. Es ist eigentlich
00:10:05: ein Leitsatz der Landwirtschaft, dass erstmal Wasser aus dem Boden raus muss, damit man es
00:10:13: hinvoll produzieren kann. Das gilt auch für Grönländer. Ich meine, abgesehen von den Wasserbücheln
00:10:19: können die meisten Nutztiere das nicht brauchen, wenn das Wasser zu hoch steht. Und deshalb muss
00:10:28: man, wenn man das tatsächlich hinkriegen will, eben mit der Landwirtschaft kooperieren und
00:10:33: zusammenarbeiten und Wege finden, wie man diese Vernässung so betreiben kann, dass sie nicht zu
00:10:40: ganz starken Eingriffen in die derzeitige Landmutzung führt. Das ist alles da auch Probleme im Moment.
00:10:46: Ja, du hast ja auch in euren Fünftesengeschrieben, Morscher zur
00:10:52: Landwirtschaft sind zwar manchmal Gegensätze, aber sie müssen keine Gegensätze sein. Wie
00:10:57: kann es dann aussehen, dass wir Moren nachhaltig nutzen?
00:11:00: Also dieses Stichwort, was da im Moment sehr viel genusst wird, heißt Paludi Kultur.
00:11:07: Also man möchte gerne Landwirtschaft betreiben auf Nassenböden. Und das heißt, man muss irgendwelche
00:11:20: Produkte finden, Pflanzen finden, die auf Nassenböden gut gedeihen und die gleichzeitig auch genutzt
00:11:27: werden können. Und das ist zunächst mal sicherlich kein normales Getreide. Das wird nicht gehen. Gut
00:11:35: vielleicht für Reis, wäre das auch was möglich, aber Reis ist bei uns bis jetzt klimatisch noch
00:11:39: nicht, kann man auch nicht gut kultivieren. Aber Rohrkolven zum Beispiel, auch Schilf,
00:11:45: viele Sauerkräser lassen sich durchaus zu Produkten verarbeiten, die auch als biologische
00:11:52: Rohrstoffe noch eingesetzt werden können, als Baumaterialien, Verpackungsmaterialien,
00:11:59: auch zur Energiegewinnung. Das ist also ein Aspekt. Es gibt auch bestimmte Beerenfrüchte,
00:12:07: zum Beispiel Granberries, die auf feuchten Böden oder sogar ganz nassen Böden wachsen,
00:12:13: da wäre einiges möglich. Es ist also durchaus nicht ganz ausgeschlossen, solche leidenschaftlichen
00:12:20: Nutzung zu betreiben. Und das Tollste und Neueste dabei ist, dass man auch die Torfmose, darüber
00:12:25: werden wir sicher auch noch sprechen über die Torfmose, dass man die auch kultivieren kann.
00:12:29: Das sind mittlerweile schon relativ große Probeflächen. Ja, das ist nur eine Forschungsarbeit,
00:12:36: aber die sind schon in Gebrauch. Und wenn das wirklich gelingen würde, über große Flächen
00:12:43: Torfmose zu kultivieren, könnte man daraus den Blumentorf zum Beispiel gewinnen,
00:12:50: wenn den Torf mit der Gärtenerei bedarf, der bis jetzt durch Abtaufung von alten Moren
00:12:56: nur gewinnen werden kann. Selbst auch diese Franco-Packungen und Filtermaterial usw. könnte
00:13:05: man daraus gewinnen. Das wäre also durchaus eine Sache, die Zukunft hat. Allerdings ist
00:13:10: das bis jetzt noch so, dass einfach diese großen Mengen, die da benötigt werden, noch
00:13:16: nicht produziert werden können. Da braucht man auch spezielle Maschinen und spezielle
00:13:20: technische Einrichtungen. Und das ist so ein bisschen ein Doppelspiel, nicht? Die Leute,
00:13:26: die es produzieren, müssen wissen, da sind Leute, die es auch abnehmen. Und die, die es abnehmen
00:13:30: müssen wissen, da kommt auch dauernd genügend nach. Das ist also nicht so ganz einfach so eine
00:13:34: neue Produktkette aufzubauen. Aber es wird wohl versucht. Du hast auch in Euren Thesen geschrieben,
00:13:41: die Torfmose haben ganz besondere Eigenschaften, die wir z.B. auch beim Experimentieren nutzen
00:13:46: können. Wir haben jetzt schon ein bisschen gehört, ja, die Torfmose können interessant sein,
00:13:50: eben für die wirtschaftliche Nutzung. Wieso sind sie denn auch für die Nutzung
00:13:54: im Unterricht von Interesse? Ja, also in einem unserer Beiträge besprechen wir ja die Torfmose
00:14:01: etwas genauer. Und das soll sich zeigen oder wird sich zeigen, dass es eine ganz besondere
00:14:06: Pflanze ist, die in vieler Hinsicht. Das gilt sowohl, was die Struktur, die Morphologie anbelangt,
00:14:12: als auch was die Physiologie anbelangt, besonderen Eigenschaften. Einmal, das ist zunächst das erste,
00:14:17: was auffällt und was man auch sehr gut demonstrieren kann und untersuchen kann,
00:14:21: die große Wasserspeicherfähigkeit. Wenn man so ein Packentorfmose in die Hand nimmt,
00:14:27: ist es fast wie wenn man einen Badischwamm in die Hand nimmt, einen vollgesogenen Badischwamm,
00:14:31: wenn man das also im Gelände macht, den man auspressen kann, so kann man auch diese Torfmose
00:14:36: auspressen. Und man kann tatsächlich sehr gut zeigen, dass eben wirklich das 20- bis 30-fache
00:14:43: des Trockengewichtes bei Torfmosen, wenn man sie so aus dem Nassen nimmt, Wasser ist. Das ist
00:14:50: ungewöhnlich, nicht bei anderen Pflanzen ist es einfach deutlich weniger. Da kann es und das
00:14:56: doppelt ja der dreifache an Wasser sein, vielleicht was da drin steckt auch, vielleicht auch mal das
00:14:59: 10-fache, aber mehr sicher nicht. Bei Torfmosen hat es ganz viel. Man kann sich vorstellen,
00:15:03: die Torfmose sind wirklich ein Wasserschwamm. Das ist das eine und das kann man sehr gut
00:15:10: auf mikroskopisch untersuchen. Man kann zeigen, wie die komplizierte Struktur der Torfmossplänzchen
00:15:17: ist. Man kann aber auch zeigen, dass sie ganz besondere physiologische Eigenschaften haben,
00:15:24: dass sie also bestimmte Stoffe aus dem Wasser entnehmen und andere reingeben und das lässt
00:15:31: sich alles experimentell ganz gut nachverfolgen. Auch und das ist auch eigentlich ein wichtiger
00:15:37: Punkt, der vielleicht nicht so bekannt ist. Lassen Sie sich sehr gut kultivieren. Es ist
00:15:41: verhältnismäßig einfach. Ich habe hier auf meinem Schreibtisch jetzt so eine Plastikweine stehen
00:15:46: mit Torfmosen, die steht jetzt schon zwei Monate da. Die wachsen sehr gut. Wenn man sie richtig
00:15:52: behandelt, man darf sie nur mit Regenwasser oder mit dejonisierter Wasser entgießen, dann geht
00:15:58: sie gut und wachsen auch relativ schnell. Und man hat dann, wenn man das in der Schule macht,
00:16:06: immer Material, um sie auch mikroskopisch oder mit anderen Experimenten zu untersuchen. Man darf
00:16:14: sie natürlich nicht aus einem Mo entnehmen. Das ging ein bisschen verrückt und es ist auch meiner
00:16:21: Meinung nach nicht ganz gerechtfertigt, dass man da so streng ist. Aber es ist tatsächlich so und
00:16:25: wir dürfen natürlich, wenn wir das jetzt im Vorschlag für einen Unterricht, müssen wir nicht
00:16:29: sagen, geh einfach in das nächste Mo und hol dir die Torfmusse. Aber man kann sie sehr gut
00:16:33: sich im Internet besorgen. Die Torfmusse sind für bestimmte Hobbys ganz wichtig. Für Leute,
00:16:41: die Ideen pflegen und züchten, ist es wichtig, Torfmusse zu haben als Substrat. Für Leute,
00:16:49: die fleischfressende Pflanzen kultivieren, das sind auch eine ganze Menge Hobbygärtner und
00:16:54: Botaniker. Das sind solche Torfmusse auch ganz wichtig. Deshalb kann man lebende Torfmusse mit
00:16:59: einem Klick im Internet bestellen. Für relativ wenig Geld, also unter 10 Euro, kriegt man so ein
00:17:04: packen Torfmusse. Man kann sogar einzelne Arten kriegen. Das ist ja das Besondere dieser Pflanzengattung,
00:17:10: dass es da also sehr viele verschiedene Arten gibt. Die sind nicht so leicht zu unterscheiden,
00:17:16: es ist eine relativ komplexe botanische Sache die Torfmusse. Aber das geht und die meisten Versuche,
00:17:28: die man mit Torfmussen machen kann, erfordern keinen großen Aufwand. Das kann man so sagen.
00:17:33: Zu welchen Themenbereichen im Unterricht könnte ich denn dann mit Torfmusen experimentieren?
00:17:38: Also wir haben jetzt schon so ein bisschen Anklingen gehört, Struktur und Funktion,
00:17:41: kann ich daran besprechen. Gibt es doch andere Themenfelder für diese sich eignen?
00:17:44: Ja, ich meine ganz klar, Stoff- und Energieumwandlung ist ja auch Stoffkreisläufe. Es finden in einem
00:17:56: solchen Torfmusskomplex ja Abbauprozesse und Aufbauprozesse statt. Zunächst einmal assimilieren
00:18:07: Torfmusse ganz normal wie alle anderen Pflanzen, machen für die Synthese. Aber das Problem für
00:18:11: Torfmusse ist, dass sie sehr wenig Mineral-, Nährmineralien zur Verfügung haben. Und das
00:18:20: auch bestimmte Nährmineralien für sie hier giftig sind. Also Kalzium, z.B. Kalzium-Jonen sind
00:18:30: nicht, das verbragen sie gar nicht. Wenn man sie mit Kalzium düngt, gehen sie ganz schnell ein.
00:18:36: Das kann auch bei solchen Kultursuchen auch gut sein. Aluminium-Eisen sind auch Jonen,
00:18:41: also die, die sie gar nicht vertragen. Und die Torfmusse haben nun eine Möglichkeit,
00:18:48: diese Jonen aus dem Wasser, das sie umgibt, zu entfernen. Die Zellwände der Torfmuszellen
00:18:58: enthalten einen Stoff, der Jonen austauscht. Jonen-Austausch aus dem Begriff, den der vielleicht
00:19:05: auch so allgemein bekannt ist, dass Jonen aus der solchen Toffe die bestimmte Jonen aufnehmen
00:19:09: und dann drei Jonen abgeben. Bei Torfmusse ist es so, dass sie Katjonen, also z.B. Eisen-Katjonen,
00:19:15: Kalzium-Katjonen, Aluminium-Katjonen aufnehmen und dafür Wasserstoff-Jonen, also Protonen abgeben,
00:19:22: Ablusionen. Das hat einmal den Vorteil, dass diese giftigen Jonen für sie giftigen Jonen weg sind.
00:19:29: Die hängen jetzt in ihren Zellwänden fest und können den Pflanzenzellen nicht mehr schaden.
00:19:36: Andererseits säuern sie die Umgebung an. Dadurch, dass sie diese H+-Jonen abgeben,
00:19:44: wird die Umgebung immer sauer. Das geht bis zu pH, unter pH 3 runter. Das ist dazu schon sehr sauer,
00:19:49: das ist schon so ein milder Essig. Und das hat für sie keine Nachteil. Sie halten das aus,
00:19:56: aber für alle Konkurrenten, die da auch wachsen könnten, hat das große Nachteil. Die meisten
00:20:00: Pflanzen halten so etwas nicht aus. Und deshalb ist es so, wenn sich Torfmusse erst mal gut
00:20:06: etabliert haben, ist es für andere Pflanzen sehr schwer, da Fuß zu fassen und weiterzukommen.
00:20:12: Da ist es sogar so, dass Torfmusse eben, wenn sie erst mal anfangen zu wachsen,
00:20:16: mit der Zeit alles andere verdrängen. Jetzt hast du schon erwähnt. Genau, fast ist
00:20:23: das. Du hast ja vorhin schon erwähnt, es gibt eine Art Pflanzen, die sich aber trotzdem dort
00:20:28: relativ gut halten kann, die Fleischfressen pflanzen. Wieso sind die dann ein Thema,
00:20:34: das man schön im Unterricht behandeln kann? Das sind ja ein bisschen ungewöhnlich mit ihrem
00:20:38: extremen Standort. Ja, das ist sicher also ein Thema, was sich deshalb auch gut für das
00:20:45: Schulzeit, also ein bisschen die Sensation ist. Pflanzen, die Fleisch fressen, das ist so etwas
00:20:51: ganz verrückt, das denkt man mal zunächst. Und sicher die bekannteste Hochmorpflanze,
00:20:58: die Fleischfress ist der Sonnentar. Diese Fleischfresserei hat natürlich auch mit dem
00:21:04: Stickstoffmangel zu tun. Die Pflanzen in den Hochmoren, die haben ja gar keinen Stickstoff
00:21:12: wert zur Verfügung. Die Torfmusse, den wenigen Stickstoff, der da ist, nimmt die Torfmusse
00:21:16: ihnen noch weg. Und deshalb gibt es nur wenige Möglichkeiten an genügend Stickstoffverbindungen
00:21:25: heranzukommen. Und eine ist eben von den Fleischfressenden Pflanzen ja also ergriffen worden, die schaffen
00:21:35: es dadurch, dass sie Insekten fangen und verdauen. Sie haben eben entsprechende Drüsen auf ihren
00:21:40: Blättern oder ja in der Regel auf den Blättern, die Roteine versetzen, kommen sie an die Stickstoffverbindungen
00:21:49: ran und können so diesen Mangel ausgleichen. Dieser rundblätterige Sonnentar, das ist dazu
00:21:56: die häufigste und auffälligste Fleischfressende Pflanze in unseren Hochmoren, sitzt sozusagen
00:22:02: oben auf dem Torfmusse drauf und hat eigentlich kaum die Möglichkeit mehr Mineralien aus dem
00:22:10: Substrat aufzunehmen. Aber über die zersetzten Insekten kommt sie eben daran und kann dann
00:22:17: damit auch ganz gut existieren. Und das Besondere ist auch, die wächst immer mit den Torfmussen.
00:22:22: Die Torfmusse wachsen ja ständig nach oben, das heißt also, das sind Pflanzen, die unendlich wachsen,
00:22:28: die hören nie auf zu wachsen. Das gilt im Prinzip für alle Pflanzen, aber die meisten Pflanzen
00:22:32: haben irgendwann eben mal das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und sterben dann ab. Weil die Torfmusse
00:22:38: so, dass die Spitze eigentlich unbegrenzt weiterwächst und nach unten sterben sie ab. Und das führt dazu,
00:22:44: dass sie so im Jahr etwa einen Millimeter, der Torf wächst etwa einen Millimeter. Die wachsen
00:22:51: natürlich selber noch viel mehr. Der Torf bildet sich ja durch Zusammenpressen der Torfmusse. Aber
00:22:57: dieses Wachstum führt dazu, dass Pflanzen, die da oben drauf sitzen, mit der Zeit eingewachsen
00:23:06: werden würden. Und der Sonnentar schafft es eben dadurch, dass er immer wieder neue Träbe nach
00:23:10: oben bildet, immer oben zu bleiben. Für die Mosbäre gilt es auch, die rankt so über die Oberfläche
00:23:15: weg und erreicht dadurch eben, dass sie nicht von den Torfmussen überwuchert wird. Gut,
00:23:22: ich meine, das sind alles schon ziemliche Details, aber sie sind ganz spannend. Man sieht eben,
00:23:26: dass es immer wieder Möglichkeiten, dass die Pflanzen oder die Lebewesen immer wieder
00:23:32: Möglichkeiten finden, mit schwierigen Bedingungen zurechtzukommen, sich sozusagen ihre eigene
00:23:36: neue Nische zu schaffen. Und das kann dann gerade an den Hochmobpflanzen besonders gut zeigen,
00:23:40: weil sie eben an diesen extremen, weil sie eben solchen extremen Bedingungen ausgesetzt sind.
00:23:45: Ja, super. Dann sind wir leider auch schon am Ende der Zeit, aber wir haben, glaube ich,
00:23:50: ganz viele Einblicke gewonnen. Was für zahlreiche Gebiete eigentlich der Biologie mit Mos zusammenhängen.
00:23:57: Wir haben angefangen bei dem Thema der Landwirtschaft auch so bei der Alltagsbedeutung. Wenn wir auch
00:24:02: nur ein bisschen Blumeerde verstreuen, eigentlich schon mit dem Thema Moor in Kontakt kommen.
00:24:06: Wir haben über die Panludikultur geredet und dass es in Zukunft vielleicht möglich sein wird,
00:24:12: Moor auch landwirtschaftlich zu nutzen, ohne dass wir sie zerstören und dadurch
00:24:16: ihren wertvolle Funktion als Grundstoffspeicher zunichte machen. Dann haben wir über die
00:24:22: besonderen Eigenschaft der Torfmose gesprochen, die wir zum Beispiel im experimentellen
00:24:28: Unterricht verwenden können, aber auch beim Mikroskopieren sich sehr schön anbieten. Und jetzt
00:24:34: am Ende hast du da auch noch auf die Fleischfressenpflanzen, die wir eben gerade in so extremen
00:24:39: Lebensräumen wie dem Moor vorfinden zu sprechen gekommen. Gibt es noch irgendetwas anderes,
00:24:44: was unsere Zuhörer jetzt in eurer Ausgabe warten wird, was wir gar nicht ansprechen konnten?
00:24:49: Ja, also die Landschaftsgeschichte, das ist der erste Wunderesvorschlag mit dem Moorheft.
00:24:56: Darüber haben wir jetzt nicht gesprochen. Und das ist natürlich auch ein Thema,
00:25:00: das eigentlich noch ganz interessant ist. Moores sind ja bei uns alle relativ, ja
00:25:05: erdgeschichtlich sehen relativ jung, sie sind nach der Eiszeit bei uns hier entstanden. Nach der
00:25:10: letzten Kaltzeit, nach der Würmer- oder Weichsel-Kaltzeit. Und oft sind sie aus Eisstauseen
00:25:17: hervorgegangen, mindestens hier in Süddeutschland, wo der Altenkletcher die Vereisung bedingt hat.
00:25:24: Und diese Entwicklung vom Eisstausee zum Hochmoor, die kann man eigentlich sehr gut nachvollziehen,
00:25:33: indem man die verschiedenen Schichten des Moores sich anschaut und dann von diesen Schichten
00:25:40: Rückschlüsse auf die jeweiligen Entstehungsräume, auf die jeweiligen Landschaften schließt.
00:25:46: Man sieht, in denen diese Schichten entstanden sind, sich abgelagert haben. Das ist ein Thema,
00:25:52: was wir bisher noch nicht angesprochen haben. Das ist das, in dem Heft auch. Da ist auch ein
00:25:56: Vorschlag, wird auch ein Vorschlag gemacht. Okay, dann vielen Dank für die spannenden Einblick einmal
00:26:03: in die Thematik der Moore und auch in eure Ausgabe. Und dann wissen unsere Zuhörenden ja jetzt, es gibt
00:26:08: noch einiges, was sie erwartet, was sie herausfinden können. Und es lohnt sich einen Blick in eure
00:26:13: Ausgabe zu werfen. Vielen Dank, dass du da warst. Ja, ich bin dankbar. Das war "Einfach Unterrichten",
00:26:23: der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen innovativen Unterricht
00:26:29: für Lehrkräfte auf den Punkt.
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