Demokratische Bildung stärken gegen Fake News und Popularismus

Shownotes

Immer offensichtlicher wird die Notwendigkeit, Schülerinnen und Schüler ausreichend Medienkompetenz zu vermitteln, damit sie lernen, Fake News und Popularismus in den sozialen Medien richtig einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. Dies muss Hand in Hand mit einer demokratischen Bildung gehen, die früh in Schule etabliert und selbstverständlich gelebt wird.

Praxistipps:

  • Demokratische Bildung stärkt das kritische Denken und die politische Urteilsfähigkeit. Demokratiebildung muss darum bei Kindern frühzeitig beginnen, damit sie sich zu reflektierten und mündigen Bürgerinnen und Bürger entwickeln.
  • Demokratische Bildung unterstützt die Entwicklung von Toleranz und Respekt gegenüber Vielfalt, indem Schülerinnen und Schüler lernen, Konflikte auszuhandeln und über Probleme und Stereotype zu sprechen.
  • Schule und mit ihr die Lehrkräfte haben Vorbildfunktion. Sie müssen Kritik zulassen und den Diskurs fördern, damit die Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit anderen Meinungen konstruktiv auseinanderzusetzen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 17 „Demokratie“ von Lernen in der digitalen Welt, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Elke Höfler (Assistenzprofessorin für Medien- und Sprachendidaktik an der Universität Graz / Österreich, Bildungsbloggerin und Mitherausgeberin der Zeitschrift ON).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Einfach unterrichten zur Ausgabe On 17 mit

00:00:19: dem Thema Demokratiebildung. Und bei mir ist Elke Höfler, Assistenzprofessorin an der Uni Grads

00:00:26: für Medien und Sprachen, die Daktik. Und sie ist eine, die viel reist zu vielen Veranstaltungen. Und

00:00:33: die erste Frage ist immer, kann man da gut laufen? Laufen ist das österreichische für das

00:00:39: Joggen im Deutschen. Das heißt, sie ist nicht nur schlagfertig, sondern auch sehr herzlich

00:00:46: willkommen, liebe Elke Höfler. Herzlich willkommen auch für meiner Seite und vielen Dank für die

00:00:50: Einladung. Liebe Frau Höfler, Sie sind mitherausgeber der Ausgabe Demokratiebildung. Starke reflektierte

00:00:59: mündige Bürgerinnen und Bürger stehen in den deutschen Schulgesetzen, egal in welches Bundesland

00:01:04: man schaut. Aber ab wann geht das eigentlich los, Demokratiebildung? Zu spät aktuell,

00:01:12: wahrscheinlich zu spät. Man müsste eigentlich mit der Demokratiebildung von Geburt an beginnen,

00:01:19: indem wir Erwachsene unsere Vorbildfunktion, die wir den Kindern gegenüber haben, auch

00:01:28: tatsächlich wahrnehmen. Das heißt, da gibt es so einen schönen Comic in den Social Media Kanälen,

00:01:35: wo eine Mama mit ihrem Kind sitzt, beide lesen und eine andere hat das Hände in der Hand,

00:01:43: das Kind dazu hat auch das Hände in der Hand und die eine fragt die andere, ihr sagt, wie hast

00:01:49: du dein Kind zum Lesen gebracht? Und ich finde es immer sehr schön, weil das, was wir vorleben,

00:01:55: das übertragen wir auch. Und gerade bei der Demokratiebildung, wenn wir unsere Verantwortung

00:02:00: bewusst sind und unsere Werte auch transportieren, Kritik zuzulassen, also kritisch zu sein,

00:02:08: aber Kritik auch zuzulassen, zu diskutieren ganz grundsätzlich, ich glaube, ja, dann passt es auch

00:02:15: und das sollte so früh wie möglich passieren. Lassen Sie es uns doch mal chronologisch betrachten.

00:02:21: Also die Schule beginnt mit der Grundschule, kann man da schon demokratisch bilden und wie geht

00:02:26: das? Natürlich kann man auch in der Grundschule demokratisch bilden, da geht es darum, dass

00:02:32: man zum Beispiel darüber, dass man nicht zuschlägt, sondern dass wir, wenn wir ein Problem haben,

00:02:39: darüber sprechen und schauen, woher kommt das Problem auch vielleicht bereits über tatsächlich

00:02:46: über Stereotypen mit den Kindern sprechen, was sie als typisch empfinden, was sie stört,

00:02:51: was sie wahrnehmen. Also man hat hier schon ein relativ verbreites Feld, um sehr diskussiv und

00:02:59: spielerisch natürlich auch mit den Grundschulkindern dieses Thema zu behandeln. Also jetzt nicht auf

00:03:08: Hard Facts aufgebaut, aber tatsächlich auf Wahrnehmungselemente, sie darauf zu schulen,

00:03:14: auch zu sprechen, zu schauen und nachzudenken, bevor sie etwas tun. Zählen dafür Sie auch

00:03:21: Schülerinnenparlamente dazu, die sind ja in der Grundschule oft noch damit beschäftigt. Wie sehen

00:03:28: die Toiletten aus? Also grundsätzlich überall da, wo sich Kinder und Jugendliche einbringen können

00:03:36: und auch ihre Sichtweise darlegen können, also wenn es um Partizipation geht, dann haben wir auch

00:03:44: gelebte Demokratie. Wir sollten die Kinder hören. Das kann jetzt natürlich sein in einer

00:03:52: insidizionalisierten, auf einer insidizionalisierten Ebene wie einem Kinderparlament. Das kann aber

00:03:58: natürlich auch sein im Unterricht, dass man mit den Kindern so eine Gesprächsstunde macht und

00:04:05: einfach mal ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse sich anhört. Vielleicht gar nicht auf den

00:04:10: Schulden von einigen wenigen, die dann im Kinderparlament sitzen, sondern einfach einmal alle

00:04:14: anzuhören, weil dann kriegt man halt auch viele Ideen und kann damit weiterarbeiten.

00:04:19: Okay, klingt nach Partizipation. Würden Sie die auch auf den Unterricht beziehen? Was wollen wir lernen?

00:04:26: Ja, natürlich. In meinem Bereich immer. Wenn ich jetzt in der Schule wäre und nicht an der

00:04:34: Universität, dann wäre ich erst in der Sekundarstufe 1 dort. Das heißt, da kann man sie auch ganz

00:04:41: aktiv natürlich schon auswählen lassen, wenn man es ihnen früh genug beibringt und deswegen ja in

00:04:48: der Grundschule sollte man natürlich Möglichkeiten schaffen, dass die Kinder selbst bestimmt und

00:04:57: selbst organisiert arbeiten lernen. Ob das jetzt die Auswahl von verschiedenen Themenbereichen

00:05:04: ist oder ob das eine Methode ist, die sie gehen wollen oder eine freie Zeiteinteilung, eine freie

00:05:11: Ortseinteilung, dass sie nicht immer am Schultisch sitzen müssen, sondern vielleicht auch einmal in

00:05:17: der Lesecke etwas machen können, wo auch immer. Warum nicht? Also wir haben auch in der Bürowelt

00:05:23: mittlerweile Städtische, die man nach oben drehen kann, nach unten. Also grundsätzlich glaube ich

00:05:30: schon, dass man so früh wie möglich mit dem selbstbestimmten und selbst organisierten Lernen

00:05:36: und auch mit dem selbstbestimmten Denken so ist es überhaupt, also sprachlich jetzt so gibt,

00:05:42: aber mit dem eigenen Denken beginnen sollte. Jetzt haben ja Lehrkräfte sozusagen den Mikrokosmos

00:05:50: der Gesellschaft in ihrem Klassenzimmer. Das heißt, sie haben Kinder von Eltern, die vielleicht sogar

00:05:56: die Demokratie anzweifeln oder Kinder von Eltern, die sagen, es müsste ein Kalifat geben. Ich zeichne

00:06:05: jetzt mal das extrem. Wie kann der Lehrkraft damit umgehen? Muss die nicht dann etwas schaffen,

00:06:10: was die Regierung selber gar nicht schafft? Es ist tatsächlich eine sehr schwierige Frage,

00:06:16: aber ich nehme es vielleicht von einer anderen Seite. Wenn die Kinder von zu Hause ein Bild mitbekommen,

00:06:24: dann ist es die Aufgabe der Schule auch, andere Bilder zu zeigen. Wenn wir schon bei

00:06:29: dem selbstbestimmten Auswählen sind, Schülerinnen und Schüler sollen selbst wählen können,

00:06:34: aber um selbst wählen zu können, brauchen sie Optionen. Wenn sie aus dem Elternhaus nur eine

00:06:41: Option oder aus der Familie nur eine Option mitbekommen, dann ist es tatsächlich unsere

00:06:45: Aufgabe in der Schule, ihnen alternativen anzubieten, zu zeigen, wie es bei anderen aussieht. Also,

00:06:53: vielleicht wird auch das eine oder andere abgelehnt oder verteufelt, weil man es einfach nicht kennt.

00:06:58: Das heißt, auch einmal auf die sprachliche Vielfalt in der Klasse Rücksicht nehmen,

00:07:03: sondern auf die kulturelle Vielfalt. Und es beginnt schon mal so Kleinigkeiten, wie dass wir,

00:07:08: also zumindest in Österreich, die Weihnachtsferien, vielleicht nicht mal Weihnachtsferien nennen,

00:07:13: sondern Winterferien, also so Kleinigkeiten, die auch eine Wertschätzung an anderen Kulturen

00:07:19: gegenüber sind, es tut uns nicht weh. Also es ist immer noch Weihnachtsferien, für die,

00:07:23: die es sagen wollen. Aber es kann einen großen Unterschied machen in der Wahrnehmung und in

00:07:28: dieser tatsächlich, ja in diesem Respekt gegenüber der Vielfalt, der vorhanden sein sollte.

00:07:35: Jetzt gibt es in Deutschland den Bottelsbacher Konsensus, der sagt, dass Lehrkräfte politisch

00:07:41: neutral sein sollen und die Vielfalt abbilden. Wie gelingt das, wenn man im Klassenzimmer extreme

00:07:48: Positionen hört? Ich kann jetzt für Österreich zumindest sprechen, also bei uns besteht die

00:07:54: Möglichkeit, die Polizei z.B. in die Schule zu holen, die dann quasi aufklärt, wie das mit

00:08:03: extremen Positionen ist und welche Konsequenzen das haben kann, wenn man zu extrem ist,

00:08:10: z.B. oder welche unterschiedlichen Positionen es gibt. Also es gibt von der österreichischen

00:08:15: Polizei da auch eine Möglichkeit, eben an die Schulen zu kommen oder auch von anderen Vereinen,

00:08:23: die man sich hier einladen kann. Ich denke, nicht jeder Lehrer, jede Lehrerin muss quasi

00:08:30: Expertin in dem Feld sein, aber man muss zumindest wissen, wo man sich Hilfe holt, welche Vereine

00:08:37: gibt es, welche Gemeinnützigenorganisationen gibt es, wen kann ich mir einladen, wo kann ich mir

00:08:42: professionelle Hilfe holen, weil wenn ich die artige Dinge höre, dann ist es vielleicht manchmal

00:08:50: eh schon zu spät, weil die es sehr stark schon einzig eingeprägt haben. Das heißt, vielleicht

00:08:55: auch möglichst früh mit einer möglichst breiten Vielfalt Akzeptanz auch beginnen, die auch zu

00:09:00: leben, auch beim Mittagessen in der Kindergrippe, vielleicht nicht nur deutsches Essen zu essen,

00:09:12: sondern auch anderes, was es halt so gibt, einfach diese Vielfalt auch zu leben. Wir

00:09:19: sind alle Individuen, das heißt, wir haben auch in jedem Land, unabhängig, welche Nationen hier

00:09:27: zusammen finden, sind ganz viele Individuen mit ganz vielen Ansichten und das hat nichts mit

00:09:32: verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen Nationalitäten zu tun. Also eine breite Perspektive

00:09:38: von Anfang an anlegen und sich Hilfe holen, wenn man vielleicht an Grenzen stößt mit Positionen.

00:09:45: In der weiterführenden Schule in der Sakundarstufe geht es ja dann oft erst richtig los mit dem

00:09:52: Handy und Social Media. Sie haben einen Artikel in der Ausgabe "On" der heißt "Press Play

00:09:58: für Propaganda". Wie schützt man denn Jugendliche vor so einer Propaganda und davor allzu schnell

00:10:05: manipuliert zu werden? Ich würde jetzt das Ganze nicht nur

00:10:35: die Jugendlichen beziehen, sondern auch auf Erwachsene. Weil es das gleiche Prinzip ist, wenn wir uns die

00:10:17: Algorithmen in den Social Media Kanälen anschauen, dann müssen wir verstehen, wie unsere Timelines

00:10:23: zustande kommen. Das heißt, wir müssen verstehen lernen, was wird und warum, also aus welchen

00:10:29: Gründen bevorzugt angezeigt. Und wenn ich das zum Beispiel weiß, dann kann ich mir die Filterblase,

00:10:35: die sich einfach natürlich durch diesen Algorithmus quasi ergibt, kann ich durchbrechen, indem ich

00:10:41: zum Beispiel anderen Dingen folge. Dinge, die gar nicht so typisch für mich sind, aber einfach nur

00:10:46: um den Algorithmus zu unterbrechen. Das ist so ein erster Punkt. Der zweite Punkt ist natürlich,

00:10:53: dass man mit den Schülerinnen und Schüler drüber spricht. Also wenn es eine neue, also gerade jetzt

00:11:01: im amerikanischen Vorwahlkampf oder Wahlkampf, der jetzt auch bevorsteht, ganz aktuell auch da

00:11:08: drüber zu sprechen, was kann da passieren? Was passiert dort? Kann das auch in Deutschland

00:11:13: passieren? Kann das auch in Österreich passieren? Welche Rolle spielen die Medien dazu? Und den

00:11:19: Schülerinnen und Schülern auch sagen, es gibt nicht nur eure Timelines, sondern es gibt dazu auch

00:11:24: tatsächlich noch Zeitungen, wo man auch noch mal nachschauen könnte. Weil die Tendenz aktuell

00:11:29: ist, wenn man sich es anschaut, ist aktuell die Timeline das, was regiert. Das heißt, die nicht

00:11:38: nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen, gehen nicht mehr auf die Zeitung selbst, sondern sie

00:11:44: lesen die Artikel über ihr Abonnement in der Timeline. Und auch da wird natürlich nur das

00:11:48: Interessanteste hineingespielt, das, was Klickzahlen und damit auch Fuse und damit auch Geld

00:11:55: generiert. Das heißt, wenn man zum Beispiel immer wieder mal auch auf die Premiermedien schaut,

00:12:00: dann bekommt man auch ein Gegenbild von dem, was man wahrscheinlich auf Social Media hat.

00:12:05: Das bedeutet demokratische Bildung ein Leben lang. Reicht es denn dann aus, wenn ich alle vier bis

00:12:14: fünf Jahre wählen gehe, also je nachdem Bundestag oder Landtag, unterzu eine Tageszeitung lese,

00:12:20: bin ich dann demokratisch genügend gebildet? Frage, die sich ja nicht nur erst in der

00:12:27: digitalen Welt stellt, sondern immer schon gestellt hat. Und früher war es halt so,

00:12:31: dass man, je nachdem, was welcher Schicht man gekommen ist, eine gewisse Farbe gewählt hat,

00:12:37: zumindest in Österreich. Da gab es auch nichts anderes. Also der Beruf hat quasi verpflichtet,

00:12:45: ein Lager zu wählen oder eine Farbe zu wählen. Das ist jetzt natürlich mit der breiteren

00:12:49: Möglichkeit ein wenig anders. Natürlich ist es, wenn man sich quasi, also ich würde schon mal sagen,

00:12:57: es ist ein guter Schritt, sich vor einer Wahl zu informieren, was man wählen könnte. Aber

00:13:03: um wirklich demokratisch gebildet zu sein, also gebildet zu sein, reicht natürlich nicht,

00:13:09: sich nur vor den Wahlen zu informieren, sondern einfach wirklich das Geschehen im Verlauf,

00:13:16: im Auge zu haben, weil natürlich im Vorwahlkampf passieren auch Dinge, die sonst nicht passieren.

00:13:23: Da werden auch Dinge gesagt, die sonst nicht passieren. Und da wird auch ganz oft sehr viel

00:13:27: schön geredet und auch sehr viel Schmutz geworfen. Also ich würde jetzt sagen, ja,

00:13:34: sich davor zu informieren ist gut, aber um wirklich gebildet zu sein, braucht es eine

00:13:39: kontinuierliche Beschäftigung. Und die Demokratiebildung ist ja nicht nur, dass man sich informiert,

00:13:44: über das, was man wählt, sondern dass man eben auch kritisch hinterfragt die Respekt hat für

00:13:49: andere, dass man das andere auch akzeptiert, auch wenn man vielleicht dagegen ist, aber eben nicht

00:13:53: radikal sich gegen etwas äußert, dass man weiß, wie man sich ausdrückt und auch, dass man weiß,

00:14:03: wo man vielleicht manipuliert wird, also dass man diese Strategien der Manipulation auch entdecken

00:14:09: kann. Wie kann man das im Unterricht vermitteln, dass Social Media und die Timeline dort nicht

00:14:18: das sein sollte, was uns regiert? Indem es anspricht und indem man die anderen Möglichkeiten auch

00:14:25: wieder zeigt, also wieder das gleiche Prinzip wieder vor, wenn ich nur eine Sache gewohnt bin,

00:14:31: dann habe ich nur die eine. Und jetzt ist die Timeline schon sehr vielfältig per se, dass man

00:14:36: könnte also meinen, das reicht, aber ganz grundsätzlich muss ich mir einfach bewusst sein,

00:14:41: dass jede Timeline eine Filterblase ist und dass ich mir eventuell mehrere Filterblasen aufmache

00:14:47: in mehreren Timelines, wenn ich die Zeit dazu habe. Oder eben auch gezielt mich für andere Themen

00:14:53: bei anderen Medien interessiere. Also am Abend die Nachrichten anzuschauen wäre schon eine

00:15:02: Möglichkeit ja, also wirklich anzuschauen und nicht nur nebenbei laufen zu lassen und dann auch

00:15:07: vielleicht in der Schule darüber zu reden, also diese tagesaktuellen Themen auch in den Unterricht

00:15:13: aufzunehmen. Ich habe früher, also grundsätzlich bin ich auch französisch und italienisch Lehrerin,

00:15:19: meine Schülerinnen und Schüler mussten dann am Anfang der Woche, also immer so der ersten

00:15:25: Einheit oder ersten Stunde, die wir in der Woche hatten, einen Medienspiegel machen. Das heißt,

00:15:31: sie hatten zu zweit die Aufgabe, die Geschehnisse der letzten Woche in Frankreich Italien, also

00:15:36: und darüber hinaus, einfach zusammenzufassen, ganz knackig und einfach uns die Geschehnisse

00:15:43: zu sagen und zu erzählen halt in der Fremdsprache und damit haben sie sich auch schon mit einer

00:15:49: wieder anderen Perspektive beschäftigt und sie haben nebenbei auch noch die Sprache gelernt.

00:15:53: Okay, also eine Lehrkraft könnte verschiedene Quellen einbeziehen und vielleicht auch zeigen,

00:16:01: wie es wirkt, wenn man den Algorithmus ein bisschen stört und verschiedene Dinge liked oder

00:16:06: betrachtet und in die eigene Filterblase integriert. Jetzt ist es so, dass die politische Stimmung,

00:16:14: sie haben es eben mit dem Wahlkampf angesprochen, ja, relativ aufgeheizt ist. Also ich würde sagen,

00:16:21: da hat sich die Stimmung in den letzten Jahren verändert. Ich war gerade in Finnland und habe

00:16:26: dort erfahren, dass das dort anders ist. Da wird eine Partei gewählt und also es wurde

00:16:32: vielleicht eher links gewählt und im nächsten Wahlgang wird eher rechts gewählt und so wechselt

00:16:38: sich das ab und es besteht so eine gewisse Gelassenheit, na ja, wenn mir jetzt was nicht

00:16:43: gefällt, was politisch entschieden wurde, dann warte ich einfach bis die Partei, die mir gefällt,

00:16:47: wie der dran ist. Da ist es nicht so aufgeheizt. Wie kann man damit im Unterricht umgehen,

00:16:52: in Klassenraum umgehen, wenn die Stimmung zu politischen Themen so hitzig ist?

00:16:58: Das sind wir wieder bei dem, was ich vorher gesagt habe, wie soll ich in der Klasse etwas schaffen,

00:17:04: was die Regierung auch nicht schafft, nämlich dieses Abkühlen oder deeskalieren. Ja, auch da

00:17:13: würde ich dazu raten, tatsächlich mit Expertinnen und Experten wieder zu sprechen, Friedensbüro

00:17:19: oder Ähnliches, die einfach diese, die es schaffen, die Gemüter oder die verschiedenen Hitzepunkte

00:17:30: einmal zu verorten und dann auch die Gemüter wieder vielleicht innerhalb der Klasse zumindest

00:17:36: zu beruhigen, weil manchmal bereitet sich das dann wie Mundpropagandaustil postmäßig ein wenig

00:17:42: aus und also grundsätzlich, wenn es schon so aufgeheizt ist und gerade dann die aufgeheizte

00:17:51: politische Situation sich auch in die Schule überträgt, dann braucht professionelle Hilfe.

00:17:55: Ich glaube nicht, dass die Lehrerinnen und Lehrer zusätzlich zu ihren Aufgaben das Fach

00:18:00: zu vermitteln, die Kompetenzen zu vermitteln, auch die, ich sage jetzt auch die Kraft haben und die

00:18:06: Zeit haben sich da noch in jedem Fach separat mit etwas zu beschäftigen, sondern tatsächlich,

00:18:12: natürlich kann man in jedem Fach das Thema ansprechen und somit kontinuierlich behandeln. Aber

00:18:17: wenn es einmal heiß ist, dann braucht es in den Schulen eine schulweite oder also zumindest eine

00:18:25: größere Lösung, wo man sich auch Expertinnen und Experten holt. In vielen Schulgesetzen steht

00:18:33: in vielen Curricula ebenfalls, es steht "kritisches Denken ganz groß". Würde das nicht bedeuten,

00:18:40: dass wir neben dem kritischen Denken auch mehr Kompromissfähigkeit brauchen,

00:18:44: vielleicht auch mal eine Lösung für die Gruppe mitzugehen, die nicht den eigenen Vorlieben

00:18:48: entspricht? Also ich würde zuerst sagen, als allererste, was wir brauchen, ist eine Lesekompetenz.

00:18:53: Unsere Lesekompetenz für Texte, sowohl Bildtexte als auch Texttexte, also gestriebene Sprache oder

00:19:02: auch mündliche Sprache und Bilder, bewegt und nicht bewegte Bilder, weil wenn ich etwas einfach

00:19:10: einseitig wahrnehme und mir die anderen Seite nicht bewusst bin, dann kann es schon auch sein,

00:19:15: dass ich auf meinem Standpunkt verharre. Das zweite ist dann im kritischen Denken,

00:19:20: natürlich meine Position ist eine Position oder gibt auch andere Positionen und diese

00:19:27: Positionen zu respektieren, wahrzunehmen und mit den anderen darüber diskutieren können,

00:19:34: sprechen können und fremde Meinungen aushalten. Und bevor Sie mich jetzt fragen,

00:19:40: wann man damit beginnen sollte, auch wieder so früh wie möglich, am besten ja im Elternhaus und

00:19:48: nicht das Kind hat immer recht oder die Mama oder Papa hat immer recht, sondern es, also grundsätzlich

00:19:55: kann man Dinge ausdiskutieren und dann auch vielleicht einmal einen Weg gehen, der einem nicht

00:20:00: ganz so gut passt. Vielen Dank Frau Höfler. Gerne. Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von

00:20:11: Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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