Englisch: Global Englishes: How to talk to anybody, anywhere
Shownotes
Das Englische ist das Schweizer Taschenmesser unter den Sprachen: Es dient der Kommunikation egal mit wem egal an welchem Ort der Welt. Dabei ist für jede Situation eine Funktion dabei: Ob online und offline, als regionale Varietät oder im Sprachenmix, als soziales Bindemittel unter Jugendlichen oder in der Popkultur – Englisch sichert die Verständigung, wenn sonst keine gemeinsame Sprache zur Verfügung steht. Dabei sind es weit mehr Nicht-Muttersprachler:innen als native speakers, die dieses Allzweckwerkzeug verwenden. Deshalb unsere Tipps deinen Englischunterricht: ˗ Orientiere deinen Englischunterricht nicht mehr an der native speaker-Norm, sondern vermittle Strategien, um verschiedene Sprachvarietäten zu verstehen. ˗ Betrachte Fehler als Teil des Lernens – wichtig sind Kommunikation und das Bewusstsein für Varietäten. ˗ Lass Schüler:innen durch exploratives Lernen den Einfluss des Englischen auf Sprache und Sprachwandel untersuchen. ˗ Fördere language awareness, um Machtstrukturen in Sprache zu erkennen – etwa bei Fake News und Verschwörungserzählungen.
Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 183 „Globals Englishes“ des Fremdsprachlichen Unterricht Englisch,erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du Moderator Johannes Grapentin im Gespräch mit Ricardo Römhild von der Universität Münster und Peter Schildhauer von der Universität Bielefeld.
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen
00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen beim Podcast Einfach
00:00:17: Unterrichten vom Friedrich Verlag. In jeder Folge bringen wir den neusten Stand der Fachdidaktik
00:00:22: in fünf Thesen auf den Punkt. Heute geht es um Global Englishes. Mein Name ist Johannes Grapentin vom
00:00:28: Institut für Digitales Lernen und heute habe ich gleich zwei Gäste vorzuweisen. Ricardo Röhmhild
00:00:33: und Peter Schiedeltauer. Hallo ihr beiden schön, dass ihr da seid. Hallo schön, dass
00:00:38: wir hier sein dürfen. Hallo. Ihr habt euch in einer Ausgabe von Unterricht Englisch mit dem Thema
00:00:43: Global Englishes beschäftigt. Stellt euch doch bitte einmal ganz kurz vor. Ricardo, fangen wir bei
00:00:50: dir an. Mein Name ist Ricardo, ich bin wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Münster und arbeite dort
00:00:55: im Bereich englischer Fachdidaktik. Danke und Peter? Ja, hallo. Ich bin Peter aus der Universität
00:01:02: Bielefeld. Dort arbeite ich als akademischer Rat im Bereich englischer Fachdidaktik unter
00:01:08: anderem mit dem Schwerpunkt auf Global Englishes und als dritte im Bunde der Herausgeber*innen
00:01:13: fehlt auch noch Lotta König, die Professorin hier in Bielefeld für englischsprachige Literaturen
00:01:18: und Kulturen und ihre Didaktik, die auch ihr herzlichen Grüßes endet. Wir haben aus eurer
00:01:24: Ausgabe Unterricht Englisch fünf Thesen formuliert, die wir im Verlauf des Gesprächs streifen wollen,
00:01:29: damit ihr daheim im Auto oder beim Joggen wisst, was euch in dieser Folge erwartet, fasse ich
00:01:34: sie jetzt schon einmal kurz zusammen. Mit aller Achtung und aller Vorsicht, ich bespitze ein wenig,
00:01:39: die ausformulierten Thesen findet ihr natürlich auch in den Show-Notes. Also gut, in aller Kürze
00:01:45: unsere Thesen zum Thema Global Englishes. Die erste, vergesst die native-speaker-Norm,
00:01:51: fokussiert stattdessen Kommunikationsstrategien. Zweitens, ändert eure Haltung zu Fehlern,
00:01:58: keep communication going and becoming aware of aviation, sind die entscheidenden Schlagwort.
00:02:04: Drittens, nutzt exploratives Lernen als Methode, um Sprachwandel und Sprachgebrauch zu untersuchen.
00:02:11: Viertens, schärft die Sprachbewusstheit eurer Schüler*innen, um Machtstrukturen in der Sprache
00:02:18: aufzudecken, Stichwort Verschwörungstheorien Fake News. Und fünftens, entwickelt am Thema Global
00:02:25: Englishes die Sprachkompetenz eurer Schüler*innen. So als in aller Kürze, wir steigen gleich bei der
00:02:32: ersten These ein. Ricardo, was habt ihr eigentlich gegen die gute alte native-Speaker-Norm?
00:02:37: Ich würde sagen, da lassen wir die Lebenswirklichkeit sprechen. Nur 4% aller auf englisch geführten
00:02:45: Unterhaltungen werden zwischen ausschließlich Muttersprachler*innen geführt. Das heißt im
00:02:49: Umkehrschluss, 96% aller Konversationen, die auf englisch stattfinden, werden von non-native-Speakers
00:02:56: geführt. Man könnte sagen, they own the language. Ihnen gehört die Sprache, in dem Moment sie benutzen
00:03:02: sie um erfolgreich mit jedem zu kommunizieren. Man könnte ja auch fragen, was ist denn überhaupt
00:03:09: ein native-Speaker? David Crystal, das ist eine absolute Ikone im Bereich Global Englishes,
00:03:15: Wissenschaftler aus England, spricht hier sogar vom Mutters native-Speaker. Denn schon immer
00:03:21: gab es Variationen durch Kontakt, durch Migration und so weiter. Das ist heute sogar noch mehr der
00:03:27: Fall oder sichtbarer der Fall, denn sprachliche Varietät sehen wir online, in der Kommunikation,
00:03:33: im digitalen Raum, aber auch in sozialen Gruppen und so weiter. Das native-Speaker-Ideal wird
00:03:39: oft an Standard-Variitäten festgemacht, z.B. Received Pronunciation RP, Bequeens English oder
00:03:46: American English. Darüber hinaus idealisiert es natürlich Muttersprachler*innen. Es überhöhlt
00:03:52: sie praktisch in ihrer Sprachfertigkeit. Fragen wir uns einfach mal, warum geht es uns denn genau
00:03:57: mit diesem Ideal? Was wird hier genau nach Muttersprachler*innen ausgerichtet? Ist es die
00:04:02: Sprachmelodie? Oder geht es um Idiomatik und Wortwahl? Oder geht es vielleicht um grammatische
00:04:07: Korrektheit? Auch native-Speakers machen Fehler, wählen komische Worte und haben unterschiedliche
00:04:13: Sprachmelodie. Und gerade bei native-Speakers finden sich viele Abweichungen vom Standard. Denken
00:04:19: wir mal an das Third-Person-S. Wer kennt nicht die Reime, hischeiert, es muss mit. So dieses
00:04:24: Phänomen ist im tatsächlichen Sprachgebrauch von Millionen von native-Speakers höchst
00:04:29: irregulär und wird eigentlich in zahlreichen Varianten des englischen gar nicht befolgt.
00:04:33: Das ist eines der schwierigsten Phänomene für native-Speakers im Spracherwer. Und wir verlangen
00:04:39: es in der fünften Klasse vom ersten Lernjahr, nachdem wir fünfmal den Merksatz durchgesprochen
00:04:44: haben. Okay, das umschreibt glaube ich das Problem ganz gut. Ihr sagt jetzt als Ausweg davon eher
00:04:49: Kommunikationsstrategien fokussieren. Was genau meint ihr damit? Genau, denn man würde nach einem
00:04:57: Geldansatz gar nicht länger einen wie auch immer definierten native-Speaker ideal hinterher laufen,
00:05:04: sondern man schaut auf Language-Proficiency. Wie kompetent sind denn unsere Lernenden? Und hier
00:05:13: können natürlich auch non-native-Speakers durchaus gleichwertig sein und sogar höhere
00:05:16: Proficiency-Level aufweisen. Zum Beispiel, wenn sie mehrsprachig sind, entspricht man hier von
00:05:22: Multikompetenz. Zum Beispiel zeigt der Beitrag von Caroline Zehner in dem Heft sehr, sehr schön,
00:05:27: wie authentische Lingua-Franka-Situationen herbeigeführt werden können und dabei
00:05:31: Spielerrichtstrategien entwickelt werden können, die dann in einem Virtual Exchange-Projekt zur
00:05:36: Anwendung kommen. Die zweite These, die ihr formuliert habt oder die wir formuliert haben an
00:05:44: hand eurer Ausgabe, sagt ja, wir sollten unsere Haltung zu Fehlern ändern. Peter, was heißt das?
00:05:54: Keep in communication going, becoming aware of variation. Als Leitprinzipie erklärt uns doch mal,
00:05:58: was ihr damit meint. Ja, gerne. Das ist sicherlich ein Bereich, in dem sich zeigt, dass die Geldforschung,
00:06:05: die eigentlich aus der angewandten Linguistik kommt, noch recht jung ist. Wofür steht das?
00:06:09: Sagt, könnt ihr mal kurz aufschlüsseln? Geld ist Global Englishes Language Teaching. Schlüsseln wir
00:06:14: natürlich auch im Basisartikel des Heftes auf, kleine Werbesglocken. Gut untergebracht. Genau,
00:06:23: dass die noch recht jung ist und mit Blick auf didaktische Fragen und gerade die Haltung zu
00:06:29: Fehlern der Umgang mit Fehlern im Unterricht ist natürlich eine Kernfrage des didaktischen
00:06:32: Alltagsgeschäfts, auch noch nicht alle Antworten gefunden sind. Gleichzeitig gibt es Thema Benotungen
00:06:38: wahrscheinlich. Richtig, genau, absolut. Das ist ja wirklich eines der zentralen Themen,
00:06:42: die wahrscheinlich alle umtreibende gerade zuhören. Gibt es da schon gute Ansätze? Also vielleicht
00:06:47: kannst du dann am Ende da noch drauf kommen, aber das interessiert wahrscheinlich unsere
00:06:50: Hörer in den Extrem. Also wie geht man dann mit Benotungen um, wenn man die Fehler nicht mehr
00:06:56: erzählt, wie man es früher gemacht hat? Tatsächlich gibt Gelte auch einen Orientierungsrahmen vor
00:07:01: und so ein paar Aspekte können wir wahrscheinlich gleich einfach mal mit ansprechen, die übrigens
00:07:06: auch gar nicht so sehr nur fachdidaktische Theorie betreffen, sondern auch in den Kernleerplänen
00:07:11: aktuell mitbetont werden. Also auch tatsächlich curricular verankert sind. Ganz prinzipiell
00:07:18: können wir sagen, dass aus Geldsicht, ich nutze jetzt einfach mal weiter die Abkürzung,
00:07:23: dafür plädiert wird, den Fokus auf gelingene Kommunikation und Verständigung zu legen,
00:07:28: genau wie Ricardo das gerade auch schon betont hat. Und da bleiben wir auch bei der bewährten Formel,
00:07:34: die wahrscheinlich alle schon kennen, nämlich Fluency, erhält hier den Vorrang über Accuracy.
00:07:39: Und natürlich gilt das nicht pauschal, sondern immer im Abhängigkeit vom jeweiligen Kontext und
00:07:45: Zielgenre. Also nach wie vor ist natürlich im Bewerbungsschreiben Accuracy von wesentlich
00:07:50: höhere Bedeutung als zum Beispiel in dem Blog Post. Fehler spielen auch nach wie vor als
00:07:56: Lerngelegenheiten eine große Rolle, aber hier kann das Geldparadigma die Perspektive nach etwas
00:08:02: erweitern, nämlich neben dem obligatorischen Feedback auf einen Fehler, kann außerdem thematisiert
00:08:09: werden, warum dieser Fehler überhaupt als Fehler galt und ob es vielleicht Variitäten gibt, in
00:08:15: denen das gesagt oder geschrieben überhaupt kein Fehler wäre. Und ich bleibe hier mal bei dem
00:08:19: Paradebeispiel, das Ricardo angebracht hat, das Z-Person Singular S, das taucht als Flexion in
00:08:26: einigen Variitäten, wie zum Beispiel East England in England oder Chicano in den USA oder auch Hongkong
00:08:32: Englisch, gar nicht auf. Und das könnte man natürlich ganz Gewinn bringen, thematisieren. Damit
00:08:39: wird auch Sprachbewusstheit geschaffen und auch ein bisschen Druck im Sprachlernen reduziert und
00:08:46: zugleich kann man auch eine offene und konstruktive Fehlerkultur damit befördern. Fehler sind Anlass
00:08:53: zur Bewusstmachung, zur Weiterentwicklung und können produktiv genutzt werden. Aber jetzt
00:08:58: vielleicht doch noch mal zu der Kernfrage Testsituation und auch Vergleichbarkeit und
00:09:01: Notengebung. Hier muss man schon mit Blick auf die Anforderungen nicht nur der Schule,
00:09:08: sondern auch der Welt hervorheben, dass die Einstufung von schwere Gradenbefehlern auch,
00:09:13: wie ich schon gesagt habe, mit dem Zielgenre und Register zu tun hat. In einem mündlichen
00:09:17: Genre oder auch an der WhatsApp-Nachricht oder im Chat ist es sicherlich nicht so schwerwiegend wie
00:09:22: in einem Jobinterview und einem Motivationsschreiben. Und hier gibt es wie gesagt auch Vorgaben, die
00:09:28: aktuell in Curricula schon formuliert sind, zum Beispiel der neue Kernlehrplan frisch raus in NRW,
00:09:34: betont, dass das Gelingen der kommunikativen Absicht Teil der Bewertung sein soll. Und die
00:09:40: Bedeutung von Accuracy ist dafür eben abzuwägen. Bei einem Bewerbungsschreiben ist Accuracy Teil
00:09:45: der kommunikativen Absicht bei einer WhatsApp-Nachricht vielleicht nicht zu sehr. Und damit,
00:09:50: um das zu einem Abschluss zu bringen, muss man Accuracy wahrscheinlich etwas weiterfassen und
00:09:55: sich mehr an Sprachfluss, also Fluency, Bedeutungsvermittlung, Meaning und Verständlichkeit, Intelligibility,
00:10:01: als an nur strikt, standardsprachlicher Korrektheit orientieren. Und damit verändert sich eben die
00:10:08: Bedeutung von Fluency im Geldansatz. Alle Sprecher*innen sprechen ihre verschiedenen sozialen und
00:10:13: regionalen Varietäten und verstehen einander. Das ist das Kernkriterium. Ja, ein interessanter
00:10:19: Ansatz. Ricardo, was genau meint ihr mit explorativen Lernen im Englischunterricht und was hat das
00:10:26: mit Sprachwandel und mit Sprachgebrauch zu tun?
00:10:29: Wir werden sagen, dass exploratives Lernen dabei helfen kann, dass Lerende aber auch
00:10:33: Lerende erkunden, wie Sprachwandel und Sprachgebrauch in der Realität tatsächlich aussieht.
00:10:42: Exploratives Lernen oder Forschendes Lernen als Methode meint hier alle Form explorativer
00:10:48: Zugänge.
00:10:49: Das heißt, entdecken das Lernen als Lernerin und handlungsorientierter Umgang mit einem
00:10:54: spontan auftretenden bis dahin unbekannten Lerngegenstand bis hin zu Forschendem Lernen,
00:11:01: was tatsächlich eine art systematische wissenschaftliche Forschungsprozesse modellierende Art und Weise
00:11:07: ist, Unterricht zu machen.
00:11:09: Das ist schon fast Wissenschaft.
00:11:10: Das sind also sehr offene Herangehensweisen, bei denen sich Lernende die sprachlichen
00:11:15: Varieteten in ihren kulturellen Kontexten selbst erschließen können, das ermöglicht
00:11:20: dann auch die Reflexion des eigenen Verhältnisses zu sprachliche Reflexionen.
00:11:24: In welchen Situationen kenne ich in Deutschland zum Beispiel schon sprachliche Reflexion?
00:11:29: Ich, der aus Thüringen kommt und nach NRW fallen an die Uni geht, da gibt es auch schon
00:11:35: große Unterschiede und das ist sicherlich im Leben der Lerenden genauso wie der Lerenden
00:11:39: ein Thema.
00:11:41: Können wir das vielleicht nochmal konkret machen, also uns eine konkrete Situation vorstellen,
00:11:49: exploratives Lernen und dann eben dieser Übertrag auf Sprachwandel und Sprachgebraucher
00:11:53: was genau soll da bei den Schülerinnen rauskommen, was soll da, was soll da klicken?
00:11:58: Ja, dazu hat Jens Volker im heften, sehr, sehr coolen Beitrag geschrieben, bei dem
00:12:06: er sich auf Hörverstehen fokussiert und in diesem Beitrag werden Lerende dazu angeleitet
00:12:12: Micro-Listening zu verfeinen, indem sie zunächst im Sinne des explorativen Lernens die Vielfalt
00:12:18: des Englischen in Brooklyn, in New York selbst erkunden.
00:12:21: Das geht z.B. dann über TikTok, über Instagram, über YouTube-Videos, von Leuten, die in Brooklyn
00:12:27: unterwegs sind und einfach sprechen über z.B. touristische Sachen oder über ihren Alltag
00:12:32: in der Stadt und das ist Variable, Hochvariable, was dort für Sprache gesprochen wird.
00:12:39: Das kann dann auf einer Wortebene, im Fall von Jens Volker als Beitrag, auf Wortebene
00:12:46: analysiert und untersucht werden, sodass schwer verständliche Passagen in sehr authentischen,
00:12:51: sehr alltäglichen Gesprächssituationen verstanden werden können.
00:12:55: Mit Blick auf Sprachwandel und Sprachgebrauch und Sprachwandel kann man dann natürlich
00:13:00: auch sehen, wie sich sowas historisch verändert, wie vielleicht Lehnenwörter übernommen werden,
00:13:09: Peter, wir haben auch dazu einen Beitrag im Heft, wenn du kurz dazu erzählen möchtest.
00:13:13: Ja, das ist der Beitrag von Marion Schulte und Lukas, die letztlich das Thema Sprachwandel,
00:13:24: wie es sich auch gehört, historisch angehen und das Englisch als eine Kontaktsprache untersuchen
00:13:31: und eben aufzeigen anhand unter anderem einer Korpusanalyse, also auch ein sehr Forschungsbezogener
00:13:37: Beitrag, wie das Englische im Hochmittelalter, vor allen Dingen aus dem Französischen, eine
00:13:44: ganze Reihe von Lehnenwörtern übernommen hat, die man heute gar nicht mehr als Lehnenwirter
00:13:49: erkennen würde und wie sich nun aber Dynamiken umkehren und ganz ähnliche Mechanismen, auch
00:13:55: der Ablehnung von Lehnenwörtern, die sich früher im Englischen gezeigt haben, sich nun
00:14:00: in den Nähmarsprach, wie zum Beispiel dem Deutschen, an die Anglizismen-Diskussionen
00:14:05: ebenfalls wieder zeigen und damit wird eben aufgezeigt, dass Sprachwandel und Sprachkontakt
00:14:10: ein generelles Phänomen ist und sich heutige Diskussionen eigentlich als Wiederholung von
00:14:16: schon historisch dar gewesen am Beispiel des Englischen aufzeigen lassen können.
00:14:20: Und das coole an diesem explorativen Vorgehen in der Schule ist, dass sich auch Lehrkräfte
00:14:28: als Entdeckende verstehen können, das sind nicht nur die Lerenden, das entlastet natürlich
00:14:32: die Lehrkraft und unsere Zuhörerinnen zuhause, weil sie nicht als Expertin für jede Varietät
00:14:38: und jede Sprachform des Englischen gelten muss, aber die Neugier vorleben kann.
00:14:43: Alles klar, Peter, Sprache und Macht stehen bekanntlich in einem engen Verhältnis, spätestens
00:14:51: mit Foucault sind diese Zusammenhänge in der Breite, in den Universitäten, warum sollten
00:14:56: wir uns dann an sich nach schon in der Schule, in Unterricht damit beschäftigen oder vielleicht
00:15:00: wichtiger, wie kann das eigentlich konkret aussehen, wir werden wohl Kampferkohl lesen.
00:15:04: Wären natürlich auch mal ein Ansatz, aber da braucht man wahrscheinlich ein ganzes
00:15:10: Schuljahr dafür.
00:15:11: Ja, das knüpft eigentlich wunderbar auch an die Aspekte an, die Ricardo gerade aufgebracht
00:15:16: hat.
00:15:17: Und gerade in diesem Thema Sprache und Machtstrukturen überschneidet sich Geld natürlich auch mit
00:15:22: aktuellen Ansätzen in der Fremdsprache die Daktik, die als kritische Fremdsprachen
00:15:26: die Daktik gelten, unter anderem in Anschluss an die Publikation von David Gerlach, der
00:15:31: auch bei uns ein Beitrag beigetragen hat.
00:15:34: Und diesen geht es eben darum, Machtstrukturen im Sprachgebrauch aufzudecken, auch im Sinne
00:15:39: von umfassender Demokratiebildung und zu zeigen, wie zum Beispiel Sprache ganz gezielt auch
00:15:45: manipulativ eingesetzt werden kann.
00:15:48: Und der Beitrag von David Gerlach und mir an unserem Heft nimmt eben Verschwörungstheorien
00:15:53: als ein ganz zentrales Beispiel, um einmal zu zeigen, wie hier das englische manipulativ
00:15:59: wirkt, wie selbst ein TikTok-Video, was eigentlich in dem Habitus daherkommt, nur informierend
00:16:07: über Verschwörungstheorien zu wirken, subversiv dieser eigentlich schon fast verkauft.
00:16:12: Und dort wird dann an Sprachbewusstheit gearbeitet, nämlich um zu zeigen, wie kann man denn eigentlich
00:16:18: über Verschwörungstheorien sprechen und sich gleichzeitig davon distanzieren, also als
00:16:24: einen neutralen Gegenstand etablieren, den man nicht sozusagen selbst aus Versehen manipulativ
00:16:30: verkauft.
00:16:31: Das ist ja schon in der eigenen Muttersprache gar nicht so einfach, richtig.
00:16:35: In der Fremdsprache eigentlich ungleich viel schwerer, oder?
00:16:38: Absolut, ganz genau, und deshalb legen wir in dem Beitrag auch unter anderem ein Schwerpunkt
00:16:42: darauf, dass so reported speech oder Verben wie "the theory assumes that" und so weiter
00:16:50: bewusst eingesetzt werden, denn das sind Mittel, mit denen wir uns sprachlich von einer Theorie
00:16:56: distanzieren können und das eben als ein dargestellten Inhalt darstellen können, den wir nicht selber
00:17:02: für uns angenommen haben.
00:17:04: Und hier ist auch genau das, was du vorhin sagtest, mit dem, was klickt da bei den Schülerinnen
00:17:08: und Schülern.
00:17:09: Wir machen das an einer Analyse eines TikTok-Videos erst einmal bewusst und übersetzen das dann
00:17:15: in eine Produktion eines Antwortvideos, in dem dann die Strategien auf höherem Reflexionsniveau
00:17:20: eingesetzt werden können.
00:17:22: Ricardo, ihr plädiert ausgerechnet dafür, die Sprachkompetenz der Schülerinnen und
00:17:28: Schüler am Thema "Iglobal Englishes" zu schärfen, da könnte ich jetzt auch wieder kritisch
00:17:32: fragen, fühlen denn diese ganzen unterschiedlichen Variitäten und sozu legt ihr nicht eher zu
00:17:36: Verwirrung.
00:17:37: Also, wie schult man Sprachkompetenz, in dem man die Schüler mit so einer Masse an unterschiedlichen
00:17:43: Möglichkeiten konfrontiert?
00:17:44: Das ist wirklich eine gute Frage.
00:17:46: Ich würde sagen, dass man das kann und zwar nicht nur am Thema "Global Englishes", das
00:17:51: geht auch, aber vor allem durch ein global englisches Zugang.
00:17:55: Erst mal zum Thema, das geht vor allem in den Lehrplänen in der Oberstufe, das lässt
00:18:00: sich sehr schön verankern, dort im Zusammenhang mit Diversität.
00:18:02: Wir haben einen Beitrag im Hef von Marika Tötter, die zu Variitäten des englischen
00:18:07: Impostkolonialer Literatur schreibt und dazu forschen lässt und lernen lässt, wie sich
00:18:16: Sprache "Historisch-Sozialenregion" verändert, aber eben auch mit den Machtaspekten, die
00:18:20: Peter eben schon genannt hat.
00:18:22: So was geht aber auch vor allem durch ein global englisches Zugang.
00:18:26: Und hier denken wir über global englisches Language Teaching nicht als eine Art Methode
00:18:30: oder so, sondern wirklich als eine bestimmte Perspektive auf den Englischunterricht zu
00:18:34: schauen.
00:18:35: Eine bestimmte Art und Weise Englischunterricht zu denken und auch umzusetzen.
00:18:38: Und hier spielen Offenheit und Language Ownership eine ganz, ganz große Rolle.
00:18:43: Du hast gerade eben in deiner Frage schon angesprochen, kann das nicht verwirren, so
00:18:47: viel Diversität zu haben, möglicherweise auf den ersten Blick, vor allem in einem explorativen
00:18:51: Zugang.
00:18:52: Das kann aber auch eine große Lerngelegenheit sein und vor allem nimmt es den Druck von
00:18:58: Lernenden, indem sie sich nämlich selber auch als aktive Teilhabende an der englischen
00:19:04: Sprache verstehen.
00:19:05: Sie werden aufgewertet als Non-Native-Speaker und das nimmt den Lerndruck perfekt sein zu
00:19:12: müssen.
00:19:13: Das können wir nicht.
00:19:14: Mit Blick auf das Lernen von Sprache und den Umgang mit Sprache in Kommunikationssituation
00:19:19: eröffnet dann ein solcher Zugang vielfältige Möglichkeiten beim Lesen und Schreiben, in
00:19:24: der mündlichen Sprachproduktion, gerade in der Reflektion und natürlich beim Hörverstehen,
00:19:29: wie wir eben schon bei Jens Völk als Beitrag gesehen haben.
00:19:32: Ja, Peter Riccardo, das ist eigentlich auch schon das Ende unseres Gesprächs.
00:19:37: Die Zeit rennt wieder mal davon.
00:19:39: Vielen Dank, dass ihr hier wart.
00:19:41: Wir hätten noch Zeit für ein kleines, kurzes Flusswort von jedem von euch.
00:19:45: Vielleicht wollt ihr den Kolleginnen noch irgendwas mitgeben, Mut machen, wie sie sich tiefer
00:19:49: in das Thema eindenken können.
00:19:52: Peter, fangen wir doch mit dir noch an.
00:19:54: Ja, gerne.
00:19:55: Ich würde gerne an das anknüpfen, was wir gerade gesagt haben.
00:19:58: Lasst euch nicht von der Vielfalt des englischen Abschrecken, sondern nutzt es als etwas, worauf
00:20:05: man neugierig sein kann, was man mit seinen Lernenden jeden Tag neu entdecken kann und
00:20:09: was den Klassenraum tatsächlich bereichert und als Teil der Alltagswelt dann werden lässt.
00:20:15: Riccardo?
00:20:16: Ganz genau.
00:20:17: Da kann ich mich nur anschließen.
00:20:18: Traut euch.
00:20:19: Es ist ein riesen Feld, ein weites Feld, aber ein ganz, ganz spannendes Feld und es ist
00:20:24: eben so Alltagsweltlich relevant.
00:20:27: Wir kommen gar nicht drum herum, über Varietät nachzudenken.
00:20:30: Von daher, traut euch.
00:20:32: Vielen Dank.
00:20:33: Ja, liebe Zuhörerinnen, das war auch schon die Ausgabe zu Global Englishes.
00:20:37: Wir hoffen, ihr habt etwas für euren Unterricht mitgenommen.
00:20:41: Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
00:20:47: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag.
00:20:53: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
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