Ist das gerecht?
Shownotes
Der Podcast erläutert, wie Kinderrechte in der Schule etabliert werden können, welche Bedeutung das Spiel für das Anerkennen von Regeln hat und warum es so wichtig ist, dass Kinder diese selbst formulieren. Was Kinder benötigen, um ein Gerechtigkeitsempfinden zu entwickeln und wie sich Kinderarmut auf die Bildungsgerechtigkeit auswirkt, sind weitere Themen.
Praxistipps:
- Kinder und Jugendliche können für das Thema Gerechtigkeit sensibilisiert werden, indem ihnen ihre Rechte, das Wirken von Hierarchien und der Einfluss von Unterstützung und Zusammenarbeit z.B. im Spiel vermittelt werden.
- Entscheidungsfindung ist auch ein Prozess der Beteiligung. In Rollen- und Diskussionsspielen können Kinder und Jugendliche erleben, wie Kompromisse ausgehandelt und von allen mitgetragen werden.
- Armut wirkt sich mehrdimensional auf das Leben von Kindern aus und zeigt sich in eingeschränkten Möglichkeiten im Hinblick auf ihre Zukunftschancen und die Entfaltung ihrer persönlichen Potenziale.
- Armut und Armutsgefährdung wirken sich negativ auf unterschiedliche Lebenslagen aus, die sich gegenseitig verstärken.
Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 1/2024 „Gerechtigkeit“ von gruppe & spiel, erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Holger Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks e. V.
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen
00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
00:00:14: Herzlich willkommen zu Einfach unterrichten zur Ausgabe von Gruppe und Spiel mit dem Thema
00:00:21: Gerechtigkeit. Was finden Kinder gerecht? Warum sind selbstgemachte Klassenregeln so viel
00:00:28: besser? Wie funktioniert das Kinder- und Jugendparlament in Indien? Und eine Möglichkeit, was
00:00:37: man gegen Armut, gegen die Ungerechtigkeit durch Armut in der Schule tun kann. Mein Name ist
00:00:44: Kathi Ahl und ich wünsche viel Vergnügen. Einfach unterrichten heute zur Ausgabe von Gruppe und
00:00:50: Spiel 1/24 mit dem Thema Gerechtigkeit. Mein Gast ist Holger Hofmann, Geschäftsführer vom
00:00:58: Kinderhilfswerk. Hallo Herr Hofmann. Guten Tag, Frau Alpen. Sie sind früher Referent für Spielraum
00:01:04: gewesen. Sie sind Autor und haben selber ein Kind. Ich höre, wenn ich mit Kindern über
00:01:13: Gerechtigkeit spreche, oft den Satz, das ist ungerecht, das ist voll unfair. Das ist ja ein Satz,
00:01:19: den Kinder oft sagen in der Schule oder vielleicht auch zu Hause. Die Frage ist, wie kann man denn
00:01:26: ein Gerechtigkeitsempfinden entwickeln? Gerechtigkeit entwickelt sich in erster Linie, glaube ich,
00:01:35: durch Vorbilder. Kinder erleben eben glücklicherweise, dass Eltern ihnen gegenüber gerecht sind. Sie
00:01:46: sind da sehr empfindlich. Wir kennen das von Geschwisterkindern, wenn das Jüngere oder
00:01:52: umgekehrtes ältere Geschwister vermeintlich bevorteilt wird, dann ist das, sagen wir mal so,
00:01:58: das wird dann auf die Goldwaage gelegt und entsprechend eine Herausforderung für Eltern,
00:02:03: hier Gerechtigkeit zu vermitteln. Es kommt dabei ja nicht immer darauf an, dass man jetzt,
00:02:08: man stellt sich hervor, gerecht ist, wenn man alle immer gleich behandelt. Das ist natürlich schön,
00:02:14: aber das kann nicht immer gelingen, das wissen Eltern. Und deshalb ist, glaube ich, vor allem
00:02:18: wichtig, dass man sehr transparent handelt, dass man das, was man tut in den Kindern auch erklärt
00:02:24: und wir erleben, dass Kinder, die eben genau die Dinge auch erklärt bekommen, die da mitdenken
00:02:32: und auch mitbestimmen können, Gerechtigkeit entwickeln, ein Gerechtigkeitssinn entwickeln.
00:02:36: Ein Aspekt von Gerechtigkeit sind ja die Kinderrechte. Jetzt gilt das deutsche Bildungssystem eher als
00:02:46: ungerecht. Können Kinderrechte da weiterhelfen? Ja, Kinderrechte sind eben ein wunderbares Beispiel
00:02:54: dafür, dass manche Dinge abgewogen werden müssen, dass Gerechtigkeit immer auch eine Frage der
00:03:03: Perspektive ist. Wir haben zum Beispiel, wenn Kinder hören, sie haben ein Recht auf Bildung,
00:03:10: dann sagen sie, was soll ich denn da ein Recht haben, das ist doch eher eine lästige Pflicht. Wenn
00:03:16: sie dann aber darüber nachdenken, sagen sie, ja nun gut, andere Kinder haben das nicht und
00:03:22: vielleicht ist es ja auch wichtig für mich und es kommt ja auch darauf an, wie ich mich da selbst
00:03:28: einbringe. Das sind eben wichtige Gedanken, die Kinderrechte vermitteln können. Auch in der
00:03:35: Abwägung, es gibt ein Recht auf Freizeit und dann sagen Kinder, okay, ja, ich will aber auch spielen,
00:03:40: ich will auch das Recht verwirklichen. Also das in den Kinderrechten stecken ganz viele
00:03:47: Abwägungsprozesse, die beim Thema Gerechtigkeit von Bedeutung sind. Haben Sie Erfahrung, wie
00:03:53: Kinderrechte in der Schule zum Einsatz kommen können? Ja, tatsächlich genau, indem man diese,
00:04:00: man nennt das ja fachlich, dann Dilemma-Situationen mit Kindern auch bespricht. Und das Schöne ist,
00:04:07: ich habe das selber, ich habe auch schon an der Schule gearbeitet und habe das selber immer mit
00:04:11: Leidenschaft umgesetzt, dass man gar nicht viel tun muss. Man muss Kinder nur eine Situation
00:04:19: darstellen und sich zurückziehen und dann gucken, was passiert. Wenn mein Kinder sagt, deine Mama
00:04:24: sagt, du sollst Hausaufgaben machen, du selber willst gerne spielen gehen oder sag nur so rum,
00:04:33: die Mama sagt, du sollst den Abwasch machen, die Lehrerin sagt, du sollst die Hausaufgaben machen
00:04:37: und deine Freundin sagt, du sollst mit ihr spielen. Dann spielen in allen drei Feldern
00:04:44: Kinderrechte eine Rolle, das Recht auf Bildung, das Recht auch sozusagen der Eltern auf die
00:04:51: Unterstützung im Haushalt und auch das Recht auf Freizeit. Und dann kann man mal gucken,
00:04:57: wie die Kinder damit umgehen und sie finden überraschende Antworten. Sie sagen dann beispielsweise,
00:05:03: ja, alle drei Rechte sind wichtig und vielleicht nicht immer gleichzeitig, es kommt darauf an,
00:05:09: dass aber kein Recht immer nur einseitig umgesetzt wird. Und das sind dann genau die Momente,
00:05:15: wo man daneben steht und sich freut, weil Kinder genau eine Abwägung treffen, die ihnen noch im
00:05:22: Leben viel helfen wird. Sie haben sich früher mal für das Recht auf Spiel ausgesprochen. Kann
00:05:29: das Recht auf Spielen dabei helfen, diesen Gerechtigkeitssinn zu entwickeln? Ja, das Spielen ist
00:05:39: ja erst mal das Tolle. Spielen ist ja, dass es oft von frei von erwachsener Aufsicht stattfindet.
00:05:47: Und das ist ja nicht mehr selbstverständlich, dass wir in einer installisierten Welt für Kinder
00:05:53: überhaupt noch Freiräume ohne Erwachsene vorhanden sind. Die sind aber ganz wichtig, weil sie dort
00:05:59: ihre eigenen Regeln auswächten müssen. Und da geht es nicht immer gerecht zu. Da ist es dann manchmal
00:06:06: so, dass der Stärkere sagt, das ist jetzt aber mein Ball und nicht deiner und nicht unbedingt sagt,
00:06:13: naja, wir können uns denn auch teilen. Du kannst erst spielen und ich dann danach. Und dann gibt es
00:06:19: aber den Moment, wo man auch in Gruppen dahin kommt und sagt, das geht so nicht, dass immer
00:06:24: einer den Ball bekommt. Wir müssen uns überlegen, dass wir auch miteinander spielen. Und Kinder
00:06:30: entwerfen dann selber ihre eigenen Regeln. Und das ist etwas, wo ich sage, wo das Spiel etwas
00:06:38: leistet für unsere Demokratie, für unsere, für die auch, für das notwendige Gerechtigkeit empfinden,
00:06:45: was ein pädagogischer Rahmen oftmals gar nicht leisten kann, nämlich, dass Kinder selber ein
00:06:51: Verständnis für Regeln entwickeln. Das ist sehr interessant, was Sie sagen. Das verstehe ich so,
00:06:58: dass es wichtig ist, dass die Erwachsene nicht zuvor schnell ihre Regeln vorgeben, sondern dass
00:07:03: erst mal die Notwendigkeit überhaupt entstehen muss, dass Kinder sich Regeln überlegen. Ich
00:07:08: will Ihnen eine Situation erzählen, als meine Kinder klein waren. Da haben die sich manchmal, also
00:07:14: zum Beispiel vier und sechs, da haben die sich manchmal um ein Auto oder um eine Sache gestritten,
00:07:19: und zwar heftig. Und dann habe ich es manchmal so gemacht, dass ich gesagt habe, okay, ich sammel
00:07:24: das Auto ein und ihr könnt mal versuchen, das zu regeln. Und wenn ihr es geregelt habt, dann kommt
00:07:29: ihr zu mir und sagt, wie ihr es jetzt machen wollt. Also ich wollte nicht, wenn die Lösungen vor
00:07:35: weg geben, sondern ich wollte, dass Sie mal eine eigene Lösung finden. Meinen Sie das? Ja, wir machen
00:07:42: das viel zu wenig, dass wir Kinder auch selber Regeln entwickeln lassen. Ich denke, vieles,
00:07:49: was auch in Schulen, in Kindertagesstätten gemacht wird, dass man sozusagen die Hausordnung als
00:07:56: gegeben, als Vorschrift den Kindern vorsetzt. Man vertut sich so viel, weil vielleicht würden
00:08:03: die Kinder nur 60, 70 Prozent von dieser Hausordnung selber entwickeln. Aber diese 60 und 70 Prozent
00:08:10: sind viel mehr wert, weil man muss als Erwachsener sich kaum noch darum kümmern, dass diese Regeln
00:08:15: auch eingehalten werden. Man kann sich dann auf die restlichen 30 Prozent konzentrieren. So müssen
00:08:20: wir immer alle 100 Prozent im Auge behalten, weil diejenigen, die etwas vorgesetzt bekommen,
00:08:24: erst mal nicht unbedingt sagen, das ist für mich etwas, was ich auch akzeptiere, wenn der Lehrer
00:08:31: oder die Pädagogin wegschaut. Lässt sich wunderbar auf die Schule übertragen. Ich kenne viele
00:08:38: Klassenräume, in denen Regeln hängen, die sehr nach Lehrerinnen oder Lehrer klingen. Wir wollen
00:08:44: uns zuhören, keiner wird geschlagen, keiner wird ausgeschlossen. Klingt jetzt erst mal nicht so und
00:08:50: dann müssen es alle Kinder unterschreiben. Klingt jetzt aber erst mal nicht so, als hätten es die
00:08:54: Kinder selber formuliert. Das ist also ein guter pädagogischer Tipp. Wenn die Kinder ihre Regeln
00:09:00: selber formulieren dürfen, stehen sie mehr dahinter und sie haben gleichzeitig noch gelernt, wie
00:09:05: man sowas aushandelt. Dafür braucht es ja auch ein Stück Empathie. Haben sie Spiele oder
00:09:14: Methoden in ihrem Repertoire, in ihrem Koffer? Wie man diese Empathie und dieses Gerechtigkeitsempfinden,
00:09:22: der andere hat ja auch Rechte. Wie man das befördern kann? Empathie entsteht durch die
00:09:32: Möglichkeit, einen Perspektivwechsel herzustellen. Das heißt, eine Situation mir vorstellen zu können,
00:09:41: wie sie für jemand anderes ist. Erst mal etwas, was Kinder auch im Spiel, im Sport erleben, weil sie
00:09:50: selber sozusagen mal ein Bein gestellt bekommen haben und wissen, wie das für jemand anderes ist,
00:09:57: wenn sie in dem ein Bein stellen und sie entwickeln dann darüber ein Verständnis, dass das für
00:10:04: denjenigen, dem das so etwas passiert, nicht schön ist. Also man muss selber erleben, was es
00:10:12: bedeutet, bestimmte Benachteiligung, Barrieren, Diskriminierung auch zu bekommen und dann auch
00:10:23: dafür ein ja Perspektivwechsel herstellen zu können. Wir wissen ja auch, dass Kinder,
00:10:33: die eben Vielfalt erleben, diesen Perspektivwechsel schneller herstellen können. Also wie erlebe
00:10:42: ich Vielfalt? Erst mal auch wieder, das sind wir wieder bei dem folgenden Thema, in dem ich nicht
00:10:50: sozusagen jede Situation sehr eng umfasst vorgesetzt bekomme, sondern auch
00:10:59: erlebe, dass man etwas unterschiedlich machen kann. Dass es auf eine Handlung auch unterschiedliche
00:11:06: Sichtweisen gibt und die auch gehört zu werden. Also das heißt, jeder sagt auch mal, wie er es machen
00:11:12: würde. Und es gibt nicht immer diesen einen und richtigen Weg. Und wenn ich eben erlebe, dass es
00:11:18: unterschiedliche Möglichkeiten gibt, im Leben zu handeln, dann entwickle ich auch dann für eine
00:11:25: Handlung Empathie, die nicht meine ist. Weil es ein bisschen vielleicht komplex, aber mir geht es eben
00:11:33: darum, zu sagen, lasst die Kinder doch auch unterschiedliche Erfahrungen machen. Versucht
00:11:39: nicht alles auch einzudämmen, was vielleicht gleich nach Ungerechtigkeit schreit oder was nach
00:11:45: auch erstmal Erfahrungserweiterung der dient. Also das heißt, mehr zulassen, mehr Vielfalt, Kinder
00:11:57: erleben lassen und sie beginnen dann eben diesen Perspektivwechsel herzustellen. Danke. Meine Tochter
00:12:06: war sehr bewandert in den Kinderrechten. Ihre Grundschullehrerin war sehr aktiv und hat diese
00:12:12: Kinderrechte intensiv behandelt im Unterricht. Und das hatte zur Folge, dass wir hier viele
00:12:19: Diskussionen hatten, wo sie jetzt mitbestimmen darf und wo nicht. Was könnte denn im schulischen
00:12:25: Rahmen ein Thema sein, bei dem Kinder mit abstimmen können oder wo sie entscheiden? Was können
00:12:32: Sie sich da vorstellen? Es gibt erstmal natürlich, das ist ja auch sehr üblich mittlerweile an
00:12:39: Schulen, dort wo es um die Ausgestaltung von Räumen geht, von Gemeinschaftsräumen, das Kinder
00:12:46: und Jugendliche mitbestimmen, der Schulhof, aber auch natürlich, wenn es das gibt, die
00:12:52: Schulkantine des Essen, die Gemeinschaftsräume, die Klassenzimmer. Leider hört es aber dann
00:12:59: dabei oft auf und das sollte es eben nicht, denn im Idealfall geht es auch um Unterrichtsinhalte,
00:13:08: weil es ist vielleicht ja nicht immer wichtig, dass Kinder, oder es ist nicht immer richtig,
00:13:17: dass Kinder jetzt entscheiden, ob Gedichte jetzt im Unterricht stattfinden oder nicht, aber sie
00:13:23: können zumindest entscheiden, welches Gedicht sie lernen möchten. Sie können entscheiden,
00:13:28: welche Bücher sie lernen möchten und sie können natürlich auch viel stärker partizipieren,
00:13:35: indem man ihnen zulässt, auch Gedichte unterschiedlich zu bearbeiten. Ja, es ist ja nicht immer, muss
00:13:41: es sozusagen das Auswendiglernen sein, vielleicht jemand anders mag, es lieber rezitieren oder
00:13:48: vorsingen oder wie auch immer. Aber den Kindern auch Möglichkeiten geben, indem was man ihnen
00:13:58: anbietet. Und im Idealfall ist es dann sogar so, dass die ganze Schulentwicklung gemeinsam mit den
00:14:03: Kindern betrieben wird. Was sind die Ziele für die unsere Schule steht? Viele Schul haben besondere
00:14:09: Ziele, die Nachhaltigkeit oder ähnliches und solche Dinge kann und sollte man mit den Kindern
00:14:17: entwickeln und sie ihnen vorsetzen. Jetzt gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, wie man zu einer
00:14:22: Entscheidung finden kann und wie man auch abstimmt oder was man abstimmt. Wie lernt man denn,
00:14:28: gut abzustimmen und hinterher sich vielleicht auch dem Ergebnis anzupassen, auch wenn es nicht
00:14:33: die eigene Wunschvorstellung war? Dazu habe ich mir spontan etwas ein, weil es mich so beeindruckt
00:14:44: hat, weil es einfach nochmal eine ganz andere Form ist, die uns auch einfach nicht so geläufig ist,
00:14:52: die aber auch zeigt, man darf ja auch kreativ denken. Wie als solches Kindeswerk unterstützen
00:14:59: Kinder- und Jugendparlamente und wir haben uns angeschaut, wie das in anderen Ländern funktioniert,
00:15:03: und in Indien funktionieren die Kinder- und Jugendparlamente ganz anders. Bei uns gibt es
00:15:08: Abstimmung wie bei den Erwachsene, da gibt es eine Vorlage und dann wird die Hand gehoben,
00:15:13: so wie man das ordentlich in Deutschland macht und dann wird entscheidet die Mehrheit, was getan.
00:15:18: In Indien funktionieren die Kinder-Parlamente nach einem soziokratischen Prinzip, das heißt es gibt
00:15:28: gar nicht die Frage, ob es zu irgendetwas Mehrheiten gibt, sondern diejenigen, die etwas machen wollen,
00:15:33: die etwas verändern wollen, schließen sich zusammen und übernehmen Verantwortung. Und die
00:15:41: Aufgabe derer, die dann etwas weiter tragen auf höhere Ebenen, ist nicht darüber abzustimmen,
00:15:47: ob das gut oder richtig ist, sondern das, was sozusagen an der Basis entwickelt wird, zu vermitteln.
00:15:53: Und das zeigt, also es lohnt sich auch hier, na, was sind wir, schließt sich der Kreis,
00:16:02: auf die Vielfalt zu gucken, auch zu schauen, was ist möglich, ist das eine Abstimmungsform oder
00:16:08: eine Vorgehensform, die uns hilft oder nicht, entscheiden wir vielleicht doch lieber nach
00:16:13: einem Konsensprinzip oder entscheiden wir, weil es uns zukunft kondensiert ist, doch lieber nach
00:16:19: Mehrheitsprinzip. Wichtig ist aber, dass man weiß, es gibt nicht nur die eine Möglichkeit.
00:16:23: Und es gibt andere Möglichkeiten, zu Entscheidungen zu kommen, vielleicht ja auch manchmal, dass
00:16:30: man die Entscheidung einer Minderheit berücksichtigt. Das ist dann natürlich aber eine sehr hohe Form bei
00:16:36: der Entscheidungsfindung, die vielleicht ganz am Ende steht. Also wir haben das Veto-Prinzip,
00:16:42: das Mehrheitsprinzip, das Konsensieren, was ja nach so zukratischen Vorgaben auch mehr
00:16:49: einzukält an deutschen Schulen, wen das interessiert, da können wir vielleicht entsprechend verlinken zum
00:16:55: Podcast. Ich möchte noch mal auf einen anderen Aspekt zu sprechen kommen. Ein Punkt, bei dem
00:17:03: Bildung nicht gerecht ist, ist der Punkt Kinderarmut. Bildung sollte doch frei sein, warum ist Armut immer
00:17:11: noch so ausschlaggebend für Bildungserfolg, also in dem Fall als großen Begriff gefasst, nicht nur die
00:17:19: guten Noten? Weil wir Armut nicht in seinen Dimensionen wahrnehmen, das Thema. Das heißt, Armut,
00:17:34: hier geht es nicht nur um eine magriere Seite, die natürlich auch auf die Bildung Einfluss hat.
00:17:41: Das ist maßgeblich, ob Kinder teilnehmen können, entlassen fatten, ob sie sich in der Oberstufe einen
00:17:47: besonderen Taschenrechner leisten können oder nicht. Oder vielleicht sogar ihre Eltern entscheiden,
00:17:52: lassen sie nicht die generationale Oberstufe wählen, weil die ist zu teuer. Das ist durchaus,
00:17:58: das mag etwas ternklingen, aber das ist für viele Eltern tatsächlich eine Frage des Geldes.
00:18:05: Das ist aber nur eine Seite. Die andere Seite ist ja auch, dass Armut den Kindern ein Gefühl gibt,
00:18:17: von sie finden nicht, ihre Eltern und Familie findet in der Gesellschaft nicht die Anerkennung,
00:18:22: die andere finden. Dieses gängige Vorurteil arme Familien nutzen den Staat aus, das bekommen
00:18:31: auch die Kinder mit. Und das macht etwas mit ihnen. Und das macht etwas mit ihrem Selbstwert und
00:18:36: Selbstbewusstsein, dass sie auch natürlich gerne auch überspielen und vielleicht besonders stark
00:18:44: auftreten wollen. Diese Stärke ist aber oftmals nur vorbegründig. Jedenfalls drückt sie sich
00:18:49: nicht in einem Akzeptanz von Bildung aus. Aber es ist nicht so, dass sie grundsätzlich nicht sich
00:18:56: nicht sozusagen in Schule einfinden wollen, sondern dass sie oftmals auch durch solche
00:19:02: Prozesse zu abgelenkt sind. Und es hat etwas zu tun mit dem Thema Gesundheit. Es ist manchmal viel
00:19:08: einfacher als wir denken, wenn ich kein Frühstück bekommen habe und wenn ich bis 11 Uhr auch nicht
00:19:19: mal etwas getrunken habe, werde ich um halb 12 nicht mehr aufnahmefähig sein.
00:19:27: Und werde dann auch nicht in der Lage sein, in irgendeiner Weise dem Unterricht zu folgen. Also
00:19:33: wir haben unterschiedlichste Faktoren und wir müssen eben von allen Seiten ran. Wir müssen
00:19:39: dafür sorgen, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, sich gesund zu ernähren. Und wenn es eben am
00:19:45: Morgen nur auch mit Obst und etwas zu trinken ist, wir müssen dafür sorgen, dass diese, dass
00:19:52: diese, also die Diskriminierung von Armut auch aufhört. Und wir müssen eben auch dafür sorgen,
00:20:02: dass Familien selbst in der Lage sind, Kindern einen Mindestbedarf, wie zum Beispiel die Teilnahme
00:20:07: im Klassenvatern, ihren Kindern auch zu ermöglichen. Dass das nicht wenige Kinder sind, das habe ich
00:20:14: gerade nochmal recherchiert. 3 Millionen Kinder in Deutschland, fast jeder fünfte Haushalt ist
00:20:20: betroffen. Mal ganz praktisch, könnte ein gemeinsames Schulfrühstück, ein Klassenfrühstück
00:20:27: der Abhilfe schaffen? Also wenn das sozusagen stärker institutionalisiert wird in Schulen
00:20:33: gemeinsam zu frühstücken, wäre das ein Ansatz? Ja, auf jeden Fall ist das ein Ansatz. Auch ein
00:20:39: Ansatz in vielfältiger Weise, weil er natürlich auch hilft, soziale Kompetenzen zu entwickeln. Und
00:20:45: wir brauchen eben viel mehr Gelegenheiten für Gemeinschaft. Und ich, wenn Kinder gerne in
00:20:54: die Schule gehen, dann tun sie es vor allem, weil sie sich in der Gemeinschaft wohlfühlen. Da muss
00:21:00: die Lehrerin gar nicht, die ist auch wichtig als Bezugsperson, aber auch die anderen Kinder sind
00:21:05: wichtig. Und die sind aber nur dann wichtig, wenn ich sie auch erleben kann. Und dass es in manchen
00:21:11: Klassen-Situationen gar nicht so gut möglich, wie zum Beispiel bei einem Schulfrühstück,
00:21:15: bei einem gemeinsamen. Dann nehmen wir das als Schlusswort. Das Schulfrühstück, genauso wie
00:21:22: andere Entscheidungsfindungsprozesse, andere Verfahren, genauso wie Spielen als Spiel als
00:21:30: Übungsraum für Regeln, die man aushandeln muss und wo sich vielleicht die Erwachsenen gar nicht
00:21:38: so doll einmischen. Vielen Dank, Herr Hofmann. Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von
00:21:49: Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag. Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den
00:21:56: Punkt.
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