Deutsch: Kasus verstehen und gebrauchen

Shownotes

Die Frageprobe ist oft nicht weit, wenn das Thema Kasus im Deutschunterricht behandelt wird. Zielführender kann es sein, Kasus mithilfe der Maskulinprobe zu vermitteln. Den korrekten Gebrauch von Kasus zu fördern, kann durch den Vergleich von Mündlichem und Schriftlichem und durch einen sprachvergleichenden Ansatz gelingen.

Praxistipps:

  • Mit der Maskulinprobe den Kasus von Wortgruppen zielführender identifizieren als mit der Frageprobe.
  • Handzeichen als Kennzeichnung für die Genera können als Hilfsmittel nutzen, um auch Schüler:innen, die mit den Genera noch nicht vertraut sind, die Kasusmarkierung zu vermitteln.
  • Die Kasusverwendung im Mündlichen kann von der schriftsprachlichen Norm abweichen. Eine Sensibilisierung für die Unterschiede kann helfen, Probleme im Schriftlichen zu verringern.
  • Ein Vergleich von Kasus im Deutschen und in anderen Sprachen ermöglicht es ein- und mehrsprachigen Schüler:innen, ihre Sprachbewusstheit und ihr Sprachwissen auszubauen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe "Kasus verstehen und gebrauchen" von Deutsch 5-10, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du die Moderatorin Veronika Obermeier im Gespräch mit Anna-Maria Jünger (wiss. Mitarbeiterin am Institut für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Heftmoderatorin) und Katharina Kellermann (wiss. Mitarbeiterin an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau und Heftmoderatorin).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

00:00:13: Herzlich willkommen beim Podcast Einfachunterrichten vom Friedrich-Verlag. Wir sprechen heute über

00:00:22: die Ausgabe "Kasus verstehen und gebrauchen" von Deutsch 5 bis 10. Mein Name ist Veronica Obermeier vom

00:00:28: Institut für Digitales Lernen und heute habe ich gleich zwei Gesprächspartnerinnen, Anna-Maria

00:00:34: Jünger und Katharina Kellermann. Hallo ihr beiden, schön, dass ihr da seid. Hallo. Vielleicht könnt

00:00:41: ihr euch kurz mal selbst vorstellen, Anna-Maria magst du anfangen? Hallo, ich bin Anna-Maria

00:00:47: Jünger und ich arbeite an der pädagogischen Hochschule Heidelberg und mich interessiert

00:00:52: insbesondere Kramatik und zwar ein Erst- und Zweitsprache. So viel erst mal zu mir. Super. Katharina, du noch bitte.

00:00:59: Ja, hallo, ich bin Katharina Kellermann und ich bin an der RPTU in Rheinland-Pfalz und ich habe

00:01:07: Lehramt auf Gymnasium studiert für Deutsch, Religion und Geschichte und war an der Schule und

00:01:13: habe mich immer so ein bisschen aufgeregt an dem Unterricht, wenn ich Kramatik unterrichten

00:01:17: sollte und nicht so richtig wusste, warum. Also Anwendungsbezug war meistens nicht so richtig

00:01:21: gegeben und die Schüler haben es gerne dann auch sehr schnell wieder vergessen. Das kann ich gut

00:01:25: verstehen, das ging mir ähnlich. Da muss ich euch gleich mal auf das Deckblatt dieser

00:01:30: Ausgabe ansprechen. Da liegt so ein Schwarzbrot in Scheiben. Wie kam es denn dazu? Ja, also wir

00:01:40: haben auch häufig gehört in Gesprächen mit Kolleginnen und so weiter, dass Kasus jetzt nicht

00:01:45: das beliebteste Thema in der Schule ist, also so ein genanntes Schwarz-Pro-Thema. Nach dem Motto

00:01:51: jeder muss es machen, aber keiner will es so recht und deswegen dachten wir, machen wir doch das

00:01:56: Thema zum Titel und deswegen haben wir unser Heft mit einem Schwarzbrot als Titel versehen.

00:02:01: Ich muss auch zugeben, es ist erst mal ein bisschen befremdlich, also beim Thema Kasus, wenn wir

00:02:06: gleich mal einsteigen wollen. Da haben wir Lehrerinnen und Lehrer uns mühsam Material zu

00:02:12: dieser Frageprobe zusammengesucht und wir hoffen, dass die Kinder aus der Grundschule kommen und

00:02:18: da schon ein bisschen was können und diese Fragen schon den verschiedenen Fällen zuordnen können,

00:02:23: versuchen es zu festigen. Und jetzt kommt ihr daher und sagt, das ist ja überhaupt nicht

00:02:29: gut geeignet. Was ist denn das Problem mit der Frageprobe beim Kasus? Ja, es kann ich gut

00:02:37: nachvollziehen, dass man sich zuerst fragt, was denn daran so kritisch sein soll, zumal diese

00:02:42: Kasus-Frageprobe einem ständig und überall begegnet. Vielleicht ein kurzer Zwischenschub für

00:02:48: all diejenigen, die noch nichts von der Kasus-Frageprobe gehört haben. Die Probe funktioniert so,

00:02:53: Nominativ wird mittels der Fragen wer oder was, Akkusativ anhand von wem oder was, Dativ durch

00:03:01: wem und Genitiv durch Wessen ermittelt. Und klar, die Probe wäre nicht so erfolgreich, wenn sie nicht

00:03:07: auch manchmal funktionieren würde. Ein Beispiel in dem Satz, der Mann gibt dem Jungen den Ball,

00:03:15: wäre den nach folgende Frage zu stellen. Wer gibt dem Jungen den Ball? Antwort der Mann,

00:03:23: also Kasus-Nominativ, wem gibt der Mann den Ball? Antwort dem Jungen, Kasus-Dativ, wen oder was

00:03:32: gibt der Mann dem Jungen? Antwort den Ball und Kasus-Akkusativ. Häufig haben wir jetzt aber

00:03:39: beobachtet, also in der Wissenschaft und auch in der Praxis, dass die Probe eben doch nicht so

00:03:44: gut funktioniert. Das würde ich gerne einmal darlegen, und zwar anhand einer etwas gekürzten,

00:03:50: modifizierten Unterrichtsstunde dokumentiert von Iris Kleinbub im Jahr 2014. Und das möchte ich

00:03:57: einmal daran veranschaulichen. In der Klasse wird das Buch "Lippels Traum von Paul Ma gelesen". An

00:04:04: der Tafel steht der Satz, das ist das Buch. Und die Lernenden sollen anhand der Frageprobe den

00:04:11: Kasus identifizieren. Die Lehrkraft hat dazu ein Wort eingerahmt und deutet auf das Buch an

00:04:20: der Tafel. Und fragt dann die Schüler*innen, wer findet eine Frage, mit deren Hilfe wir den Fall

00:04:27: herausbekommen? Der Fall, in dem dieses Wort Buch steht. Patrick meldet sich, die Lehrkraft ruft

00:04:34: Patrick auf, Patrick probiert und sagt, was ließ, Lippel? Die Lehrkraft antwortet, ja,

00:04:41: bei der Frage was, müssen wir aber noch ein zusätzliches Wort nennen. Ja, Mehmet, Mehmet sagt,

00:04:50: Wessenbuch liest Lippel? Lehrkraft ruft dann Benjamin auf, Benjamin sagt, das ist ja sein Buch. Die

00:04:58: Lehrkraft daraufhin? Ja, wer sagt doch einmal genau, was wir wollen? Patrick dann, wir wollen,

00:05:05: dass das Buch als Antwort kommt. Lehrkraft, richtig. Gabriela, Gabriela versucht dann und sagt,

00:05:12: wen liest Lippel? Benjamin versucht, was liest Lippel? Das Buch. Lukas versucht,

00:05:18: wen oder was liest Lippel? So viel einmal zur Stunde. Und ich finde, dass bei dieser

00:05:25: Unterrichtsstunde eben einmal deutlich wird, dass sich Kasus anhand der Frageproben eben nicht

00:05:30: immer ohne Weiteres identifizieren lässt und man eben häufig die Gefahr läuft, dass dann aus einer

00:05:37: eigentlichen Sprachbetrachtungsstunde eher eine Ratestunde wird. Und jetzt natürlich die zentrale

00:05:45: Frage, woran liegt es? Ein Grund, der hier besonders deutlich wird ist, dass inhaltlich

00:05:51: pragmatische und kommunikativ angemessene Fragen wie was liest Lippel statt grammatischer Fragen,

00:05:58: also was ist das, gestellt werden und dass dieses richtige Fragen im Sinne der Methode als Arbeitstechnik

00:06:06: gesondert gelernt werden muss und dem Sprachgefühl widersprechen kann. Neben dieser Kritik existieren

00:06:14: natürlich noch zahlreiche weitere Punkte, welche gegen die Verwendung dieser Frageprobe sprechen.

00:06:20: Das können Sie aber alles in dem Artikel Kasus verstehen und gebrauchen von mir und Katharina

00:06:25: Kellermann in diesem Heft nachlesen. Ich glaube, diese Situation kennen auch alle Kolleginnen und

00:06:31: Kollegen aus der Praxis, dass die Frageprobe manchmal einen dann auch an seine Grenzen bringt.

00:06:36: Ihr habt ja einen Vorschlag, wie man das Ganze lösen kann oder wie man es anders machen kann.

00:06:42: Die Maskulinprobe, von der hatte ich bis dahin noch nie gehört, um ehrlich zu sein. Könnt

00:06:50: ihr auch mal kurz erklären, was es mit der Maskulinprobe auf sich hat. Klar, auch mit der

00:06:54: Maskulinprobe will man den Kasus einer Wortgruppe ermitteln. Was muss man dafür machen? Um den

00:07:00: Kasus einer Wortgruppe herauszufinden, wird erstens das Nomen der Wortgruppe, falls nötig,

00:07:07: durch eines im Maskulinumsingular ersetzt und zweitens, auch gegebenenfalls, ein bestimmter

00:07:14: Artikel hinzugefügt. Anhand der Endungen des bestimmten Artikels kann dann der Kasus abgelesen

00:07:21: werden. Im Nominativ hat der Artikel die Endung "er", also "der", im Akkusativ "en", also "den",

00:07:29: im Dativ "em", also "dem" und im Genitiv "es", also "des". Und warum das genau so gemacht wird,

00:07:38: kann man dann im Grundlagenartikel nachlesen. Anna Maria, ihr habt da in eurem Beitrag diese

00:07:46: Genera auch mit Handzeichen versehen. Kannst du kurz erklären, was dahinter steckt?

00:07:52: Das ist natürlich erst mal komisch, also warum wird überhaupt Wissen über Numerus und Genus und

00:07:58: das Verbildlichen die Handzeichen benötigt, wenn der Gegenstand der Aufmerksamkeit eigentlich Kasus

00:08:05: ist. Und da einmal grundsätzlich, also warum brauchen wir das? Dafür müssen wir verstehen, wie die

00:08:11: Kasuszuweisung beziehungsweise die Flexion funktioniert. Also Kasus wird mittels Endungen,

00:08:17: sogenannten Flexionsendungen an Artikeln, Adjektiven, Nomen und so weiter markiert. Wenn ich jetzt spreche,

00:08:25: also ich bei der Sprachproduktion mache mir keine expliziten Gedanken, wann ich welche

00:08:31: Endung verwende und auch bei der Rezeption ist mir automatisch klar, welche Endung, welche Funktion

00:08:37: hat. Wenn ich Kasus aber zum Gegenstand meiner Aufmerksamkeit machen möchte, muss ich unter

00:08:44: anderem diese Automatisierung aufgeben. Also um zu verstehen, wann welche Endung verwendet wird,

00:08:51: also ob es zum Beispiel ein, einenn, einem oder eines heißt, das hängt eben auch von den

00:08:56: Deklidationskategorien Numerus und Genus ab. Und deswegen ist es wichtig zu wissen,

00:09:02: in welchem Numerus ein Nomen steht und welches Genus es hat. Ein Beispiel, um das zu veranschaulichen.

00:09:10: In dem Satz "Ich suche X", steht das Objekt X im Kasus akkusativ. Und das Objekt X kann

00:09:18: beispielsweise aus einer Wortgruppe aus bestimmten Artikeln und Nomen bestehen. Mögliche Endungen

00:09:24: für den bestimmten Artikel beim Kasus akkusativ wären "den", "das" oder "die". Und welche der

00:09:32: Endungen herangezogen wird, hängt davon ab, welches Genus das Bezugsnomen hat und in welchem

00:09:38: Numerus es steht. Handelt es sich um ein maskulines Nomen im Singular, wie "Mann", würde "den"

00:09:44: verwendet werden. Also "Ich suche den Mann". Bei einem femininen Nomen im Singular, wie "Frau",

00:09:50: würde die verwendet werden. Also, ich suche die Frage.

00:09:56: und so weiter. So, jetzt um den Bogen zu spannen, zu den

00:09:59: kramatischen Symbolen, eine Möglichkeit, wie Genus und Numerus leicht vermittelt

00:10:04: werden können, ist beispielsweise die Verwendung der kramatischen Symbole von

00:10:08: Anne Berkemaier und Regina Wieland. Was wird dabei gemacht? Jedes Genus wird

00:10:14: durch ein bestimmtes Symbol visualisiert. Ein Kreis steht für das Genus

00:10:19: Maskulinum als Merkhilfe der Kreis, eine Welle steht für das Genus Femininum, die

00:10:26: Welle und ein Dach steht für das Genus Neutrum, also das Dach. Und das Tolle ist

00:10:33: meines Erachtens, wenn wir die Symbole verwenden, können wir über Genus sprechen,

00:10:38: ohne Termini verwenden zu müssen. Außerdem sind sie, finde ich, hilfreich, wenn man

00:10:43: die Symbole auch im Gespräch verwendet, weil man einfach mit seiner Hand zum

00:10:47: Beispiel ein Dach oder eine Welle machen kann und im geschriebenen kann man auch

00:10:51: einfach ein Kreis oder ein Dach in den Text anbringen. Wie das Ganze genau

00:10:56: funktioniert, kann man auch noch mal in dem Beitrag von Katharina Escher auf

00:11:00: Seite 5 nachlesen. Danke. Diese Grundlagen habe ich jetzt

00:11:04: verstanden. Jetzt geht es um die Anwendung. Ihr habt es ja auch wirklich in die

00:11:10: Praxis gebracht, weil so gut durch Dach jetzt die Theorie ist. Wichtig ist ja, wie

00:11:16: können wir es für die Sprache überhaupt nutzen. Katharina, ihr habt das so schönes

00:11:20: Spielszenen fast schon in dieser Ausgabe. Kannst du kurz was erklären dazu?

00:11:27: Also wir haben ja versucht das ganze Heft irgendwie etwas runterzubrechen, etwas

00:11:33: anwendungsorientierter und diese Spielszenen oder dieser Beitrag von

00:11:38: Theresa Borgräfe, den wir da aufgenommen haben, der versucht eigentlich diese

00:11:42: verschiedenen Rollen, die Kases, wo man erfüllen kann, über so Theater-Szenen

00:11:49: plausibel zu machen in Kindern. Also das nominativ als der hat die Handel, eine

00:11:54: Person und ich glaube, das ist auch der Theresa ganz gut gelungen.

00:11:58: Ich fand es auch spannend mit dieser Erwerbsreinfolge. Katharina, kannst du das

00:12:04: noch mal erklären? Das wusste ich so aus meiner Ausbildung nicht und dachte

00:12:09: mir, es ist eigentlich interessant zu erfahren, in welcher Reihenfolge Kinder

00:12:13: überhaupt die Kases erlernen und was das für sie bedeutet.

00:12:19: Ja, da sind, ist die Anna-Maria auch super fit drin, das haben wir zusammen

00:12:25: quasi noch mehr herausgedröselt, weil das so ein bisschen auch abhängig ist vom

00:12:29: Spracherwerbstyp. Aber man kann so eine ganz grundlegende Erwerbsreinfolge

00:12:33: feststellen und sagen, also der nominativ ist so das erste, was die Kinder

00:12:37: erwerben. Anna, was kommt dann? Ja klar, also nominativ, akkusativ, dativ und

00:12:44: genitiv, also übergeordnet. Praktisch. Das ist halt das, aber das hängt wie gesagt

00:12:52: auch von den Spracherwerbstypen ab. Also wenn wir Deutsch als zweitsprachende

00:12:56: Lernde haben, dann ist das ein bisschen verzögert als jetzt bei Monolingualen oder

00:13:00: Erssprachelernden, genauso wie Deutsch als Fremdsprachelernden. Aber so eine

00:13:04: grundsätzliche Reihenfolge kann man erkennen und wenn der genitiv relativ

00:13:08: spät erworben wird, das zeigt sich dann auch in den Schülertexten, dass genitiv

00:13:12: häufig nicht vorkommt oder durch Präpositionalfrasen dann ausgedrückt

00:13:18: wird, was ja, wenn man vielleicht für Casus sensibilisiert auch anders ausfallen

00:13:23: kann, also dass vielleicht der genitiv häufiger verwendet wird, wenn man sich

00:13:27: der Casus einfach bewusst ist. Ja sicherlich. Ich würde da gerne einmal dran

00:13:31: anknüpfen, wenn wir schon beim Thema Zweitsprachförderung sind, weil uns ist

00:13:36: es ganz wichtig gewesen, dass Casus nicht nur aus einer Erssprachperspektive

00:13:41: thematisiert wird, uns ist bewusst, dass es viele Schüler und Schülerinnen gibt,

00:13:45: die noch Schwierigkeiten mit der Casusmarkierung haben. Das haben wir

00:13:49: selbst in der Praxis beobachtet und es wird auch durch zahlreiche Studien

00:13:52: belegt. Da Casus und die Markierung ein komplexes, sprachliches Phänomen sind,

00:13:57: wird es aber häufig vernachlässigt. Dabei ist die Beherrschung von Casus sehr

00:14:02: wichtig, dass für die Rezeption und Produktion eindeutige Aussagen relevant

00:14:07: ist. Diese kleinen Endungen haben also tatsächlich eine große Wirkung. Ob ich

00:14:12: zum Beispiel "Ich gebe ihm den Tiger" oder "Ich gebe ihm dem Tiger" sage, also

00:14:18: ihm, ihn oder den dem macht eben einen großen Unterschied.

00:14:24: Deswegen haben wir auch insgesamt drei Beiträge, in denen Casus explizit unter

00:14:29: der perspektive Sprachförderung thematisiert wird. Im Beitrag den

00:14:33: Akkusativfestigen, dem Dativbegegnen, Impulse zur Casusförderung im

00:14:38: Unterrichtsgespräch von Sabrina Geyer, wird aufgezeigt, was man bei der Casusförderung

00:14:43: grundsätzlich beachten sollte. So sollte die Förderung beispielsweise beim

00:14:47: Sprachstand der Lernenden anknüpfen. Im Beitrag den Sprachstand im Bereich

00:14:52: Casus ermitteln, praktische Tipps für Lehrkräfte, ebenfalls von Sabrina Geyer,

00:14:57: wird passend dazu aufgezeigt, wie eine spontan Sprachanalyse durchgeführt

00:15:02: werden kann und worauf man dabei achten sollte. Und im Beitrag der, dem, dem oder

00:15:08: des Informationen aus Reflexionstabellen entnehmen von mir, zeige ich einmal auf,

00:15:13: wie Schüler*innen lernen können, Informationen aus Lektionstabellen zu

00:15:18: entnehmen. Dieses Wissen kann insbesondere dann hilfreich sein, wenn man sich

00:15:23: unsicher ist, welche Formen heranziehen sollen oder um einen Fehler besser

00:15:28: verstehen zu können. Super, das ist glaube ich auch sehr gut gelungen, dass man

00:15:33: das wirklich sofort im Unterricht umsetzen kann. Also das sind die Beispiele und die

00:15:38: Materialien mal wieder sehr hilfreich. Was mich ein bisschen erstaunt hat, ist,

00:15:42: dass ihr dann auch noch Sprachvergleich betreibt. Also als wäre das Thema Casus

00:15:47: nicht schon kompliziert genug, macht ihr dann noch die Perspektive zum

00:15:51: russischen und zum türkischen auf. Warum ist das sinnvoll?

00:15:56: Vielleicht fange ich gerade an. Wenn wir uns die Klassenzimmer angucken oder mal die

00:16:01: Türen aufmachen, egal welche Schule, dann können wir feststellen, dass wir

00:16:06: einfach sprachlich wahnsinnig heterogen sind und dann jetzt mal aus dieser

00:16:09: Mehrsprachigkeitsperspektive betrachtet. Wir haben einfach heutzutage viele

00:16:13: Schülerinnen, die vielleicht mehr als nur Deutsch als Familiensprache sprechen.

00:16:18: Uns kann auch sein, dass sie nicht nur Deutsch und eine weitere Familiensprache

00:16:21: sprechen, sondern noch eine weitere, drei, vier. Das ist auch heutzutage gar nicht

00:16:25: mehr ungewöhnlich, sondern das bietet eigentlich Potenzial für Sprachbetrachtung

00:16:30: und Reflexion. Und was jetzt ganz uns auch ganz wichtig war in diesem Heft, wir

00:16:36: wollen aus diesem monolingualen Habitus ein Stück weit auch ausbrechen, weil wir

00:16:40: aus der Forschung zur Mehrsprachigkeit wissen, dass Schülerinnen auf

00:16:43: lernrelevantes Vorwissen für erfolgreiches Lernen zurückgreifen können, wenn

00:16:48: wir ihnen die Chance denn bieten, diese Ressource und dieses Kapital da auch ein

00:16:53: Stück weit anzuzapfen und sie da auch aktiv mit einbeziehen. Trotz dieser

00:16:59: Erkenntnis ist es dennoch so, dass die Klassenzimmer sehr monolingual ausgerichtet

00:17:03: sind, was aber auch vollkommen verständlich ist. Wenn ich mir jetzt

00:17:07: vorstelle, ich müsste wieder in der Schule und in den Klassenzimmer und ich

00:17:10: sollte dann auch noch diese ganzen vielen Fremdsprachen in den Griff bekommen, dann

00:17:14: muss ich sagen, da wäre ich heilos überfordert und das wissen wir auch und

00:17:17: wir wollen da auch niemanden überfordern und deswegen haben wir zwei

00:17:21: Unterrichtsvorschläge eingefragt damals und haben sie auch bekommen und die

00:17:26: setzen das tatsächlich so um, dass man diese mehrsprachigen Schüler als

00:17:30: Sprachexperten in den Unterricht integriert. Das heißt, die können

00:17:34: wirklich ganz aktiv auf ihre Ressourcen zurückgreifen, unterstützen die Lehrkraft,

00:17:39: indem sie zum Beispiel im türkischen die Wörter dann auch benennen können und

00:17:46: jetzt im Bezug dann einfach noch mal auf das Thema Kasus ist es ja so, dass im

00:17:50: Deutschen die Flexion primär an den Artikeln einer Nominalprase durch

00:17:55: flexible markiert ist. Also so erhält das Artikelwort in der Nominalprase dem

00:17:59: Schüler zum Beispiel das Suffex-EM und das Nomen bleibt unmarkiert. Wenn wir uns

00:18:05: jetzt aber mal das Englische angucken ist vielleicht nicht türkisch und nicht

00:18:08: russisch, sondern das Englische, dann stellen wir fest, dass die Wortarten gar

00:18:13: nicht digniert werden, sondern Präpositionen mehrheitlich näher

00:18:16: bestimmt werden. Also ich sage im Deutschen das Haus meines Bruders und

00:18:21: dem Genitiv, wohingegen ich im Englischen sage the house of my brother und diese

00:18:27: Liste mit diesen unterschiedlichen Realisierungsformen je nach Sprache die

00:18:31: lässt sich beliebig weit öffnen und wir glauben einfach, dass so ein Sprachreflexiver

00:18:38: Umgang damit irgendwie auch so zu einer Bewusstheit dafür fördert, okay das

00:18:43: Deutsche markiert das nun mal anders als vielleicht die anderen Sprachen und das

00:18:47: war uns jetzt wichtig, dass wir hier vielleicht auch so ganz vorsichtig

00:18:53: versuchen da die Lehrkräfte auch mitnehmen zu können.

00:18:56: Es ist auch eine schöne Möglichkeit der Wertschätzung von Mehrsprachigkeit und nicht

00:19:01: immer nur der Problematisierung. Nicht nur die Erstsprachperspektive, sondern

00:19:05: auch die Zweitsprachperspektive war uns in diesem Heft eben besonders wichtig.

00:19:09: Wir lassen es häufig brach liegen, aber wir brauchen auch Unterstützung bei

00:19:13: diese Umsetzung, kann auch kein türkisch und russisch. Diesen Materialien würde ich

00:19:17: mir zutrauen. Ich danke euch beiden sehr für dieses Gespräch und wünsche allen

00:19:23: Kolleginnen und Kollegen den Mut, dass sie weggehen von der Frageprobe und die

00:19:27: Maskulinenprobe einfach mal ausprobieren. Dankeschön euch beiden.

00:19:31: Danke auch. Danke.

00:19:35: Das war "Einfach Unterrichten" der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrichverlag.

00:19:42: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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