Gut gefragt!

Shownotes

Gute Fragen kann man nur stellen, wenn man Vorwissen hat. Durch gutes Fragen gelangt man von der Breite in die Tiefe, zu dem, was wirklich relevant ist. Dabei hilft Neugier und Unvoreingenommenheit. Das ist ein anderer Weg als beim fragend-entwickelnden Unterricht, bei dem vor allem die „richtige“ Antwort im Fokus steht, die aber häufig lediglich Reproduktion bedeutet. Ein offen-interessiertes Fragen dagegen ermöglicht „Aha-Momente“, die nachwirken. Wie genau dies gelingt, erläutert der Podcast.

Praxistipps

  • Fragen sind nicht nur ein methodisches Mittel, unterschiedliche Frageformate haben auch verschiedene Wirkungen. Sie können Anregungspotenzial haben, ebenso wie sie den gemeinsamen Austausch verhindern können.
  • Lernen wird durch jedes Individuum selbst konstruiert, Erkenntnisse sind individuell bedeutsam. Insbesondere Fragen von Schüler:innen geben Hinweise auf solche individuellen Erfahrungszusammenhänge, die Lehrkräfte sensibel nutzen können.
  • Für Unterrichtsprozesse ist die didaktische Wirkung von Fragen relevant. „Aufschreckfragen“ verhindern mehr als sie initiieren. Bei kreierenden Fragen hingegen ist der Grad der Offenheit am höchsten.
  • Reflektieren Sie, wie Sie selbst Fragen einsetzen und wozu. Dies ist ein erster Schritt, sich der Komplexität von Fragen anzunähern und möglicherweise alte Muster aufzubrechen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 26 „Gute Fragen“ von Klasse leiten, erschienen im Friedrich Verlag.


In diesem Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Ina Kaul (Professorin für Soziale Arbeit an der HAWK Hildesheim und Gastmoderatorin von Klasse leiten).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen zu Einfach unterrichten,

00:00:18: heute zur Ausgabe 26 von Klasse Leiten mit dem Titel "Gute Fragen". Und eine der Mitherausgeberinnen

00:00:28: ist Frau Professorin Ina Kaul. Sie war lange Dozentin für Erzieher*innen. Sie beschäftigt sich

00:00:36: mit den didaktischen Fragen, also was ist guter Unterricht für Erwachsene und hat promoviert

00:00:42: zur Genese von Bildungsvorstellungen, also was ist Bildung? Ihr Mann sagt über sie,

00:00:48: sie ist nie ohne Laptop unterwegs und Arbeit ist ihr Hobby. Herzlich willkommen, Ina Kaul.

00:00:54: Ja, hallo, danke für die Einladung. Jetzt muss ich Sie natürlich als erstes fragen,

00:01:01: was ist Ihre Lieblingsfrage, da Sie ja selber Erfahrungen im Unterrichten haben?

00:01:06: Ich finde gar nicht so leicht zu beantworten die Frage. Ich würde sagen im unterrichtlichen

00:01:18: Kontext, also in dem Rahmen, in dem ich Studierende quasi Ausbilder bzw. auch früher Erzieher*innen

00:01:26: qualifiziert habe, in diesen unterrichtlichen Kontexten habe ich gerne danach gefragt,

00:01:32: wenn eine Antwort schon kam sozusagen, können Sie das noch mal genauer beschreiben? Oder eine

00:01:41: zweite Frage, die mir immer wieder unter den Nägeln brennt, was heißt das eigentlich für die

00:01:48: pädagogische Praxis? Also für die Praxis in der Kita zum Beispiel oder wenn ich im Kontext

00:01:56: eines Seminars leere, dann für die soziale Arbeit, das ist mein Feld. Also was heißt das für Ihre

00:02:02: pädagogische Praxis? Was bedeutet das für die pädagogische Praxis von Lehrkräften? Wie können

00:02:11: Sie diese Frage haben? Hintergrund ist vielleicht, warum ich solche Fragen gerne stelle, dass ich

00:02:20: mir damit erhoffe, dass die Schüler*innen oder Studierenden mir ins Nachdenken kommen, was sie

00:02:27: wirklich mit ihren Antworten meinen. Und das ist glaube ich etwas, was man generell im unterrichtlichen

00:02:36: Kontext oder auf den Unterricht transferieren kann, nachzuhaken. Also tatsächlich, Versuch es anders

00:02:45: zu beschreiben oder wie könnte man das noch beschreiben oder benennen, fällt euch mehr ein.

00:02:51: Woran denkt ihr, wenn ihr an diese Antwort hört, also dieses immer weiter drüber nachdenken und

00:02:58: dadurch in die Tiefe kommen? Also mehr in die Tiefe Fragen, als in die Breite gleich zum

00:03:05: nächsten zu gehen? Ja, das wäre glaube ich so mein Ansatz tatsächlich. Und das ist sicherlich was,

00:03:13: was im Unterricht auch gut funktioniert. Also wenn ein Schüler z.B. etwas antwortet, dann die anderen zu

00:03:19: fragen, wie kannst du das mit eigenen Worten sagen, was der XY jetzt gesagt hat? Ja, sehr schön. Was sind

00:03:29: denn dann gute Fragen? Sind es die Fragen, die in die Tiefe gehen? Die Ausgabe heißt ja gute Fragen.

00:03:35: Wahrscheinlich sind beide Richtungen, ich fand das gerade ganz spannend, wie sie das in die Tiefe und

00:03:41: die Breite differenziert haben. Wahrscheinlich ist beides wichtig. Ich denke, in die Tiefe zu

00:03:49: gehen hat auch den Vorteil, sich wirklich Gedanken darüber zu machen, was ich mit meiner letztlich

00:03:56: auch Sprache ausdrücke. Das ist ja das Medium, mit dem wir in der Regel auch im unterrichtlichen

00:04:02: Kontext uns miteinander kommunizieren, uns unterhalten und da an den Kern der Sache heranzukommen und

00:04:13: gleichzeitig, darauf gibt, würde ich sagen, das heft auch durchaus vielfältige Antworten.

00:04:20: Kann es gelingen, über solche tiefergehenden Fragen den Standort der Schüler*innen abzurufen,

00:04:32: sozusagen, aus welcher Überlegung heraus, aus welchem Wissen heraus stellen Sie Fragen und von

00:04:40: daraus sozusagen weiterzugehen? Ja, eine Vermutung von mir ist, dass man ja nur nach etwas fragen kann,

00:04:46: von dem man schon eine Ahnung hat. Ich frage ja nicht nach etwas, wovon ich noch nie gehört habe.

00:04:52: Liege ich da richtig? Ich glaube, ja. Ich glaube, wir brauchen immer ein sogenanntes Vorwissen,

00:04:59: um Fragen zu stellen. Sonst, ja, würden wir uns fraglos der Welt hingehen, sozusagen. Von daher,

00:05:08: ja, Vorwissen ist wichtig und trotzdem wäre meine innere Haltung im Unterricht immer daran orientiert,

00:05:18: sich gemeinsam auf Antwortsuche zu begeben und mich selber beispielsweise von Fragen und Antworten

00:05:25: auch überraschen zu lassen. Also es gibt sicher im Unterricht auch Situationen, wo wir quasi diese

00:05:35: Antwort noch nicht wissen oder antizipieren können und das auch offen zu legen. Also in einer eigenen

00:05:43: Frage, ich habe darauf keine Antwort, was denkt ihr? Der Titel "Gute Fragen" liegt ja nahe, es gäbe

00:05:51: auf blöde Fragen. Gibt es für Unterrichtssituationen doofe Fragen? Ich glaube ja. Jetzt fragen sie

00:06:01: bestimmt gleich. Welche? Gut sie mich schon kennen. Ich überlege gerade, was blöde Fragen sind. Weil

00:06:10: mir begegnet das tatsächlich oft. Auch ich stelle immer wieder blöde Fragen, wo ich mich nach der

00:06:15: Formulierung oder nach dem Aussprechen, wo ich so merke, misst. Also blöde Fragen, glaube ich,

00:06:23: sind auch Fragen, die zu komplex in ihrer sprachlichen Konstruktion sind. Also wo ich beim

00:06:32: Fragen stellen merke, dass die Frage nicht gut formuliert ist und ich sie immer weiter formuliere.

00:06:39: Es gibt auch ein Fragesetting daran. Erinnere ich mich zu meiner Schulzeit, aber auch aus

00:06:46: heutigen Seminaren teilweise noch. Dieses fragend entwickelnde, man hat das gefühlt Lehrkraft weiß,

00:06:52: wo sie hin will und fragt jetzt nur die richtigen Antworten ab. Man wird so wie der Ox am Nasenring

00:06:58: hin und her gezogen. Wie kann man das erläutern? Was ist daran blöd? Ich nenne das gerne die

00:07:07: Ostereierfrage, weil sie vielleicht auch passend zur Jahreszeit, wenn der Podcast erscheint,

00:07:13: weil sie genau wie sie beschreiben, versuchen Schüler*innen oder werden in diese Situation

00:07:21: fast schon gedrängt, genau die richtige Antwort zu geben, die die Lehrkraft quasi haben möchte.

00:07:31: Ja. Und es bringt keiner Seite eigentlich was, beziehungsweise Lehrkräften könnte es suggerieren,

00:07:38: Wissen eben abzufragen, wobei das einfach nur Reproduktion ist, also schlicht und ergreifend

00:07:47: Wiedergabe und eben nicht dieses vertiefte Denken. Und das ist, glaube ich, für Bildungskontext. Und

00:07:55: Schule ist ja ein ganz wesentlicher Bildungsort, fatal nur solche Fragen zu stellen. Und trotzdem

00:08:02: passiert es allen, glaube ich, immer wieder. Also man ist davor nicht gefeit. Wenn also mein

00:08:11: Anteil, mein Beitrag als Antwort auf die Frage gar nicht wirklich gefragt ist, sondern schon vorgegeben

00:08:17: ist, dann merke ich, bin ich leicht verstimmt. Ja, ja. Ich glaube auch, dass das Schüler*innen

00:08:27: einfach in schwierige Situationen bringt. Also Sie haben das so schön mit dem Ochsen beschrieben.

00:08:35: Ich stelle mir dann auch immer einen Hasen vor, dem eine Möhre vor die Nase gehalten wird und der

00:08:40: hinterher hoppelt. Das wäre nicht mein Anspruch von Unterricht. Ich glaube, solche Fragekontexte

00:08:46: gibt es und sind sicher auch wichtig, aber vielleicht hilft es ja, das auch transparent zu machen. Also

00:08:54: wenn ich zum Beispiel an klassischen Unterricht in der Fremdsprache denke, kann das ja sinnvoll

00:08:59: sein zu sagen, okay, ich möchte mit euch ein Vokabeltraining machen und frage Vokabeln ab. Das sind

00:09:06: ja letztlich geschlossene Fragen. Und dann hat das seine Berechtigung, würde ich sagen. Und von

00:09:14: daher könnte ich mir vorstellen, hilfreich transparent zu machen im Unterricht, was ich mir

00:09:22: dabei denke als Lehrkraft, wenn ich solche Fragen stelle. Und diese Transparenz würde ja

00:09:29: einzahlen auf die Beziehung. Es gibt ja Fragen, die sind sehr sachorientiert und gleichzeitig

00:09:35: determinieren wir vielleicht, in welcher Beziehung wir zueinander stehen. Also frage ich von oben

00:09:41: herab, frage ich wie im Verhör oder frage ich tatsächlich offen interessiert. Das würde ich

00:09:46: jetzt gerne mal mit Ihnen ausprobieren, Frau Kaul. Und zwar habe ich an ein Experiment gedacht. Ich

00:09:55: habe davon gelesen im Umfeld meiner systemischen Ausbildung und ich kann es nicht mehr genau

00:10:02: lokalisieren. Ich weiß nicht mehr genau, ob es Maria Arzt war, die Martemeo-Begründerin. Jedenfalls

00:10:09: habe ich folgendes Narrativ gehört. Eine Pädagogin hat einen Workshop gegeben für Jugendliche

00:10:16: Straftäter, männliche Jugendliche im Alter von 15 bis 17,5 und hat die gefragt, was würdet ihr gerne

00:10:28: schaffen? Was möchtet ihr erreichen? Und dann haben die Jugendlichen gesagt, sie möchten gerne ein

00:10:33: Mädchen kennenlernen. Das übereinstimmt ihnen ein ganz wichtiges Thema. Und dann hat

00:10:39: die Pädagogin gesagt, okay, ich bringe euch eine Methode bei und zwar heißt die die zehn Fragen.

00:10:44: Man stellt also eine Frage und daraufhin die Anschlussfrage und daraufhin die Anschlussfrage

00:10:51: und wenn man das zehnmal schafft, verändert das etwas in der gemeinsamen Kommunikation und das

00:10:57: möchte ich gerne mal mit Ihnen probieren. Okay, spannend. Probieren wir es mal aus. Also Frage die

00:11:05: Die erste Frage heilt.

00:11:07: Arbeit ist ihr Hobby. Was macht Ihnen dann so viel Spaß? Was machen Sie am liebsten am Laptop?

00:11:14: Schreiben und denken tatsächlich. Ich habe das im Laufe meiner Promotionsphase festgestellt,

00:11:24: dass mir das Freude bereitet, tiefer in die Materie einzusteigen, was mir als Lehrende in

00:11:32: der Fachschule für Sozialpädagogik oft nicht so vielleicht geglückt ist oder ermöglicht wurde,

00:11:40: weil es einfach eine Breitbandausbildung ist, für die ich gelehrt habe sozusagen. Und da hatte

00:11:48: ich oft nicht so Zeit, mich vertieft an die Dinge einzudenken. Von daher mag ich das am Laptop,

00:11:54: weil ich schreibe und lese am Laptop, da über Dinge nachzudenken, tiefer reinzugehen.

00:12:02: Erzählen Sie doch mal einen Glücksmoment, wo das gelungen ist, so tief reinzugehen.

00:12:08: Tatsächlich ein kürzlicher Moment sozusagen, wobei das bestimmt schon wieder ein Jahr her ist.

00:12:16: Ich habe mit einer lieben Kollegin aus der Hochschule Neubrandenburg mich der Frage der

00:12:22: Hochschuldidaktik gewidmet und dort auch einen Grundlagenbeitrag zum fragend orientierten

00:12:29: Unterricht geschrieben, auch mich viel mit Dewey auseinandergesetzt, auch mit Unterricht-

00:12:35: beziehungsarbeit, die sie schon ansprachen und überlegt, was braucht es, um Bildung zu

00:12:42: ermöglichen in Lehr-Lern-Kontexten und welche Fragen sind möglicherweise hilfreich dafür oder

00:12:51: warum ist es eben wichtig, als Lehrkraft eine fragende Haltung zu haben. Aus diesem Grundlagenbeitrag

00:12:59: ist auch der Beitrag in Klasse Leiten sozusagen mitgespeist und beim Schreiben dieses Beitrags,

00:13:06: für den ich mir, ich glaube, so zwei Monate Zeit genommen habe, ist das wie so ein Flow-Effekt

00:13:15: und das kribbelt sozusagen im Gehirn und in den Fingerspitzen, wenn ich so Aha-Momente habe

00:13:22: oder wenn mir es gelingt, gute Formulierungen zu finden, wenn ich den Eindruck habe beim

00:13:28: späteren Lesen des Beitrags, um ihn nochmal zu korrigieren oder zu schärfen, wo ich so denke,

00:13:34: wow, das liest sich aber gut oder das ist interessant, da kann ich anschließen und weiter

00:13:40: darüber nachdenken, dass selber ausprobieren. Genau, das sind so Momente. Und diese Aha-Momente

00:13:48: hatten Sie die früher schon oder erst seitdem Sie so intensiv akademisch arbeiten?

00:13:53: Tatsächlich würde ich sagen, erst im Akademischen, in der akademischen Weiterqualifizierung hatte

00:14:00: ich viele Aha-Momente. Ich habe mich mit biografischen Narrat oder anhand des biografischen

00:14:06: narrativen Interviews dem Leben von kindheitspädagogischen Fachkräften gewidmet und hatte unglaublich

00:14:13: viele Aha-Momente. Im Interview führen selber, aber dann auch später, wenn man sich das

00:14:19: Tonmaterial anhört und Entdeckungen macht, wie spannend ein Leben sein kann und was das

00:14:27: für pädagogische Praxis bedeutet. Was genau interessiert Sie an Bildung so sehr, dass

00:14:33: Sie da echte Glücksmomente produzieren können? Ich glaube, das hängt ein bisschen mit meiner

00:14:41: eigenen Biografie zusammen. Ich habe vor langer Zeit soziale Arbeit studiert und erlebte

00:14:48: das damals schon und auch heute als Lehrende in diesem Bereich, dass soziale Arbeit oft

00:14:54: mit Hilfe assoziiert wird, als helfende Profession gilt. Und ich glaube, das ist zu wenig. Ich

00:15:02: glaube, soziale Arbeit hat einen unglaublichen, bedeutsamen Bildungsanspruch. Vielleicht, das sei

00:15:09: an dieser Stelle ein bisschen ketzerisch gesagt, manchmal mehr als Schule, weil es umfassender

00:15:16: ist. So, meine Einschätzung ohne das klassische Schulsystem sozusagen, also ich komme ja aus der

00:15:24: beruflichen Bildung ohne das klassische Schulsystem von innen zu kennen. Und ich glaube, Bildung bringt

00:15:32: Harmomente zu verstehen, woher man kommt, wohin man gehen will und was sozusagen das eine mit dem

00:15:41: anderen zu tun hat. Okay, ich würde an der Stelle mal bei dem Experiment einen Punkt machen. Ich

00:15:48: glaube, ich habe so an die fünf Fragen gestellt. Hat das für Sie was verändert, dass ich mit meinen

00:15:54: Fragen im Erzählfluss gefolgt bin? Ja, sehr, weil ich mich ernst genommen und anerkannt

00:16:03: gefühlt habe. Und ich glaube, das hat etwas mit unserer Beziehung gemacht, ohne dass wir uns

00:16:10: eigentlich näher kennen, fühlte ich, dass ein echtes Interesse da ist. Ja, das habe ich für mich

00:16:17: gestätigen. Mein Interesse war total geweckt und ich würde gerne immer weiter da anknüpfen. Also,

00:16:25: das ist ja vielleicht was, was sich für Unterricht übertragen lässt oder für Situationen mit

00:16:30: Schüler*innen, mit denen man besser in Kontakt kommen möchte, dem Erzählfluss zu folgen,

00:16:37: den das Kind oder der junge Mensch anbietet. Ohne, vielleicht ist das eine Gefahr, ohne dabei so

00:16:50: einen Vorführ-Effekt zu produzieren und dem gegenüber immer Raum zu lassen, auch nicht

00:16:57: antworten zu dürfen. Also, ich glaube, das ist wichtig, der gegenseitige Respekt sozusagen vor

00:17:03: der anderen Person, um auch die die Komfortzone, die Wohlfühlzone da des Gegenübers nicht zu

00:17:13: durchdringen, gerade im schulischen Kontext, wo wir ja, auch wenn wir das vielleicht nicht so wollen,

00:17:19: in einem hierarchischen Setting sind. Ja, okay, also wir haben die Sachfragen und die beziehungsstiftenden

00:17:28: Fragen, wenn ich das mal so zusammenfassend darauf. Wie lassen sich denn, um die Fragerichtung

00:17:35: mal umzudrehen? Wie lassen sich denn Kinder oder Lernende ermutigen, selbst Fragen zu stellen?

00:17:40: Manchmal, wenn man in ein neues Thema einsteigt, sind noch gar nicht so viele Fragen da. Wie kann

00:17:47: man dazu ermutigen? Ich glaube, wichtig ist die grundsätzliche Haltung der lehrenden Person,

00:17:55: die sich ja nicht über eine Unterrichtsstunde herstellt, sondern das gemeinsame unterwegs sein

00:18:01: und wenn Schüler*innen merken, da ist ein echtes Interesse dahinter, also ein echtes Interessiert

00:18:10: sein an den Schüler*innen. Und ansonsten könnte ich mir gut vorstellen, so Fragen zum Einstieg zu

00:18:19: stellen, woran erinnert euch das? Wenn ihr das seht oder hört, an was denkt ihr? Also es ist eher so

00:18:27: assoziative Aspekte. Das bedeutet aber auch, dass ich offen sein muss, wenn auch noch so das für

00:18:36: mich entfernteste Kommen sozusagen, also mit dem ich nicht gerechnet habe, das nicht ad actor zu

00:18:43: legen für meinen folgenden Unterricht, sondern es möglicherweise aufzugreifen. Also tatsächlich

00:18:50: offen zu sein in der Erwartung an die Antwort und nicht eine richtige Antwort schon im Kopf zu haben?

00:18:57: Ja, wobei wir das ja oft haben, ich habe das im Unterrichtskontext immer dort gemerkt, wo wir

00:19:04: Klausuren schreiben mussten, die ja logischerweise mit Fragen einhergehen und ich festgestellt habe,

00:19:11: dass manche Schüler*innen ganz spannende Antworten gegeben haben, die in meinem Erwartungshorizont

00:19:17: nicht aufgetaucht sind. Und wo ich selber merke, da kann ich lernen und das mit aufnehmen und auch

00:19:25: dafür im Schulkontext eben Punkte geben oder Häkchen setzen. Das erscheint mir sehr hilfreich,

00:19:35: associativ sich einem neuen Thema anzunehren. Mir fällt dazu ein Astrid Kaiser im Sachunterricht

00:19:44: der Grundschule, die zum Beispiel so ein Milchaufschäumer, es gibt doch diese mechanischen

00:19:48: Aufschäumer, die man so dreht, da ist eine Kurbel dran und unten drehen sich dann die beiden

00:19:54: Rührstäbel dieser Kasten, in denen die Kurbel reinführt. Den hat sie zeichnen lassen. Sie hat

00:20:03: Kinder gefragt, vermute mal, was denkst du, wie es in diesem Kasten aussieht, dass unten sich die

00:20:09: beiden Rührstäbel drehen. Das war sehr interessant, was dabei rauskam. Also wenn wir tatsächlich

00:20:14: vielleicht die Bilder, die Vorstellungswelt, das Vorwissen, wenn wir das noch besser anzapfen

00:20:21: könnten, das könnte ja vielleicht Mut machen für mehr Fragen. Ja und dann glaube ich, können

00:20:27: genau diese Ah-Momente auch entstehen. Also auch bei Schüler*innen zu merken, ach das ist ja spannend

00:20:34: oder, ach das habe ich gar nicht gedacht, dass das so aussieht. Und wenn das funktioniert wie

00:20:39: bei ihnen, dann könnten da aus echter Glücksmomente werden. Das wäre schön. Also ist eine schöne

00:20:45: Vorstellung darüber nachzudenken, wenn Schule glücklich macht. Wir kommen schon zum Ende. Meine

00:20:51: beste Frage ist, was war heute in diesem Interview eine gute Frage für Sie? Ich würde sagen die

00:20:59: Eingangsfrage. Also selber nachzudenken, was ist eigentlich meine eigene Lieblingsfrage,

00:21:04: die ich im Unterricht gerne stell und warum. Also sich da darüber Gedanken zu machen,

00:21:13: zu reflektieren und ja tiefer reinzugehen in den eigenen unterrichtlichen didaktischen Horizont.

00:21:22: Die Frage kam mir deswegen, weil es ein Buch gibt, was so heißt. Das ist eigentlich ihre Lieblingsfrage.

00:21:30: Ja. Für Moderation und Training von Amelie Funke. Es gibt auch ein tolles Buch von Antje

00:21:40: Damm für Kinder. "Frag mich" heißt das. Vielen schönen, kleinen und großen Fragen,

00:21:45: die man quer durch viele Altersstufen einsetzen kann. Da stehen dann solche Fragen drin wie,

00:21:50: was macht dich traurig oder was kannst du besser als deine Eltern? Muss ich mir anschauen.

00:21:55: Vielen Dank Frau Kaul. Danke ebenfalls. Das war "Einfach unterrichten", der Podcast von Friedrich

00:22:06: Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.