Englisch: Hörverstehen: The sound of life: real voices, real topics
Shownotes
Das Hörverstehen ist eine komplexe Kompetenz. Doch im Unterricht erleben Lernende of bloß eine Abfolge von Testsituationen: Ein Hörtext wird angehört, Fragen dazu werden formuliert und mehr oder weniger erfolgreich beantwortet. Das hat Frustpotenzial! Wir raten zu einem anderen Vorgehen. Hier unsere Tipps: ˗ Verwende alltagsnahe Hörtexte wie Podcasts oder Tutorials. ˗ Bette das Hörverstehen in interessante, bedeutsame Aufgaben ein. ˗ Plane vier Phasen: Vorbereitung, grobes und detailliertes Verstehen, Austausch. ˗ Thematisiere typische Hörvrestehensprobleme und vermittle passende Strategien. Kläre mit den Lernenden vorab, wozu sie Informationen aus dem Text benötigen und wie sie diese gezielt heraushören können. Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 182 „Hörverstehen“ des Fremdsprachlichen Unterricht Englisch, erschienen im Friedrich Verlag.Im Podcast hörst du unseren Experten Henning Rossa von der Universität Trier.
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00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
00:00:13: Herzlich willkommen beim Podcast Friedrich Plus Englisch vom Friedrich-Verlag. In jeder Folge
00:00:19: bringen wir den neuesten Stand der Fachdelaktik in fünf Thesen auf den Punkt,
00:00:23: welche ich dann am Ende der Folge nochmal zusammenfasse und heute geht es um Hörverstehen
00:00:28: in der Fremdsprache Englisch. Mein Name ist Christian und ich habe die Ehre,
00:00:31: mit den Menschen hinter den Unterrichtsideen des Friedrich-Verlags sprechen zu dürfen.
00:00:35: Heute ist mein Gast Henning Rosser. Henning ist Englisch und Sportlehrer, hat zur
00:00:41: Validität von Hörverstehensaufgaben promoviert und formuliert gerade neue Bildungsstandards,
00:00:46: denn er ist auch Professor für Fachdelaktik Englisch an der Universität Trier und natürlich
00:00:51: Herausgeber beim Friedrich-Verlag und hat gerade bei der Fremdsprachliche Unterricht Englisch eine
00:00:57: Ausgabe zum Thema Hörverstehen fördern veröffentlicht. Wir sprechen also heute darüber,
00:01:02: was es bei der Förderung des Hörverstehens im fremdsprachlichen Unterricht so zu beachten gilt.
00:01:07: Henning, schön, dass du da bist. Was habe ich unterschlagen? Was möchtest du,
00:01:12: dass der Hörer oder die Hörerin noch persönlich von dir weiß?
00:01:15: Ja, vielen Dank. Über mich persönlich, neben dieser Kurzzusammenfassung, wäre es vielleicht
00:01:25: interessant zu wissen, dass ich unabhängig jetzt von dem akademischen Bereich und dieser Frage,
00:01:31: was gibt es für sprachliche Kompetenzen, die man fördern könnte im Unterricht? Ein Hörmenschwind.
00:01:37: Also, das Sound ist mir total wichtig. Ich kann richtig aufgehen, wenn in der Musik das Schlag,
00:01:46: so echt die volle Bandbreite im Stereo-Bild hat oder wenn der Gitarrenzaun so richtig durch die
00:01:52: Luft schneidet. Also, ich habe so die Wahrnehmung, dass ein Kanal ist in die Welt, der für mich
00:02:00: persönlich ganz besonders wichtig ist, das Erleben für mich bestimmt. Und das ist vielleicht eher
00:02:08: der allgemeine Hintergrund, der vielleicht noch spannend wäre.
00:02:11: Du rennst dabei mir total auf eine Tür ein, weil ich selbst auch Gitarre spiele und ganz wenig
00:02:16: Klavierunterricht hatte. Das heißt, ich bin auch sehr audioaffin und weiß auch, dass ich den
00:02:24: klangschöner Sprache total schön finde. Also, ich selbst habe japanisch gelernt oder lerne japanisch,
00:02:30: ich glaube, da ist man nie am Ende, wenn man nicht Muttersprachler ist. Und das war mein Zugang
00:02:34: auch dazu, wie ich die Sprache mir zu eigen gemacht habe, gerade über die Unterschiede in dem R
00:02:41: und dem L zu gehen. Also, die japanische Sprache hat kein R und L, sondern die haben halt Mischlaut.
00:02:46: Darüber war mein Zugang zur Sprache, halt über das Hörverstehen zu gehen. Und jetzt bin ich total
00:02:52: neugierig, quasi die fachdidaktische Seite dahinter zu verstehen oder zu entdecken, warum das so eine
00:02:57: wichtige Rolle spielt, um sich eine Sprache zu eigen zu machen. Ja, ich denke schon, dass du
00:03:03: damit einen Zugang ansprichst, der auf die Grundsätzliche Frage verweist, welche Qualität der
00:03:15: Lernumgebung sollten wir eigentlich als Fremdsprachen, didaktiker*innen und so vornehmen. Also, wie
00:03:23: natürlich kann ein Spracherwerb in einem ja eben nicht natürlichen, sondern ja instruierten
00:03:31: Setting gelingen und ist es überhaupt erstrebenswert. Also, zunächst einmal ist ja der Versuch,
00:03:39: etwas herüber zu retten aus dem natürlichen, ungesteuerten Erwerb in den Unterricht viel
00:03:47: versprechend. Die Frage ist, ob das dann wirklich lohnt wert ist. Aber gerade der Punkt, den wir
00:03:52: jetzt so als vielleicht persönliche, vielleicht auch individuelle Perspektiven beschrieben haben,
00:03:57: den können wir, glaube ich, schon als universell erst mal anerkennen. Also, wenn wir uns ohne einen
00:04:05: Rahmen mit einer fremden Sprache auseinandersetzen oder überhaupt mit Sprache ganz am Anfang
00:04:13: unseres Lebens in Kontakt kommen, dann geht das ja über Sound. Und insofern ist das dann nachvollziehbar,
00:04:21: so wie du jetzt den Einstieg ins Japanische beschreibst, hört das doch sich eher so an wie
00:04:28: jemand, der dann schon reflektiert, synthetisch im Grunde arbeitet und genau zuhören kann. Wie
00:04:35: sind jetzt hier die lautlichen Unterschiede? Das machen wir ja üblicherweise Bauch und wenn wir
00:04:41: auf der Welt sind jetzt nicht, sondern das ist dann eher ein ganzheitliches Erleben von Sprache
00:04:47: als Sound. Das ist, glaube ich, so unfassend von Bedeutung für uns alle, dass man da, glaube
00:04:55: ich, unterschreiben kann. Es lohnt sich diese Dimension auch bewusst in den Fremdsprachenunterricht
00:05:00: zu integrieren. Also, dass wir davon ausgehen, dass eben nicht nur die ersten Schritte in einer
00:05:05: Fremdsprache mündlicher Natur und auch erst mal nur zuhörender Natur sind, sondern dass das ein
00:05:12: Thema ist, was uns die ganze Zeit begleitet in diesem instruierten künstlichen Setting.
00:05:19: Was meinst du, wird dadurch möglich, wenn man darauf den Fokus legt in dem sprachlichen
00:05:24: Unterricht? Ja, also ich sehe da mehrere Gelegenheiten daraus. Erwachsen einerseits würde daraus ja so die
00:05:32: grobe didaktische Forderung sich ergeben, dass man für den Einstieg in eine Fremdsprache aus der
00:05:39: Perspektive der Lehrenden etwas mehr Geduld mitbringen muss, als man das vielleicht in anderen
00:05:46: Fächern, vielleicht auch stärker so Sachfächern sich vornehmen kann. Also, dass man längere
00:05:53: Phasen einplanet, in denen die Schülerinnen und Schüler dazu bewegt werden, genau zuzuhören und
00:06:00: sich erst mal einzulassen, auch Melodie und Rhythmus und Unterschiede zwischen den Lautsystemen. Und
00:06:07: das gar nicht so stark zu kognitivieren, wie du es jetzt eben schrieben, als erwachsener Lerner. Und
00:06:15: ja, das wäre, glaube ich, der erste Benefit, dass man also den Einstieg in den Fremdsprachen
00:06:21: unterricht mit etwas mehr Geduld und Phasen des Zuhörens und auch der Zeit, die man dafür braucht,
00:06:29: einplanet. Auf der Seite der Lernenden wäre damit ja gewonnen, dass es nicht schnell um die
00:06:38: Frage geht, hast du jetzt die Vokabeln richtig abgeschrieben und in ihrer deutschen Übersetzung
00:06:44: auswendig gelernt, was auch eine berechtigte Dimension dieses Lernprozesses ist sicher. Aber
00:06:51: oftmals scheint es mir, könnten wir noch mehr tun in diesem eher ganzheitlichen sich einlassen
00:06:59: auf das Soundsysteme einer Sprache. Ohne jetzt dann zum Sprachlabor zurückzukehren und diesem sehr
00:07:07: synthetisierten Aspekt von jetzt lernen wir erst mal folgenden Laut und dann den nächsten und dann
00:07:12: packen wir die beiden zusammen und dann lernen wir entsprechende Sympen aussprechen und Ähnliches.
00:07:19: Das mag dann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nochmal Bedeutung haben, aber dass hier ein ja mit
00:07:30: etwas zeitausgestatteter Zugang der unserem natürlichen Zugang zu einer Sprache entspricht,
00:07:39: auch in diesen Unterrichtskontext hinüber gerettet werden kann. Das wäre glaube ich ein wichtiger
00:07:46: Benefit. Also ich übersetze es gerade für mich in den Begriff Immersion in der Sprache. Ja durchaus,
00:07:55: also wenn ich jetzt sage in den unterrichtlichen Kontext, dann meine ich damit ja im Grunde 45
00:08:00: Minuten Korsett und nur wenige Wochenstunden anstatt eine echte, dichtentageüber begleitende
00:08:07: Immersion, dass du da also im Sprachbad anfängst zu schwimmen und dich darauf einzulassen.
00:08:16: Aber im Kleinen ist das eben dann durchaus möglich, dass diese Dimension Sprache ist
00:08:22: Mündlichkeit, etwas was ja gerade einfach heute auch in unserem Alltags erleben deutlicher wird,
00:08:29: stärker hervorgehoben wird und für die Schülerinnen und Schüler auch dann erlebbar wird. Also das
00:08:36: Englisch Lernen von Anfang an eben nicht nur heißt bitte Buchseite 32 aufschlagen,
00:08:45: wer möchte vorlesen, sondern eben auch ohne aufgeschlagenes Buch sich zu konzentrieren und
00:08:54: zuzuhören verschiedene Stimmen, verschiedene Varietäten des Englischen zu erleben und zu
00:09:02: versuchen dem natürlichen Antrieb zu verstehen, was mir jetzt hier jemand mitteilen will zu folgen,
00:09:12: mit dem begrenzten Sprachwissen. Das ist schon ein wichtiger Aspekt auch, dass wir hier,
00:09:17: deswegen meine ich eben, Geduld sei so wichtig, viele Schülerinnen und Schüler erleben die
00:09:24: wenigen Situationen von Hörverstehen, wo also bewusst gesagt, wieso jetzt bitte alle mal genau
00:09:29: zuhören als eine Druck- und Test-Situation. Ja, das ist auch in meinem eigenen Erleben als Lehrer
00:09:37: eindrücklich gewesen. Also wenn ich an die Episoden zurückdenke, die mich jetzt begeistert haben,
00:09:44: darüber nachzudenken, wie lässt sich das klug integrieren in Englischunterricht,
00:09:49: as such, also mit seinen verschiedenen Aufträgen, die irgendwie eingelöst werden müssen, dann
00:09:56: denke ich zurück an meinen Versuch, das Hörverstehen oder überhaupt mündliche Texte in
00:10:04: den Unterricht zu integrieren, auch in Prüfungen zu integrieren, denn gerade in der Sekundarstufe
00:10:10: 1 ist ja die Frage, in wie viel Wochen ist die nächste Klassenarbeit eine Alltags- praktisch
00:10:15: ganz relevante? Und da habe ich dann ja vorgeschlagen, in der Fachkonferenz, wir mögen es doch,
00:10:22: wir mögen besprechen, das Hörverstehen als Dauerthema in Klassenarbeiten festzulegen,
00:10:29: von der fünften Klasse an. Und die Reaktion der Kolleg*innen war da sehr verhalten bis ja
00:10:37: offensiv ablehnend. Wir wollen die doch nicht schon gleich am Anfang verkraulen, als sei also die
00:10:44: Auseinandersetzung mit mündlichen Texten und dem zuhören und darauf sinnvoll reagieren. Eine
00:10:51: so krasse Überforderung am Anfang, dass man am liebsten warten wollte bis zur siebten Klasse,
00:10:57: um dann Hörverstehen auch in Prüfung unterzubringen. Wie sieht das dann praktisch aus? Wie kann man das
00:11:05: in 45 Minuten in diesem Korsett, was du angesprochen hattest, irgendwie mit einbinden, dass es halt
00:11:11: nicht diesen Druck erzeugt bei den Kindern, sondern dass es vielleicht sich einfügt? Dann können
00:11:18: wir anfangen bei der, bei negativen Beispiel und fragen, woher kommt denn dieser Druck, jetzt die
00:11:24: richtige Antwort zu wissen, auszuwählen, auf true oder false zu klicken oder ab oder c auszuwählen.
00:11:32: Wenn das die Test-Situation ist, die kognitiv dich schon so stresst, dass du dich gar nicht
00:11:39: einlassen kannst auf, was ist das wohl für eine Person, die da jetzt zu mich spricht aus dem Off
00:11:44: oder mit Videounterstützung könnt man ja durchaus auch noch sehen, in welchem Kontext
00:11:49: spricht hier eigentlich gerade jemand, ist die Person eher mein Alter oder hat die andere
00:11:55: Erfahrung, wo sind wir überhaupt im Raum und Zeit? Wenn das nicht gelingen kann, weil es darum
00:12:02: geht, ein Test zu performen, dann müssen wir das natürlich umdrehen und quasi also zunächst
00:12:09: einmal einen offenen, inhaltlich orientierten Zugang eben auch zu gewähren und zu sagen, okay,
00:12:15: hier ist ein Kontext auf den, den wir jetzt erstmal uns arbeiten können, vielleicht auch mit
00:12:20: visueller Unterstützung und darin gibt es jetzt einen Text, den wir uns zunächst einmal mit unseren
00:12:28: Hypothesen nähern, worum es gehen kann und was uns vielleicht auch interessiert an dem, was jetzt
00:12:34: präsentiert wird, also ganz stark ein erstmal inhaltlich orientierte offener Zugang, den man
00:12:41: jetzt üblicherweise, wenn wir an dieses 45 Minuten Korsett denken, ja durchaus nach dem Einstieg sich
00:12:48: vornehmen kann. Also wenn da dann ein Text ausgewählt wird, der Informationen da mündlich
00:12:55: präsentiert, dann müssen wir das schon vorbereiten, auch als Konzentrationsaufgabe und dass man sein
00:13:03: Vorwissen inhaltlich schon mal bereit legt und dann wäre aber ein offener eher globaler Zugang,
00:13:10: glaube ich, der richtige, das dort zu integrieren. Also wie ja Video und Audio oder wie meinst du
00:13:17: das? Das würde ich tatsächlich abhängig machen von der inhaltlichen Rolle, die dieser Text jetzt
00:13:23: dann im Unterrichtsvorhaben haben kann, soll der nur Assoziationen anregen oder soll der jetzt
00:13:29: eine echte Quelle sein, die man dann präzise auswertet und weiterverarbeitet für ein Lernprodukt,
00:13:36: was man sich vornimmt. Da wird es dann unterschiedliche Entscheidungen geben müssen,
00:13:41: welchen Modus nutzen wir jetzt, mein Versuch, das mal beispielhaft zu integrieren in so eine
00:13:48: default Stunde, hat jetzt das Video genutzt, weil dort einfach noch mehr Informationen angeboten
00:13:55: werden, die einen Kontext illustrieren könnten. Wenn das unser Ziel ist, ja dann wäre vielleicht
00:14:03: so ein Video ein guter Einstieg, wobei man dann eben bedenken muss, in welche Richtung lenken
00:14:09: wir jetzt die Aufmerksamkeit. Also was schauen wir uns da jetzt an? Wollen wir die visuellen
00:14:16: Informationen oder eher auf der Lautebene arbeiten, die visuellen Informationen diskutieren, was das
00:14:25: für Ideen bei uns auslöst oder wollen wir ganz konkret festhalten, folgende Angaben wurden ja
00:14:31: vom Sprecher eben gemacht und die halten wir jetzt schon mal fest für unsere weitere Arbeit,
00:14:36: dann wird sich vielleicht eher ein reiner Hörtext, also im Grunde ein lautlicher Text,
00:14:43: der aus dem Off kommt ohne weitere Informationen ereignen, so wie unser Podcast jetzt.
00:14:49: Würde sich das auch anbieten, dass man Podcasts mit den Kindern hört zu bestimmten Themen?
00:14:54: Also ich finde die Dageichung vor dem Podcast ist ja durchaus interessant und steht so ein bisschen
00:15:05: die wir sehen in der Gegenwart, dass wir verlinkte, multimodale, kürzere Texte eigentlich verarbeiten,
00:15:17: oftmals sehr oberflächlich und anderseits stark referenziell angereichert, dass sich der eine
00:15:25: auf den nächsten bezieht. Während der Podcast ja geradezu alpmodisch anmutet in dieser langen
00:15:35: Textorte, wir reden ja durchaus von Minutenlangen Podcasts zumindest, für eine Stunde, 20 Minuten
00:15:41: ist ja eine übliche Länge und ich sehe auch wie Schülerinnen und Schüler sich das ganz begeistert
00:15:49: an tun. Ich höre wie mein Sohn einem anderen elfjährigen zuhört, wie er über seine Minecraft-Abenteuer
00:15:58: stream of consciousness mäßig erzählt. Also da gibt es offenbar einen Vibe, den man da aufgreifen
00:16:06: kann. Die Frage ist natürlich, wenn wir an dieses 45 Minuten Korsett denken, wo bitte ist jetzt
00:16:12: hier Zeit einen 15 Minuten langen Text zu hören? Das ist ja schlecht darstellbar. Also würden wir wohl
00:16:21: von Auszügen aus einem Podcast sprechen, das wiederum bedeutet didaktisch, dass wir stark
00:16:27: investieren müssen in Kontextualisierung, also dass alle on the same page sind und dann ein
00:16:34: Ausschnitt präsentiert werden kann, bei dem wir jetzt da nicht überfordert sind, sondern wir wissen,
00:16:39: worum es im Kern geht und wer der Sprecher die Sprecherin ist und welcher Beitrag jetzt wo zu
00:16:46: erwarten ist, aber als Textsorte auf jeden Fall anschlussfähig. Würdest du meinen, dass sind
00:16:52: auch eine der größten Fehler beziehungsweise was sind die größten Fehler, die man dann beim
00:16:56: Hörverstehen machen kann, das nicht zu Kontextualisieren oder zu überfrachten, indem man jetzt einfach
00:17:00: einen stündigen Podcast rein gibt in die Klasse. Ja, das klingt dann schon nach einem echten
00:17:05: Anfängerfehler. Das würden die Schüler*innen vermutlich auch sofort sanktionieren. Also wissen
00:17:14: wir alle, wir können kein Unterricht machen, der nicht Schülerorientiert ist. Also didaktische
00:17:19: Fehlleistungen, ja, da wäre ich bei der Idee der mangelnden oder komplett fehlenden Kontextualisierung,
00:17:27: also im Grunde so jetzt mal alle die Bücher zu und zu hören und dann kommt ein Text aus dem nichts,
00:17:34: das entspricht dann nun einfach überhaupt nicht der Art und Weise, wie wir auch in der Welt mit
00:17:38: Texten umgehen. Wenn wir am Bahnhof stehen und irgendwas klärkt aus dem Lautsprecher,
00:17:44: dann hören wir uns das an mit einer ganz konkreten Absicht. Ist das jetzt für mich relevant oder
00:17:50: geht es um das andere Gleis? Ja, dann diese zugespitzte Episode macht ja deutlich, in der Regel
00:17:56: hören wir uns Texte ja nicht einfach so zufällig an, sondern wir suchen die ganz bewusst und
00:18:04: dann brauchen wir auch entsprechende Verstehensabsichten, die wir dabei verfolgen. Das sollte also auf jeden
00:18:11: Fall gewährleistet sein, dass man den Schülerinnen und Schülern nicht ein Text hier vor den Latz
00:18:16: knallt und sagt so, dann hört euch das mal an und später stelle ich euch dazu fragen. Also kann
00:18:22: es nicht der Ansatz sein. Jetzt denke ich gerade an Hörbücher, weil die so sehr viel kommen sind,
00:18:30: würdest du meinen, die können auch eine gute Ergänzung bieten, gerade bei Texten, weil wir haben
00:18:35: es ja in der Vergangenheit in der Schule, wird es jetzt auch schon Jahre her, nur Bücher gelesen und
00:18:40: Texte gehabt, aber nie wirklich was gehört. Wir haben keine Kassetten gehört, wir haben vielleicht mal
00:18:46: ein Film gesehen, ganz kurz mit Untertiteln, aber es ging mehr ums visuelle Informationsverarbeiten
00:18:50: statt ums Auditive. Was du dort ansprichst, ist natürlich auch ein Merkmal der Art und Weise,
00:18:57: wie wir bislang Hörverstehen verarbeitet haben, was vielleicht der natürlichen Situation entspricht,
00:19:03: denn der Text ist dann flüchtig, er ist da und im nächsten Moment wieder weg. So ein bisschen
00:19:08: deutest du das an, ist das auch mit dem, wir haben dann mal ein Film geschaut, also sprich die Hörtextdimension
00:19:16: dieses Films, die war da und dann ist er aber auch weg und dann sprecht ihr vielleicht über die
00:19:20: Kameraeinstellung und warum der Wind von rechts nach links durchs Bild hustet. Das als Lerngelegenheit
00:19:28: müssen wir dann vermutlich aufbrechen und einfach Sachen mehrfach hören, um sich wirklich darauf
00:19:34: einlassen zu können, wie jetzt die lautliche Qualität dieses Textes einzuschätzen ist.
00:19:39: Ich war neugierig, inwiefern das eine Rolle spielen kann, weil man da ja einen eigenen Kontext
00:19:44: dann auch wieder hat. Das ist ja eine eigene Geschichte, dass sich die Leute einlassen und
00:19:47: man jetzt sehen kann zumindest an der Marktentwicklung von Audible und all den anderen Plattformen,
00:19:53: dass offenbar mehr Hörbücher gehört werden. Ist ja auch völlig klar, also eben war die Frage
00:19:59: nach den Gelegenheiten, die sich aus einer bewussten Förderung ergeben und eine ist natürlich,
00:20:05: dass wir den Kontakt zur Fremdsprache einfach radikal erweitern können über diese 45 Minuten
00:20:11: hinaus, wenn wir die Schülerinnen und Schüler einfach in die richtige Perspektive leiten,
00:20:18: dass sie das für sich selbst entdecken als etwas, was man eben auch neben dem Unterricht
00:20:22: gewinnbringend und freudbringend einsetzen kann. Also solche Hörbücher anhören parallel zum
00:20:32: schriftlichen Text zu hören, ist eine ganz tolle Gelegenheit auch, sich dann der Sprache zu nähern.
00:20:40: Also ich hab jetzt in einem Seminar mich um Kinder- und Jugendliteratur gekümmert und musste
00:20:45: dann natürlich auch selbst die letztjährigen Gewinner des National Book Awards lesen,
00:20:52: ein dicker Roman mit dem Titel "All My Rage". Ja, da hab ich dann mir das Hörbuch parallel
00:21:00: angehört und fand das ganz wunderbar. Da waren dann vier verschiedene Sprecher*innen zu hören,
00:21:06: die auch unterschiedliche Altersstufen und Akzente mitbrachten. Das war ein ganz, ganz tolles
00:21:13: Erlebnis und gerade auf der Ebene, sich den lauten der Fremdsprache da zu nähern und in ihrer
00:21:20: Vielfalt auch ist das, glaube ich, ein ganz gutes, extensives Erlebnis, was dann ja stundenlang dauern
00:21:27: kann und das hat sicherlich ganz viel Potenzial für das Lernen auch. Jetzt hattest du gerade
00:21:35: Akzente erwähnt, inwiefern spielen die denn beim Hörverstehen eine Rolle, weil ich muss gestehen,
00:21:40: meine Englischlehrerin kam aus Thüringen und ich hab ein thüringisches Englisch gelernt und hatte
00:21:45: keinen Bezug zu anderen normalen Anführungszeichen Englisch, was auch immer normal ist, heißt,
00:21:50: ob es britisch, amerikanisch, australisch oder was auch immer ist. Das ist sicherlich auch eine
00:21:55: schwierige Diskussion, weil das ja auch in Entwicklung ist, ja, also die Frage, was überhaupt ein
00:22:03: Standard sein kann, von was ist eigentlich Englisch als mündliche Sprache, ist ja eine schwierige,
00:22:11: schwierige Diskurs, aber deine Erfahrungen im Unterricht, die können, glaube ich, viele teilen
00:22:17: und was wir aus der Forschung erstens wissen, ist das auch nur geringe Veränderungen im Akzent,
00:22:24: also unter denen, wie du eben sagtest, sage mal, Standardvariitäten, nicht, also aus linguistischer
00:22:30: Sicht, nicht als starke Akzent bewertet werden müssten, die sorgen zu sehr unterschiedlichen
00:22:37: Leistungen, wenn man das testet, ja, also wenn wir denselben Text von zwei verschiedenen
00:22:42: Sprecher*innen einsprechen lassen und dann dazu dieselben Fragen stellen, dann hat das einen
00:22:49: großen Einfluss auf die Testleistung der Schülerinnen und Schüler, und ja, weil gleich bleiben da allgemeiner
00:22:55: Kompetenz im Herverstehen, das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass das ein ganz wichtiger Bereich
00:23:02: des Herverstehens als Kompetenz ist, sich auf unterschiedliche Varianten der Sprache einzulassen
00:23:09: und somit müssten wir eigentlich dem Auftrag auch gerecht werden, da eine gewisse Vielfalt
00:23:14: im Unterricht anzubieten und das geht natürlich ganz logisch nur dadurch, dass wir verschiedene
00:23:21: Sprecher*innen in den Unterricht holen und das geht natürlich mit digitalen Audiumenien ganz
00:23:26: hervorragend. Wie bewusst wir dann jetzt über diese Variitäten sprechen und dass wir diskutieren,
00:23:32: dass wir hier eine kanadische Sprecherin hören und da jemand aus Neuseeland ist dann eine andere
00:23:39: Abwägung vielleicht, aber ganz grundsätzlich ist es hilfreich, sich mit unterschiedlichen
00:23:46: Variitäten auch exzensiv zu konfrontieren und nicht nur so beispielhaft. Wir haben jetzt ja sehr
00:23:54: viele Überschriften, würde ich mal sagen, angesprochen innerhalb der letzten paar Minuten. Ich
00:24:00: würde mich freuen, wenn du vielleicht zum Ende der Folge nochmal eine Kernbotschaft vielleicht
00:24:06: den Hörerinnen und Hörer mitgeben könntest. Du hast aber noch kurz Zeit darüber nachzudenken,
00:24:08: weil ich würde gerne noch mal für mich zusammenfassen, was die Fünftesen waren,
00:24:11: in der Hoffnung, das noch mehr auf den Punkt bringen zu können, dann sind wir auch quasi schon
00:24:17: durch mit der heutigen Folge. Was ich vor allen Dingen mitgenommen habe aus den Gesprächen war,
00:24:23: dass Arbeit mit Hörtexten aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ganz wichtig ist,
00:24:27: nämlich dass man auch neue digitale Audiformate wie Podcasts und andere Formate-Hörbücher
00:24:33: meinetwegen nutzen darf, die auf reines Hör verstehen setzen, also Talks, Tutorials usw.,
00:24:38: wie die Geschichte von deinem Sohn, der sich in einem Stream of Thought das Minecraft-Erlebnis
00:24:45: angehört hat, wobei es jetzt vermutlich der Muttersprache war, dann zweitens noch das
00:24:51: Integrieren des Hörverstehens oder die Schulung dessen in eine komplexe Aufgabe,
00:24:57: bei der es um Inhalte geht, die Schülerinnen und Schüler interessieren, logischerweise,
00:25:01: und die für sie wichtig sind. Das heißt, dass man innerhalb der Aufgabe Räume schafft,
00:25:07: in der das Hörverstehen gezielt gefördert und geübt wird in diesem 45-Minuten-Kosett,
00:25:12: aber dass man das logischerweise planen muss. Dann drittens, dass die Unterteilung bei der
00:25:17: Unterrichtsplanung den Hörverstehensprozess in vier Schritte ermöglicht oder begünstigt,
00:25:23: nämlich erstens die inhaltliche Vorbereitung bzw. Kontextualisierung ganz wichtig,
00:25:27: dann das Text Verständnis vom Groben zum Detail, drittens der Fokus auf die
00:25:32: Sprachverarbeitungsprozesse, und viertens der Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern
00:25:37: über Hörverstehensstrategien, die sie dabei angewandt haben. Viertens, identifiziere typische
00:25:44: Schwierigkeiten, also zu gucken, dass die Schülerinnen und Schüler beim Hören Strategien haben und
00:25:52: Aufgabensupport, mit denen sie dann diese Schwierigkeiten umschiffen können. Dann zu guter
00:25:59: Letzt, fünftens, dass gemeinsame Festlegen von Zielen für Schülerinnen und Schüler vor dem Hören,
00:26:06: nicht einfach reingehen in den Text, sondern sich erst mal kurz Zeit nehmen zu reflektieren,
00:26:12: was wollen wir denn jetzt eigentlich machen? Dann weiter zu gucken, für welche Weiterarbeit
00:26:16: bzw. welches Lernprodukt benötigen denn jetzt die Schülerinnen und Schüler diese Information aus
00:26:20: dem Hörtext und wie können sie diese auch herausfiltern? Das waren diese 5 Thesenpunkte,
00:26:27: die mir hängen geblieben sind aus diesem Gespräch. Jetzt die Einladung an dich, wenn es nur eine Sache
00:26:33: gäbe, die man jetzt hier raus mitnehmen könnte aus dieser Folge, was würdest du denn dem Hörer der
00:26:39: Hörerinnen mitgeben wollen? Ja, also die eine Sache, die aus meiner Sicht mehr Licht benötigt,
00:26:48: das auf dem Schirm behält, im Unterricht ist, glaube ich, das, was du den Fokus auf Sprachverarbeitungsprozesse
00:26:55: genannt hast, das klingt ja auch erstmal einerseits ganz hilfreich, man möge auf etwas fokussieren,
00:27:02: dass sich das im Unterricht lohnt, das verstehen wir, glaube ich, schnell. Nur was bedeutet Sprachverarbeitungsprozesse?
00:27:11: Dieser Begriff versucht eigentlich die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, dass wir das Hör verstehen ja schon
00:27:22: als eine große Herausforderung erleben wegen der Flüchtigkeit dieses Textes. Der ist da, aber anders
00:27:29: als ein Lesetext können wir ihn nicht gut festhalten. Das heißt, wir müssen uns in eine Lage versetzen,
00:27:35: mental, schnell und möglichst ohne Anstrengung die Bedeutung zu entschlüsseln, die da jemand
00:27:45: vermittelt und das gelingt, über ganz grundlegende Prozesse sprache, mündliche Sprache zu verarbeiten.
00:27:54: Ganz grob, also wenn ich jetzt ganz grob also sage, dann müssen die Hörerinnen und Hörer supere erkennen,
00:28:02: hier sind zwar keine Pausen zwischen ganz grob, also, aber ich muss das trotzdem so verfolgen und für
00:28:10: mich festhalten, jetzt wird offenbar kurz erklärt, dass gleich etwas zusammengefasst wird, ganz grob.
00:28:18: Also, wie kann man auf diese Wort für Wortprozesse einen Fokus legen? Dafür braucht es wirklich
00:28:26: eine Insel im Unterricht, dass wir bereits ein Verständnis entwickelt haben und uns jetzt darauf
00:28:32: einlassen zu üben, wirklich die Worterkennung zu üben, auch zu antizipieren, welches Verb könnte
00:28:39: denn jetzt noch kommen? Dafür brauchen wir eine inhaltliche Sicherheit, aber auch Zeit, um dann
00:28:47: eine solche Übungsphase noch mal zu integrieren. Die muss erst recht natürlich kontextualisiert sein,
00:28:54: denn sonst können wir das gar nicht leisten. Dann ist der eine Versuch mal zu aufzuschreiben,
00:29:00: welche Wörter wurden jetzt gesagt und welches wurde nicht gesagt, dann eine mehr oder weniger
00:29:06: erfolgreiche Übung, aber bei dem nächsten Text werden wir gleich vor der selben Herausforderung
00:29:11: stehen, weil ja so viele verschiedene Möglichkeiten da sind, mit Sprache umzugehen. Das muss also
00:29:19: gut eingebunden sein. Meine Beobachtung ist, dass das am ehesten noch vergessen wird. Also,
00:29:25: Text präsentieren, Fragen stellen, dazu ins Gespräch kommen, ist, glaube ich, ein Default-Ansatz,
00:29:30: mit dem wir alle klarkommen, aber wirklich am Verarbeiten der mündlichen Sprache übend
00:29:38: tätig zu werden, das lassen wir dann gerne schon mal hinüberfallen. Danke auch für dieses
00:29:43: schöne kleine Beispiel, mit dem grob gesagt also. Henning, schön, dass du da warst. Danke
00:29:49: für deine wertvollen Einsichten und bis bald. Sehr gerne.
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