Konflikte konstruktiv betrachtet

Shownotes

Konflikte sind etwas Alltägliches und gehören zum Leben dazu. Doch nicht immer gelingt es, Konflikte konstruktiv zu lösen. Dabei hilft es, die eigenen Reaktionen und Verhaltensweisen zu kennen, aber auch die Mechanismen, die einem Konflikt zugrunde liegen. Wie sich diese Aspekte z.B. durch provokative Spiele, Als-ob-Situationen oder szenisches Spiel offenlegen lassen, erläutert dieser Podcast.

Praxistipps:

  • Neutral betrachtet, ist ein Konflikt ein Prozess der Auseinandersetzung, der auch Positives mit sich bringt: Er schafft Klarheit, fördert soziale Prozesse und stärkt das Selbstbewusstsein durch das Vertreten des individuellen Standpunkts.
  • Provokative Spiele können genutzt werden, um Miniaturkonflikte zu erzeugen. Durch eine Provokation werden Reize gesetzt, die Reaktionen hervorrufen sollen. Durch die Reflexion wird das Erlebnis zur Erfahrung.
  • Mit spielerischen Methoden lassen sich krisenhafte Situationen ernsthaft begegnen, ohne sich auszuliefern, dadurch entstehen kreative Handlungsspielräume.
  • Um Konflikten vorzubeugen, sind wertschätzende, vertrauensvolle Beziehungen wichtig. Spiele vermitteln: Ich bin nicht allein mit meiner Erfahrung. Das baut Ängste ab, die eigenen Gefühle zu offenbaren, und baut Vertrauen auf, sich der Gemeinschaft mitzuteilen.

Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 3/2023 „Konflikte“ von gruppe & spiel, erschienen im Friedrich Verlag.


Im Podcast hörst du die Bildungsexpertin Kati Ahl im Gespräch mit Marietheres Waschk (Spielpädagogin und Mitherausgeberin von gruppe & spiel).

Transkript anzeigen

00:00:00: Einfach unterrichten der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen

00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen bei Einfach Unterrichten.

00:00:17: Und heute geht es um Ausgabe 28 von Klasseleiten, das zweite Häft oder die zweite Ausgabe zum

00:00:26: sozialen Lernen mit dem Schwerpunkt Konflikte. Bei mir ist Nikola Polzmann, Autorin,

00:00:33: Mitherausgeberin von Klasseleiten, Schulentwicklungsberaterin. Liebe Nikola, herzlich willkommen.

00:00:39: Hallo, Kathi, ich freue mich, dass ich hier sein darf. Genau, mein Name ist Kathi Ahl und ich bin

00:00:45: Podcast-Haus bei Einfach Unterrichten. Nikola, wann hattest du deinen letzten Konflikt im Kontext

00:00:52: Schule? Oh, das ist sogar ein aktueller Konflikt, das gar nicht lange her, sondern der spielt,

00:00:58: sozusagen gerade noch, indem ich gehört habe, dass in der Klasse, an der meine Tochter ist,

00:01:04: zu diskriminierenden Begriffen unter Schüler*innen kommt. Und das ist natürlich etwas, was mich

00:01:09: auch einfach sehr bewegt. Und wo ich schon spüre, da ist so ein kleiner Konflikt auch gar nicht so auf

00:01:14: der Lehrer*in-Seite, weil diese recht verständesvoll reagiert haben, aber auch, dass ich denke,

00:01:19: auch mit Eltern kann man auch einen Konflikt haben, denn ich wünsche mir, dass Eltern vielleicht zu

00:01:23: Hause auch dazu eine Rückmeldung geben. Konflikte mit Eltern? Konflikte unter Schüler*innen? Konflikte

00:01:30: mit Lehrkräften? Kann es sein, dass in Schule besonders viele Konflikte auftauchen? Ja, Schule

00:01:36: könnte man wirklich auch so ein bisschen als Meltingport bezeichnen. Also natürlich treffen

00:01:40: dort einfach viele Menschen zusammen aus vielen verschiedenen Häusern, also mit unterschiedlichen

00:01:47: Werten, Vorstellungen, auch Erfahrungen einfach mit Schule. Und natürlich unterschiedliche

00:01:54: Altersgruppen und dann eben natürlich auch die drei verschiedenen Gruppierungen, die du gerade

00:01:59: auch gezählt hast, dass natürlich Lehrkräfte bestimmte Ideen und Vorstellungen haben, Eltern

00:02:05: aber auch gewisse Erwartungen haben, auch andersherum natürlich. Und Schüler*innen untereinander mit

00:02:11: unterhauchen Phasen sind, wo sie sich auch ausprobieren wollen. Also es ist einfach ein Ort, wo es ganz

00:02:16: klar ist, dass es Konflikte gibt, plus natürlich noch viele andere Menschen, die auch in der

00:02:19: Schulgemeinde auch vorkommen und die auch nur Rolle spielen. Also Schule ist ein Ort, wo es klar ist,

00:02:26: auch so ein bisschen als Abbild der Gesellschaft, dass es zu Konflikten kommt, dass das dazugehört.

00:02:31: Schule als Schmelztiegel der Gesellschaft könnte ja ein richtiges Brennglas sein. Das würde ja

00:02:37: bedeuten, dass Lehrkräfte besonders gut in der Lage sein müssten, mit Konflikten umzugehen. Jetzt

00:02:43: hat aber niemand, kein Mensch, wahrscheinlich gerne einen Konflikt. Was heißt denn konstruktiver

00:02:49: Umgang mit Konflikten? Was macht man da als erstes? Also vielleicht zuerst, dass du gesagt hast,

00:02:56: dass Lehrkräfte besonders gut mit Konflikten umgehen sollten. Das würde ich bejahen. Das ist

00:03:02: aber kein Automatismus. Also ich glaube nur, wenn man Lehrkraft ist, hat man nicht automatisch einen

00:03:07: guten Umgang damit. Wir sind alles Erwachsene. So, das geht tatsächlich um eine Professionalisierung.

00:03:12: Das bedeutet, ich gucke mir mal mein eigenes Konfliktverhalten an. Wie habe ich eigentlich

00:03:17: gelernt, Konflikte zu lösen. Das kann ganz unterschiedlich sein. Ich meine, man kennt die

00:03:22: Menschen, die sofort in Aktion gehen und vielleicht auch eher brüllen. Es gibt Menschen,

00:03:28: die sich eher zurückziehen und vielleicht auch das Gegenüber mit Schweigenstrafen. Also der eigene

00:03:33: Konfliktsziel ist interessant. Und dann aber auch, wie kann ich eigentlich, und damit finde ich auch,

00:03:38: also wie kann ich vorbildhaft auch ein Konflikt lösen und damit eben auch zeigen, wie man dem

00:03:48: ganzen sich aussetzen kann und daraus lernen kann. Denn wir hatten ja gerade schon festgestellt,

00:03:53: Konflikte gehören dazu. Also natürlich ist es nicht angenehm in dem Moment. Aber Konflikte sind

00:04:00: Chancen und das ist glaube ich auch ganz gut. Wenn wir sagen, also das so zu nehmen, dass Konflikte

00:04:05: Möglichkeiten Chancen sind, um daraus zu lernen und auch zu lernen, dass aus dem Konflikt ganz

00:04:10: viel Positives erwachsen kann. Okay, jetzt hast du gerade angesprochen, jeder Mensch ist so ein

00:04:16: unterschiedlicher Konfliktyp vielleicht. Ich erinnere mich aus meiner Zeit, als ich Lehrkraft war.

00:04:22: Ich wollte genauso wie alle anderen Lehrkräfte auch besonders vorbildlich mit Konflikten umgehen.

00:04:28: Und trotzdem ist es manchmal vorgekommen, dass ich laut geworden bin und fand, dass dann hinter

00:04:33: ja nicht so schön. Ich erinnere mich an meine erste Stelle. Da kam eine Mutter morgens so ein

00:04:39: bisschen schmunzelt und erzählte, dass die Tochter zu Hause erzählt hat, die Frau Ahl hatte

00:04:45: heute einen Nervenabriss. Also sie wollte sagen, wie ist heute? Er hat heute rumgebrüllt und wenn

00:04:52: ich jetzt so reagiert habe, wie ich das eigentlich nicht gut finde, was könnte ich denn dann danach

00:04:58: tun, damit die Klasse nicht unbedingt Angst entwickelt? Ich glaube, du sprichst da was an,

00:05:05: was wir alle kennen. Also ich glaube, die wenigsten Personen können und wahrscheinlich kann gar keine

00:05:11: Person irgendwie immer nur positive Konflikten reagieren. So, es gibt Momente, wo ich auch

00:05:15: einfach vielleicht aus der Dünne heute ich bin, vielleicht noch andere Sachen passiert und ich

00:05:20: habe vielleicht geschrieben und oder habe irgendwas gesagt, was vielleicht nicht besonders

00:05:25: hilfreich war und ich finde, dass es dann aber auch vorbildhaft ist, der Klasse, das ist auch

00:05:32: vor der Klasse einzugestehen und sich vielleicht auch zu entschuldigen und zu sagen, gestern ja,

00:05:36: hatte ich einen Nervenabriss, so wie ich das Mädchen, das gerade gesagt habe und das tut mir

00:05:41: leid und ich möchte euch einfach erklären, was eigentlich, was ich gestern beobachtet habe,

00:05:47: was bei mir los war, also zum Beispiel die Gewaltfreie Kommunikation als eine Möglichkeit nehmen,

00:05:51: um auch mit Schüler*innen dann so zu arbeiten, dass sie auch verstehen, was bei mir vorgeht

00:05:56: und genauso auch die andere Seite der Gewaltfreien Kommunikation ist ja dann auch zu gucken,

00:06:00: auch die Empathie zu entwickeln, was geschieht denn in meinem Gegenüber und deswegen, es ist

00:06:06: überhaupt nicht schlimm und ich glaube, da darf man auch gar nicht so hart mit sich sein, dass es auch

00:06:10: mal Situationen gibt, wo ich nicht so reagiere, wie ich es idealerweise hätte tun können,

00:06:16: aber dass es auch eine vorbildhafte Funktion hat, zu sagen, gestern ist das so, das passiert

00:06:22: und ich entschuldige mich dafür und dann vielleicht ein bisschen kühleren Kopf, anders reagieren zu

00:06:27: können. Jetzt bist du Expertin für Gewaltprävention, das sind ja nicht alle Lehrkräfte, hast du die

00:06:35: Grundsätze der Gewaltfreien Kommunikation parat? Gehen ja auf Marschall Rosenberg zurück? Genau,

00:06:41: also von Marschall Rosenberg begründet, es ist sowohl eine Haltung als Methode, ich finde es

00:06:47: ganz wichtig, dass man die Haltung auch vor allem im Blick habt, denn nur als Methode, wo man vier

00:06:51: Schritte abspult, funktioniert es nicht, das ist schon so eine Haltung, die dahinter steht, dass

00:06:56: man davon ausgeht, dass eigentlich alle beitragen wollen, dass jeder ein Mensch einen guten Grund hat

00:07:01: für sein Verhalten und dann gibt es aber eben vier Schritte, der erste Schritt ist die Beobachtung,

00:07:07: dass man schildert, das habe ich eigentlich wirklich gesehen, gehört. Also die Sinnwahrnehmung

00:07:14: einfach mal durchgehen, das was tatsächlich auch für den anderen verständlich ist, was wenn

00:07:19: ich ihm das schildere, das nächste sind die Gefühle, also dass man sagt, wie geht es mir gerade,

00:07:25: was ist mir los, das Bedürfnis dahinter zu entdecken, das ist ganz spannend im Gehsatz zu vielen anderen

00:07:31: Kommunikationsmodellen, dass man gut auch schaut, welches Bedürfnis wurde erfüllt oder eben nicht

00:07:38: erfüllt und in Konfliktsituationen geht es oft um Bedürfnisse, die eben nicht erfüllt wurden und

00:07:42: dann zum Schluss noch um eine Bitte, ja und die Bitte kann ganz unterschiedlich aussehen, wir sagen

00:07:47: kennen oft die typische Handlungsbitte, dass wir jemanden um etwas bitten, das ist aber nicht immer

00:07:52: die Bitte, die denen so hilfreich ist, manchmal ist es auch die Bitte an mich selbst und vor allen

00:07:57: Dingen auch mit dem an das Gegenüber die Verbindungsbitte, ja, dass man sich ja wirklich fragt,

00:08:02: wie ist es bei dir angekommen, was ich gerade gesagt habe oder was hast du verstanden von dem,

00:08:07: was ich gerade gesagt habe, wie wirkt es auf dich, was ich gerade gesagt habe, dass ich so ein

00:08:11: bisschen gucke in so einer Art, man sagt auch liegende Acht, in einen Gespräch eintauche,

00:08:17: dass die andere Person sich auch äußern kann und nicht jede Person kann gewaltfreie Kommunikation,

00:08:23: aber ich kann auch ein bisschen übersetzen, also ich kann dann auch was anbieten oder ich kann

00:08:27: antizipieren, was mag die Person beobachtet haben, gefühlt haben, was hat sich für einen Bedürfnis,

00:08:33: was hat sich vielleicht für eine Bitte? Nehmen wir doch noch mal das Beispiel von dem Nervenabriss,

00:08:37: ich wäre also am nächsten Morgen in die Klasse gekommen und hätte gesagt gestern habe ich mich

00:08:42: so und so gefühlt, ich bin ziemlich laut geworden, ich weiß, ich wünsche mir von euch das und das

00:08:48: oder könnte ich anbieten, ich möchte gerne noch mal hören, habt ihr euch erschrocken oder habt

00:08:55: ihr zuhause erzählt oder wie ging es euch? Ja, es gibt natürlich nicht die ideale Lösung,

00:09:03: tatsächlich glaube ich, dass man einfach nochmal die Situation schildert, was das gestern passiert,

00:09:07: bei wem man anfängt, das ist immer so eine Sache, also ob ich jetzt zuerst mich, mich

00:09:14: selbst vorstelle, also mit meinen, also einen Selbstausdruck gebe oder ob ich erst die anderen

00:09:19: Frage, also die Empathie sozusagen gebe, das muss man so ein bisschen gucken, also ich finde

00:09:24: zum Beispiel jetzt die Klasse total aufgebracht ist und du vielleicht auch merkst, die sind im

00:09:31: Widerstand, die haben Vertrauen zu dir verloren, dann würde ich definitiv auch erst mal eine Empathie

00:09:36: anfangen und dann vielleicht sagen, oh ich habe gestern, als wir das und das besprochen haben,

00:09:41: geschrien und dann, wie du es gerade schon angeboten hast, habt ihr euch erschreckt, was habt ihr

00:09:47: Angst gehabt oder so wie auch immer, also dass man so ein bisschen was anbietet und dann die Kinder

00:09:51: sich auch äußern können. Ja und andersrum kann ich natürlich genauso auch den Start so machen,

00:09:58: dass ich einfach nochmal die Situation schilder und dann auf diesen vier Ebenen und tatsächlich

00:10:02: finde ich, ist das so ein, zumindest so wie ich es mir gerade vorstelle, wir haben vielleicht auch

00:10:05: unterschiedliche Situationen im Kopf, aber dieses ich wünsche mir das und dann, ich glaube es wirkt

00:10:13: auf mich im ersten Menschen fast wieder ein bisschen konfrontativ. Ich würde glaube ich wirklich

00:10:17: erst mal fragen mit dieser Verbindungsbitte, wie hat das denn auf euch gewirkt, mich würde

00:10:21: einfach interessieren, wie ihr das gestern wahrgenommen habt, was ihr gedacht habt, also dass

00:10:25: man erst mal so in den Dialog reingeht. Ja dankeschön, das ist sicherlich was, was alle Lehrkräfte

00:10:33: kennen, dass sie eine Situation haben, die sie an die Grenze gebracht hat und wo sie nicht so

00:10:37: reagiert haben, wie sie das eigentlich vor hatten, so dass sie vielleicht einen inneren Konflikt,

00:10:44: vielleicht aber auch ein Konflikt mit der Klasse hatten. Lass uns nochmal schauen, wie können

00:10:49: die Lehrkräfte vorbildhaft mit anderen Konflikten umgehen? Das tauchen Konflikte in der Schule auf,

00:10:55: Was würdest du empfehlen als ersten Schritt?

00:10:57: Was haben wir vielleicht auch in der Ausgabe gelernt?

00:11:01: Also Gewaltbarer Kommunikation ist ja auch ein Beispiel,

00:11:04: was auch in unserer Zeitschrift auch drin ist.

00:11:08: Dann noch ganz viel einfach Wertschätzung zeigen, zuhören, ernst nehmen.

00:11:12: Ja, das sind natürlich auch ganz elementare Dinge,

00:11:16: die zur Konfliktbearbeitung dazugehört.

00:11:20: Wir haben auch, ich glaube, von der Freien Kommunikation in Darmstadt

00:11:23: das Beispiel auch mit den Schüler*innen, Streitschlichter*innen.

00:11:26: Also dass es auch eine Möglichkeit gibt und dass das Schüler*innen

00:11:29: untereinander auch Konflikte klären.

00:11:31: Für die Grundschule ist das auch diese Friedenstreppe.

00:11:33: Also das ist auch im Endeffekt so ein bisschen nach der gewaltfreien Kommunikation aufgebaut.

00:11:38: Also wenn wir grundlegende Fertigkeiten auch einfach wie zuhören, ernst nehmen, Empathie,

00:11:46: ja, vielleicht auch sogar noch stärkere Sachen,

00:11:49: dass man auch, dass vielleicht Kinder sich selber auch Gefühle und Bedürfnisse anbieten können.

00:11:54: Dann habe ich da ganz viel schon reingebracht, was dann hinterher nutzbar ist,

00:11:59: um auch tatsächlich irgendwo ein Pflichtgut agieren zu können.

00:12:01: Und da ist zum Beispiel dieser Ansatz der Peer-to-Peer-Arbeit,

00:12:05: also von Schüler*innen, für Schüler*innen natürlich ganz wichtig.

00:12:09: Auch das Schüler*innen auch merken, sie können untereinander auch Konflikte klären.

00:12:14: Genauso auch mit der Friedenstreppe eben.

00:12:16: Das ist ja auch etwas, was Schüler*innen untereinander machen.

00:12:18: Und trotzdem aber auch die Idee, dass wir immer wieder mitgeben,

00:12:21: dass es auch Situationen gibt, wo sie auch sich Unterstützung von Erwachsenen holen sollen.

00:12:27: Also wenn der Konflikt nicht beigelegt werden kann,

00:12:29: dass wir es auch nicht für sich behalten müssen,

00:12:31: sondern dass es natürlich auch eine Klärung geben kann.

00:12:33: Ja, also das ist, glaube ich auch das Beispiel aus dem Artikel von Sabina Deut,

00:12:40: wo es auch darum geht, dass dann auch so etwas auch im Klassenverband besprochen werden kann.

00:12:44: Aber dass es auch Situationen gibt, wo es tatsächlich auch nicht untereinander geklärt werden sollte,

00:12:48: sondern wo auch Erwachsene mit einbezogen werden sollen.

00:12:51: Das ist zum Beispiel sowas wie Mobbing oder sexuasierte Gewalt.

00:12:55: Also hier ist dieses Pätzen ist kein Verrat, sondern Hilfe holen,

00:13:00: dass man diesen Satz auch prägt und dass man dann gut auch dann die Hilfe der Erwachsenen nutzen kann.

00:13:10: Ich höre so zwei Aufforderungen an Lehrkräfte heraus.

00:13:14: Einmal Kindern und Jugendlichen, Zutrauen Konflikte zu lösen.

00:13:19: Das heißt nicht sofort in diese Lösung reinzugehen.

00:13:22: Ich klär das und auf der anderen Seite aber auch gut hinzuhören,

00:13:27: wenn Kinder und Jugendliche das nicht alleine lösen können und sie dann auch nicht alleine lassen.

00:13:32: Das heißt, ich brauche eigentlich ein feines Unterscheidungsgefühl.

00:13:36: Wie eskaliert ist der Konflikt?

00:13:39: Wie kompetent ist vielleicht auch das Kind an sich, das sich an mich wendet?

00:13:44: Habe ich das so richtig zusammengefasst?

00:13:47: Auf der einen Seite ja und ich glaube, dass man auch Kindern aber frühzeitig mitgeben kann,

00:13:53: dass wenn sie merken, das überwältigt sie so sehr.

00:13:56: Also das macht ihnen einfach so viel Sorgen, dass sie es auch nicht erst alleine probieren müssen,

00:14:01: sondern dass sie sich auch dann an die Lehrkraft wenden können.

00:14:03: Also auch in der Hinsicht würde ich auch stark auf das Bauchgefühl achten.

00:14:06: Ja, also wenn sich irgendwas unangenehm anfühlt und einfach zu viel,

00:14:11: dass sie dann sich auch an Lehrkraftschuhe Sozialarbeit wenden können.

00:14:15: Genau, in der Hinsicht ist es vielleicht auch noch mal wichtig,

00:14:17: dass auch nicht alles nur bei Lehrkräfte laufen muss,

00:14:19: sondern dass es ja auch unter anderem andere Akteur*innen an Schule gibt,

00:14:22: die genauso angesprochen werden können wie Schuhe Sozialarbeit, Schulsiehlsorge,

00:14:28: sozialpädagogische Fachkräfte, vielleicht auch Menschen im Ganztag.

00:14:31: Also dass da Personen auch sitzen, die ebenfalls auch eine Rolle spielen und vielleicht auch ansprechbar sind.

00:14:37: Das würde ja auch bedeuten, dass Konflikte im Schulalltag, also von morgens 7.30 bis abends 16.30, 17 Uhr bis zum Abholen,

00:14:48: dass es Zeiten und Orte gibt, in denen Konflikte besprochen werden,

00:14:52: dass das sozusagen ganz alltäglich ist, damit Kinder überhaupt erst in der Lage sind,

00:14:56: so ein Bauchgefühl zu entwickeln, so eine Intuition kann ich das alleine schaffen.

00:15:00: Ja, also das ist auf jeden Fall, was ja auch insgesamt einfach die Prävention dazu gehört,

00:15:06: auch gut, sich selbst die eigenen Gefühle gut im Blick zu haben.

00:15:11: Sie auf sich selbst zu hören.

00:15:12: Und tatsächlich würde ich auch nochmal einen Schritt vorangehen.

00:15:16: Ich würde nämlich auch schon beginnen, bevor es überhaupt ein Konflikt gibt.

00:15:20: Und zwar liegt natürlich ganz viel auch darin, was für eine Atmosphäre schaffe ich eigentlich vorher.

00:15:25: Also schaffe ich auch eine Atmosphäre, in der Konflikte vielleicht auch nicht als so

00:15:30: existenziell bedrohlich erlebt werden, also Sachen von Kontaktabbruch oder ich stelle mich

00:15:35: dadurch an den Rand, sondern in der Konflikte auch als etwas Positives konnotiert werden.

00:15:41: Man darf unterschiedlicher Meinung sein, man darf sich auch mal streiten.

00:15:44: Aber es gibt sozusagen Möglichkeiten, es gibt entweder Personen oder auch einfach Methoden,

00:15:48: die es um die Haltung eben, die es ermöglichen, Konflikte auch gut zu regeln.

00:15:52: Und ich kann ganz viel ja auch schon vorher machen, dass ich eine gute Atmosphäre schaffe,

00:15:56: indem ich auch schaue, dass ich viele positive Erlebnisse zwischen den Kindern und Jugendlichen

00:16:03: im Gang setze, dass ich zum Beispiel auch immer wieder Gruppen mische.

00:16:07: Also keine, nicht immer das Gleiche, mit dem ihr zählt, jetzt mal ab, wo ihr findet euch,

00:16:13: sondern je regelmäßig Zufallsgruppen bildet, damit auch Menschen schon merken,

00:16:19: ich muss nicht mit jedem befreundet sein, aber ich kann mit jedem einigermaßen gut zusammenarbeiten.

00:16:24: Ja, und das ist auch schon ganz viel wert, um auch Konflikten vorzubeuten.

00:16:29: Okay, das ist ein gutes Stichwort.

00:16:31: Wir haben einen Konfliktfall ganz konkret im Heft, nein, wir haben mehrere, aber über diesen

00:16:36: Konkreten möchte ich mit dir noch mal sprechen, nämlich Inklusion.

00:16:40: Warum darf der, was ich nicht darf?

00:16:43: Das sagen ja andere Schülerinnen und Schüler, wenn ein Inklusionskind sozusagen Freiräume hat

00:16:51: und sie das nicht verstehen, warum darf dieses Kind was anderes, vielleicht auch verbunden mit

00:16:57: ein bisschen Neid, was kann man als Lehrkraft da tun?

00:17:00: Also es ist natürlich keine leichte Situation, ich glaube auch für alle Seiten irgendwie verständlich.

00:17:05: Wichtig ist, glaube ich, so weit wie, so weit es möglich ist, transparent zu sein.

00:17:11: Also erst mal viele Kinder und Jugendliche wissen auch selbst, wer einen gewissen Förderbedarf hat

00:17:15: oder eben auch nicht, also es ist nicht so, dass sie es oft gar nicht erahnen, sondern dass

00:17:19: da schon so eine Kenntnis da ist, die natürlich auch wieder viel mit Empathie auch zu tun hat.

00:17:25: Also wenn ich Empathie fördere, ist das an der Stelle vielleicht auch schon, kommt das vielleicht

00:17:29: gar nicht so stark.

00:17:30: Man könnte auch mit den Eltern und dem Kind, dem Kind mit Förderbedarf vielleicht auch

00:17:36: besprechen, was kann man mit der Klasse noch mal gemeinsam besprechen und vielleicht an

00:17:42: manchen Stellen aber auch gucken.

00:17:44: Es gibt ja auch vielleicht Förderbedarfe, die ansonsten gar nicht so vielleicht durch

00:17:49: eine Diagnose oder so auch betitelt sind, aber wo ich vielleicht auch als Lehrkraft genauso

00:17:54: auch sehr hart die Person braucht, das und das.

00:17:57: Also ich finde es manchmal interessant, dass ich durchaus auch Bedarfe sehe, wo ich gedacht

00:18:02: habe, ja eigentlich müsste man da vielleicht auch stärker hingucken und da vielleicht auch

00:18:07: mal eine Ausnahme machen, einfach weil das Kind das gerade braucht.

00:18:11: Ja und ich denke jetzt nur zum Beispiel an Kinder und Jugendliche, die vielleicht viel

00:18:15: mehr Bewegung brauchen als andere.

00:18:17: Ja, wenn Ausnahmen viel mehr die Regel werden, dann fällt eine Ausnahme gar nicht mehr so

00:18:22: stark auf.

00:18:23: Genau.

00:18:24: Also wenn zum Beispiel von Anfang an inklusiv gearbeitet wird, dann ist es auch viel selbstverständlicher

00:18:29: als wenn ein Jugendlicher das vielleicht als Mitarbeiter für eine Schule irgendwo erlebt

00:18:33: und dann denkt es auch, ich finde es irgendwie unfair.

00:18:36: Also ich glaube, es braucht das Gespräch darüber auch das Ernst nehmen an der Stelle auch von

00:18:42: Lehrkräfteseite, dass jemand das als unfair empfindet, aber dann auch eine Transparenz

00:18:46: und eine Klärung, eine Empathieförderung und vielleicht mal ein Auge zudrücken, vielleicht

00:18:51: bei einer anderen Sache, die dann erkennt, ohne zugeschriebenem Förderbedarf vielleicht

00:18:55: auch überhaupt.

00:18:56: Bis jetzt haben wir viele über Konflikte innerhalb der Klasse gesprochen.

00:18:59: Was ist denn, wenn eine Lehrkraft mit einer Schüler in einen Konflikt hat?

00:19:04: Ja, in der Stelle finde ich das Konzept von Helga Bröninger zu Beziehungslernen eigentlich

00:19:10: sehr spannend und habe das auch selbst mehrfach auch ausprobiert, wo es auch darum geht, also

00:19:15: jetzt ganz verkürzt, dass ich einfach gut in Verbindung bleibe mit dem Schüler, der

00:19:20: Schülerin, was eben auch bedeutet, dass ich eben nicht zu schnell bewerte, dass ich schon

00:19:25: irgendwie versuche auch zu verstehen, was bei der anderen Person los ist und es gibt

00:19:29: wie so eine Art Grundhaltung, das ist einmal so ein bisschen die Akzeptanz, dass man auch

00:19:33: sagt, okay, es ist so wie es ist, gerade die Situation ist so, vielleicht kann ich innerlich

00:19:38: das bewerten, aber kann auch einfach mich ganz loslassen und sagen, es ist gerade so wie

00:19:41: es ist.

00:19:42: Und als nächstes wäre es so eine Art Empathie, da sind wir auch bei den Bedürfnissen wieder,

00:19:48: ja, was steckt denn dahinter eigentlich, was für Bedürfnisse sind dahinter, warum macht

00:19:52: das Kind das?

00:19:53: Ich erinnere so ein bisschen, na, das, was ich eingangs gesagt habe mit jedes Verhalten hat

00:19:57: einen guten Grund, ja, so steckt etwas dahinter und ist vielleicht auch in gewissen Kontext

00:20:01: gebunden.

00:20:02: Ja, also Helga Bröninger hat das die Intuition, dass man irgendwie so ein bisschen zähnisch

00:20:06: versteht und guckt, was ist denn gerade in dem Moment, in der Situation, warum passiert

00:20:11: das gerade so?

00:20:12: Und dass man dann aber auch insgesamt so einen Ressourcenblick einnimmt, dass man schaut,

00:20:17: was steckt denn vielleicht noch dahinter, was ist das Positive da dran, welche Ressource,

00:20:23: welche Kompetenz erkenne ich bei dem Kind an der Stelle oder kann es spiegeln, kann es

00:20:28: nutzbar machen und da können wir ja relativ schnell sehen, dass die Haltung halt auch

00:20:32: hier ausmacht.

00:20:33: Also ich kann ein Konflikt mit einer, mit einer Schülerin haben, aber wenn ich so ein bisschen

00:20:40: mit der Haltung so rangehe, kann ich den Konflikt vielleicht auch leichter lösen, ohne dass

00:20:44: das Kind jetzt irgendwie rausgeht aus der Verbindung, ja, denn viel hat ja auch wirklich

00:20:49: mit uns als Lehrkraft zu tun, ja, dass dann auch wir da schon wirken können, wenn da eben

00:20:55: einfach eine gute Verbindung besteht.

00:20:57: Die gute Verbindung als Schlüssel, so können wir nicht nur Teil des Problems, sondern auch

00:21:03: Teil der Lösung werden.

00:21:05: Wir haben in Klasse Leiten, Ausgabe 28, ganz viele, ganz konkrete Hilfestellungen, Tools,

00:21:15: wie Beiträge zur Deeskalation, die Methode Tetralemma, Konsent im Klassenraum, Konfliktlösungsstrategien

00:21:23: und verschiedene Empathietipps zur Demokratie lernen.

00:21:27: All das in einer Ausgabe zusammen, die Nikola Polzmann und ich zusammen mit anderen herausgegeben

00:21:33: haben.

00:21:34: Vielen Dank, Nikola.

00:21:35: Dankeschön.

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