Biologie: Kleine Käfer, große Wirkung! Warum sie mehr Unterricht brauchen

Shownotes

Käfer sind eine wahre Schatztruhe für schulische Bildungskontexte! Hebe den unentdeckten Schatz für deinen Biologieunterricht.

Unsere Top-Tipps für deinen Unterricht:

Erarbeite die wesentlichen Merkmale der Arthropoda am Beispiel der Käfer, denn Körperbau und Entwicklungsstadien sind leicht zugänglich. Nutze die morphologische Vielfalt und trainiere biologische Arbeitsweisen, denn der Grundbauplan bietet ein riesiges Potenzial für Angepasstheiten. Fördere eine mehrperspektivische Auseinandersetzung, denn Käfer(larven) können als Nützlinge oder Schädlinge bewertet werden. Verwende die Alltagsvorstellungen zu Käfern für konstruktive Lernanlässe. Gestalte einen Käfergarten mit struktureller Vielfalt und fördere damit auch die biologische Vielfalt als Ganzes!


Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 485 „Käfer“, erschienen im Friedrich Verlag. von Unterricht Biologie


Im Podcast hörst du Moderatorin Christina Wurst im Gespräch mit Prof. Dr. Steffen Schaal (Lehrer, Autor, Herausgeber, Professor für Biologiedidaktik).

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00:00:00: Einfach unterrichten. Der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir bringen

00:00:10: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. So herzlich willkommen beim Podcast Einfach

00:00:17: Unterrichten vom Friedrich Verlag. In jeder Folge bringen wir den neuesten Stand der

00:00:21: Fachdedaktik in fünf Thesen auf den Po. Heute geht es um Käfer im Biologieunterricht. Mein

00:00:27: Name ist Kristina Wurst vom Institut für Digitales Lernen. Ich spreche hier mit den Menschen hinter

00:00:32: den Unterrichtsideen des Friedrich Verlags. Wann heute ihr Gast ist, Steffen Schahl, Professor

00:00:38: für die Daktik der Biologie an der pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Er hat für den Friedrich

00:00:43: Verlag einen Beitrag über Käfer als unentdeckte Scharztruhe des Biologieunterrichts geschrieben.

00:00:49: Wie immer arbeiten in diesem Podcast fünf zentrale Thesen heraus, die für den Unterricht wichtig

00:00:54: sind. Ich werde zunächst einmal Hallo und herzlich willkommen, Steffen. Ja, Hallo. Vielen Dank für

00:01:01: die Möglichkeit, jetzt über das tolle Thema sprechen zu können. Du sagst schon, tolles Thema.

00:01:06: Käfer, das ist ein Thema, bei dem viele erstmal bäh und ekel empfinden. Was hat dich so an Käfern

00:01:13: begeistert? Ja, da muss ich sagen, mein Kollege Christian König, ursprünglich von der Uni Hohenheimen,

00:01:20: ein absoluter Käferfreak, hat mich eigentlich in dieses Thema gebracht. Das spannende letzten

00:01:28: Endes an Käfern ist zunächst einmal inhaltlich eine wahnsinnig große individuellen und artenreiche

00:01:35: Ordnung innerhalb der Insekten. Und insgesamt auch, wenn wir vergleichen mit anderen Tierklassen mit

00:01:44: 400.000 bereits beschriebenen Arten und ständig wachsender Menge, wirklich konkurrenzlos im

00:01:52: Vergleich auch zu anderen Tiergruppen. Auf der anderen Seite, wenn wir Käfer einfach einmal

00:01:57: anschauen, dann haben wir eine Vielfalt von Mini und wirklich sehr klein bis hin zu riesig, bis

00:02:04: zu 17 cm, wenn wir den Herku des Käfer angucken und eine Form in Vielfalt, eine Besiedlung praktisch

00:02:11: aller Lebensräume. Das macht Käfer spannend. Und vor allem, wenn wir schauen, wie diese Käfer daherkommen,

00:02:18: einmal in Bundschillernd, in vielen verschiedenen Farben oder beim Schildkrötenkäfer, mit der

00:02:27: Fähigkeit, die Farbe auch wirklich sehr schnell über Punktmechanismen zu ändern, bis hin eben zu

00:02:33: einer Mimigrie bei den Kurzflügeln Käfer zu tun, als ob sie Bienen oder Wespen wären. Also es gibt

00:02:42: glaube ich kaum eine vielfältigere Gruppe. Und ja, ist noch vielfältig, wenn man auch die

00:02:47: Evolution betrachtet. Also die Urinsekten, ich weiß ja, es hat wie sich teilweise eine Spannbreite von

00:02:53: über zwei Metern viel breit. Ist glaube ich schon wirklich beeindruckend. Okay, dann steigen wir doch mal

00:02:59: mit deiner ersten Tee sein. Du schlägst vor, die weseligen Merkmale der Atropoda, am Beispiel der

00:03:04: Käfer, zu erarbeiten. Denn körperbare Erdbeckungsstatien sind leicht zugänglich. Ich kenne hier vor allem

00:03:09: die Biene als typisches Beispiel hier für Insekten. Wieso lässt sich das an Käfern vielleicht noch

00:03:14: besser arbeiten? Da sprichst du ein ganz zentrales Thema an, Christina. Wir kennen im Unterricht hauptsächlich

00:03:23: die Honigbiene oder beispielsweise die gemeine Wespe, bei der wir ganz wunderbar durch diese

00:03:31: eindeutige Wespenthalte die Trägliedrigkeit des Insektenkörpers bearbeiten können. Es liegt

00:03:36: sozusagen auf der Hand. Auch die Förder und die Hinterflügel sind eindeutig zu identifizieren.

00:03:43: Allerdings haben wir es hier mit einem sozialen Insekt zu tun und mit einem speziellen Körperbau,

00:03:50: der eben nicht so einfach auf den Allgemeinen Grundbauplan der Insekten übertragbar ist.

00:03:57: Wir finden mehr Insekten, die von diesem offenkundigen Bau abweichen als solche, die dementsprechend.

00:04:05: Bei den Käfern haben wir ganz wunderbar zwar diesen Grundbauplan vor zu beobachten, zu betrachten,

00:04:15: allerdings muss man genau hingucken. Wenn wir bei den Käfern die Deckflügel, also die Förderflügel,

00:04:21: die zu Deckflügeln umgewandelt sind, betrachten, die sogenannten Elütren, dann sieht es ja schon

00:04:28: ein bisschen anders aus als bei der Honigbiene, wo wir eben die Förderflügel als heutige Flügel

00:04:33: ausgebildet haben. Die Hinterflügel sind unter diesen Deckflügeln, unter den Elütren, ziemlich

00:04:41: gut versteckt. Und wenn man so einen Käfer in den Querschnitt beziehungsweise von unten anguckt,

00:04:46: muss man schon genau hingucken, wo denn jetzt der Torax, also der Körper beginnt und endet,

00:04:53: an welcher Stelle das Abdomen der Hinterbau beginnt und endet, was zu sehen ist. Allerdings nicht so

00:05:00: einfach wie bei der Honigbiene und Wespe, weil eben diese Westenthalie letzten Endes fehlt.

00:05:07: Und durch dieses genaue Hinschauen muss man natürlich auch sich genauer mit diesem

00:05:12: Grundbauplan auseinandersetzen und wird ein bisschen stärker gefordert, als jetzt bei der

00:05:18: Beschreibung und Betrachtung der Honigbiene. Und wenn wir die Entwicklungsstadien natürlich

00:05:23: betrachten, sehen wir bei den Käfern natürlich ganz prototypisch die Holometabolie, also die

00:05:30: Entwicklung vom Ei über die Larfe, die Puppe und dann das adulte Stadium. Und wir können an dieser

00:05:38: Stelle auch ganz wunderbar unterscheiden und betrachten, wie sich Larfe und Imago im Wesentlichen

00:05:51: unterscheiden, was die Nahrungsquellen angeht, um eben die innerartliche Konkurrenz oder die

00:05:58: Konkurrenz bei der Futter-Suche, Futteraufnahme zu vermeiden. Also wenn wir zum Beispiel den

00:06:04: Maikäfer betrachten, dann sehen wir ganz klar der sogenannte Engerling, der frisst Pflanzen,

00:06:11: Wurzeln und kommt natürlich mit dem, was der Maikäfer frisst, nicht in Konkurrenz.

00:06:15: Können wir vorstellen, ein Vorteil von Bienen, es waren viele Schulen, haben ja mittlerweile auch

00:06:20: so einen kleinen eignen Bienenstock. Bienen sind da, es gibt ja auch den lokalen Imker leicht zugängig.

00:06:24: Wie ist das dann mit anderen Käfer, kann ich die einfach aus meinem Garten pflücken oder

00:06:28: muss ich da wegen Artenschutz etwas beachten? Also die allermeisten Arten der Käfer sollten

00:06:37: unproblematisch ins Klassenzimmer zu bringen sein. Also nehmen wir zum Beispiel den Dunkel, also es

00:06:43: hängt natürlich von der Jahreszeit auch ab, nehmen wir mal den Dunkel im Sommer beziehungsweise

00:06:49: im Spätsam und Frühherbst, den finde ich im Wald, ohne weiteres kann ich ihn mitnehmen. Oder wie

00:06:56: wir es in einem Unterrichtsvorschlag ja auch vorgestellt haben, ich kann durchaus auch den Dunkel

00:07:01: als solchen verwenden und unmittelbar daraus die Käfer die Dunkel absammeln. Ansonsten habe ich zum

00:07:10: Beispiel, wenn wir den Mehlkäfer betrachten, eigentlich ähnlich wie das beschreibt bei

00:07:19: den Munik bin, eine endlose Möglichkeit des Zugangs zu den Käfern. Den kann ich den Mehlkäfer

00:07:27: relativ einfach auch im Klassenzimmer halten und an diesem Beispiel super schön auch die

00:07:33: Entwicklung des Käfers betrachten. Der Mehlkäfer lässt sehr zuglück, auch ganz einfache Tierfutter

00:07:39: mit der Laden kaufen, das ist natürlich auch sehr praktisch. Und das weitere schlägt

00:07:45: vor die morphologische Vielfalt der Käfer zu nutzen und biologische Arbeitsweisen zu trainieren,

00:07:50: da der Grundbauplan ein riesiges Potenzial für Angepasstheiten bietet. Von welchen Arbeitsweise

00:07:55: und vielleicht auch von welchen Themenfeldern für die Mehlkäfer einsetzen können sprechen,

00:07:58: wer hier denn? Wir haben leider nur 20 Minuten, ich versuche mich deswegen ein bisschen zu

00:08:05: begrenzen. Also was wir in unserem Themenheft versucht haben, ist diese Morphologie anhand

00:08:13: der unterschiedlichen Lebensräume und Strukturfunktionszusammenhänge zu erarbeiten. Nehmen

00:08:23: wir daraus mal zum Beispiel im Wasser lebende Insekten oder am Wasser lebende Insekten,

00:08:30: dann können wir allein schon in diesem Lebensraum zum Beispiel, denken wir an die, die am Gewässer

00:08:37: rankleben, im Substrat leben, im Sand leben, im Boden leben, müssen bei gleichem Grundbauplan

00:08:44: mit anderen Voraussetzungen umgehen. Nämlich muss irgendwie durch dieses Substrat durchkommen.

00:08:48: Ich brauche einen Körper, der im Idealfall zwischen Hohlräume, im Gestein, im Kies, im

00:08:57: Sand ganz gut durchkommt. Und zugleich habe ich, wenn ich einen Schritt weitergehe, ins

00:09:01: Wasser die Angepasstheiten der Gliedmaßel und der Körperform an die schwimmende Fortbewegung

00:09:08: und eben die Variation über zum Beispiel die Haare an den Tars und Hinterbeinen, um eben

00:09:16: gut voranzukommen und die Oberfläche entsprechend schon größer zu haben. Sogleich, wenn ich

00:09:21: jetzt dieses Wasser herausnehme, stellt sich ja sehr schnell auch die Frage, wie kommt denn

00:09:26: eigentlich ein solches im Wasser lebendes Insekt, im Wasser lebender Käfer zu seinem Sauerstoff?

00:09:33: Und da haben wir ausgehend vom Grundbauplan ja die Trachinsysteme, um eben Sauerstoff an die

00:09:40: Zellen zu bringen. Wir haben keine Klimen, keine Oberflächen vor Größerung, das heißt also

00:09:47: hier müssen Käfer mit anderen Strategien umgehen, wie sie Wasser mitnehmen. Und da kann man ganz

00:09:53: wunderbar auch am Lebensalltag anknüpfen bei dieser Beobachtung, nämlich gucken wir uns das

00:10:00: Trimagische Turnier bei Harry Potter an zum Beispiel. Dann gibt es eben Lösungen, die dort

00:10:05: getroffen werden, also praktisch mit so einer Luftblase um den Kopf oder beispielsweise der

00:10:10: Möglichkeit dann doch Sauerstoff aus dem Wasser zu bekommen. Schon ganz gute Ansatzpunkte, die

00:10:19: wir wieder bei Käfern finden und dort eben aus diesem Kontext Beobachten, Beschreiben und in ihrer

00:10:28: Funktionsweise erläutern können. Strategie ist beispielsweise ich kann Luft unter die Deckelflügel

00:10:34: packen, wie es manche Käfer machen. Ich kann Luft sozusagen über feine Herrchen an der

00:10:40: Unterseite des Körpers festhalten oder ich kann versuchen Luft über Diffusion sozusagen in

00:10:52: den Luftspeicher, also Sauerstoff über Diffusion in den Luftspeicher, der unter Wasser mitgenommen

00:10:56: wird mit zu bringen und wo es dann gar nicht mehr auftauchen. Ähnliches Funktionsprinzip wie

00:11:01: bei den Kiemen nur eben ohne die strukturelle Angepasstheit bei den Kiemen. Wir befinden uns

00:11:07: jetzt im Wasser um einige Beispiele zu nennen. Gleichermaßen können wir zum Beispiel morphologische

00:11:14: Angepasstheiten an den Lebensraum beziehungsweise die Lebenszeit zu beschreiben. Wenn wir zum

00:11:23: Beispiel noch an die Angepasstheiten an den Lebensraumpulz denken, Käfer die sozusagen ganz

00:11:33: eng verbunden sind mit Mikroorganismen und Pilzen für die Reproduktion und den Wachstum

00:11:42: der Laffe, also den sogenannten Ambrosia-Pilzen, die über deren Sporen über die Oberflächen des

00:11:51: Käfers im Holz verteilt werden, dort das Holz zersetzen und wiederum von den Käfer laufen als

00:11:56: Nahrungsquelle genutzt werden. Dafür braucht spezifische, morphologische Angepasstheiten und

00:12:07: diese Angepasstheiten kann man in vielfältiger Weise entdecken und vor allem auch in eine größere

00:12:12: ökologische Welt.

00:12:13: Beziehung setzen. Also was gerade bei den Käfern deutlich besser funktioniert, als bei anderen

00:12:18: Insekten, weil eben auch diese ökologischen Wechselbeziehungen in hohem Nase vielfältig sind.

00:12:26: Ja, ich denke, das waren jetzt ganz viele schöne Beispiele dafür, dass man den Käfer über alle

00:12:32: Themenbereichen stufenrinn weg als Beispiel einsetzen kann und nicht nur in der Einheit für

00:12:37: die Wirbelnosen und dass man damit sehr viel verschiedene Phänomene illustrieren kann, auch

00:12:42: vielleicht wo man gar nicht zuerst der Käfer denken würde. Du schreibst dann auch weiterhin, dass

00:12:47: dabei auch eine mehrperspektivische Auseinandersetzung wichtig ist, denn zum Beispiel die Käferler

00:12:52: laufen können sowohl als Nützliche wie auch als Schädlinge bewertet werden. Hast du ein Beispiel

00:12:58: für einen solchen Fall? Was waren für die Bedeutung der Auseinandersetzung mit diesem Fall?

00:13:03: Also da würde ich mit letzteren ganz gerne anfangen, nämlich der Bedeutung der Auseinandersetzung.

00:13:08: Unsere Herausforderung in Bildungsprozessen generell und im spezifischen in der Biologie durfte

00:13:16: mit Blick auf unsere Zukunft ganz besonders davon abhängen, ob wir es schaffen, diese

00:13:22: Blickweise von richtig und falsch, Nützlingen und Schädlingen, diese Dichotomie aufzulösen und

00:13:31: uns immer auf unterschiedliche Perspektiven auch einzulassen. Und das kann man sehr froh

00:13:36: beispielsweise an den Käfernarfen erarbeiten, weil wir ganz klar sagen müssen, es kommt natürlich

00:13:42: drauf an, ob ich einen solchen Käfer, eine solche Käfernarfe als Nützling oder Schädling bewerte.

00:13:48: Nämlich die Perspektive der ökologischen Wechselbeziehung, dann machen Speckkäfer absolut Sinn,

00:13:56: weil ohne die Speckkäfer und die anderen Käfer larven, vor allem die, bei der beim Abbau

00:14:06: totertierischer Substanz beteiligt sind, hätten wir gravieren, gravieren das Problem, nämlich es

00:14:14: würde unter Umständen deutlich länger dauern, bis totes tierisches Material zersetzt und wieder

00:14:19: in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt wird. Also an dieser Stelle macht die Laufe absolut Sinn.

00:14:27: Es ist natürlich blöd, wenn die Auswirkungen für den Menschen bei der gleichen Laufe der

00:14:35: Gestalt aussehen, dass diese Laufe an den menschlichen Nahrungsvorräten, was für die

00:14:41: Laufe ja kein Unterdritt ist zu totem tierischen Material, sich verdingt und damit eben für den

00:14:46: Verdarkt von Lebensmitteln sorgt, wäre eine Perspektive. Die andere Perspektive auch

00:14:54: zwischen Nützling und Schädlingen steckt wieder in einer ökologischen Wechselbeziehung,

00:14:58: beziehungsweise auch im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Wenn wir zum Beispiel unsere

00:15:07: ertragreichen Futterpflanzen, Getreidpflanzen, Lebensmittelpflanzen betrachten, dann entwickeln

00:15:14: wir natürlich auch eine gewisse Anfältigkeit für eben sogenannte Schädlinge. Denken wir an den

00:15:20: Drahtwurm, den sogenannten, also die Laufe des Schnellkäfers. Der breitet sich insbesondere dann gut

00:15:27: aus, wenn ich in Monokulturen, wie gesagt, ertragsorientierte Arten anbaue und damit natürlich

00:15:36: auch diese Perspektive des Schädlings und die Problematik eine eindeutig Menschgemachte ist.

00:15:43: Ich denke, das ist noch eine gute Überleitung in die nächste These, also dass Sie jetzt eine

00:15:48: Vorstellung in die Schülerin mitbringen, diese Vorstellung, es gibt gute Tiere, böse Tiere,

00:15:52: du schreibst gerade solche Alltagsvorstellungen zu Käfern, kann man auch für kollskriptive

00:15:56: Lernanlässe nutzen. Welche anderen Vorstellungen bringen Schülerinnen denn noch mit?

00:16:01: Wenn wir über Alltagsvorstellungen zu Käfern sprechen, dann finden wir vielfältige Ansatzpunkte

00:16:09: und Themen, die sich auf die Entwicklung, auf die Ernährung und natürlich, also auf deren

00:16:16: Ernährung und natürlich auch auf ökologische Wechselbeziehungen beziehen. Nehmen wir mal

00:16:23: zunächst mal die Frage, nehmen die Lernenden, dass Entwicklungsstadium, Larvenstadium tatsächlich

00:16:35: war oder sind für die Kinder Käfer hauptsächlich Käfer? Also wir müssen an dieser Stelle

00:16:42: ganz klar auch unterscheiden zwischen solchen Käfern, die den Großteil ihrer Lebensspanne

00:16:48: als Larve verbringen, gerade hier wieder Maikäfer oder Rosenkäfer. Und der Tatsache, dass

00:16:54: das adulte Insekt, das Imago, häufig ausschließlich für die Reproduktion vorgesehen ist und

00:17:01: wesentliche Organsysteme wie zum Beispiel das Verdauungssystem praktisch reduziert sind.

00:17:07: Heißt also, hier hätten wir eine Auseinandersetzung damit, dass bei Insekten die Lebensphasen

00:17:14: nicht immer vorwiegend im adulten Imago Stadion sind. Da kann man auch von den Käfern zum

00:17:20: Beispiel zu den Steinfliegen oder den im Wasser lebenden Larven, die häufig auch als ökologische

00:17:30: Zeigerorganismen für die Wasserqualität hergenommen. Zweite große Alltagsvorstellung,

00:17:39: die du praktisch angebracht hast, ist eben tatsächlich die Frage, was lebt in der Erde,

00:17:49: wird als Wurm bezeichnet. Denken wir gerade wie vorher erwähnt den Drahtwurm oder der

00:17:56: Engerling wird gerne auch als Wurm angesehen. Auch hier können wir unter Umständen zu einem

00:18:01: kognitiven Konflikt führen und die Unterschiede zwischen den tatsächlichen, zum Beispiel Ringelwürmern

00:18:07: im kontrastierenden Verfahren führen und dann für die Heranwachsenden oder die Landenden

00:18:16: ganz deutlich machen, ein Wurm ist eben nichts, was Beine oder Beinansätze hat, sondern Wurm ist

00:18:22: ein Wurm. Und die dritte Frage der Alltagsvorstellung, du hattest vor die Bienen angesprochen, die sehr

00:18:33: häufig als wesentliche Bestäuber unserer Insekten bestäubenden Pflanzen angesehen werden. Auch hier

00:18:41: kann man deutlich machen, dass es mindestens genauso viele Pflanzen gibt, die insbesondere vorwiegend

00:18:47: von Käfern und jetzt zum Beispiel Schwebschligen und anderen Insekten bestäubt werden und eben nicht

00:18:51: von Bienen. Dafür kann man zum Beispiel die große Gruppe der Apiazee, also der deuten Blütengewächse,

00:18:58: zum Beispiel nennen. Ja, nur drei Beispiele. Ja, aber auch sehr umfassende Beispiele. Ich glaube auch

00:19:05: gerade diese Wurmvorstellung ist so als der größte Blütengewächs der deutschen Sprache, wo es

00:19:10: nochmal der Mehlwurm auch ist. Ja, richtig. Es ist natürlich auch etwas schöner und immer

00:19:14: unglaublich, dass der Mehlwurm trotz des Namens tatsächlich kein Wurm ist. Er vielleicht auch die

00:19:20: Anekdote, wenn wir über die Entomophagie sprechen, also über das Essen von Insekten produzierten oder

00:19:33: aus Insekten produzierten Lebensmitteln, findet man auf vielen Karten von Burger anbietern Hettings,

00:19:42: also diese vermeintliche Fleischanlage aus Buffalo Worm. So ist die Bezeichnung und es hört sich

00:19:49: eigentlich ganz gut an. Buffalo Worm, das ist nahe am Fleisch dran. Würde man von der Larve des

00:19:55: Mehlschimmelkäfers sprechen, wäre vermutlich der kulinadische Genuss deutlich geringer.

00:20:03: Das klingt nicht ganz so einladend. Und dann noch zum letzten Punkt, dass du noch vorschlägst, ein

00:20:11: Käfergarten anzulegen und die zu struktureller Vielfalt zu gestalten, damit die Schüler*innen

00:20:17: auch zur biologischen Vielfalt das ganze Beitrag. Das klingt jetzt zuerst mal nach ziemlich viel

00:20:22: Zeitaufwand und an Zeit fehlt es an Schulen ja immer. Wie viel Arbeit macht denn so ein Käfergarten

00:20:27: tatsächlich und wieso lohnt es sich diese zu investieren? Also wir verwenden die Käfer an

00:20:34: dieser Stelle ja tatsächlich als sogenannte Schlüsselart, weil wir über dieses Schlüsselart-Konzept

00:20:39: ganz gut erreichen können, aufzuzeigen, dass auch kleinste Organismen gemessen an ihre Biomasse

00:20:46: einen sehr hohen Einfluss auf die Gestaltung eines Ökosystems haben. Und um dies auch ein

00:20:54: Stück weit nachvollziehen zu können, bieten sich eben struktur vielfältige Käfergärten wunderbar

00:21:00: an, weil nämlich, wenn wir jetzt zum Beispiel über den Abbau von organischer Substanz denken,

00:21:08: wir mit einem Kompost schon wunderbar erlebbar machen, wie das Leben einerseits die angesprochenen

00:21:15: echten Würmer im Kompost sichtbar machen, aber in genauso großer Menge die Larven zum Beispiel

00:21:22: des Rosenkäfers, die auch maßgeblich am Abbau der organischen Substanz beteiligt sind. Das heißt,

00:21:29: also Aufwand für die Schule bedeutet, ich brauche einen Kompost zum Beispiel. Dann brauche ich

00:21:34: Struktur, in denen wir Rückzugsräume für die Käfer laseln und für die adulten Käfer finden,

00:21:40: sprich der Aufwand ist eigentlich ziemlich gering, weil die Herausforderung ist,

00:21:45: für einen käferfreudlichen Garten einfach mal an vielen Ecken nichts zu tun. Heißt also,

00:21:50: ich brauche eine Ecke, an der Holzschnitt liegen gelassen wird, um eben auch vielleicht auch

00:22:00: ein bisschen größeres Totholz, welches von den Käfern verwendet werden kann. Ich brauche

00:22:05: vielleicht einen offenen Bereich, in dem die Laufkäfer, also einen struktur vielfältigen

00:22:11: offenen Bereich, in dem ich Steine niedrigen Bewuchs habe, in dem die Laufkäfer auf Jagd gehen

00:22:18: können. Und im Ideastahl brauche ich vielleicht so was wie ein feuchtes Biotorb, was eben auch

00:22:26: seit den 70er Jahren eigentlich an vielen Schulen schon zu finden ist, um eben auch zum Beispiel

00:22:31: Wasserkäfern in den Lebensraum zu bieten. Also in Prämisse für den käferfreundlichen Garten

00:22:36: ist tatsächlich, mach so wenig wie möglich und schau, dass du keinen, wie nennen wir es,

00:22:42: englischen Rasen hast. Und wenn man dann noch ein bisschen Zeit investiert für solche Flächen,

00:22:48: die neben Käfern zum Beispiel auch von den Bodenbrüten den Windbienen genutzt werden können,

00:22:55: dann hat man in so einem Schulgelände schon wirklich viel erreicht. Und das, was ich gerade

00:23:02: beschreibe, dürfte sich in den Ecken, wenn es nicht gerade wirklich eine zubetonierte Innenstadtschule

00:23:10: ist, dürfte sich auf den Schulgeländen eigentlich realisieren lassen. Und wenn ich wirklich den

00:23:16: Fall habe, ein solches zubetoniertes Schulgelände zu haben, dann kann man auch überlegen, ob

00:23:22: ich nicht mit einzelnen Insellösungen zumindest mal Brot- und Nist-Möglichkeiten biete, die

00:23:28: von Käfern aber eben wie gesagt auch von anderen Insekten eingegangen werden können.

00:23:33: Parke, vielen Dank für diese Anträge, wie man auch den Garten direkt praktisch umsetzen kann.

00:23:40: Käfer ist natürlich ein Thema, mit dem ihr vielleicht noch nicht so oft in Kontakt gekommen

00:23:45: seid, gerade auch im Studium. Aber wenn ihr Ideen sucht, wie ihr Käfer in den Unterricht

00:23:52: einbauen könnt, bietet das Themenheft zahlreiche Anregungen dafür, die es sich lohnt, einmal

00:23:59: durchzulesen und vielleicht auch direkt umzusetzen. Dann danke dir, Steffl, für das anregende Gespräch.

00:24:06: Schön, dass du heute hier warst. Vielen Dank dir. Das hat mir Freude gemacht, über Käfer zu plodern.

00:24:12: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag.

00:24:21: Wir bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.

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