Biologie: Tanzen, kämpfen oder lieber gleich klonen?
Shownotes
Ob sexuell oder asexuell, mit Balz oder überfallartig, mehrfach oder einmalig – die Fortpflanzung im Tierreich lässt uns immer wieder stauen. In dieser Podcast-Folge stellen wir dir spannende Fortpflanzungsverhalten aus dem Tierreich vor und erklären dir, wie du diese zur Wissensvermittlung im Biologieunterricht nutzen kannst.
Unsere Top-Tipps für deinen Unterricht:
Zeige deinen Schüler:innen, dass sich Biodiversität auch in vielfältigen Fortpflanzungsverhalten widerspiegelt.
Mache deutlich: Geschlechtliche Vermehrung schafft Variabilität und ist somit notwendige Voraussetzung für evolutionäre Prozesse.
Sensibilisiere deine Schüler:innen für die Gefahr, tierisches Verhalten aus menschlicher Sicht zu interpretieren.
Nutze Beispiele aus dem Tierreich, um den Schüler:innen sensible gesellschaftliche Themen, wie Homosexualität und Zwittrigkeit, näherzubringen.
Lass deine Lernenden erkennen, dass Wissenschaft ein Prozess ist, bei dem alte Gewissheiten durch neue Erkenntnisse verfeinert oder überholt werden können.
Mehr dazu erfährst du in der Ausgabe 42 "Fortpflanzung im Tierreich" von Biologie 5-10 erschienen im Friedrich Verlag.
Im Podcast hörst du Moderator Christian Kressmann im Gespräch mit Dr. Thomas Gerl (Lehrer, Autor, Herausgeber)
Transkript anzeigen
00:00:00: Einfach unterrichten, der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich-Verlag. Wir bringen
00:00:09: innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt. Herzlich willkommen beim Podcast Einfach
00:00:16: Unterrichten vom Friedrich-Verlag. In jeder Folge bringen wir den neuesten Stand der Fachdilaktik
00:00:21: in fünf Thesen auf den Punkt und heute geht es um Fortpflanzung im Tierreich. Mein Name ist
00:00:26: Christian und ich habe die Ehre mit den Menschen hinter den Unterrichtsideen des Friedrich-Verlags
00:00:31: sprechen zu dürfen. Heute ist mein Gast Thomas Gerl. Thomas ist Chemie- und Bioläre am Chiemsee.
00:00:37: Das hört man vielleicht auch gleich beim Akzent, ganz leicht, aber unfassbar charmant. 2014 hat er
00:00:42: den deutschen Lehrerpreis gewonnen und ist ein Fan der Autobiologie, hat er mir verraten. Also eher,
00:00:47: was kann das Tier oder die Pflanze statt aus welchen Molekülen besteht es. Außerdem ist er
00:00:52: natürlich Herausgeber beim Friedrich-Verlag und hat gerade bei Biologie 5 bis 10 eine Ausgabe zum
00:00:57: Thema Fortpflanzung im Tierreich veröffentlicht. Wir sprechen also darüber wie man dieses Thema
00:01:03: sinnvoll im eigenen Unterricht thematisieren kann und was es dabei zu beachten gilt. Thomas,
00:01:09: schön, dass du da bist. Ja, ich freue mich, dass ich auch dabei sein darf. Was würdest du denn von dir
00:01:14: selbst erzählen, was ich jetzt hier unterschlagen habe? Ja, ich glaube die Vorstellung war schon ziemlich
00:01:19: gut, auch ziemlich schmalchelhaft, ich würde vielleicht noch ergänzen. Also ich bin ein Fan der
00:01:23: Autobiologie und habe auch so ein bisschen Missions dran. Ich möchte es gerne an die Kinder
00:01:27: weitergeben und deswegen haben wir das BISA-Projekt erfunden. BISA steht für Biodiversität im
00:01:32: Schulalltag und da gibt es auch Homepage www.bisa100.de und da kann man dann üben, üben, üben und Tiere
00:01:39: und Pflanzen der Heimat kennenlernen. Großartig, dann können wir jetzt den theoretischen Überbau
00:01:44: so ein bisschen bauen, damit man das auch versteht, was dann da passiert. Ich vermute,
00:01:48: ob sexuell oder asexuell, ob das mit Bals oder mit Überfall passiert im Tierreich,
00:01:54: ob das mehrfach oder einmalig passiert. Die Fortpflanzung lässt uns da immer wieder staunen
00:02:00: und darum sollte jetzt gehen in dieser Folge. Ich selbst habe bei der Vorbereitung der Folge an
00:02:06: meiner Erfahrung zu Tieren gedacht, wir haben eine Katze zu Hause oder hatten viele Katze zu Hause.
00:02:11: Ich habe damals irgendwann erfahren, dass es homosexuelle Pinguine gibt und da ist mir die
00:02:18: Kindlade runtergeklappt, weil ich nicht dachte, dass das ein Thema ist und ich glaube, das ist
00:02:24: eine schöne Beschreibung von dem, was möglich ist, wenn man sich diesem Thema widmet, nämlich,
00:02:28: dass man mit alten Glaubenssätzen aufbrechen kann. Bevor wir jetzt hier gleich einsteigen,
00:02:32: in diese Thesen, will ich sie nochmal kurz benennen, damit du ihr als liebe Hörer und Hörerin ein
00:02:38: Überblick habt, worum es jetzt eigentlich geht, und wir werden uns dann auf die Erste der fünf
00:02:43: vertiefen. Wenn man sich diese Thema angucken möchte, dann kann man es in fünf Punkten machen.
00:02:49: Die erste These dazu ist, dass es ganz wichtig ist, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen,
00:02:54: dass sich Biodiversität auch in vielfältiger Fortpflanzungsverhalten der Tiere widerspiegeln
00:03:01: kann. Dann zweitens deutlich machen, dass geschlechtliche Vermehrung Variabilität schafft und somit
00:03:09: notwendige Voraussetzungen für evolutionäre Prozesse ist. Der dritte Punkt ist, dass es notwendig
00:03:17: ist, die Schülerinnen und Schüler für die Gefahr zu sensibilisieren, tierisches Verhalten aus
00:03:24: menschlicher Sicht zu interpretieren. Viertens, es ist notwendig, Beispiele aus dem Tierrecht zu
00:03:30: nutzen, um den Schülerinnen und Schülern sensibler gesellschaftliche Themen wie eben diese Homosexualität
00:03:36: von den Pinguinen zum Beispiel und Zwitterigkeit näher zu bringen. Und fünftens ist vermutlich auch
00:03:41: auf andere Wissenschaften übertragbar, aber gerade hier auch relevant, nämlich, dass man den
00:03:46: lernenden Mitteilen darf, dass Wissenschaft ein Prozess ist und bei all den Gewissheiten sich
00:03:54: auch neue Erkenntnisse mal unterschummeln dürfen und es auch ganz normal ist, dass es halt ein
00:04:00: lebendiger Prozess ist. Und wir werden uns jetzt vor allem um das Thema Biodiversität kümmern
00:04:05: und vielfältige Fortpflanzungsverhalten mal unter die Lupe nehmen. Thomas, vielfältige Fortpflanzungsverhalten
00:04:15: machen wir eine Aussage dazu, was hat's damit auf sich? Ja, also ich mein Fortpflanzungsverhalten ist
00:04:21: natürlich immer spannend. Also rein vom Menschen weg gedacht ist auch bei Menschen spannend, aber
00:04:26: wenn man ins Tierreich guckt, dann kommt ein menschlicher Fortpflanzungsverhalten also extrem
00:04:31: langweilig, möchte ich sagen, vor. Also wir sind eigentlich, ja, wir sind nicht sehr besonders
00:04:37: variabel. Wir sind eigentlich im Vergleich zu Eichhörnchen, die Keuschheitsgürtel haben zu
00:04:43: Stockenten, die mit Korkenzieher Penissen verhindern, dass andere Männchen ihre Weibchen begarten und und
00:04:50: und und und, das sind wir eigentlich vergleichsweise langweilig dagegen, finde ich. Keuschheitsgürtel
00:04:56: beim Eichhörnchen. Entschuldige, meine bäuerliche Art, gerade aber echt jetzt? Ja, ja, genau. Also ich
00:05:04: mein, es gibt öfters, wenn so ein Tier sich fortpflanzt, dann muss man natürlich gucken aus
00:05:09: männlicher Sicht, dass nicht ein anderes Männchen das Weibchen begattet und bei Eichhörnchen zum
00:05:15: Beispiel so, dass die eine Substanz in die scheidet, also von dem weiblichen Tier abgeben,
00:05:21: dass die dann verstopft und praktischer Keuschheitsgürtel eigentlich ist. Wie wird es dann wieder
00:05:27: gelöst? Ja, das wird gar nicht gelöst, das bleibt dann so lang, also da bis eben die Weibchen nicht
00:05:33: mehr in ihrem sozusagen in ihrer fruchtbaren Phase sind und Meiko dann heißt ja, die Befruchtung
00:05:38: hoffentlich der Eizellen schon erfolgt und dann, ja, dann entwickeln sie das, aber das geht da
00:05:43: noch weiter. Also es gibt sowas wie also Geschlechtsunterschiede, das ist ja klar, Männer und
00:05:48: Frauen sehen unterschiedlich aus, aber mei menschliche Männer und menschliche Frauen sehen
00:05:53: eigentlich nur ein bisschen unterschiedlich aus. Es gibt Tiere, wo es sozusagen in Zwergmännchen
00:06:00: gibt, die irgendwie nur 1.000 so groß sind wie die Weibchen, bei Anglerfischen verschmelzen,
00:06:06: die mit dem Weibchen und und und und, die Pfauhe und die Weibchen, die Pfauhehne und die Pfauhehnen
00:06:14: total unterschiedlich, die Männer tragen so ein schweres Rat hin, dass sich ja all das ist
00:06:19: eigentlich so im Lauf der Evolution entstanden, nicht einmal die Geschlechter sind irgendwie
00:06:23: festgelegt, also wir haben auch ein Unterrichtsbeitrag dabei, wo man sehen kann, dass anders als bei
00:06:29: uns Menschen, wir haben ja XX beziehungsweise XY-Kromosomen, bei Schildkröten kommt es auf die
00:06:35: Temperatur an, wo die ausgebrötet werden, ob die Männchen oder Weibchen sind und wenn man diese
00:06:40: Reihe da durchspielt, dann, wow, dann ist einfach die Tierwelt schon richtig richtig variabel und
00:06:48: wir kommen mit unserem Sexualverhalten ein bisschen langweilig daher. Jetzt kann man ja auch sagen,
00:06:53: na gut, wir sind ja nicht ganz so langweilig, wir haben ja auch Homosexualität als ein Aspekt der
00:06:59: Fortpflanzung, der hoffentlich halt sobald kein Tabuthema mehr ist in unserer Gesellschaft, was es
00:07:05: auch bei Tieren gibt. Das war für mich zumindest ein Punkt, wo ich wirklich gestaunt habe, weil gut,
00:07:10: ich musste gestehen, ich habe Biologie in der 10. Klasse abgewählt, ich musste, weil ich durfte
00:07:13: nicht alle an Schusenschaften nehmen. Ja, ich weiß, ich war Chemie und Physik war meine
00:07:18: Fricherheit in der Schule, aber inwiefern ist es eine Funktion in der Fortpflanzung im Tierreich
00:07:26: Homosexualität, weil in meiner Welt dient es jetzt nicht wirklich der Arterhaltung oder dem,
00:07:31: aber es scheint eine Funktion zu haben. Ja, also zunächst einmal, darwin mäßig klingt es jetzt
00:07:36: ganz komisch, weil man muss ja die eigenen Gene in die nächste Generation bringen und ich mein,
00:07:40: wenn homosexuelle Trauerschwähne, das ist übrigens am häufigsten, wenn die jetzt sozusagen sich
00:07:47: miteinander paaren, dann erzeugen die natürlich logischerweise keine Kinder, aber und jetzt kommt
00:07:52: wieder der Clou an, das Sache, homosexuelle Trauerschwähne oder auch Pinguine können Kinder, Küken
00:07:58: adoptieren. Und dann haben die sogar einen größeren Erfolg als die heterosexuellen Pärchen, weil die
00:08:06: zwei Erpel, also die zwei Männchen, nennlichen Vögel, so ein kleines Stück weit größer sind und
00:08:11: ein größeres Territorium verteidigen können und damit dem adoptierten Nachwuchs mehr Kinder
00:08:16: bringen können und und und. Aber wie gesagt, das ist total krass, was die Tierwelt zu bieten hat,
00:08:22: auch im Punkt der Homosexualität, weil die Trauerschwähne, die können wechseln. Also die
00:08:26: sind im einem Jahr gewissermaßen homosexuell, finden einen männlichen Partner, nächstes Jahr
00:08:31: einen weiblichen Partner, ganz normal und dann wieder zurück. Also das ist kunderbund, sehr
00:08:38: regenbogenmäßig. Ich meine, das ist die Steilvorlage dafür, das auf unsere eigene sexuelle Wahrnehmung
00:08:47: zu beziehen oder wie wir damit umgehen, weil das Thema ist vermutlich zur aktuellen Zeit längst,
00:08:54: längst in aller Munde, dass es halt nicht mehr diese klassische Rollenverteilung gibt, sondern
00:08:59: dass dieses Tabuthema halt enttabuisiert wird. Ja genau, also da muss man jetzt ein bisschen aufpassen,
00:09:05: dass man nicht, das ist ja auch die dritte These, dass man jetzt nicht zu sehr von den
00:09:08: Tieren auf die Menschen schließt. Das ist in der Verhaltensbiologie immer schwierig und
00:09:13: jetzt gerade bei so sensiblen Themen natürlich ganz besonders, aber es gibt es halt auch in der
00:09:18: Tierwelt, dass es sozusagen geschleichgeschlechtliche Partnerschaften gibt. Es gibt sogar sowas wie
00:09:22: Transsexualität, sogar bei einheimischen Vögeln. Also es gibt nämlich Kampfläufer, da haben wir
00:09:29: auch eine Karte dazu geschrieben, für die das interessiert, die Kampfläufer, die können entweder
00:09:35: sehen wie Männchen, mit sehr viel Kragen oder es gibt männliche Kampfläufer, die sehen aus wie
00:09:41: Weibchen und die würden jetzt praktisch sozusagen von den Weibchen auch als Partner akzeptiert und
00:09:50: von den konkurrierenden Männchen, wo als so große Federkronen haben und sich gegenseitig bekämpfen,
00:09:57: quasi in Ruhe gelassen, die werden jetzt nicht von den Ballsplätzen verdrieben und deswegen können
00:10:02: sich die Kampfläufer Männchen, die wie Weibchen aussehen, mit den Weibchen auch paaren, weil die
00:10:09: im Netz verdrieben werden. Die werden sozusagen übersehen, in Anführungszeichen von den Alpha,
00:10:13: also von den Ballzen, den Hähnen und der KampfArena und deswegen, also wie gesagt, im Tierreich,
00:10:19: ich trau mich nicht, alles, was man sich vorstellen kann, wird's irgendwo geben, wenn man lang genug sucht.
00:10:24: Umso spannender ist für mich die Frage, wie kann man denn dieses große Thema geschickt,
00:10:29: elegant irgendwie in den Unterricht einbauen oder einführen? Gibt es da irgendwelche geheimen
00:10:34: Tricks, die du vielleicht verraten kannst oder? Also der große Vorteil bei diesem ganzen Fortpflanzungs
00:10:41: Verhalten ist, da ist die Lehrer würden jetzt sagen die intrinsische Motivation, also das,
00:10:47: wo sie selber Lust drauf haben, die Schülerinnen und Schüler, einfach per See hoch, weil in allen
00:10:52: Jahrgangsstufen, also ich würde jetzt einmal sagen, von Hubertät, bis ich 99 Jahre bin,
00:10:59: unterhalte ich mich wahnsinnig gern, was es so geben könnte an Sexualverhalten und das ist bei
00:11:05: Schülern ehrlich gesagt nicht anders, das ist viel schwieriger, wenn ich denen, keine Ahnung,
00:11:09: irgendwie Fotosynthese oder sowas beibringen will, das liegt ihnen ferner, wie wenn man halt
00:11:14: drüber reden kann, dass es homosexuelle Trauerschwäne gibt. Also das ist einfach von der intrinsischen
00:11:19: Motivation her einfach ein aufgelegtes Thema, wo viele Lehrkräfte dann auch mal, so mal mal die
00:11:27: etwas schwierigeren oder motivationsmäßig nicht ganz so weit oben angesetzten Themen überbrücken
00:11:33: können und ich denke einfach, man muss ja den Schülern, es gibt einfach Themen, die sind für
00:11:38: die Spannenden oder gibt es weniger Spannende und ich muss halt ein bisschen abwechseln und
00:11:41: Fortpflanzung ist sicher was, wovon Haus aus eher Spannendes. Gerade wenn man im Hinterkopf hat,
00:11:46: dass der Testaronspiegel bei Männern in der Pubertät dann doch am größten ist und damit
00:11:53: auch die entsprechenden biologischen Triebe. Gibt es denn irgendwelche Fallstricke, auf die man
00:11:58: aufpassen sollte, wenn man dieses Thema irgendwie in den Unterricht einbaut? Also ich finde ein
00:12:03: großer Fallstricke ist jetzt das, was wir schon mal ganz kurz angesprochen haben, dass man zu sehr
00:12:08: vom Menschen her wegdenkt. Also ich nehme mal ein Beispiel, das ist auch in dem neuen Heft beschrieben,
00:12:14: es gibt Fortpflanzungsstrategien und Bettwanzen zum Beispiel, die ist jetzt aus menschlicher Sicht,
00:12:22: kann man da einfach nur mit dem Kopf schütteln und sagen, um Gottes Willen Vergewaltigung hoch,
00:12:26: drei, da die männlichen Bettwanzen, ja mal Begattungsorgan und umgehen jetzt quasi sogar die
00:12:34: weibliche Geschlechtsöffnung und bohren ihnen das Geschlechtsorgan, also in den Bauch rein und
00:12:40: entlassen die Spermien und das ist natürlich, also wenn man das jetzt aus menschlicher Sicht,
00:12:44: wenn ich das unterrichten würde oder wenn ich das unterrichte und meine Kinder das hören,
00:12:49: dann denken die natürlich erst einmal für sich selber, wie das jetzt für ihre eigene Sexualität
00:12:53: wäre und da ist es natürlich ja also unvorstellbar. Aber das ist halt jetzt der Fallstricke, dass man
00:13:00: eben den Kindern dabei bringt, also das sind jetzt keine Menschen, das sind Bettwanzen und für die
00:13:06: Bettwanzen ist das, was für uns jetzt undenkbar erscheint halt quasi der Normalfall und das ist,
00:13:14: glaube ich, finde ich, um auf die Frage zurückzukommen, Christia, das ist für mich, glaube ich, der größte
00:13:18: Fallstricke zu trennen zwischen das sind die Tiere und das sind die Menschen. Wenn du dann deine
00:13:25: eigene Unterrichtszeit zurück denkst, ist dir dein Beispiel vor allen Dingen im Kopf geblieben,
00:13:29: wo du sagst, boah, das ist mir gut gelungen oder um Gottes Willen, was habe ich dafür verzapft? Bitte
00:13:34: mach das nicht nach oder mach das nach, das wäre cool. Also ich finde ja, meinem Unterricht oder
00:13:40: eigentlich sollte in jedem Unterricht das Motto sein mutig einfach unterrichten und mal was ausprobieren
00:13:47: auch und wenn es scheitert, dann nicht den Kopf ins Sand stecken, sondern einfach das nächste Mal
00:13:53: besser scheitern, sag ich jetzt mal so. Also das ist nicht einfach nur zu sagen, ja ich mache jetzt
00:13:57: nur das, was im Schulbuch steht. Also ich denke, für mich persönlich ist halt immer spannend, wenn
00:14:01: ich da so einen neuen Inhalt mache. Also es gibt jetzt nochmal den Standard-Inhalt, wo vielleicht
00:14:06: irgendwie mit Entenvögeln oder so das durchspielt wird. Aber ich finde es immer ganz nett, wenn ich
00:14:11: dann irgendwie so die Gelegenheit kriege. Ich muss den selber recherchieren, deswegen gibt es ja
00:14:15: die Friedrich-Hefte, wenn mir da jemand irgendwie was zeigt, wie bei den Bedwanzen oder bei den Laubenvögeln,
00:14:23: das finde ich auch klasse, wo eben in Südostasien Vögel so extra Häuser bauen für ihre Weibchen.
00:14:30: Das finde ich schon irgendwie toll, wäre ich von selber jetzt nie draufgekommen und deswegen
00:14:34: da ist es schon gut, wenn man sich Inspiration holt von andern und die gerne natürlich auch
00:14:43: im Unterricht umsetzt. Das ist ja das Ziel von dem alle. Würdest du da auch vor allen Dingen
00:14:47: sehr exotische Tiere mal unterbringen? Alles zu seiner Zeit. Ich persönlich, also Thomas Gerl,
00:14:54: ich bin ein Fan der einheimischen Tierwelt. Also ich versuche möglichst alle diese Phänomene
00:14:58: immer mit einheimischen Tieren zu machen, weil mein Credo so ein kleines bisschen ist,
00:15:03: dass man eben so diese einheimischen Arten auch kennenlernen sollte. Also mein Geschlechtsdiemorphismus
00:15:09: zum Beispiel kann ich jetzt mit dem Pfau machen, ist klar, aber ich kann es ehrlich gesagt auch
00:15:13: mit der Stockente machen, die sehen auch total unterschiedlich aus und dann hat man eben
00:15:17: ein heimisches Tier. Aber ich kann da total verstehen, wenn man eben auf so exotischere Arten geht,
00:15:22: weil die so Laubenvogel, ich meine so was gibt es halt einfach bei uns in der einheimischen Tierwelt
00:15:28: nicht. Deswegen ist es schon auch cool, wenn man so ganz besonders tolle Beispiele von Fremden hat.
00:15:34: Deswegen habe ich da eigentlich fast keine Meinung. Ich würde, wenn es irgendwie geht, immer auf
00:15:38: einheimische setzen. Also ich als Thomas Gerl, aber ich finde schon auch, dass die fremdländischen,
00:15:44: exotischen Arten einfach ihren Reiz haben. Bevor du jetzt gleich das Abschlusswort hast,
00:15:49: würde ich mich noch freuen, falls es sowas gibt, ob du eine der überraschendsten Erkenntnisse
00:15:54: vielleicht, die die Wissenschaft gemacht hat in diesem Bereich mal kurz benennen könntest oder
00:15:59: irgendwas, was dir vor allen Dingen überraschend aufgefallen ist, wenn du jetzt nicht die aktuelle
00:16:04: Wissenschaft im Hinterkopf hast. Also zunächst mal ist man ja als Lehrkraft irgendwie auch so
00:16:10: ein studierter Mensch und hat ja so ein bisschen Wissenschaft mitgekriegt. Und dann weiß man ja,
00:16:14: dass sich Wissenschaft irgendwie schnell ändert. Und was heißt schnell, aber die neue Erkenntnis ist
00:16:20: der Feind der alten Erkenntnis. Und das ist halt einfach so. Und bei dieser geschlechtlichen
00:16:26: Fortpflanzung oder überhaupt bei der Fortpflanzung gibt es eben durch die genetischen Methoden,
00:16:32: die halt im Ende des 20. Jahrhunderts aufgekommen sind, ganz viele einfach neue Erkenntnisse.
00:16:37: Und also für mich persönlich, also nicht nur weil ich den Artikel dazu geschrieben habe, sondern
00:16:41: ich fand total spannend, dass die Geschlechter nicht so genetisch festgelegt sein müssen,
00:16:47: sondern dass das einfach auf Umweltbedingungen ankommt. Und je nachdem, wie es Wetter ist,
00:16:52: können wir mal mehr Männchen oder mal mehr Weibchen raus. Das finde ich schon irgendwie krass.
00:16:56: Und das finde ich eine tolle Experimente, wie die da gemacht haben. Kann man in der Schule
00:17:00: nicht nachmachen. Aber an einheimischen Tieren, also an der europäischen Sumpfschildgröte,
00:17:05: die sehr selten ist, kann man diese Erkenntnisse nutzen und halt man braucht eigentlich mehr
00:17:11: Weibchen. Das wäre gut, wenn man mehr Weibchen hätte. Und dann kann man eben die Eier, die
00:17:15: natürlicherweise gelegt werden, sammeln und unter den Bedingungen halt ausbrüten, dass
00:17:20: ich halt besonders viele Weibchen kriege, die dann wieder ausgewildert werden. Und das finde
00:17:24: ich schon klasse. Und da haben wir auch einen Beitrag dazu geschrieben, wie das wissenschaftlich
00:17:31: vor sich geht, um in den Kindern halt auch diesen Erkenntnisprozess ein bisschen zu zeigen. Das
00:17:35: finde ich gut. Gekauft. Wenn ich dir jetzt diese schwierige Frage stelle, wenn es nur eine Sache
00:17:41: gäbe, die der Hörer oder die Hörerin hier aus dieser Folge mitnehmen könnte. Vor allen
00:17:46: Dingen vielleicht auch, was praktisch umsetzbar ist. So ein Bonbon vielleicht. Was würdest
00:17:51: man dann sagen? Also ein Bonbon, der Folge oder was ich glaube ich mitnehmen würde, ist erstens
00:18:00: bei der Fortpflanzung im Tierreich gibt es mehr, als man erwarten würde. Nicht immer nur
00:18:07: beim Standard bleiben und neugierig sein. Was es da alles gibt, weil die Kinder sind auch neugierig.
00:18:12: Man kommt von selber relativ schwer drauf, weil man halt viel recherchieren muss. Deswegen kauft
00:18:20: es heftig vom Friedrich Verlag. Das ist jetzt Werbung. Also ich denke schon, jetzt mal unabhängig
00:18:27: vom Friedrich Verlag, dass man nicht immer alles selber rausfinden muss und so ein kleines bisschen
00:18:31: auch vertrauen kann, was andere machen. Man hat als Lehrer tatsächlich eh viel zu tun und dann
00:18:36: ist glaube ich nicht schlecht, wenn man so guckt, was andere so machen und dann für seinen Unterricht
00:18:41: anpasst. Und dann haben die Kinder was davon und was selber hat vielleicht auch was davon. Und
00:18:47: guckt zum Naturbeobachten mal wieder. Dankeschön. Ein wunderbares Schlusswort. Thomas,
00:18:51: Dankeschön, dass du da warst. Ich freue mich, dass ich dabei sein durfte. Vielen Dank.
00:18:55: Das war "Einfach Unterrichten", der Podcast von Friedrich Plus aus dem Friedrich Verlag. Wir
00:19:06: bringen innovativen Unterricht für Lehrkräfte auf den Punkt.
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